Kapitel 13 Teil 1

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„Anna?", rief eine Stimme leise und Anna erkannte Stevens Stimme. Sie öffnete ihre Augen und drehte sich um. Steven stand hinter ihr, er wirkte besorgt und Anna wurde bewusst, dass er immer um sie besorgt war.
„Hallo Steven.", grüsste Anna ihn, dabei stand sie auf und dehnte sich ein wenig. Steven beobachtete sie und Anna tat so als würde sie es nicht bemerken.
„Ich habe dir eine Flasche Wasser mitgebracht.", sagte Steven als sie mit dem Dehnen fertig war und überreichte ihr die Wasserflasche. Dankend nahm Anna die Flasche entgegen.
„Ist etwas nicht in Ordnung?", fragte sie ihn, nachdem sie ein paar Schlucke genommen hatte und sie den Pavillon verliess, Steven folgte ihr.
„Nein, wir haben dich nur beim Mittagessen vermisst.", antwortete Steven lächelnd, jedoch verschwand seine Sorge nicht aus seinen Augen. „Und da es bereits später Nachmittag ist, haben wir uns ein wenig Sorgen gemacht."
„Oh tut mir leid, ich wollte euch keine Sorgen bereiten.", entschuldigte sich Anna sogleich. „Ich wollte einfach nur nochmals meditieren und dabei völlig die Zeit vergessen. Tut mir wirklich leid."
„Du musst dich doch nicht entschuldigen, du kannst tun und lassen was du willst.", meinte Steven, während sie gemütlich Richtung Palast gingen, zeitgleich nahm Steven seine Zigarettenschachtel aus seiner Hose.
„Trotzdem... entschuldige."
Steven sah sie von der Seite an und lächelte sie an, diesmal erreichte es seine Augen, gleichzeitig zündete er sich eine Zigarette an. Er bot Anna ebenfalls eine an und Anna nahm dankend an. Anna blieb kurz stehen, um sich die Zigarette anzuzünden, dann schritten sie weiter.
„Ist bei dir alles in Ordnung?", fragte Steven als sie fast beim Palast waren, seine Stimme hatte wie immer einen besorgten Unterton.
„Na klar.", erwiderte Anna und zog an ihren Glimmstängel, wohlwissend dass sie nicht überzeugend war, aber das wollte sie auch nicht. Steven verstand die Botschaft, dass sie nicht darüber sprechen wollte.
Beim Palast angekommen, rauchten sie ihre Zigaretten fertig, unterdessen schoss Anna eine Frage durch den Kopf, welches sie sich bereits gestellt hatte, aber keine Antwort darauf wusste.
„Steven?", holte Anna ihn aus seinen Gedanken heraus, sie setzte sich an den kleinen Gartentisch, welcher der Aschenbecher lag. „Wie fühlt sich Liebe an?"
Steven, der sich gerade noch lässig an der Palastmauer gelehnt hatte, sah sie ungläubig an. Er brauchte einen Moment, bis er sich wieder gefangen hatte und sich neben ihr an den kleinen Tisch setzte.
„Kleines du weisst doch wie sich Liebe anfühlt.", antwortete Steven leise, nachdem Anna einen letzten Zug ihrer Zigarette genommen hatte, schüttelte sie den Kopf und er fuhr fort. „Natürlich weiss du das, denk an deine Eltern und deiner Schwester oder sogar an mich, falls ich für dich immer noch wie ein Bruder bin."
„Das bist du immer noch.", erwiderte Anna leicht lächelnd, wurde dann aber wieder ernst. „Ich meinte nicht diese Liebe."
„Oh...", war das Einzige was Steven vorerst perplex herausbrachte.
„Wie erkennt man Liebe? Wie fühlt sich Liebe an?", wollte Anna wissen und sah zu, wie sich Steven eine neue Zigarette nahm. Anna tat es ihm gleich. Steven zog an seiner Zigarette und schien nach den richtigen Worten zu suchen.
„Liebe fühlt sich für jeden anders an, aber es gibt einige wenige Punkte, dass jeder gleich empfindet.", begann Steven zu erklären, sein Blick war einfühlsam auf sie gerichtet. „Liebe ist, wenn man sich in der Gegenwart dieser Person sich entspannt und geborgen fühlt, als ob man zu Hause ankommt. Wenn du jemand liebst, vertraust du dieser Person, du kannst du selbst sein und sogar deine Schwächen zeigen, denn du weisst, dass dich die Person mit Verständnis, Trost und Unterstützung entgegenbringt. Du musst keine Lebenssituation alleine bewältigen, denn die Person ist für dich da. Der Wunsch nach Fürsorge ist füreinander da und manchmal versteht man sich ohne Worte. Du kennst die Person so gut, dass du bereits an der Körperhaltung bemerken wirst in welcher Stimmung die Person ist. Trotz all dem, wirst du dich manchmal mit der Person, der du liebst, streiten, nur um dann in grösserer Verbundenheit aus dem Meinungsunterschied zu kommen. Wenn du jemanden liebst, dann hast du das Bedürfnis mit dieser Person zusammen zu sein und den Alltag miteinander zu teilen."
Anna hörte ihm aufmerksam zu, währenddessen bemerkte sie, dass sie das meiste Kenshin gegenüber empfand. Dafür hatte sie gedacht, dass sie Adrian liebte. Jedoch wusste sie genau, dass sie Gefühle für Adrian hatte.
„Ist verliebt sein gleichdeutend wie Liebe?", fragte Anna nach und nahm einen Zug von ihrer Zigarette.
„Nein Anna, das ist nicht das gleiche.", erwiderte Steven leise. „Wenn man verliebt ist, dann scheint alles nur halb so schlimm zu sein, wie es ist, alles ist positiv. Man ist wie besessen von dieser Person und tut alles, um ihr zu gefallen. Wenn man in der Nähe dieser Person ist, hat man Kribbelgefühle im Bauch, das Herz klopf wie wild und man ist einfach nur die ganze Zeit glücklich. Verliebt sein kann sich in Liebe verwandeln, aber Liebe äussert sich in einer starken Bindung, die von tiefem Vertrauen und Nähe geprägt ist."
„Ich verstehe...", sagte Anna nach einer Minute der Stille. „Danke fürs erklären."
Sie lächelte Steven an und drückte ihre Zigarette im Aschenbecher aus. Sie hoffte er würde nicht nachhacken, wieso sie ihn gefragt hatte.
„Kein Problem.", meinte Steven, lächelte zurück und drückte seinen Glimmstängel ebenfalls aus. „Aber das Aufklärungsgespräch mache ich nicht mit dir."
Anna sah ihn entgeistert an.
„Das war ein Scherz Kleines.", sagte Steven sofort als er ihr Gesicht sah.
„Oh..."
Mehr sagte sie nicht und doch musste sie plötzlich grinsen. Steven grinste mit und stand auf.
„Komm gehen wir rein, es ist bald Zeit fürs Abendessen und du willst dich sicher noch frisch machen.", meinte er, immer noch mit einem leichten Grinsen auf den Lippen. Anna nickte und folgte ihm, während Steven in den Salon gingen, stieg Anna die Treppe hoch in ihre Suite.
Sie ging duschen, trocknete ihre Haare und zog dann eine blaue Jeans, ein einfaches weisses Tank- top und eine schwarze Shirt Jacke, dazu noch passende schwarze Pumps. Dabei dachte sie unentwegt an Stevens Worte wie sich Liebe anfühlt. Sie hatte das Ganze noch nicht eingeordnet, wusste noch nicht ob die Gefühle, die sie für Adrian wirklich Liebe war und wenn sie es waren, waren es die für Kenshin ganz sicher. In ihren Gedanken versunken stieg sie wieder die Treppe hinunter und ging ins Esszimmer. Es waren bereits alle da und warteten auf sie. Ihr Blick fiel automatisch zuerst auf Kenshin und sie lächelte ihn kurz an welches er erwiderte.
„Entschuldigt, dass ihr warten musstet.", entschuldigte sich Anna, während sie sich wie immer an Kenshins linke Seite setzte.
„Alles in Ordnung Anna. Wir haben uns erst gerade hingesetzt.", erwiderte Kenshin lächelnd und begann sich Essen auf seinen Teller zu schöpfen. Sie assen friedlich, die Tischgespräche waren einfach, niemand sprach über Annas baldige Abreise und Daichi wusste nichts davon. Anna meinte in Kenshins Augen Traurigkeit zu erkennen, doch sobald er sie ansah, lächelte er und Anna konnte nicht anders als das Lächeln zu erwidern.
Nach dem Essen gingen alle in den Salon, während Daichi noch in den Pferdestall gehen wollte, um dort beim Pferde füttern zu helfen. Anna setzte sich auf das Sofa, Rick setzte sich auf das gegenüber liegendem Sofa, während Steven und Kenshin zur Bar gingen. Anna bat um ein Glas Wasser, sie wollte kein Alkohol, umso verdutzter war sie als Steven ihr neben dem Wasser, trotzdem ein Glas Whisky brachte.
„Vielleicht willst du später doch einen Schluck nehmen.", meinte er leise und setzte sich dann neben Rick. Kenshin hatte auf einen der Sessel Platz genommen, was Anna ein wenig verwirrte, weil er sich sonst neben ihr setzte. Sie wusste sofort, dass ihr noch ein Gespräch blühte, welches sie lieber nicht führen wollte.
„Ich wollte euch noch informieren, wie die nächsten Tage ablaufen werden.", gab Kenshin an, nachdem er einen Schluck seines Whiskys genommen hatte. „Es ist bereits alles organisiert. Morgen nachmittags werde ich eine Pressekonferenz halten und dabei Annas Rettung öffentlich preisgeben. Vorher werden wir selbstverständlich deine Eltern anrufen Anna, damit sie diese Neuigkeiten zuerst erfahren. Sie werden dann so schnell wie möglich hergeflogen, sodass sie dann in drei Tagen hier sind."
Anna sah Kenshin entgeistert an, wie konnte bereits alles schon organisiert sein? Sie hatten doch erst heute vormittags darüber geredet. Sie blickte von Kenshin zu Steven, dann Rick und zurück zu Kenshin. Merkte er denn nicht, dass ihr dies alles zu schnell ging? Er wirkte wieder wie heute Morgen leicht distanziert, seine Gesichtszüge neutral und umgeben von einer autoritären Aura. Er war in seinem Kaisermodus.
„Dr. Johnson würde dich gerne noch einmal sehen, um ein Abschlussgespräch zu führen.", liess er sie weiterhin wissen.
„Du meinst, um mich noch einmal zu beurteilen, wie es um meine psychische Gesundheit steht!", unterbrach Anna ihn und konnte nicht verhindern, dass ihre Stimme eisig klang und sah ihn dabei in die Augen. Kenshin erwiderte ihren Blick, ohne eine Miene zu ziehen.
„Ja.", antwortete Kenshin, immer noch, ohne eine Miene zu ziehen. „Es wäre gut einen Endbericht davon zu haben. Ich hoffe es ist für dich in Ordnung?"
„Natürlich.", erwiderte Anna in leichten gereizten Ton, genervt von seinem Verhalten und dass sie diesen Psychiater nochmals begegnen musste. Niemand reagiert auf ihren leicht gereizten Tonfall, ob es niemand bemerkt hatte oder es alle geflissentlich ignorierten wusste sie nicht.
„Gut. Wir sollten ausserdem über deine Rettung sprechen. Wir sollten alle die gleiche Geschichte erzählen, und zwar das Rick und Steven von nichts wussten, aber auf den Weg nach Onaro, wo sie dich in der Limousine verletzt sahen, etwas vermuteten. Danach entdeckten sie was Bors dir antat, Steven rief mich an und Bors flüchtete.", sagte Kenshin in einem leichten geschäftigen Tonfall. „Ist das für dich so in Ordnung Anna?"
Anna nickte halbherzig, sie fühlte sich von den drei Männern, die sie als Freunde betrachtete, bevormundet. Klar, es wurde nach ihrer Meinung gefragt, aber was sie genau wollte das wurde nicht gefragt. Es war ein kurzer Augenblick still, während alle ein Schluck Whisky aus ihren Gläser tranken, war Anna in ihren Gedanken. Wie viel Zeit würde ihr noch mit Kenshin bleiben? Wie lange wird sie noch in Hiyokuna sein?
„Wenn meine Eltern hier sind, wann fliege ich denn mit ihnen zurück?", fragte Anna leise, unsicher ob sie die Antwort hören wollte.
„Wir denken ,deine Eltern wollen sicher nicht allzu lange warten dich wieder nach Hause zu bringen.", antwortete diesmal Steven. „Deine Eltern werden sicher gleich am nächsten Tag mit dir zurückfliegen wollen."
Nun war Anna wirklich schockiert. Sie griff zu ihrem Whiskyglas und trank einen grossen Schluck. Die Flüssigkeit brannte wie immer angenehm in ihrem Hals, Steven hatte Recht behalten, sie brauchte den Whiskey doch.
„Ganz egal wann deine Eltern zurückfliegen möchten, mein Jet steht für euch jederzeit zur Verfügung.", gab Kenshin an.
„Danke Kenshin, das ist sehr nett von dir.", war alles was Anna sagen konnte. Kenshin nickte mit einem halbherzigen Lächeln und trank dann sein Glas leer.
„Wenn ihr mich entschuldigt, ich würde mich bereits zurückziehen.", sagte Kenshin, stellte sein Glas auf den Tisch ab und stand auf. „Gute Nacht allerseits."
Anna sah dem Kaiser nach wie er leicht resigniert den Salon verliess. Sie wusste nicht ob sie ihn folgen sollte, andererseits beschäftigte sie das Thema nach Hause zurückzukehren viel mehr.
„Anna darf ich dich was fragen?", riss Steven sie aus ihren Gedanken und Anna nickte. „Ich werde das Gefühl nicht los, dass du dich gar nicht freust."
„Weswegen denn?", fragte sie, in Gedanken immer noch bei Kenshin, ob sie ihn folgen sollte.
„Dass du nach Hause kannst.", half Steven ihr auf die Sprünge.
„Versteh uns bitte nicht falsch, Steven und ich sind einfach ein wenig irritiert.", meinte nun Rick einfühlsam. „Wir haben einfach mehr... mehr..."
Rick machte mit der rechten Hand eine Bewegung, welche Anna nicht genau verstand.
„Ehrlich gesagt, keine Ahnung was wir erwartet haben.", gab Rick schliesslich auf, nach den passenden Worten zu suchen. „Nur nicht, dass du traurig bist."
„Was Rick zu sagen versucht.", griff Steven wieder ein, nachdem er Rick einen vorwurfsvollen Blick zuwarf. „Wir haben das Gefühl, dass du ein wenig deprimiert bist, weil du nach Hause kannst. Obwohl du immer nur nach Hause gehen wolltest."
Anna sah die Beiden an und wusste zuerst nicht was sie antworten sollte. Zu einem Teil, weil sie nicht wollte, dass die Beiden von ihr und Kenshin erfuhren, zum anderen Teil, weil sie es selbst nicht genau wusste, weshalb sie sich nicht mehr freute. Sie wusste, aber wenn sie nicht eine Antwort gab, würde Steven weiternachhacken.
„Ich weiss was ihr meint und es ist schwierig mein Verhalten zu erklären, da ich es selbst nicht ganz verstehe.", begann Anna zu erklären, dabei blickte sie unsicher zu ihren Händen hinunter. „Versteht mich nicht falsch, ich freue mich schon meine Eltern wiederzusehen, aber gleichzeitig habe ich auch Angst. Ich bin nicht mehr die Person, die ich vorher war, ich weiss momentan selbst nicht wer ich wirklich bin. Ich habe das Gefühl, hier habe ich mehr die Möglichkeit zu mir selbst zurückzufinden. Herauszufinden wer ich wirklich bin. Zu verarbeiten was mir passiert und damit klarzukommen."
Anna redete einfach weiter, als würde sie es sich von der Seele reden und Rick und Steven hörten ihr aufmerksam zu.
„Vielleicht habe ich mich auch an dieses Leben gewöhnt, weg zu sein von meiner Heimat, meiner Familie und Freunden. Aber hier, wo die Menschen sind, die ich kenne und vertraue, hier fühle ich mich sicher und frei. Vielleicht bin ich es nun gewohnt hier zu leben."
Nachdem sie geendet hatte, nahm sie sich ein Schluck Whisky. Sie fühlte sich besser, nachdem sie sich von der Seele geredet hatte.
„Kleines, du hast einfach nur Angst was auf dich zukommt. Du hast Angst wie deine Eltern reagieren werden, wenn sie realisieren, dass sie nun eine andere Tochter haben. Du hast Angst wie es zuhause sein wird, nach allem was du erlebt hast. Das ist doch alles sehr verständlich."
Anna nickte nur, sie wusste er hatte Recht, aber ein anderer Grund war, wieso sie nicht nach Hause wollte, war immer noch Kenshin. Doch diesen würde sie weder vor Rick, noch vor Steven erwähnen.
„Es wird alles nur halb so schlimm sein, du wirst sehen.", fügte Rick lächelnd hinzu. „Ausserdem bin ich auch da und werde dir helfen, falls du meine Hilfe brauchst."
„Danke Rick.", bedankte sie sich aufrichtig. Nachdem das Thema beendet war, redeten sie noch über belanglose Dinge. Anna hörte mehrheitlich zu, da sie in Gedanken wieder bei Kenshin war. Sie war sich immer noch unsicher, über die Bedeutung ihrer Gefühle, die sie für ihn hegte. Waren ihre Gefühle gegenüber Adrian doch die ähnlichen. Als die Gläser geleert waren, gingen sie gemeinsam die Treppe hoch. Rick verabschiedete sich im zweiten Stock, während Anna und Steven noch eine weitere Etage nach oben stiegen.
Wie immer kam Steven mit in ihrer Suite, um zusammen noch eine Zigarette zu rauchen. Auf der Terrasse zündeten sie sich eine Zigarette an, während Anna an ihrer Zigarette zog, überlegte sie sich, wie sie ihre Frage stellen konnte ohne, dass Steven Verdacht schöpfte. Je länger sie darüber nachdachte, desto bewusster wurde es ihr, dass Steven so oder so Verdacht schöpfen würde.
„Steven?"
„Mmh?"
„Kann man zwei Menschen gleichzeitig lieben?", fragte Anna leise und sah ihn dabei leicht von der Seite an, um seine Reaktion zu sehen.
„Aber natürlich kann man das.", antwortete Steven lachend und sah sie erstaunt an. „Du liebst schliesslich deine Schwester, Mutter und Vater..."
Steven hielt inne, nachdem er ihr Gesichtsausdruck sah.
„Oh... du meinst...", stammelte Steven, nachdem er ihre Frage richtig verstand und Anna nickte. Steven sah sie stirnrunzelnd an und zog an seiner Zigarette, bevor er antwortete.
„Nun... nach meiner Meinung schon. Aber einen wirst du immer mehr lieben als der andere."
Anna zog an ihrer Zigarette und dachte über Stevens Worte nach. Er hatte Recht, sie liebte beide. Sie liebte Adrian und Kenshin. Jedoch liebte sie einer der Beiden mehr.
„Hat dir das geholfen?", fragte Steven immer noch stirnrunzelnd. Anna wusste, dass es in Stevens Kopf ratterte und dass er wahrscheinlich bald herausfinden würde, wen sie gemeint hatte. Doch das war ihr plötzlich egal, denn jetzt wusste was sie tun wollte.
„Ja, das hat es.", antwortete Anna lächelnd und drückte ihre Zigarette aus. „Danke Steven!"
„Kein Problem.", murmelte Steven nachdenklich und drückte seine Zigarette aus. Anna rechnete Steven hoch an, dass er nicht nachbohrte. Vielleicht lag es daran, dass er wusste, dass sie es ihm nicht sagen würde.
Lächelnd wünschte sie ihm eine gute Nacht, was Steven noch mehr irritierte, jedoch lächelte er  freudig zurück und wünschte ihr ebenfalls eine gute Nacht. Sobald Steven ihre Suite verlassen hatte, ging Anna ins Badezimmer und verrichtete schnell ihre Abendtoilette. Danach zog sie hastig ihr Negligé an, den Seidenmantel warf sie sich über. Sie wollte so schnell wie möglich zu Kenshin, sie hatte eine Entscheidung getroffen, die sie ihm dringend mitteilen wollte. Sie öffnete leise die Eingangstür ihrer Suite, schaute nach, ob die Luft rein war und huschte schnell zu Kenshins Tür. Sie klopfte leise und trat wie gestern, ohne eine Antwort abzuwarten ein. Kenshin sass auf der Couch, die Armen auf seinen Oberschenkel gestützt mit einem Glas Whisky in der Hand.
„Anna.", rief Kenshin überrascht und stand auf, das Glas setzte er auf dem Salontisch ab. Stirnrunzelnd nahm Anna sein Verhalten war.
„Wieso bist du überrascht mich hier zu sehen, nachdem wir seit drei Wochen jede Nacht miteinander verbracht haben?"
„Ich hätte nicht gedacht, dass du nach diesem Tag noch meine Gesellschaft möchtest.", antwortete Kenshin leise, während Anna zu ihm ging. Sie blieb vor ihm stehen und sah zu ihm hoch. Mit einem schwachen Lächeln, aber unter einem leichten quälenden Blick streichelte er sanft ihre Wange. Anna erwiderte sein Lächeln, entzog sich ihm aber, indem sie an ihm vorbei ging.
„Ehrlich gesagt würde ich gerne nochmals über diesen Tag sprechen.", gab sie zu und setzte sich auf der Couch. Kenshin nickte und setzte sich resigniert auf der Couch hin, nicht ohne vorher ein Schluck aus seinem Glas zu nehmen.
„Ich habe nochmals über das ganze nachgedacht.", fing Anna an und sah Kenshin an, welcher wieder mit den Armen auf seinen Oberschenkel gestützt sass. „Und ich bin zum Entschluss gekommen, dass ich nicht mit meinen Eltern zurückfliege, sondern hierbleiben möchte."
Kenshin presste die Lippen zusammen, seine Finger umschlossen das Glas fester, dass Anna befürchtete es würde bald zerbrechen.
„Anna darüber haben wir bereits geredet.", erwiderte Kenshin leise, sein Blick auf sein Glas gerichtet. Anna sah ihn stirnrunzelnd an, sein Verhalten war untypisch für ihn oder vielleicht kannte sie diese Seite noch nicht von ihm.
„Nein haben wir nicht.", entgegnete Anna gereizt, das war nicht gerade die Reaktion, die sie von ihm erwartet hatte. Erstaunt über ihren Ton hob er den Kopf und sah sie stirnrunzelnd an.
„Ihr habt darüber geredet, du, Steven und Rick! Ihr habt beschlossen!"
„Wir beide haben ebenfalls darüber geredet, falls du dich nicht erinnerst."
„Nein, wir haben darüber geredet, weshalb ihr es beschlossen habt!"
„Anna, du kannst nicht hierbleiben!"
„Und weshalb nicht?"
„Du weisst wieso!", erwiderte Kenshin hart, er schloss schwermütig die Augen, bevor er bestimmend weitersprach. „Anna ich kann und will dich nicht ewig im Palast einsperren!"
„Das wollte ich mit hierbleiben auch nicht sagen, sondern ich will offiziell hierbleiben.", gab Anna zu verstehen
„Wie bitte?"
„Kenshin ihr habt seit heute Morgen kein einziges Mal gefragt was ich will, sondern einfach für mich beschlossen. Ich möchte..."
„Moment!", warf Kenshin irritiert ein und hob leicht die Hand. „Was meinst du mit offiziell?"
„Ich meine damit, dass alles so läuft wie du es geplant hast, ausser dass ich beschliesse wann ich nach Hause fliege und das wird sicher nicht in den nächsten Tagen sein.", erklärte Anna mit bestimmter Stimme und sah Kenshin unnachgiebig an, denn in diesem Punkt würde sie sich nicht umstimmen lassen. Es war kurz still, während Kenshin ihre Antwort verarbeitete, seine Stirn war in Falten gelegt, als müsste er stark nachdenken.
„Wieso willst du nicht nach Hause?", wollte Kenshin dann wissen und schaute sie mit seinem durchdringenden Blick an. Verlegen sah sie auf ihren Händen hinunter, bevor sie leise antwortete.
„Es gibt verschiedene Gründe, weshalb ich nicht nach Hause gehen will. Ich bin noch nicht bereit nach Hause zu gehen. Ich bin noch nicht bereit mein voriges Leben zu leben, weil ich nicht weiss, ob ich das überhaupt wieder kann."
„Du hast Angst, das ist alles.", meinte Kenshin mitfühlend, er trank ein Schluck und Anna hatte den Eindruck das er enttäuscht wirkte. „Das ist kein Grund, um hierzubleiben."
„Ja, du hast Recht. Ich habe Angst. Ich habe Angst meine Eltern zu begegnen. Ich habe Angst davor, was mich zu Hause erwartet. Aber ich will hierbleiben, weil es mir gut tut hier zu sein.", gab Anna zu, sie atmete tief ein, bevor sie leise hinzufügte. „Du tust mir gut."
Kenshins Augen weiteten sich, doch dann drehte er den Kopf um und trank den Rest seines Glases leer, bevor er diesen auf den Tisch stellte. Er sah sie immer noch nicht an und Anna überlegte sich wie sie Kenshin deutlicher machen konnte, was sie für ihn empfand, ohne dass sie ihm gleich ihre ganzen Gefühle offenbaren musste. Sie hatte zu grosse Angst, dass Kenshin ihre Liebe nicht erwiderte.
„Heute in deinem Büro, hast du gesagt, dass ich dir unheimlich viel bedeute.", erinnerte sie ihn und Kenshin sah sie wieder an.
„Ja, das habe ich, aber...", sagte Kenshin, schloss schwermütig die Augen und holte tief Luft, während Anna Angst bekam. Was wenn sie sich getäuscht hatte, was er für sie empfand? Vor Angst hielt sie unbewusst den Atem an.
„Anna ich empfinde so viel mehr für dich, als das was ich dir heute im Büro gesagt habe. So viel mehr, dass ich Schwierigkeiten habe, dich überhaupt gehen zu lassen und dies hat nichts damit zu tun, dass Bors immer noch auf freiem Fuss ist. Sondern einfach, weil ich nicht will, dass du gehst!"
Anna konnte nicht glauben, was er ihr gerade offenbart hatte. Erleichtert atmete sie aus und musste leicht lächeln.
„Kenshin empfinde für dich genauso!", gab sie ebenfalls zu. „Das ist der grösste Grund, weshalb ich hierbleiben will."
Kenshin wandte sich mit seinem ganzen Körper ihr zu, er wirkte ein wenig fassungslos.
„Du willst wirklich hierbleiben, wegen mir?"
„Ja."
Kenshin strahlte vor Glück, nach ihrer Antwort und Anna lächelte ihn glückselig an. Bevor Anna sich versah, war sie ihn seinen Armen und er küsste hingebungsvoll. Freudig erwiderte sie seinen Kuss. Kenshin beendete den Kuss und stand auf, er bot ihr seine Hand welche Anna lächelnd annahm. Er zog sie mit in sein Schlafzimmer, wo er sich bis auf seine Boxershorts auszog. Sie legten sich gemeinsam ins Bett, ohne weitere Worte, sie verstanden sich ohne. Kenshin nahm sie in seinen Armen und streichelte sie, bis sie einschlief.



Was für eine aufregende Lesenacht, Anna hat sich endlich durchgerungen zu sagen, dass sie bei Kenshin bleiben möchte. Wie wird Steven darauf reagieren? Oder Annas Eltern?
Votes und Kommentare willkommen. :))


Gefangen im Schatten der Angst - Wieso er?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt