Kapitel 24

194 11 3
                                    

Und wieder nähern wir uns dem Ende einer Lesenacht. Doch so wie beim letzten Mal, schenke ich euch noch dieses lange Kapitel, welches schon lange in meinem Kopf war.😊


Der Abend verlief Harmonisch und ausgelassen, Kenshin hatte die Staatsanwälte, Taylor und Yusei, welcher mit seiner Frau gekommen war, eingeladen. Alle welche bedeutend an Bors Verhaftung und Urteil mitgewirkt hatten. Anna blieb den ganzen Abend zurückhaltend, zu einem Teil, weil ihr viel zu viel Aufmerksamkeit geschenkt wurde, da alle meinten, dass der Prozess nur dank ihr gewonnen wurde. Zum anderen Teil hatte sie so viel Energie für die Gerichtsverhandlungen gebraucht, dass sie sich am liebsten irgendwo verkrochen hätte, wo sie endlich ihre Haltung und Fassade fallen lassen konnte. Nur weil Bors nun endgültig hinter Gitter sass, hiess das nicht, dass sie mit einem Schlag wieder psychisch stabil war. Dafür brauchte es schon viel mehr, wenn es überhaupt möglich war, dass Erlebte so zu verarbeiten, dass sie "normal" leben konnte. Als die Gäste gegangen waren und sie im Salon einen Schlummertrunk genehmigten, spürte Anna, dass sie nun gehen musste. Andernfalls würde sie vor aller Augen zusammenbrechen.
„Warte Anna, ich wollte allen noch was mitteilen.", hielt Kenshin sie auf und sie setzte sich wieder hin. Alle blickten zum jungen Kaiser, gespannt was er zu sagen hatte.
„In anderthalb Wochen findet der Kaiserliche Hofball statt, und ich möchte euch alle als meine Ehrengäste dazu einladen", verkündete Kenshin. „Für Ballkleider und Smokings wird gesorgt sein, ebenso wie Tanzunterricht für diejenigen, die es wünschen."
Ihre Freunde und Eltern sahen den Kaiser ungläubig an, konnten nicht glauben, zu was Kenshin sie eingeladen hatte. Und Anna? Sie jubelte innerlich, noch nicht nach Hause gehen zu müssen. Alles war ihr Recht, wenn sie noch länger bei Kenshin bleiben konnte, auch wenn sie dies eher vermeiden sollte.
„Majestät, Ihr ehrt uns! Aber das ist zu viel.", meinte ihr Vater, welcher als erstes seine Stimme wiederfand. „Bereits heute Abend, habt Ihr uns mit diesem Bankett geehrt. Ausserdem können wir uns nicht leisten länger wegzubleiben. Ich habe bereits zwei Wochen unbezahlten Urlaub genommen und wenn wir noch länger wegbleiben, können wir unsere Rechnungen nicht mehr bezahlen."
In Anna erlosch die Hoffnung, länger hierzubleiben und das Gefühl, dass ihr alles zu viel drückte noch mehr auf.
„Das verstehe ich.", erwiderte Kenshin auf die Absage, versuchte dabei Verständlichkeit zu zeigen, doch Anna konnte seine Enttäuschung sehen und sie in seiner Stimme hören.
„Ich helfe gerne aus.", mischte Steven sich nun ein. „John, ich zahle Ihnen gerne den Monatslohn, damit Sie nicht in finanziellen Schwierigkeiten geraten."
„Nein Steven, dies können wir von Ihnen nicht annehmen!", rief ihre Mutter schockiert aus und ihr Vater stimmte zu. „Das ist zu viel Geld!"
„Sie wissen beide, dass dies für mich kein Problem darstellt.", erwiderte Steven darauf. „Eine solche Ehre erhalten Sie vom Kaiser nicht mehr wieder. Ich bitte euch, nehmen Sie das Geld an!"
Ihre Eltern verneinten nochmals und Steven versuchte weiterhin auf sie einzureden, dafür war Anna ihm dankbar, aber leider würde es nichts ändern. Ein kleiner Teil von ihr konnte ihre Eltern verstehen. Es war einfach zu viel Geld, nicht für Steven, aber für sie und ihre Eltern. Es wurde ihr alles zu viel, also stand sie auf und gab Bescheid, dass sie ins Bett ging.
Traurig stieg sie die Treppe hoch, schleppte sich in ihrer Suite, sobald die Tür hinter ihr geschlossen war, liess sie ihre Fassade fallen. Ihr Körper begann zu zittern, ihr Atem wurde unregelmäßig und sie fühlte sich so schwach. Für jeden Moment, in dem sie heute stark geblieben war, brach nun alles über sie herein. Ihre Beine versagten ihr den Dienst und sie fiel auf die Knie. Sie schlang die Arme um sich, als ob sie den Schmerz, den Scham, die Angst und die Unterwerfungen, welche sie heute spüren und verdrängt hatte, so weniger spüren konnte. Als ob sie sich so zusammenhalten könnte, ohne völlig die Kontrolle zu verlieren. Doch diesen Kampf verlor sie, denn noch nie war es so schlimm gewesen. Ihr Körper zitterte weiter, sie konnte ihre Atmung nicht unter Kontrolle bringen und spürte, wie sie hyperventilierte.
„Anna?"
Anna hörte seine Stimme, obwohl sich diese weit weg anfühlte.
„Mein Gott Anna!", hörte sie Kenshin panisch rufen und spürte seine Nähe. Er zog sie an seine Brust, umarmte sie und wiegte sie sanft hin und her.
„Atme ruhig ein und aus Anna!", wies er sie mit ruhiger Stimme an. „Atme ein. Atme aus!"
Kenshin atmete mit ihr, damit es ihr leichter fiel und nach einigen Minuten normalisierte sich ihre Atmung wieder. Erst dann bemerkte sie, dass sie sich an ihn geklammert hatte, und sie lockerte ihren Griff mit leicht geröteten Wangen.
„Geht es wieder?", fragte Kenshin besorgt und Anna nickte leicht. Sie war erschöpft, körperlich und geistig, und sehnte sich einfach nur nach Ruhe. So etwas wie inneren Frieden, wenn sie jemals wieder in der Lage dazu war.
„Ich bin so müde Kenshin...", murmelte sie leise, während er sie weiterhin in seinen Armen hielt und sie erschöpft ihren Kopf an seine Brust lehnte.
„Ich weiss Anna.", erwiderte Kenshin leise. „Ich weiss!"
Er streichelte sanft über ihre Arme und Schultern, seine Nähe und Wärme bewirkten, dass sie sich wohl fühlte. Entspannt schloss sie die Augen, liess sich von seinem Duft umhüllen, sodass sie schnell in seinen Armen einschlief. Irgendwann im Halbschlaf bemerkte sie, wie Kenshin sie ins Bett trug und sie zudeckte.
„Ruh dich aus Koibito.", hörte sie Kenshin noch liebevoll flüstern, dann war sie wieder eingeschlafen. Mitten in der Nacht wachte sie auf, wie immer ausgelöst durch einen Alptraum, mit Bors in der Hauptrolle. Sie schrie vor Angst auf, ihr Herz raste wie immer, als ob sie gerannt wäre und sie war schweissgebadet. Obwohl es im Zimmer dunkel war, wusste sie, dass Kenshin nicht mehr hier war und sie brauchte einen Moment um sich zu beruhigen. Mit zittrigen Finger tastete sie nach der Nachttischlampe und schaltete diese ein. Das warme Licht erhellte das Schlafzimmer, sie schlug die Decke zurück, merkte, dass sie immer noch das Abendkleid anhatte. Mit leicht zittrigen Beinen stieg sie aus dem Bett, der Alptraum lag ihr immer noch in den Knochen und zog das Kleid aus. Sie beschloss kurz unter die Dusche zu gehen und den Schweiss von ihrem Alptraum abzuwaschen, in der Hoffnung, danach wieder einschlafen zu können.
Nach der warmen Dusche hatte sich Anna ein wenig von ihrem Traum erholt, doch der gewünschte Schlaf blieb aus. Sie wälzte sich im Bett hin und her, schaffte es nicht mehr einzuschlafen und am frühen Morgen, gab sie es auf. Sie stand auf und entschied sich kurzherum meditieren zu gehen. Dies würde ihr sicher guttun. Sie zog sich eine locker sitzende schwarze Hose, ein schwarzen Tanktop, darüber noch eine graue Jacke mit Kapuze an und schlüpfte in ihren grauen Vans Schuhe. Leise verliess sie ihre Suite, stieg lautlos die Treppe herunter und machte sich auf den Weg in den Garten. Draussen war es noch dunkel, so früh am Morgen war es noch, doch Anna fand den Weg zum Pavillon auch im Dunkel, sobald sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten.
Im Pavillon meditierte sie stundenlang, als sie genug hatte, war die Sonne längst aufgegangen und sie ging zum Palast zurück. Sie war gerade in der Eingangshalle, als Adrian sie abfing.
„Anna da bist du ja!", rief Adrian erleichtert aus. „Ich habe dich schon überall gesucht!"
Adrian lächelte sie zwar an, als er auf sie zuging, doch Anna hatte den Vorwurfsvollen Ton in seiner Stimme gehört. Etwas was ihr gegen den Strich ging und sie versuchte ihn ebenfalls anzulächeln.
„Wo bist du gewesen?", fragte er sanfter, nachdem er ihr einen Kuss auf den Mund gegeben hatte.
„Ich war im Garten und habe meditiert.", antwortete Anna und versteckte ihren leichten Ärger, welcher in ihr hochkam. Er führte sich so auf, als ob sie ihm Rechenschaft schuldig wäre, aber das war sie nicht. Das war sie ihm ganz gar nicht!
„Ich wusste gar nicht, dass du meditierst.", gab Adrian stirnrunzelnd vor sich. Darauf hätte Anna am liebsten mit, es gibt einige Dinge die du nicht von mir weisst, geantwortete, aber sie biss sich gerade noch so auf die Zunge.
„Weshalb hast du mich gesucht?", fragte sie stattdessen lächelnd und hoffte, dass der Themenwechsel funktioniert.
„Ich wollte dich zum Frühstück abholen.", sagte Adrian mit einer Selbstverständlichkeit, dass es sogar Anna überraschte. Adrian nahm ihre Hand in seine und zog sie lächelnd zum Esszimmer, ein Lächeln welches Anna erwiderte. Im Esszimmer sassen ihre Freundinnen, sowie ihre Eltern am Frühstückstisch und redeten untereinander. Obwohl sie nicht besonders hungrig war, setzte sich Anna neben Adrian an dem Tisch. Sie nahm vom Tisch die Kaffeekanne und schenkte sich eine grosszügige Tasse Kaffee ein.
„Anna?"
Anna hob ihren Kopf und sah ihren Vater fragend an, während sie an ihrem Kaffee nippte.
„Wir würden gerne wissen, was du über die Einladung des Kaisers denkst und ob du dafür bleiben möchtest?", fragte ihr Vater und sah sie mit ernstem Gesichtsausdruck an. „Du bist gestern so schnell gegangen, dass ich dich gar nicht fragen konnte."
Anna nahm noch ein Schluck Kaffee, damit sie Zeit hatte ihre Worte mit Bedacht zu wählen, wohlwissend, dass die Aufmerksamkeit aller auf sie gerichtet war.
„Es ist eine grosse Ehre und ich werde Kenshins Einladung annehmen. Das sollten wir alle, eine solche Ehre wird uns so schnell nicht mehr zuteilwerden."
Anna fand, dass sie ihre Worte gut gewählt hatte, nichts deutete darauf hin, wie sehr sie länger hierbleiben wollte. Sie wagte dennoch nicht Adrian anzusehen, weil sie glaubte sich zu verraten. Ihre Eltern hingegen blickten nicht gerade glücklich drein.
„Wenn ihr aber schon nach Hause gehen wollt, dürft ihr dies ruhig tun.", meinte Anna daraufhin verständlich und sah dann auch ihre Freundinnen an. „Niemand muss hierbleiben! Wer nach Hause will, soll gehen. Es ist kein Zwang! Nur weil es eine grosse Ehre ist, heisst es nicht, dass ihr kommen müsst! Aber ich werde hingehen."
„Du machst Witze? Ich lass mir doch so eine Gelegenheit auf ein Ball nicht entgehen!", erwiderte Luljeta aufgeregt und hüpfte auf ihren Stuhl auf und ab. Anna musste auf ihre Reaktion lächeln, konzentrierte sich aber wieder auf ihre Eltern.
„Papa, ich verstehe, wenn ihr nicht bleiben könnt. Ihr müsst auf uns keine Rücksicht nehmen. Wir sind alle achtzehn und durchaus in der Lage, allein zurückzureisen."
„Das wissen wir Anna.", entgegnete ihre Mutter. „Aber wir haben deren Eltern versprochen auf euch alle aufzupassen und wir werden ohne dich nicht abreisen."
Anna blieb darauf still und ihr wurde bewusst, dass ihre Eltern sie niemals loslassen würden. Nicht nach allem was geschehen war. Zu einem Teil konnte Anna dies verstehen, zum anderen Teil, wollte Anna einfach frei sein. Wenn sie dies jemals wieder sein konnte. Ihr Gedanken wurden durch das Räuspern ihres Vaters unterbrochen.
„Nun, dann wäre dies geklärt. Ich rufe meinen Arbeitgeber an und nehme mir noch ein wenig mehr Urlaub."
Ihr Vater erhob sich und lächelte warmherzig in die Runde, bevor er den Raum verliess. Anna glaubte eine Erleichterung in seinem Blick und Haltung erkannt zu haben, aber sie konnte sich auch täuschen. Andersrum hatte er in den letzten zwei Jahren viel gearbeitet und war vielleicht, um eine Auszeit, doch froh.
„Oh mein Gott Mädels!!! Wisst ihr was das bedeutet?", rief Luljeta ausser sich vor Freude und blickte ihre Freundinnen erwartungsvoll an, wartete aber dessen Antwort nicht ab. „Wir gehen auf einem richtigen Ball!"
Das letzte kreischte sie heraus, etwas was allen ein Lächeln auf dem Lippen zauberte, sogar ihrer Mutter. Während Luljeta erzählte, was sie alles tun mussten, um sich für den Ball vorzubereiten, sah Anna zu Adrian. Besorgt, ob er wütend war, dass sie hierbleiben wollte für den Ball, doch ihre Sorge war unbegründet. Adrian schien sich ebenfalls auf den Ball zu freuen wie ihre Freundinnen, auch wenn nicht alle die immense Freude zeigten wie Luljeta. Ihre Freude war aber schwer zu toppen und ihr aufgeregtes Gekreische erst recht nicht.
So bereite man sich in den nächsten Tagen auf den alljährlichen Hofball. Die Bediensteten brachten jeden Raum auf Hochglanz, sodass der Palast strahlte. Jedes Zimmer wurde für Gäste, welcher der Heimweg zu weit war, vorbereitet, dementsprechend herrschte ein emsiges Treiben im Palast. Steven war so freundlich ihren Eltern und Freunden die Regeln am Hofe beizubringen, lange nicht so intensiv wie er es Anna beigebracht hatte, jedoch so, dass niemand einen Skandal heraufbeschwören würde. Mehr war, im Gegensatz zur Annas damaligen Situation, nicht nötig. Es stand nichts auf dem Spiel und es musste nichts perfekt sein.
Eine ungewohnte Situation für Anna. Solche Veranstaltungen waren für sie stets mit absoluter Perfektion verbunden gewesen. Sie hatte perfekt sein müssen. In ihrer Haltung, ihrer Gesichtszüge, ihrer Bewegungen und in ihrer Wortwahl. Einfach alles! Es war das erste Mal, dass sie zu einem Ball ging und Spass haben und entspannt sein durfte. Etwas was sie verunsicherte, doch sie versuchte sich dies nicht anmerken zu lassen.
Steven gab auch freudig Tanzstunden, welche ihre Freunden enthusiastisch teilnahmen, während Anna sich andersrum die Zeit vertrieb. Sie verbrachte viel Zeit mit Daichi, vertiefte so ihre Freundschaft mit ihm, indem sie Schach spielten oder über die Welt sprachen, wobei Daichi sie eher nach ihrer Sicht und Meinung der Dinge fragte. Anna merkte dabei, wie sehr sich Daichi verändert hatte. Er hatte gelernt zuzuhören, war äusserst Wissbegierig und war deutlich ruhiger geworden. Auch seine Haltung und seine Art zu reden, glich immer mehr Kenshins Art, etwas was Anna immer wieder innerlich zum Lächeln brachte. Nur eines hatte sich nicht geändert, Geduld war immer noch Daichis Schwäche.
Ansonsten verliefen die Tage bis zum Hofball angenehm, ihre Eltern genossen die Auszeit, gingen oft in die Stadt und waren endlich entspannt, sowie ihre Freunde. Die Anspannung welcher vor und während des Gerichtsprozess geherrscht hatte, waren vorbei. Anna versuchte so viel Zeit mit ihren Freunden zu verbringen, wie sie es ertragen konnte. Versuchte die Distanz, welche während den Gerichtsverhandlungen aufgekommen war, zu überbrücken. Es herrschte eine Harmonie untereinander, was Anna nicht einmal von zu Hause her kannte und sie tat ihr Bestmögliches dies nicht zu zerstören.
Dies fiel ihr aber jeden Tag schwerer, besonders gegenüber Adrian, da ihr Herz sich immer mehr nach Kenshin sehnte, welcher sich rarmachte. Wie konnte sie in Adrians Armen liegen, wenn ihr ganzer Körper, ja, sogar Seele nach Kenshin schrie. Dass sie ihn kaum sah, machte das ganze nur noch schlimmer. Kenshin war so nah und doch so fern. Aber das war er doch eigentlich schon immer gewesen, als Kaiser..., dachte sich Anna und wie immer wünschte sie sich, dass ihre Liebe zu Adrian stärker war, damit sie Kenshin vergessen konnte, doch das war sie leider nicht. Vielleicht ist diese Distanz besser so, dachte sich Anna weiter, vielleicht war so, der baldige endgültige Abschied, leichter. Sie wünschte es sich, aber glauben tat sie es nicht.
Obwohl Bors nun für immer eingesperrt war, vertrieb diese Tatsache nicht ihre Alpträume. Die Angst, dass Bors aus dem Hochsicherheitsgefängnis fliehen konnte, nagte an ihrem Unterbewusstsein, was ihre Alpträume nährte. Ein Grund weshalb Adrian selten bei ihr schlief, vermutete Anna oder vielleicht wollte er ihr einfach den Freiraum geben, den sie benötigte. Sie selbst hoffte, dass dann Kenshin Zeit mit ihr verbringen würde, doch sie sah ihn nur beim Abendessen und wenn sie danach alle einen Schlummertrank nahmen. Jedoch war sie nie mit ihm allein, etwas was sie zwei Tage vor den Ball, in Ricks Anwesenheit, vor sich hin murrend beschwerte.
„Sei nicht so streng mit ihm.", hatte Rick leise lachend gemeint. „Kenshin arbeitet gerade sehr viel und ist oft ausser Haus. Er hat während des Gerichtsprozess kaum gearbeitet und nun verlangen viele seine Anwesenheit."
Anna nahm dies zur Kenntnis, dennoch war sie der Meinung, dass er wenigstens einmal an einem Abend hätte kommen können. Andersrum, war dies vielleicht keine gute Idee und es war gut wie es gerade war. Und doch glaubte sie, zwischendurch seine Präsenz zu spüren, dass er sie beobachtete. Dies spürte sie besonders am Morgen, wenn sie meditieren ging, doch wenn sie ihre Augen aufschlug, konnte sie Kenshin nirgendswo sehen und wie immer machte sich Enttäuschung in ihrem Körper breit. Ihr fiel es danach schwer, sich auf ihre Atmung zu konzentrieren und weiter zu meditieren. Sie tadelte sich selbst, sie musste über ihn hinwegkommen. In wenigen Tagen würde sie zurück in die Heimat gehen und wahrscheinlich nie mehr wieder nach Hiyokuna zurückkehren. Diese Tatsache stimmte sie mehr als nur traurig und sie versuchte einfach die Tage zu geniessen.
Am Vorabend vor dem Ball, machte Anna mit ihren Freundinnen einen Mädels Abend in ihrer Suite. Wobei es eher ein Wellness Abend wurde. Es wurden Beine epiliert, Gesichtsmasken aufgetragen, Nägel gefeilt und lackiert, dabei wurde viel gequatscht und gelacht. Alle waren aufgeregt auf den morgigen Ball, sogar Anna selbst war leicht aufgeregt, würde dieser Ball doch ganz anders werden, als die, welche sie erlebt hatte. Des Weiteren wurden Vermutungen auf die Ballkleider gesetzt, da keiner wusste, was für Kleider sie erhielten. Ihren Freundinnen wurde zwar von Helene gemessen, damit das Kleid auch passte, aber niemand hatte die Kleider gesehen. Anna genoss den Abend, fühlte sich wohl und ihr wurde bewusst, dass sie solche Mädels Abenden viel zu wenig machten. Sie redeten noch bis tief in die Nacht, bevor alle ins Bett gingen.

Gefangen im Schatten der Angst - Wieso er?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt