Kapitel 12 Teil 1

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Hallo meine Lieben und willkommen zur Lesenacht! :))
Mein Ziel ist, zu jeder Stunde ein neues Kapitel und ich hoffe, dass ich dies hinkriege.
😅
Nun ohne weitere grossen Worte, viel Spass bei meiner ersten Lesenacht. :))


Kenshin lag noch eine Weile wach und dachte an die letzten Stunden die er mit Anna verbracht hatte. Sie hätte ihm kein grösseres Geschenk machen können, er war froh sich beherrscht zu haben, dass er sich für sie Zeit genommen hatte. Wie es ihr gebührte. Wäre es nach seiner wochenlangen aufgestauten Lust gegangen, hätte er sich auf sie gestürzt wie ein Tier. Doch er wäre nicht er, wenn er sich nicht beherrschen könnte. Doch jetzt hatte er ein Problem. Wie konnte er sie jemals nach allem was zwischen ihnen passiert gehen lassen? Irgendwann musste Anna zurück zu ihrer Familie. Wie sollte er das überstehen?
Ich liebe sie doch, dachte sich Kenshin und blickte auf Anna hinunter welche friedlich an seine Brust schlief. Aber sie liebt dich nicht, sagte eine leise Stimme in seinen Kopf, sie liebt den Jungen. Sie liebt Adrian Müller! Schwermütig schloss Kenshin die Augen und lehnte seinen Kopf ganz nach hinten. Richtig stimmte er der Stimme in seinen Kopf zu, dass durfte er nicht vergessen. Er seufzte tief und versuchte einzuschlafen, dabei konzentrierte er sich auf Annas gleichmässige Atmung und fiel nach einer Weile ebenfalls in den Schlaf.
Am nächsten Morgen wurde er sanft aufgerüttelt.
„Majestät, wacht auf!", hörte er Kanaye leise rufen. Noch leicht im Schlaf öffnete Kenshin die Augen und blickte verschlafen seinen obersten Butler an.
„Was ist denn los?", murmelte Kenshin und versuchte wach zu werden.
„Majestät es ist dringend!", flüsterte Kanaye bestimmend. „Sehr dringend!"
Es war nicht nur Kanayes Stimme, die dafür sorgte, dass Kenshin mit einem Schlag hellwach war, sondern auch noch sein besorgtes Gesicht. Fast hatte er vergessen, dass Anna in seinem Bett lag, doch ihr Kopf auf seiner Brust erinnerte ihn daran. Für einen kurzen Augenblick war es ihm peinlich, dass Kanaye sie erwischt hatte, jedoch nur kurz, denn er war Kanaye keine Erklärung schuldig.
„Gib mir fünf Minuten!", flüsterte Kenshin ihm zu und Kanaye nickte, dann ging er hinaus. Behutsam und leise stieg Kenshin aus dem Bett, um Anna nicht zu wecken. Schnell machte er sich im Bad frisch und ging dann leise zu seinem begehbaren Kleiderschrank und zog sich frische Kleider an. Er wählte eine schwarze Hose und ein burgunderrotes Hemd, dazu schwarze Businessschuhe, bevor er ging, holte er sich von seinem Schreibtisch im Wohnzimmer einen Zettel und schrieb Anna eine Nachricht. Er wollte nicht, dass sie sich Sorgen machte, wenn sie aufwachte.
Ein Blick auf seine Armbanduhr sagte ihm, dass es knapp sechs Uhr früh war und er hoffte, dass er das Training mit Anna nicht verpasste. Er legte den Zettel auf das Kissen neben Anna, hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn und verliess dann seine Suite. Kanaye wartete im Korridor auf ihn.
„Was ist los Kanaye?", fragte Kenshin ihn sofort und betrachtet Kanaye genau. Vielleicht verriet Kanaye unbewusst durch seine Körpersprache, was er davon hielt Anna in Kenshins Bett gesehen zu haben. Doch Kanaye war ganz fixiert auf das Problem was vor ihnen lag.
„Um ehrlich zu sein, weiss ich es nicht ganz genau.", informierte er ihn, während sie die Treppe hinabliefen. „Mr. Taylor bestand aufdringlich mit Ihnen zu sprechen!"
„Sagte er wieso?", wollte Kenshin wissen, während er sich beim Laufen die langen Ärmel des Hemdes bis zum Ellbogen hochkrempelte.
„Nein, er wollte nicht darüber sprechen. Er meinte nur dass es wichtig ist und es nur für Eure Ohren bestimmt ist!", informierte Kanaye ihn weiter, sie waren bereits bei der Eingangshalle angekommen. „Aber soweit ich es erkennen konnte, war er sehr beunruhigt, man könnte sogar sagen, schon fast erregt!"
Bei Kanayes Wortwahl blieb Kenshin vor der Tür seines Empfangsraums stehen und sah seine obersten Butler an, gleichzeitig schossen seine Augenbrauen in die Höhe.
„Sie werden verstehen was ich meine, wenn Sie ihn sehen Majestät.", meinte Kanaye und wollte die Tür für ihn aufmachen, doch Kenshin hielt ihn zurück.
„Wegen dem was du oben gesehen hast.", fing Kenshin an und meinte damit, dass Anna in seinem Bett lag. „Kein Wort zu niemanden!"
„Ich habe keine Ahnung, wovon Majestät spricht.", erwiderte Kanaye mit gespielter Ahnungslosigkeit, was Kenshin innerlich schmunzeln liess. Er nickte seinem Butler dankbar zu, während dieser die Tür öffnete. Kenshin betrat den Raum, Taylor sass auf der Couch und erhob sich sofort als er ihn erblickte.
„Kaiserliche Hoheit.", grüsste Taylor ihn und verneigte sich.
„Guten Morgen Taylor.", grüsste Kenshin zurück. „Gehen wir doch gleich in mein Arbeitszimmer."
Taylor nickte und folgte ihm in sein Büro. Kenshin nahm hinter seinem Schreibtisch Platz, während Taylor die Tür schloss. Kenshin betrachtete seinen Geheimdienstchef genau. Taylor sah aus als hätte er schon seit Tagen nicht mehr geschlafen oder er schon länger zur Flasche griff, vielleicht auch beides. Er roch jedoch nicht übermässig nach Alkohol und er sah sonst sehr gepflegt aus. Kenshin bemerkte doch eine gewisse Unruhe und gleichzeitig war Taylor aber auch aufgeregt. Er erinnerte sich nur an einmal, dass Taylor so gewesen war. Es war vor etwa drei Jahren gewesen, als Taylor ein brisantes Komplott aufdeckte Hiyokunas Wirtschaft zu zerstören. Kenshin wusste also, dass es etwas wirklich Wichtiges war.
„Setzt euch."
„Wenn Ihr nichts dagegen habt Majestät würde ich es bevorzugen stehen zu bleiben."
„Wie ihr wollt.", meinte Kenshin unbeeindruckt, er lehnte sich in seinem Bürosessel zurück, legte die Fingerkuppen aneinander und betrachtete seinen Geheimdienstchef an. Dieser fing an unruhig hin und her zu laufen, als ob er unschlüssig wäre etwas zu sagen. Kenshin war geduldig, nach fünf Minuten hatte Taylor jedoch immer noch nichts gesagt, sondern nur leise vor sich hingemurmelt und Kenshin war nicht aufgestanden, um Taylor dabei zuzusehen wie er in seinem Büro hin und her ging.
„Setzt euch Taylor!", befahl Kenshin mit einem Ton, der keinen Widerspruch duldete. „Und sagt was los ist!"
„Verrat Majestät!", rief Taylor plötzlich aus und als ob ihm ein Stein vom Herzen gefallen wäre setzte er sich. „Majestät es ist anzunehmen, dass der Viscount Steven Winceston an euch Verrat begeht."
„Das sind schwere Anschuldigungen Mr. Taylor.", erwiderte Kenshin mit gewisser Schärfe in der Stimme, dabei lehnte er sich vor und legte die Armbeugen auf seinen Schreibtisch, dabei konnte er den Alkoholduft riechen, welcher von seinem Geheimdienstchef ausging. „Habt Ihr Beweise?"
„Nein Majestät.", seufzte Taylor schwermütig. „Ich habe keine handfesten Beweise, nur logische Erklärungen. Majestät bitte glaubt mir, wenn ich Ihnen sage, dass Lord Winceston mehr weiss als er zugibt. Ich habe mir jetzt wochenlang den Kopf zerbrochen und mich gefragt, wieso dieser Mann gewisse Dinge weiss über Anna Turner. Über ihre Verletzungen, über sie oder wie er sich ihr gegenüber verhält, dass alles könnte er nur wissen, wenn er dabei gewesen ist!"
Kenshin nahm eine bedrohliche Haltung ein, hörte Taylor aber weiterhin zu, er wollte wissen wie viel er sich zusammenreimen konnte. Wieso hatte Steven bei Annas Untersuchung nicht einfach den Mund halten können?
„Überlegt nur einen Moment Majestät, wie konnte Lord Winceston keine Ahnung haben was wirklich vor sich geht? Jeder weiss, wie gut das Verhältnis zwischen ihm und seinem Vater ist, glaubt Ihr wirklich das von heut auf morgen dies zerstört ist. Oder dass es plötzlich kein Kontakt mehr hat. Sie haben eigentlich zusammengewohnt. Was wenn Lord Winceston immer noch im Kontakt mit seinem Vater dem Duke steht? Es würde erklären, weshalb der Duke unauffindbar ist oder weshalb Anna Turner immer noch sehr ängstlich ist.", trug Taylor seine Theorie vor, er blickte Kenshin mitleidig an, bevor er weiterfuhr. „Majestät ich verstehe, dass es schwer ist für Sie dies zu glauben. Vor allem da Steven Winceston einer Ihrer engsten Vertrauten ist, es ist auch für mich schwer diese Wahrheit zu akzeptieren, aber wir müssen der Wahrheit ins Auge blicken. Lord Winceston ist ein treues Mitglied vom Dukes Truppe und er führt uns alle an die Nase herum!"
„Steven Winceston ist und war nie ein Mitglied von Bors Truppe. Er ist nun mal der Sohn des Dukes und das kann weder er noch ich oder sonst irgendjemand ändern. Man wählt seine Familie nun mal nicht aus Taylor!", erwiderte Kenshin grimmig, seine Stimme war scharf und leicht unheilvoll. „Glaubt Ihr, ich wüsste nicht was wirklich alles geschehen ist? Glaubt Ihr, Steven hätte mir nicht schon alles erzählt? Glaubt Ihr etwa, ich würde Steven erlauben noch frei herumzulaufen, wenn ich nicht selbst überzeugt wäre, dass es das Richtige wäre? Sogar Anna hat sich für ihn eingesetzt, weil sie glaubte, ich würde ihn ins Gefängnis stecken! Steven ist ihr Vertrauter, er hat ihr geholfen und sie gerettet. Er ist wie ein Bruder für sie. Ich versichere euch, dass Annas schlechte seelische Verfassung nicht von Stevens Nähe kommt, sondern nur von dem, was sie erlebt hat und das ist doch etwas, wovon Ihr versteht? Oder etwa nicht Taylor? Oder greift Ihr aus anderen Gründen zur Flasche?"
Taylors Kiefermuskeln spannten sich an und er blickte kurz weg, bevor er antwortete.
„Nein Majestät es gibt keinen anderen Grund."
„Dachte ich es mir doch! Jetzt sagt mir nicht, dass Ihr all eure Energie in diesen drei Wochen für diese Theorie verschwendet habt, während Bors immer noch auf freiem Fuss ist!", wetterte Kenshin weiter.
„Nein Majestät, natürlich nicht.", versuchte Taylor ihn zu besänftigen. „Meine Bemühungen jemand in den Untergrund einzuschleusen ist im vollen Gange! Ich habe selbst vor zwei Tagen den Grundstein dafür gelegt."
Taylors monotone Stimme verriet Kenshin, dass Taylor wieder etwas getan hatte, was er lieber nicht getan hätte.
„Ihr habt meinen Bericht dazu in wenigen Tagen Majestät.", ergänzte Taylor immer noch eintönig. Kenshin betrachtet seinen müden Geheimdienstchef und seufzte schwer.
„Ich weiss eure Stellung ist nicht einfach Taylor und ich weiss Ihren Mut zu schätzen mit welchem Sie hergekommen sind. Es wäre in der Tat keine einfache Neuigkeit für mich gewesen, da ich mich schon in den Duke geirrt habe.", sagte Kenshin nun sanfter, denn er hatte vielleicht ein wenig überreagiert. „Glauben Sie nicht, dass ich Ihre Arbeit, welche Sie tun nicht schätze, ich weiss, welche Opfer Sie bringen für das Land. Für mein Land! Dafür bin ich Ihnen sehr dankbar! Sie sind der Beste in Ihren Job und Sie wären nicht mein Geheimdienstchef, wenn Sie das alles nicht herausgefunden hätten. Ich hätte Sie gleich einweihen sollen und Ihnen so ein paar schlaflose Nächte ersparen können."
„Ja, das wäre hilfreich gewesen.", erwiderte Taylor mit einem schwachen Lächeln. „Aber ich verstehe eure Majestät. Je weniger es wissen, desto besser!"
„Richtig! Das Einzige was Ihr Wissen müsst ist das Steven zuerst seinen Vater nicht verraten konnte und es später doch getan hat.", gab Kenshin noch an und Taylor nickte.
„Verzeiht mir Majestät, dass ich Sie so früh gestört habe.", entschuldigte sich Taylor achtungsvoll.
„Natürlich, schlussendlich war es eine dringende Angelegenheit, nur dass ich sie schon wusste.", nahm Kenshin die Entschuldigung an und stand auf. „Vielleicht ruht Ihr euch erst einmal aus."
Taylor stand ebenfalls auf, denn er wusste seine Audienz war nun beendet.
„Ich werde es versuchen.", gab Taylor auf Kenshins Rat hin an, dann verbeugte er sich zum Abschied. „Kaiserliche Hoheit."
„Noch einen angenehmen Tag Taylor.", wünschte Kenshin ihm, dann verliess Taylor sein Arbeitszimmer. Kenshin setzte sich schwer seufzend wieder hinter seinem Schreibtisch und blickte auf seine Armbanduhr. Er hatte noch Zeit bevor er mit Anna trainieren ging, also fuhr er sein Laptop hoch, um ein paar Mails zu bearbeiten. Als er die meisten beantwortet hatte, sah er zur Uhr und fluchte laut. Er war schon fünfzehn Minuten überfällig. Schnell sperrte er seinen Laptop und ging aus seinem Arbeitszimmer. Er lief rasch die Treppe hoch, wie immer grüssten ihn seine Angestellten, wenn er an ihnen vorbeiging, indem sie mit ihrer Arbeit innehielten und sich kurz verbeugten, er hastete in seine Suite und zog seinen Samurai Kimono an.
Er wollte gerade aus der Suite gehen, als er einen Zettel auf seinem kleinen Arbeitstisch sah. Neugierig nahm er und erkannte den Zettel auf welchem er die Nachricht an Anna geschrieben hatte. Anna hat ihm ebenfalls eine Nachricht hinterlassen unterhalb seiner Nachricht.

Gefangen im Schatten der Angst - Wieso er?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt