Annas Starre löste sich erst, als Rick sie sanft am Arm berührte. Er hatte den Mann ebenfalls gesehen und starrte den unbekannten Mann vernichtend an. Für einen kurzen Moment starrten sich die beiden Männer an, als ob sie sich gegenseitig einschätzten.
„Komm!", befahl Rick und legte seine Hand beschützend auf Annas Rücken. Rasch gingen sie zum Auto, dabei hielt Rick die Umgebung wachsam im Auge. Anna konnte nur wie betäubt neben Rick gehen. Beim Auto angekommen, stiegen sie schnell ein und Rick fuhr sofort los. Statt direkt nach Hause zu fahren, fuhr Rick Umwegen. Er wollte wissen, ob ein Wagen ihnen folgte, zu ihrem Glück ,wurden sie nicht verfolgt und sie fuhren schlussendlich nach Hause. Zuhause angekommen, kontrollierte Rick, das ganze Haus. Annas Eltern waren, Gott sei Dank nicht daheim. Ihr Vater war noch bei der Arbeit und ihre Mutter hatte einen Zettel hinterlegt, dass sie einkaufen war.
„Du solltest Adrian anrufen!", meinte Rick, nachdem er das Haus abgecheckt hatte. Anna nickte nur, Adrian hatte sie völlig vergessen, sie war immer noch leicht betäubt. Wie in Trance ging sie in ihr Zimmer nach oben und zog ihr Handy heraus. Adrian hatte sie bereits mehrmals angerufen, auch ihre Freundinnen hatten sie angerufen. Da sie nicht in bester Verfassung war, schrieb sie allen, dass sie schon zu Hause war und es ihr gut ging. Sie bat aber allen, zu sich nach Hause zu kommen. Ihre Freunde mussten Bescheid wissen.
Anna ging zum Fenster und blickte nach draussen, ihr Blick schweifte über die Umgebung, doch es gab nichts Verdächtiges. Plötzlich hörte sie Ricks Stimme, sie hörte sich leicht gereizt und ungeduldig an, dass er mit erhobener Stimme sprach, war für ihn untypisch. Anna ging leise zur Dachbodenöffnung und sah, dass Ricks Zimmertür ein Spalt offen war.
„Steven, da besteht kein Zweifel! Der Typ hat uns direkt angestarrt und uns offen mitgeteilt, dass er uns im Auge hat!"
Es blieb kurz still, wahrscheinlich sprach nun Steven.
„Ich weiss, dass Bors seit über einem Jahr kein Lebenszeichen von sich gegeben hat, aber wir wissen beide, dass er nicht aufhören wird Anna zurückzuholen. Was das angeht wird er sich niemals ändern. Du musst aufhören dir selbst etwas vorzumachen!"
Anna hörte wie Rick im Zimmer umherlief, als er wieder Steven zuhörte.
„Tut mir leid Steven, aber diese Hoffnung muss ich dir nehmen! Ich hatte dir schon vor Wochen erzählt, dass ich spüre, dass wir beobachtet werden und heute wurde es mir endgültig bestätigt."
Es blieb eine Weile still, dann hörte Anna Rick tief seufzen.
„Es geht ihr den Umständen mehr oder weniger gut. Ich weiss, dass auch sie sich beobachtet gefühlt hat, aber das von heute hat sie dennoch aus der Bahn geworfen... Nein, ansonsten hat sich nichts verändert. Sie ist immer noch sehr in sich gekehrt... Steven, das letzte Mal als ich sie richtig glücklich gesehen habe, war im Palast von Kenshin. Ich muss gestehen, dass ich nicht weiss, weshalb und langsam mache ich mir wirklich Sorgen."
Wieder gab es eine längere Pause und Anna fragte sich was Steven sagte.
„In Ordnung. Gib Bescheid, was Kenshin dazu meint... Danke... Man hört sich!", beendete Rick das Gespräch und Anna verliess leise ihren Lauscher Posten. Sie war nicht überrascht, dass Rick all ihre Stimmungen erkannte, er hatte eine gute Beobachtungsgabe, ausserdem kannte er sie nun doch schon eine Weile. Jedoch, dass er sich erinnern konnte, wann Anna das letzte Mal richtig glücklich war, erstaunte sie nun doch. Sie war froh, dass Steven und Rick nicht wussten, weshalb sie im Palast glücklich war.
Kenshin!
Mein Gott, wie sie diesen Mann vermisste. Immer wieder fragte sie sich, wieso er? Wieso er? Ihr Herz schmerzte leicht, wenn sie an ihn dachte und sie versuchte sich abzulenken. Sie nahm ihr Handy wieder zur Hand und sah, dass Adrian wieder versucht hatte, sie zu erreichen. Vanessa hatte ihr eine SMS geschrieben, dass sie auf den Weg sind und bald da wären. Das erinnerte Anna daran, was vor Kurzen gerade passiert war. Unglaublich, sie musste nur an Kenshin denken und sie vergass sofort ihre Ängste, dafür hatte sie Herzschmerz. Was wohl besser war?
Die Türklingel riss Anna aus ihren Gedanken und sie stieg hinunter, um die Tür zu öffnen. Unten angekommen liess Rick ihre Freunde bereits eintreten, Adrian ging rasch zu ihr und zog sie in einer Umarmung.
„Ich habe mir solche Sorgen gemacht, dass dir etwas passiert ist!", flüsterte er erleichtert und liess sie wieder los. „Wieso bist du nicht an dein Handy rangegangen?"
„Tut mir leid, ich wollte dir keine Sorgen bereiten.", entschuldigte sich Anna und ignorierte vorerst Adrians Frage, grüsste dafür ihre Freundinnen. „Kommt, gehen wir auf mein Zimmer."
Gemeinsam gingen sie in Annas Zimmer, als alle irgendwo sassen, erzählte Anna ihnen was passiert ist. Ihre Freunde sahen sie völlig schockiert an.
„Kann es sich um ein Irrtum handeln?", fragte Sonja an Rick gewandt, welcher auf Annas Wunsch ebenfalls im Zimmer sass. „Ich meine, Anna ist wunderschön, vielleicht hat er sie einfach so angeschaut."
Bei Sonjas Kompliment wurde Anna leicht rot, sie hatte immer noch Mühe, sich selbst als schöne Frau zu bezeichnen.
„Nein, das ist ausgeschlossen, nicht so wie der Typ geschaut hat.", antwortete Rick bestimmt.
„Okay, dann war es einfach ein schmieriger Typ, aber das hat doch nichts zu bedeuten, dass er von Bors auskommt, oder? Er hat Anna schlussendlich seit mehr als einem Jahr in Ruhe gelassen!", erwiderte Luljeta darauf, Sonja und Vanessa stimmten ihr zu, während Adrian still blieb, doch Hoffnung auf Luljetas Worte hielt.
„Ihr macht euch alle etwas vor. Ihr kennt Bors nicht und ihr kennt seine Obsession für Anna nicht!", warf Rick ein und fuhr mit bestimmter Stimme fort. „Wir wussten alle, dass es irgendwann soweit kommt und deswegen bin ich hier!"
Für einen Moment sagte niemand mehr etwas, alle blickten betroffen zu Boden.
„Rick hat Recht. Wir wussten alle, dass es eines Tages soweit wäre.", sagte Anna leise. „Ich wollte nur, dass auch ihr Bescheid wisst."
Ihre Freunde nickten dankend, wobei Adrian seine Hand um ihre schloss. Sie besprachen noch ein paar Dinge, dann verabschiedeten sich ihre Freundinnen, bevor ihre Eltern nach Hause kamen. Adrian blieb über Nacht, was Annas Eltern schon seit geraumer Zeit nicht mehr störte.
Die nächsten Wochen, waren für Anna der Horror, jeden Tag nach Schulschluss stand dieser Typ und grinste sie schmierig an. Ihre Angst, dass Bors sie kriegte wuchs jeden Tag und die Alpträume wurden schlimmer. Jeden Tag, fragte sich Anna, ob heute der Tag war, an dem Bors zuschlagen würde. Auch Rick war angespannt und Anna konnte spüren, dass er diesen Typ am liebsten in die Wüste geschickt hätte.
Wochenlang ging es so, bis es Ende November plötzlich wieder aufhörte. Der Typ stand auf einmal nicht mehr da und auch das Gefühl beobachtet zu werden verschwand. Anna war mehr als froh, diesen schmierigen Mann nicht mehr sehen zu müssen und auch Rick schien wieder entspannter zu sein. Hatten sie sich etwa doch getäuscht und es war gar nicht Bors gewesen? Anna befasste sich nicht allzu lange damit, sondern versuchte nach vorne zu blicken.
An einem Donnerstagabend, Anna hatte da immer länger Schule als ihre Freunde, verliess sie mit Rick die Schule. Es war kalt und es regnete leicht, da es bereits sechs Uhr abends war, war es für diese Jahreszeit bereits dunkel.
„Ich hasse die Kälte!", murrte Anna und zog ihren Wintermantel enger zusammen. Rick lachte leise über ihren Kommentar, während sie mit raschen Schritten zum Schulparkplatz gingen, wo sie dann von einem jungen Mann angehalten wurden.
„Entschuldigung, haben Sie vielleicht Feuer?", fragte er höflich, da Anna selbst gerade eine Zigarette rauchte, konnte sie schlecht behaupten, dass sie keins hätte.
„Natürlich.", antwortete Anna deshalb, ebenfalls freundlich und überreichte ihm ihr Feuerzeug. Der junge Mann zündete sich seine Zigarette an und gab ihr das Feuerzeug zurück.
„Vielen Dank!", bedankte er sich lächelnd. „Sehr freundlich von Ihnen."
„Kein Problem.", erwiderte Anna und setzte ihren Weg, mit Rick, zum Wagen fort. Sie hatten das Auto schon fast erreicht, als sie jemanden rufen hörten.
„Hey Sie, Sie haben was verloren!"
Verwirrt drehten sich Anna und Rick nach der Stimme um, Anna erkannte sofort den jungen Mann wieder. Er hielt etwas in die Höhe, konnte aber in der Dunkelheit nicht erkennen was es war. Plötzlich wurde sie gepackt und Anna schrie erschrocken auf.
„RICK!", schrie sie panisch, während sie wehrte. Der Überraschungseffekt war auf der Seite des Angreifers und Anna hatte Mühe, Kenshins Jiu-Jitsu Kampftechniken anzuwenden. Was jedoch auch daran lag, dass sie es seit über einem Jahr nicht mehr angewendet hatte. Sie konnte nicht erkennen, wo Rick war oder wie viele Angreifer es waren. Zu viel passierte auf einmal und zu viel Geräusche prasselten auf sie nieder. Sie schlug wild um sich und schaffte es so sich halbwegs zu befreien, jedoch knallte ihr jemand so fest eine, dass es sie von den Füssen schmiss. Hart landete Anna auf den nassen Teer, dabei schürfte sich die Wange auf. Für einen kurzen Moment war sie vom Schlag wie betäubt.
„Du Idiot!", hörte Anna einer der Männer rufen. „Der Frau darf nichts geschehen!"
„ANNA!"
Ricks sorgenvolle Stimme veranlasste Anna, ihre Benommenheit abzuschütteln und aufzustehen. Wieder wurde sie gepackt, doch diesmal so, wie Kenshin sie beim Training gepackt hatte und aus Reflex reagierte Anna richtig. Sie rammte ihr Ellbogen mit voller Kraft in die Brust des Mannes, sodass er den Griff um ihren Arm lockerte, so konnte Anna herumwirbeln, dass es den Arm des Mannes verdrehte. Dieser schrie leicht vor Schmerz und Überraschung auf, bevor Anna seinen Arm hinter seinen Rücken hochzog, sodass sich der Mann leicht mit Schwung nach vorne beugen musste, um grösseren Schmerz zu entgehen, dabei stiess sie mit voller Kraft gegen seine Schienbeine. Anna zog dem Mann wortwörtlich den Boden unter den Füssen weg und er klatschte mit einem schmerzlichen stöhnen auf das nasse Teer. Schnell richtete Anna ihre Aufmerksamkeit auf den nächsten Angreifer, doch dieser schien nach Annas Abwehraktion ein wenig perplex.
„ANNA LAUF!", schrie Rick ihr zu, der mit vier Männer gleichzeitig kämpfte. „LOS! LAUF!"
Anna reagierte erst beim zweiten Mal, sowie der andere Mann, welcher ihr sofort nachrannte. Anna rannte so schnell sie konnte zurück zur Schule, ihre Lunge brannte und das Adrenalin pumpte nur so durch ihre Adern. Ein Blick zurück verriet ihr, dass ihr Verfolger näherkam, die Eingangstüre der Schule aber auch.
Im Foyer brannte immer noch Licht, auf dem Schulgelände war jedoch niemand mehr zu sehen. Anna rannte wie noch nie zuvor, dabei hatte sie das Gefühl, dass ihre Lungen bald zerbersten, doch sie erreichte die Eingangstür und lief hinein. Da sie wusste, dass der Mann sie bald einholen würde, rannte sie zu den Toiletten. Völlig ausser Atem stiess sie die Tür zu den Toiletten auf und stürzte sich in die nächste Kabine. Sie riegelte gerade rechtzeitig die Tür ab, sodass ihr Verfolger nur noch dagegen knallte. Mit zittrigen Finger und schweratmend holte sie ihr Handy hervor, während der Mann gegen die Tür hämmerte, wählte sie Stevens Nummer. Es klingelte mehrmals, dabei wuchs Annas Angst, dass der Mann, es schaffen würde die Tür zu ihrer Kabine zu demolieren, trotz dass die Klokabinen hier hochwertig waren und bis zur Decke reichten, nur unten war ein etwas grösserer Spalt offengelassen worden. Sie wusste, dass in Hiyokuna zwei Uhr morgens war, hoffte dennoch, dass Steven abnahm.
„Steven!", rief Anna leise ins Handy, sobald sie hörte, dass Steven abgenommen hatte.
„Anna? Was ist los?", fragte Steven leicht verschlafen, aber dennoch besorgt.
„Rick und ich wurden angegriffen!"
„WAS?", schrie Steven entsetzt und schien mit einem Schlag wach zu sein, denn Anna hörte, wie er aufstand, trotz des Lärms, welcher ihr Angreifer veranstaltete, um die Toilettentür einzuschlagen. „Was ist passiert?"
„Wir wurden vor der Schule angegriffen, als wir gerade nach Hause wollten! Es kam alles so unerwartet!", gab Anna verzweifelt an.
„Hast du die Polizei angerufen Anna?"
„Nein, ich hab nur sofort an dich gedacht!"
„Dann leg auf und ruf die Polizei!"
„Nein, bitte bleib mit mir in der Leitung!"
Anna hörte wie Steven leicht fluchte und dann laut nach Kenshin schrie.
„Wo ist Rick?"
„Ich weiss es nicht. Er hat gesagt ich soll wegrennen, aber einer ist mir gefolgt."
Wieder fluchte Steven, doch diesmal lauter.
„KENSHIN!", brüllte Steven erneut, während die Toilettentür immer mehr rüttelte, dass Annas Panik grösser wurde.
„Wo bist du Anna? Wieso ist es bei dir so laut?"
„Ich bin in der Schule und habe mich in einer Klokabine eingesperrt. Der Mann, der mich verfolgt hat, versucht aber die Tür einzuschlagen!"
„KENSHIN, DEIN HANDY! SOFORT!", hörte Anna Steven laut brüllen, dann wieder sanfter an Anna gerichtet. „Wie lange hält die Tür noch?"
„Ich weiss es nicht!", flüsterte Anna verzweifelt, während der Mann auf der anderen Seite sie verfluchte. Gleichzeitig hörte sie, dass Steven mit jemand anderen sprach. Ob mit Kenshin oder bereits mit der Polizei wusste sie nicht, denn plötzlich war es bei ihr still.
„Miss Aubry...", hörte sie auf einmal eine fremde Stimme die Stille durchbrechen. Die Stimme hörte sich bedrohlich und gefährlich an, schwere Schritte näherten sich ihrer Kabine, dabei hörte Anna immer wieder ein Klicken. Ihr Körper reagierte zuerst mit einer Gänsehaut auf das Geräusch, denn es kam ihr sehr bekannt vor, dann fing ihr Körper an zu zittern. Es hörte sich an, wie ein aufklappbares Jagdmesser, wie Bors einst hatte und ihr damit die Linien in ihrem Arm geritzt hatte und ihr in die Schulter gerammt hatte. Die schweren Schritte hielten vor ihrer Kabine an und Anna erkannte schwarze Kampfstiefeln unter den Spalt.
„Miss Aubry ich weiss, dass meine Männer Ihnen Angst eingejagt haben.", gab der Mann mit leiser und gefährlicher Stimme an und benutzte den Namen, den Anna seit fast zwei Jahren nicht mehr gehört hatte. „Leugnen Sie es nicht, ich kann Ihre Angst riechen, aber Sie müssen keine Angst haben, wir tun Ihnen nichts! Wir sind nur hier, um euch zu euren Mann zurückzubringen!"
Anna atmete nur noch stossweise, sie zitterte vor Angst und es ärgerte sie, dass sie wie ein verängstigtes kleines Mädchen auf dem Klo versteckte.
„Ich schwöre euch, dass euch nichts zustösst. Ihr müsst nur die Kabine öffnen und wir können zu euren Mann gehen.", versicherte ihr der Mann, weiterhin mit seiner unheimlichen Stimme, begleitet vom Klicken des immer wieder öffnenden Jagdmesser. „Ich kann es euch auch beweisen, ich habe euren Mann am Telefon und er wird meine reinen Absichten bestätigen!"
Anna glaubte sich verhört zu haben, dass konnte nicht sein, doch sie hörte, wie der fremde Mann mit Bors sprach.
„Euer Gnaden, sie will mit euch sprechen!"
Ein paar Sekunden später sah sie eine volltätowierte Hand, Anna erkannte einen Totenkopf und auf jeden einzelnen Finger war ein Buchstabe, welches das Wort Death bildete, dass unter dem Spalt ein Handy schob. Wie erstarrt blickte sie auf das Handy, schon lange hat sie ihr eigenes, welches sie immer noch am Ohr hielt, vergessen. Steven rief bereits panisch ihren Namen, da sie seit längerem nichts mehr gesagt hatte. Sie sollte das Handy, was am Boden lag nicht berühren, aber wie in Trance beugte sie sich runter und nahm das fremde Handy in die Hand. Schweratmend und mit zittrigen Hand, hielt sie es ans andere Ohr.
„Anna? Anna?", hörte sie Bors tiefe besorgte Stimme, dann ein tiefer Seufzer. „Anna, ich weiss, dass du am Handy bist, also hör mir jetzt gut zu: Diese Männer werden dir nichts tun! Ich will, dass du aus dieser Toilettenkabine rauskommst und dich an Sam hältst! Du kannst ihm vertrauen, er bringt dich ausser Landes und dann zu mir! Wir werden endlich wieder vereint sein Geliebte!"
Seine Stimme war genau wie in ihren Träumen, wie sie es in Erinnerungen hatte, wie könnte sie diese Stimme auch jemals vergessen? Ihr Kopf tat es jedenfalls nicht. Als Bors jedoch sie mit ihrem Kosenamen ansprach, kam es ihr beinahe hoch. Anna war komplett neben der Spur, sie zitterte, konnte kaum Atmen und ihr Körper gehorchte ihr nicht mehr. Sie wusste nicht einmal, wieso sie dieses Handy genommen hatte.
„Anna, du weisst, dass du die Situation nur schlimmer machst! Ich versuche hier gerade dich zurückzuholen, und zwar auf den, für dich einfachsten und schmerzfreiesten Weg. Ich habe die Möglichkeit deine Eltern zu töten, wenn ich es will oder vielleicht Vanessa. Wobei ich zuerst Adrians Tod bevorzuge."
Anna keuchte vor Entsetzen auf, dass konnte Bors nicht ernst meinen. Dass würde er nicht tun, oder?
„Du weisst, dass ich dazu fähig bin, Anna.", meinte Bors, seine Stimme war gefährlich leise geworden. „Dafür muss ich nicht vor Ort sein. Sam ist ein ausgezeichneter Scharfschütze. Ich bevorzuge aber dies nicht zu tun, um deinetwillen und ich glaube, du auch."
Annas Körper zitterte nur noch mehr, nach Bors Drohung. Was sollte sie tun? Sie wusste Bors bluffte nicht, dafür kannte sie ihn zu gut. Sie wusste, wozu Bors fähig war und sie wusste, dass sie sich bereits entschieden hatte, was sie tun würde. Nie im Leben würde sie, das Leben ihrer Eltern oder ihrer Freunde aufs Spiel setzen. Nur ihr Körper reagierte nicht, sie war immer noch wie erstarrt.
„Geliebte, ich gebe dir fünf Minuten aus der Kabine rauszukommen, ansonsten schicke ich Sam zu deinen Eltern."
Bors Stimme hörte sich ungeduldig an und Anna wusste, dass er es ernst meinte, sowie sie wusste, dass sie keine Wahl hatte. Ihr eigenes Handy immer noch ans Ohr gepresst, sie hörte Stevens Stimme, wie er mit jemandem sprach und dazwischen immer wieder ihren Namen rief. Auf einmal hatte sie eine Idee und dies löste ihre Starre. Sie legte bei ihrem Handy ab und schrieb Steven eine SMS.
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Gefangen im Schatten der Angst - Wieso er?
Mistério / SuspenseDer Weg von Anna, einer sechzehnjährigen jungen Frau, ist von schrecklichem Missbrauch und Vergewaltigung geprägt. Trotz der schmerzhaften Erfahrungen, denen sie ausgesetzt ist, stellt sie sich mutig dieser Tortur, um ihre Freunde vor ihrem Entführe...