Kapitel 14 Teil 2

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Kenshin blickte von seiner Terrasse aus in den Garten, die Sonne ging gerade auf. Er hatte nach langer Zeit mal wieder kaum geschlafen. Wie denn auch? Es hatte jemand an seiner Seite im Bett gefehlt. Anna! Seit er mit Anna im gleichen Bett schlief, konnte er besser schlafen. Die Sorgen um sein Land hatte ihm oft den Schlaf geraubt, früher hatte er selten mehr als fünf Stunden geschlafen, doch Anna in seinem Arm liegend hatte ihn immer beruhigt und plötzlich schlief er besser und länger. In ihrer Nähe konnte er immer seine Sorgen vergessen, sie gab ihm das Gefühl einen normalen Mann zu sein und nicht einen Kaiser. Doch das war seit gestern mit einem Schlag alles vorbei.
Schwermütig schloss Kenshin die Augen, allein der Gedanke an ihr liess sein Herz schmerzhaft zusammenziehen. Wie hatte er auch nur glauben können, dass sie hierblieb, hier bei ihm. Wie hatte er nur den Jungen vergessen können? Er war in den letzten paar Tagen zu sehr in seiner perfekten Welt gefangen gewesen und jetzt stand er hier, starrte in die Ferne auf einem Punkt in seinem Garten.
Von hier aus konnte er in der Ferne den Pavillon auf dem Teich erkennen, also müsste er Anna sehen, wenn sie Meditieren gehen würde. Er wusste immer noch nicht, ob er heute mit ihr trainieren wollte, der Masochist in ihm wollte es, doch er wusste nicht, ob er dafür genug Kraft hatte. Er wollte sie sehen, er vermisste sie, jedoch wollte er sie auch berühren und küssen. Er wollte sie in seinen Armen nehmen, wollte ihr sagen, dass sie hierbleiben sollte, bei ihm und dass er sie liebte. Doch er wusste, es würde nichts bringen! Sie liebte diesen Adrian mehr!
Er ballte die Hände vor Wut zusammen, seine Kiefermuskeln spannten sich an und er schloss wütend die Augen. Er spürte eine Wut und eine rasende Eifersucht auf den Jungen, welchen er nicht mal kannte. Er atmete ein paar Mal tief durch, diese Wut und Eifersucht, das war nicht er! Nach ein paar gleichmässigen Atemzüge hatte er sich wieder unter Kontrolle.
Die Sonne war weiter gestiegen und er sah auf die Uhr, normalerweise würde er sich jetzt auf den Weg zum Training mit Anna machen. Normalerweise... interessant wie etwas nach ein paar Tagen als normal empfunden wird und nach wenigen Minuten, dass normal zerstört werden kann. Er starrte weiterhin in den Garten, er redete sich ein, dass wenn er Anna sehen würde, er ebenfalls zum Training gehen würde. Dies glaubte er jedenfalls. Er war ein miserabler Lehrer. Als Lehrer müsste er darüberstehen und sich professionell verhalten, aber das konnte er nicht.
Er blieb noch eine Weile wie versteinert auf der Terrasse, den Blick weiter auf den Garten gerichtet, doch nach knapp einer Stunde gab er es auf. Wem wollte er schon was vormachen, es war klar, dass Anna ihn nicht sehen wollte. Schweren Herzens wandte er sich ab und ging in sein Wohnzimmer. Er setzte sich auf einer seiner Sessel und vergrub sein Gesicht in seinen Händen, der Liebeskummer drohte ihn zu überwältigen, also stand er wieder auf. Er beschloss wieder zu arbeiten, mit was er bereits mehrheitlich in der letzten Nacht beschäftigt war, aber er war nicht ganz bei der Sache gewesen.
Er ging in sein Schlafzimmer, durchquerte diesen, um seine Morgentoilette zu verrichten. Nachdem er frisch geduscht hatte, seine Haare wieder zu einem perfekten Dutt zusammengebunden hatte, zog er sich einen seiner unzähligen massgeschneiderten Anzüge an. Da er heute mehrere Termine hatte, welche er sich als Kaiser repräsentieren musste, konnte er nicht wie immer seine Freizeitkleidung tragen. Er wählte einen schwarzen japanischen Anzug aus und natürlich passende schwarze Businessschuhe. Er sah sich im Spiegel an und er war froh, dass man ihm die letzte Nacht nicht anmerkte, ausser man betrachtete ihn von ganz nah. Denn dann konnte man seine Augenringe sehen und vielleicht seinen müden Blick erkennen, jedoch würde keiner es wagen so nah an ihm zu kommen. Nur Anna würde es tun, aber die Wahrscheinlichkeit war seit gestern praktisch bei null.
Kenshin schloss die Augen und atmete tief durch. Er straffte die Schulter und wechselte in seinen Kaisermodus. Als er die Augen wieder öffnete, stand er sicher da, nichts war zu sehen, dass er gerade schmerzlich litt. So wie es sein musste. Kenshin wandte sich von seinem Spiegelbild ab, ging ins Wohnzimmer wo er sein Laptop nahm und aus seiner Suite ging. Er blickte zur Eingangstür von Annas Suite, für einen Moment bröckelte seine gleichgültige sichere Haltung, doch dann riss er sich zusammen und stieg die Treppe hinunter. Er ging in seinem Büro, wo er auf Kanaye traf, welcher gerade die Post auf seinem Schreibtisch stellte und ihn verwundert ansah.
„Entschuldigt Majestät, ich habe euch um diese Zeit nicht im Büro erwartet.", sagte Kanaye sofort.
„Ist schon in Ordnung Kanaye.", antwortete Kenshin im gleichgültigen Ton, als wäre Kanaye nur ein lästige Fliege. Wie immer sprachen sie untereinander Japanisch. Er setzte sich an seinem Schreibtisch, stellte seinen Laptop auf und nahm die Briefe zur Hand, welcher Kanaye gerade erst hingelegt hatte.
„Majestät, darf ich euch etwas bringen?", fragte Kanaye ein wenig einfühlsam, da er die Stimmung seines Kaiser durchaus bemerkt hatte.
„Den Tagesablauf wäre ideal!", meinte Kenshin, ohne von den Briefen aufzublicken. „So wie immer!"
„Natürlich Majestät!"
Kanaye verliess rasch sein Büro, um die nötigen Unterlagen in seinem Büro zu holen. Es dauerte keine Minute, da war er wieder zurück.
„Darf ich anfangen Majestät?", fragte Kanaye leicht unsicher. Kenshin öffnete gerade ein Brief nach dem anderen und überflog mehr oder weniger den Inhalt und sortierte diese nach Dringlichkeit. Er gab Kanaye ein Zeichen, dass er beginnen konnte, während er sich weiter den Briefen widmete.
„Vormittags sind keine Termine vereinbart, sodass Ihr Zeit habt euch um die Formalitäten zu kümmern.", begann Kanaye, seine Stimme war wieder sicher und Kenshin hörte mit einem Ohr zu. „Um dreizehn Uhr empfängt Ihr den Psychiater Dr. Damian Johnson, welcher sich dann gleich mit Miss Turner zusammensetzen wird. Es sollte nicht länger dauern als eine Stunde, dann kommt Dr. Johnson hier ins Büro, um sich mit Ihnen nochmals auszutauschen. Der Viscount, Lord Winceston und Mr. Morel werden ebenfalls hier anwesend sein. In der Zwischenzeit wird der Duke of Nosakusa mit Miss Turners Eltern eintreffen und im Salon warten, bis Majestät sie empfängt. Der ganze Nachmittag ist für die Zusammenkunft reserviert. Das Abendessen wird heute um neunzehn Uhr bereit sein, es wurde ein kleines Menu vorbereitet für alle Anwesenden."
„Vielen Dank Kanaye.", bedankte sich Kenshin monoton, immer noch, ohne aufzublicken. Kanaye legte den Tagesablauf auf seinen Schreibtisch ab und ging diskret aus seinem Büro. Nachdem Kenshin mit dem sortieren der Briefe fertig war, widmete er sich gleich den Dringenden zu.
Er konzentrierte voll und ganz auf seine Arbeit, er bearbeitete die Briefe ab, segnete ein paar Projekte ab und machte eine Liste für Kanaye an welchen Veranstaltungen er gerne dabei wäre. Ein Blick auf seiner Uhr, sagte ihm das es kurz vor Mittag war. Er war froh, dass er sich die letzten paar Stunden auf seine Arbeit hatte konzentrieren können. Jetzt aber schweiften seine Gedanken wieder zu Anna. Er hatte sie bereits seit über zwölf Stunden nicht mehr gesehen, das erste Mal seit einem Monat, dass er sie solange nicht mehr gesehen hatte. Wie ging es ihr? Litt sie genauso wie er?
Natürlich nicht, sie liebte ihn nicht so, wie er sie. Wehmütig schloss er die Augen, sein Herz schmerzte und er überlegte sich, nicht zum Mittagessen zu gehen. Jedoch wollte er Anna sehen, auch wenn es ihn schmerzte, er wollte sie sehen!
Entschlossen stand Kenshin auf und verliess sein Büro. Das Esszimmer war nicht weit entfernt von seinem Büro, kurz vor dem Esszimmer hielt er an. Er sammelte sich und holte seine Kraft zusammen, um in seinem Kaisermodus zu bleiben. Distanziert, sicher und erhaben, dass musste er jetzt sein. Er atmete tief durch und trat dann ins Esszimmer. Zu seiner Überraschung sass nur Daichi am Esstisch, jedoch war noch Zeit, bis das Mittagessen bereit war. Daichis Anwesenheit überraschte ihn dennoch, er hatte gedacht der Junge würde noch lange beleidigt sein.
„Hallo Kenshin.", grüsste Daichi schüchtern.
„Hallo Daichi.", grüsste Kenshin leicht monoton zurück. „Ich dachte du würdest noch eine Weile beleidigt sein."
Daichi wurde rot und murmelte irgendwelche Worte die Kenshin nicht verstand, während Kenshin sich am Kopf des Tisches setzte.
„Anna hat mir erklärt, wieso sie gehen muss.", gab Daichi an.
„So? Hat sie das?", erwiderte Kenshin bissig, schon beinahe kalt.
„Ich verstehe es, bin aber trotzdem traurig, dass sie nicht bleibt.", fuhr Daichi traurig fort und sah ihn traurig an. Kenshin erwiderte nichts, sondern sah zu wie seine Bediensteten die Speisen auf den Tisch brachten.
„Gibt es keine Möglichkeit Anna zu überreden hier zu bleiben? Ich würde mir so wünschen, dass sie hierbleibt!", fragte Daichi sobald alles auf den Tisch war und Kenshin sah ihn schwermütig an. Seine Fassade brach ab und er lächelte seinen jungen Cousin schwach an.
„Das wünsche ich mir auch Daichi, mehr als alles andere glaube mir, aber da gibt es keine Möglichkeit. Es gibt nichts was Anna hier zurückhält."
Daichi nickte schwach und Kenshin sammelte sich wieder, um in seine distanzierte Haltung zurückzukehren, denn er hörte bereits Schritte. Es war aber nur Rick, welcher freundlich grüsste. Kenshin nickte ihm zu, langsam beschlich ihn ein Gefühl, dass Anna nicht zum Mittagessen kommen würde und seine Stimmung verdüsterte sich. Jedoch hörte er mehrere Schritte und dann trat sie ins Esszimmer ein, dicht gefolgt von Steven.
Kenshin konnte nicht anders als sie anzusehen, sie sah elegant aus in ihrem schwarzen Jumpsuit und wunderschön. Sofort grüsste Daichi sie mit einem Lächeln und Anna grüsste zurück mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. Ohne ihm eines Blickes zu würdigen setzte sie sich zu seiner Linken. Wieso sah sie ihn nicht an? Kenshins Kiefermuskeln spannten sich an und sein Herz zog sich schmerzlich zusammen. War er es nicht einmal mehr wert angeschaut zu werden?
Er sah sie mit kalten Augen an und plötzlich sah sie ihn an. Wirkten ihre Augen leicht geschwollen? Hatte sie geweint? So plötzlich wie sie ihn angesehen hatte, so schnell wandte sie ihren Blick wieder ab und sie begann sich Essen in den Teller zu schöpfen. Kenshin tat es ihr gleich, er hatte nicht einmal bemerkt, dass Daichi wie immer ununterbrochen quasselte. Heute war er aber froh darum, dank Daichi wurde überhaupt am Tisch geredet, wobei Anna und er still blieben.
Er hatte sich nur wenig geschöpft, grossen Hunger hatte er nicht. Anna schien ebenfalls wenig Hunger zu haben, so wenig wie sie sich auf den Teller geschöpft hatte, wurde nicht einmal eine Maus satt. Während des Essens wanderte sein Blick immer wieder zu Anna, er konnte es nicht verhindern. Sie sah unentwegt in ihrem Teller und stocherte in ihrem Essen herum. Er war kurz davor etwas zu sagen, doch da erhob sie sich.
„Entschuldigt mich!", sagte sie, gerade noch so laut, dass es alle am Tisch verstehen konnten und ging zur Tür, bevor Kenshin reagieren konnte.
„Aber Anna du hast gar nichts gegessen.", rief Steven besorgt aus, dass Anna kurz innehielt. Sie drehte sich um, sie schaute kurz Steven an, dann zu ihm und er konnte ihren Blick nicht standhalten. Er wusste nicht wieso, also wandte er den Blick ab. Er hörte wie Anna etwas murmelte, dann das Esszimmer verliess und er schloss schwermütig die Augen. Er spürte Stevens Blick, also riss er sich zusammen und ass seinen Teller leer. Niemand mehr sagte etwas, jeder ass seinen Teller schweigend leer. Die Stimmung am Tisch war bedrückend und so war er froh als Kanaye kam.
„Majestät, Dr. Johnson ist angekommen.", meldete Kanaye und Kenshin nickte.
„Ich bin gleich da.", erwiderte Kenshin gleichgültig, er war voll und ganz wieder in seinem Kaisermodus.
„Ich komme mit dir.", gab Steven an und Kenshin nickte. Gemeinsam gingen sie zur Eingangshalle, wo der Psychiater auf sie wartete.
„Kaiserliche Hoheit.", grüsste Dr. Johnson ihn und verneigte sich, dann hielt er Steven die Hand hin. „Lord Winceston."
„Dr. Johnson, vielen Dank, dass Sie gekommen sind.", grüsste Kenshin ihn. „Wir wollen nicht allzu viel Zeit verlieren. Anna ist bestimmt in ihrer Suite. Lord Winceston bringt Sie hin."
Dr. Johnson nickte und Steven zeigte ihm den Weg. Er selbst ging zurück in sein Büro, sein Schreibtisch war geräumt worden, wie immer nach dem Mittagessen, denn was Kenshin auf den Schreibtisch liegen liess, war immer für Kanaye gedacht.
Er setzte sich auf seinen Bürosessel und drehte sich um, sodass er aus dem Fenster sehen konnte. Er dachte zurück an das Mittagessen, das hatte er mal wieder großartig hingekriegt. Er hatte nicht vorgehabt, sich Anna gegenüber so kalt zu verhalten, aber er hatte es nicht verhindert und er hätte es verhindern können, wenn er sich besser beherrscht hätte. Es klopfte an der Tür und Kenshin liess bitten.
„Kenshin?", hörte er Stevens besorgte Stimme und er drehte sich in seinem Sessel um.
„Was gibt es?", fragte Kenshin distanziert und Steven musterte ihn, während er sich vor Kenshin Schreibtisch setzte.
„Etwas ist mit Anna nicht in Ordnung.", meinte er dann, man konnte seine Besorgnis in seine Stimme hören.
„Was soll denn nicht in Ordnung sein?", erwiderte Kenshin und tat so, als würde es ihn nicht interessieren, obwohl alles was Anna betraf ihn brennend interessierte.
„Und mit dir stimmt es etwas nicht!"
Kenshin verzog keine Miene, innerlich jedoch fluchte er, dass es Steven aufgefallen war.
„Was ist gestern passiert?", wollte Steven von ihm wissen.
„Ich weiss nicht was du meinst!", erwiderte Kenshin und spielte den Ahnungslosen.
„Ich bitte dich, ihr habt heute nicht trainiert und kein einziges Wort miteinander gesprochen! Was ist gestern zwischen euch vorgefallen?"
„Nichts ist passiert! Ich hatte heute nur keine Zeit für Anna!"
„Bitte Kenshin, lüg mich nicht an und tu nicht so als wäre dir Anna gleichgültig. Vor allem wenn man deine Reaktion vor drei Tagen bedenkt, weil du sie nicht gehen lassen wolltest. Seit einem Monat sorgst du dich schon um sie, hattest immer Zeit für sie. Du hast dich mehr um Anna gekümmert als sonst jemanden, mehr als ich. Du hast immer versucht in ihrer Nähe zu sein, du..."
Steven hielt mitten im Satz an, er sah aus, als würde ihm plötzlich ein Licht aufgehen.
„Oh mein Gott...", flüsterte Steven und sah ihn entsetzt an. „Du liebst sie!"
„Nein... ich...", versuchte Kenshin zuerst zu leugnen, doch dann seufzte er schwer. Er schloss wehmütig die Augen und schluckte leer. Nicht einmal verleugnen konnte er sie.
„Ja, ich liebe sie!"
Wütend stand Steven auf und drehte ihm den Rücken zu.
„Wie konntest du nur!?", zischte Steven wütend, dabei drehte er sich wieder um. Seine Augen funkelten ihn zornig an.
„Es tut mir leid, aber ich habe keine Kontrolle darüber in wem ich mich verliebe. Glaube mir, ich habe es versucht."
„Dann hast du es nicht genug versucht!"
Steven reagierte genauso, wie Kenshin es erwartet hatte. Anna war für ihn wie eine Schwester, seine Reaktion war die eines Bruders, welcher seine Schwester vor alles beschützte, sogar vor einer Beziehung.
„Glaube mir Steven, ich habe es versucht. Ich habe es wirklich versucht. Die Wahrheit ist, ich hatte mich längst in sie verliebt, bevor ich wusste, wer sie wirklich ist."
Steven sah ihn weiterhin wütend an, jedoch gemischt mit einem entsetzten Blick.
„Sie war schon vorher tabu und jetzt erst recht!"
„Ich weiss.", erwiderte Kenshin leise und bedrückt. Wenn Steven erfuhr, dass mehr zwischen ihm und Anna passiert war, würde er Kenshin den Hals umdrehen.
„Weiss sie es?", wollte Steven von ihm barsch wissen.
„Ich habe es ihr nie direkt so gesagt, aber sie weiss, dass ich tiefe Gefühle für sie empfinde."
Steven schnaubte wütend bei seiner Antwort, doch seine Wut verrauchte langsam, während er in Kenshins Büro umherlief. Er schien nachzudenken und Kenshin wollte gerade etwas sagen, als Steven plötzlich innehielt. Als ob ihm nochmals ein Licht aufging und er sah Kenshin wieder an.
„Sie liebt dich!", stellte Steven wieder fassungslos fest. „Hab ich Recht?"
„Ja.", gab Kenshin leise zu, er stand auf, drehte Steven den Rücken zu und schaute aus dem Fenster.
„Hat sie es dir gesagt?", fragte Steven nach.
„Eher zugegeben.", antwortete Kenshin leise, er schloss wehmütig die Augen. Es schmerzte ihn, an ihren gestrigen Worten zu denken, doch er atmete tief durch und seine Stimme war sicher, als er sprach.
„Aber das spielt keine Rolle. Sie liebt Adrian mehr als mich!"
Kenshin drehte sich wieder zu Steven um und lächelte ihn an, leider wurde es nur ein gequältes Lächeln. Stevens Wut war nach seinen Worten endgültig verschwunden, doch Mitleid war keine zu sehen, das war auch gut so. Kenshin brauchte sein Mitleid nicht.
„Genauso sollte es sein Kenshin.", meinte Steven nur. „Anna verdient jemand der genauso unschuldig ist wie sie und in ihrem Alter ist. Ich weiss das sie den Jungen sehr liebt. Sie hat so viel Schmerz auf sich genommen für ihn. Ausserdem liebt er sie."
Kenshin nickte einfach nur, er verstand es, aber sein Herz konnte und wollte es nicht akzeptieren.
„Habt ihr euch denn gestritten, dass ihr nicht mehr miteinander sprecht?", wollte Steven wissen und Kenshin schüttelte traurig den Kopf.
„Nein, wir haben nur geredet."
„Über was denn?", hackte Steven nach, der einfach nicht locker liess. Jedoch blieb Kenshin still, er wollte nicht, dass Steven alles wusste. Andererseits, wem konnte er sonst noch seine privaten Sorgen teilen.
„Um Himmels Willen Kenshin, sprich mit mir! Willst du dich so von Anna verabschieden? Erzähl mir endlich was gestern passiert ist, damit ich euch helfen kann in Freundschaft zu gehen!"
„Sie wollte hierbleiben!", sagte Kenshin dann.
„Was?"
„Anna wollte hierbleiben! Offiziell. Aber gestern... gestern hatte sie es sich anders überlegt."
„Aber wieso sollte Anna hierbleiben wollen?", fragte Steven fassungslos, darauf antwortete Kenshin nichts, ansonsten würde Steven ihn über den Schreibtisch anspringen und ihm an die Gurgel gehen. Das wollte er lieber verhindern. Zu seinem Glück, klopfte es an der Tür und Kenshin bat herein. Rick trat ein und grüsste freundlich.
„Ist alles in Ordnung?", fragte Rick, als er die Stimmung im Raum bemerkte. Kenshin und Steven nickten gleichzeitig, während Rick näher an den Schreibtisch trat.
„Dr. Johnson wird sicher bald hier sein.", sagte Rick um die Stille, welche im Raum herrschte zu überbrücken. „Ich hoffe, er bringt gute Nachrichten. Anna wirkte heute nicht sehr stabil."
Steven murmelte etwas Zustimmendes, während Kenshin selbst still blieb. So warteten sie, Kenshin sass an seinem Schreibtisch, Steven sass auf einem der Stühle vor ihm, während Rick sich an der Wand rechts von seinem Schreibtisch anlehnte. Jeder in seinen eigenen Gedanken versunken. Ein Klopfen unterbrach die Stille und Kanaye trat ein.
„Majestät, Dr. Johnson wäre jetzt hier.", liess Kanaye ihn wissen und Kenshin nickte.
„Lasst ihn herein!", ordnete er an und sofort nickte sein erster Butler. Während Kanaye den Psychiater holte, atmete Kenshin nochmals tief ein. Was war Dr. Johnsons Analyse, nach so einem kurzem Gespräch, über Anna? War er der Meinung, dass es Anna besser ging? Kanaye kündigte den Psychiater an und unterbrach somit Kenshins Gedanken. Dr. Johnson trug heute einen beigen Anzug, passend zu seinen braunen Haaren, was Kenshin vorhin nicht aufgefallen war, wie immer lächelte er freundlich.
„Kaiserliche Hoheit.", grüsste Dr. Johnson und verneigte sich, dann wandte er sich an Steven und Rick, um sie ebenfalls zu grüssen.
„Bitte setzten Sie sich Dr. Johnson.", ordnete Kenshin ihn an und zeigte auf den letzten freien Stuhl vor sich, neben Steven. „Ich hoffe das Gespräch mit Anna war erfolgreicher als das letzte."
„Nun, es war in der Tat erfolgreicher, als das letzte Gespräch mit ihr.", meinte Dr. Johnson und setzte sich, wie befohlen hin. „Aber sie war leider nicht besonders mitteilsam, obwohl sie mir mehr mitgeteilt hat, als sie wahrscheinlich wollte."
Kenshin hörte Dr. Johnson aufmerksam zu, auch Steven und Rick waren ganz Ohr.
„Anna war wie letztes Mal, sehr defensiv und hat auf meine Fragen minimale Antworten gegeben, ausserdem hat sie meistens gelogen.", sagte Dr. Johnson.
„Sie hat gelogen?", unterbrach Kenshin den Psychiater leicht perplex.
„Ja, aber es ist nicht aussergewöhnlich. Die meisten Menschen in ihrer Lage lügen, bei diesen Fragen, wie es einem geht, ob man von Alpträumen geplagt wird oder wie es einem die letzten Wochen ergangen ist. Wobei letzteres Anna, soviel ich vermute, nicht gelogen hat. Was übereinstimmt was Sie mir erzählt haben, dass es ihr besser ginge. Ich vermute, dass hat damit zu tun, dass sie hier umgeben von Menschen ist, denen sie vertraut und sie weiss, hier ist sie sicher. Hier hat sie keine Angst. Ich glaube auch, die Meditation und das üben von Selbstverteidigung hat ebenfalls dazu beigetragen. Das war eine gute Idee von Ihnen kaiserliche Hoheit."
Kenshin lächelte kurz und war froh zu hören, dass es Dr. Johnson gemerkt hatte, dass es Anna hier besser ging. Anna hatte es selbst gesagt. Wieso ging sie dann? Weil sie Adrian mehr liebt als dich, erinnerte ihn eine Stimme in seinen Kopf. Schnell schüttelte er den Gedanken weg und konzentrierte sich wieder auf Dr. Johnsons Bericht.
„Das war alles ein guter Anfang, jedoch ist sie noch lange nicht genesen, die meisten erholen sich niemals ganz nach solchen Geschehnisse. Nach Hause zurückzukehren und ihre Eltern wieder zu sehen, macht Anna Angst. Was in solchen Fällen normal ist, wobei die Freude doch meistens immer grösser ist. Bei Anna konnte ich keine Freude erkennen, was sehr bedenklich ist. Ausserdem habe ich gemerkt, dass Berührungen sie immer noch ängstigen. Ausser von Ihnen Lord Winceston."
„Also eigentlich hat Anna mit keinem von uns ein Problem mit Berührungen.", gab Rick stirnrunzelnd an.
„Sie könne alle Anna berühren? Ohne Probleme?", fragte Dr. Johnson ungläubig und alle bejahten. Dr. Johnson murmelte etwas, was wie interessant klang. Er räusperte sich kurz und fuhr dann weiter.
„Des Weiteren ist mir aufgefallen, dass Anna raucht und trinkt, des letzteren auch tagsüber. Ist Ihnen dies bekannt?"
„Geraucht hat sie schon, als wir sie alle kennenlernten.", antwortete Kenshin schnell, bevor Steven noch darauf antwortete und sich dann versprach, denn Dr. Johnson kannte auch nur die offizielle Seite. „Sie trinkt eigentlich nur am Abend und dann auch nur ein oder zwei Gläser. Tagsüber trinkt sie nur, wenn es ihr schlecht geht und das war nur zweimal der Fall, vielleicht auch dreimal."
„Sind Sie sich sicher, dass Anna ansonsten nie tagsüber getrunken hat?", wollte Dr. Johnson wissen.
„Absolut, ich habe viel Zeit mit ihr verbracht und ich hätte es gemerkt, wenn es der Fall gewesen wäre.", gab Kenshin sicher an. Er sah das Steven, bei seiner Antwort, die Stirn runzelte, doch er ignorierte es. Sollte er doch dabei denken was er wollte.
„Gab es sonst noch was, was Ihnen aufgefallen ist Dr. Johnson?", fragte Steven nach.
„In der Tat ist mir noch etwas aufgefallen. Wobei es eher eine Frage an Ihnen alle ist.", meinte Dr. Johnson darauf. „Hat Anna jemanden erzählt, dass sie vielleicht einmal vom Duke gewürgt worden ist oder etwas ähnliches?"
Es blieb eine Weile still, niemand sagte ein Wort. Kenshin verzog keine Miene und er war froh, dass sich Rick und Steven ebenfalls beherrschen konnten.
„So wie es aussieht nicht.", antwortete Kenshin auf die Frage des Psychiaters. „Wieso fragt Ihr?"
„Ich hatte eine Patientin, welche Überfallen wurde, der Täter versuchte sie zu erwürgen. Was, Gott sei Dank, misslang. Die Patientin hatte aber ein Trauma, sie hatte oft das Gefühl die Hände des Täters am Hals zu spüren und bekam Mühe mit dem atmen. Ich habe es oft gesehen, wenn ihr das Gefühl überkam und heute habe ich es bei Anna gesehen.", erklärte Dr. Johnson besorgt. „Ich dachte, vielleicht wisse jemand davon."
Kenshin presste die Lippen zusammen, eine Wut überkam ihn, eine Wut auf Bors. Wie hatte Bors Anna das nur antun können? Wie hatte er ihr das alles nur antun können?
„Vielen Dank Dr. Johnson, dass Ihr mit Anna nochmals geredet habt.", bedankte sich Kenshin mit beherrschter Stimme. „Wenn Sie noch Zeit haben, würde ich es sehr begrüssen, wenn Ihr Annas Eltern erklären könntet, wie es um Anna steht."
„Aber natürliche kaiserliche Hoheit.", stimmte Dr. Johnson sofort zu. Kenshin nickte dankbar und erhob sich. Steven und Dr. Johnson erhoben sich ebenfalls und Rick stiess sich von der Wand ab, an welcher er sich gelehnt hatte.
„Dann wollen wir Annas Eltern nicht länger warten lassen.", meinte Kenshin und alle Anwesenden nickten.
„Ich hole Anna.", informierte Steven und Kenshin nickte.
„Lass dir aber Zeit, damit wir noch Zeit haben zu reden."
Steven nickte nochmals und Kenshin, Rick und Dr. Johnson verliessen das Büro, während Steven das Büro auf der anderen Seite verliess. Sie durchquerten den grossen Sitzungsraum, dann den Empfangsraum und schlussendlich die Eingangshalle. Kenshin konnte einer seiner Bediensteten am Eingang des Salon sehen und als dieser ihn sah, huschte er hinein, um den Kaiser anzukündigen.
Kenshin war sehr gespannt auf Annas Eltern. Wem würde sie am meisten ähneln? Charakteristisch und vom Aussehen. Wie sie wohl reagiert hätten, wenn Anna hiergeblieben wäre? Kenshin atmete tief ein, er hörte noch die letzte Worten, als er den Salon mit majestätischer Ausstrahlung betrat. Im Salon waren vier Personen anwesend, Yusei trat vor und verneigte sich vor Kenshin.
„Kaiserliche Hoheit.", grüsste der Duke of Nosakusa freundlich.
„Yusei.", grüsste Kenshin freundlich zurück und gab dem Duke die Hand.
„Es ist endlich soweit.", meinte Yusei leise und auf Japanisch, dabei lächelte er erleichtert. Kenshin wusste was er meinte, Anna war die letzte die mit ihrer Familie noch nicht hatte vereinigt werden konnte, die letzte der Jugendlichen die noch nicht zu Hause war. Danach musste nur noch Bors gefasst werden und diese schreckliche Ereignisse würden nur noch Vergangenheit für das Land sein. Kenshin brachte gerade noch so ein Lächeln zustande.
„Majestät, darf ich vorstellen, Mr. John Turner und Mrs. Nathalie Turner.", stellte Yusei ihm Annas Eltern vor. Annas Vater verneigte sich steif, während Annas Mutter eher schüchtern einen Hofknicks machte. John Turner war genauso gross wie Kenshin selbst, jedoch war er nicht muskulös wie Kenshin. Er hatte hellbraune Haare und blaue Augen. Er wirkte in seinem grauen Anzug sicher und doch konnte man sehen, dass er sich an diesem Ort nicht wohl fühlte. Nathalie Turner war ebenfalls gross, ein wenig grösser als Anna, auch sie hatte braune Haare, die ihr bis über die Schulter reichten. Sie trug einen rosaroten Maxirock mit einem weissen Oberteil und einem schwarzen Blazer, was sie leicht mollig wirken liess. Für das, dass ihr Hofknicks unsicher gewirkt hatte, blickten ihre braunen Augen ihn sicher an. Kenshin schätzte beide gegen Ende fünfzig.
„Mr. und Mrs. Turner, eine Freude Sie kennenzulernen.", grüsste Kenshin freundlich und reichte zuerst Annas Mutter die Hand und dann Annas Vater.
„Ist uns ebenfalls eine Freude kaiserliche Hoheit.", antwortete John auf Englisch mit leichtem schweizerischen Akzent. Kenshin richtete seine Aufmerksamkeit auf die letzte Person im Raum, welcher ihm noch nicht vorgestellt worden ist.
„Mr. Henry Fischer unser Dolmetscher.", stellte Yusei den letzte Mann vor.
„Kaiserliche Hoheit.", grüsste der Dolmetscher freundlich und verneigte sich. Kenshin nickte ihm zu, etwas an dieser Person störte ihn. Er wusste nicht was, er konnte es sich nicht erklären, aber er vertraute auf seine Instinkte.
„Vielen Dank für Ihre Hilfe Mr. Fischer.", bedankte sich Kenshin in seinem Kaisermodus. „Wir benötigen aber Ihre Hilfe nicht mehr."
Henrys Lächeln verstarb, jedoch liess er sich nicht noch mehr anmerken. Er verneigte sich nochmals und verabschiedete sich. Yusei sah ihn stirnrunzelnd an, Kenshin ignorierte ihn, sie brauchten den Dolmetscher wirklich nicht mehr. Wenn es eine Übersetzung brauchte, konnte Rick ohne Probleme einspringen.
„Mr. und Mrs. Turner, darf ich Ihnen Rick Morel und Dr. Damian Johnson vorstellen?", stellte Kenshin die beiden Annas Eltern vor. „Rick Morel kann übersetzten, falls sie etwas nicht verstehen, und Dr. Johnson ist der renommiertester Psychiater meines Landes."
Alle gaben sich die Hand und Rick grüsste auf Deutsch und übersetzte sogleich Kenshins Worte. Sogleich wechselten Annas Eltern und Rick ein paar Worte, wahrscheinlich fragten sie Rick, wieso Kenshin den Dolmetscher hatte gehen lassen.
Kenshin bat die Gäste sich zu setzen, während er auf einer der Sessel Platz nahm, nahmen die andern auf dem Sofa Platz.
„Ich möchte nicht unhöflich sein kaiserliche Hoheit, aber wann können wir unsere Tochter sehen?", fragte Annas Vater sobald alle Platz genommen hatten. John Turners Englisch war gut, jedoch ein wenig unsicher.
„Bald.", versicherte Kenshin ihn. „Wir sollten vorerst über gewisse Dinge sprechen."
„Was für Dinge?", fragte Annas Vater verwirrt.
„Über Annas Zustand zum Beispiel, darüber wird Dr. Johnson sie aufklären.", antwortete Kenshin behutsam und Annas Vater nickte. Dr. Johnson informierte Annas Eltern wie es um Anna stand. Er erklärte ihnen was Anna zugestossen ist, im Groben, denn er wusste auch nur das was Kenshin und Steven ihm erzählt haben. Er erklärte, dass Anna immer noch sehr viel Zeit brauchte, um das Geschehene zu verarbeiten, dass sie unter Alpträume litt und Berührungen scheute. Rick übersetzte, wenn es nötig war, da Annas Vater gute Englisch Kenntnisse hatte. Je mehr Dr. Johnson erklärte und Rick übersetzte, desto weisser wurde das Gesicht von Annas Mutter, während Annas Vater immer wieder die Kiefermuskeln anspannte, was Kenshin nachvollziehen konnte.
Kenshin beobachtete die Beiden, Anna hatte ihre blonde Haare nicht von ihren Eltern geerbt, auch die Augen hatten nicht das gleiche braun wie die ihrer Mutter. Man konnte zwar gewisse Ähnlichkeiten erkennen, doch Anna glich keiner der Beiden. Jedoch die Fähigkeit sich zu beherrschen in fast jeder Situation schien sie von ihrem Vater geerbt zu haben, im Allgemeinen konnte Kenshin charakteristisch mehr von Anna in ihrem Vater erkennen.
„Weshalb habt ihr unsere Tochter solange vor uns versteckt?", wollte Annas Vater plötzlich wissen. „Uns wurde mitgeteilt, dass sie schon vor einem Monat gerettet worden sei."
„Wir hatten nicht vor, Ihre Tochter Ihnen vorzuenthalten!", versuchte Yusei ihn zu beruhigen. „Ich habe Ihnen bereits erklärt, dass der Zustand ihrer Tochter, dass nicht vorher zugelassen hat."
„Es kommt uns aber so vor!", meinte Annas Vater ein wenig grollend und Kenshin konnte ihn verstehen.
„Es tut mir sehr leid, dass wir Ihr Leiden verlängern mussten, Mr. und Mrs. Turner.", schaltete sich Kenshin mit ruhiger Stimme ein, bevor sich die Situation verschlimmerte. „Es war aber nicht anders möglich. Anna ging es sehr schlecht, sie hatte einen Schock und wollte mit niemandem reden. Glauben Sie mir, Sie hätten ihre Tochter nicht wiedererkannt. Ich musste entscheiden, was für Anna am besten wäre und nicht für uns. Des Weiteren ist Annas Entführer immer noch auf freien Fuss und dieser Mann schreckt vor nichts zurück, Anna wieder zu sich zu holen. Annas Sicherheit war meine oberste Priorität und ist es immer noch!"
Weil Annas Vater nicht alles verstanden hatte, sah dieser Rick an und Rick wiederholte Kenshins Worte auf Deutsch, dann sah Annas Vater wieder ihn an.
„Anna wäre bei uns zuhause sicher gewesen."
„Eigentlich ist Anna nirgendswo sicherer als hier im Palast.", erwiderte Kenshin ruhig.
„Nein! Bei uns...", begann Annas Vater, doch Kenshin unterbrach ihn, indem er die Hand erhob und obwohl John Turner noch nie zuvor einen Kaiser begegnet ist und nicht wusste, wie man sich vor einem Kaiser verhielt, verstummte er sofort. Kenshins autoritäre Aura war immer präsent.
„Rick erzähl Annas Eltern was in Onaro passiert ist!", befahl Kenshin, denn er wollte, dass sie verstehen, was genau auf den Spiel stand. Rick zögerte einen Moment, doch dann begann er auf Deutsch zu erzählen. Ob Rick alles erzählte, wusste er nicht, aber er vertraute Rick. Nachdem Rick geendet hatte, blickten Annas Eltern ihn entsetzt an.
„Verstehen Sie jetzt, dass solange Bors Winceston auf freien Fuss ist, Anna nicht in Sicherheit ist?", fragte Kenshin nach. „Bors schreckt vor nichts zurück! Jedoch wollen wir Anna diesem Risiko nicht aussetzen, deswegen wird Rick mit Ihnen in Schweiz gehen und Annas Bodyguard sein. Solange es nötig ist. Ich zahle alles! Wichtig wäre aber, dass Rick bei Ihnen wohnen kann, damit er Anna Rund um die Uhr beschützen kann."
Annas Vater sah kurz Rick an und erklärte dann seiner Frau, was Kenshin gesagt hatte. Sie sprachen noch kurz miteinander, dann sahen beide Kenshin wieder an.
„Das wäre machbar, wir haben ein Gästezimmer für Rick.", stimmte Annas Vater zu und machte eine Pause, bevor er fortfuhr. „Ich danke Ihnen kaiserliche Hoheit, für alles. Sie haben sehr viel für unsere Tochter getan und tun es immer noch. Vielen Dank."
Kenshin nickte, Annas Mutter lächelte ihn dankbar an.
„Wir würden jetzt aber wirklich gerne unsere Tochter sehen. Wir warten schon lange genug!", meinte Annas Vater bestimmend.
„Natürlich. Sie wird sicher jeden Moment kommen.", versicherte Kenshin ihn, darauf stand Dr. Johnson auf und verabschiedete sich, mit der Meinung, dass Anna nicht sehr erfreut wäre, ihn bei der Zusammenkunft zu sehen. Er verneigte sich vor Kenshin und ging aus dem Salon. Eine Stille breitete sich im Raum aus, da alles gesagt worden war und alle Anwesenden auf Anna warteten. Kenshin beobachtete Annas Eltern, sie wurden mit jeder Minute nervöser und Kenshin hoffte, dass Steven bald mit Anna kommen würde.



Meine Güte, eine wirklich emotionale Lesenacht! Steven hat genau so reagiert, wie Kenshin immer gedacht hat. Da können wir froh sein, dass er nicht weiss, wie weit die Beziehung von Kenshin und Anna gegangen ist.😏
Wie wird die Zusammenkunft von Anna und dessen Eltern wohl sein wird?
Votes und Kommentare wie immer willkommen. :))

Gefangen im Schatten der Angst - Wieso er?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt