Am folgenden Tag wartete Anna, dass Kenshin von der Pressekonferenz zurückkam. Sie hatte ihn am Morgen und beim Training gesehen, danach hatte er sich auf die Pressekonferenz vorbereitet. Sie waren sich einig gewesen, ihre Beziehung vorerst immer noch geheim zu halten, auch ihre Entscheidung in Hiyokuna zu bleiben, hielten sie bis zum Wiedersehen ihrer Eltern zurück. Sie wussten beide, dass Steven ausflippen würde und alles versuchen würde Anna zu überreden, doch noch nach Hause zurückzukehren. Auch hatte Kenshin während der Pressekonferenz sich wage gehalten, wann Anna Hiyokuna verlassen würde. Anna hatte die Pressekonferenz wie letztes Mal, im Fernsehen verfolgt und hatte Kenshin für seine Selbstsicherheit bewundert. Er wirkte wie immer majestätisch und würdevoll.
Es war bereits Abend, als Kenshin in ihrer Suite kam, gerade als Anna zum Abendessen nach unten gehen wollte. Er gab ihr einen hingebungsvollen Kuss zur Begrüssung, dann gingen sie gemeinsam hinunter zum Abendessen. Die Stimmung war ausgelassen und Anna war froh, dass weder Steven noch Rick über ihre Abreise reden wollten. Kenshin schaute sie beim Abendessen öfters an, als ihr lieb war, denn sie konnte sich unter seinem Blick kaum konzentrieren. Steven beobachtete sie stirnrunzelnd, sagte aber nichts.
Nach dem Abendessen verbrachte Anna wieder ihre Zeit bei Kenshin und verzichtete dabei auf die Routine mit Steven nach dem Essen eine zu Rauchen. Steven war zuerst ein wenig perplex, lächelte sie dann aber an, als sie die Treppe mit Kenshin hochstieg. Sobald sie in seiner Suite waren, nahm Kenshin sie in seinen Armen und bescherte ihr einen feurigen Kuss, der ihre Libido weckte. Sie legte ihre Armen um seinen Nacken, während sie seine Küsse ebenso wild erwiderte. Es dauerte nicht lange und sie landeten in seinem Schlafzimmer. Sie halfen sich hektisch gegenseitig sich auszuziehen, dann setzte sich Kenshin auf sein Bett und Anna setzte sich sogleich auf ihn. Sofort lagen seine Lippen wieder auf die ihren, während seine Hände ihre Oberschenkel streichelten. Sie spürte wie seine Hände immer höher wanderten und seine Lippen glitten von ihren Lippen zu ihrem Hals. Anna genoss jede einzelne Berührung von Kenshin. Sie wusste, dass es nicht normal war, nicht nachdem was sie erlebt und ertragen musste, aber bei Kenshin war es anderes. Er gab ihr das Gefühl, sicher zu sein, er hatte ihr gezeigt wie ein Mann, eine Frau behandeln sollte. Er hatte ihre Angst genommen und ihr Selbstvertrauen gestärkt. Er war der Mann, den sie mehr liebte.
Langsam liess sie sich auf sein Glied nieder, er füllte sie wie letztes Mal völlig aus, als würden sie perfekt zueinander passen. Kenshin sah ihr tief in die Augen, sodass Anna unsicher auf ihren Lippen kaute. Sein Blick wanderte zu ihren Lippen und seine Augen blitzen auf. Auf einmal erhob sich Kenshin vom Bett und trug sie, ohne sich voneinander zu lösen, zur gegenüberliegenden Kommode. Dort setzte er sie ab und grinste sie schelmisch an. Anna erwiderte sein Grinsen und zog ihn näher an sich, um ihn zu küssen. Während sie sich küssten, begann Kenshin sich langsam in ihr zu bewegen, bis er den richtigen Rhythmus für sie beide fand und Anna zum Höhepunkt trieb. Als Anna den Gipfel der Lust erreicht hatte, schrie sie es hinaus, doch Kenshins Kuss dämpfte es ab. Sekundenspäter kam auch Kenshin am Gipfel der Lust an. Schweratmend lagen sie sich in den Armen, bis Kenshin sich von ihr löste und sie zum Bett trug. Anna kuschelte sich an ihn und schlief wie immer in seinen Armen ein.
Am nächsten Tag erwachten sie gemeinsam auf, Anna ging schnell in ihrer Suite, um sich fürs Training vorzubereiten, dann gingen sie gemeinsam in den Garten, um zu trainieren. Sie lachten viel, wobei Kenshin trotzdem darauf achtete, dass das Training vorwärts ging. Anna vergass mit Kenshin nicht nur die Zeit, sondern auch alles andere. Da waren keine Gedanken um ihre Eltern, kein Gedanke wann Bors endlich festgenommen wird.
Wie immer nach dem Training, ging Anna meditieren, während Kenshin zurück in den Palast ging, um zu duschen und dann zu arbeiten. Nach dem Meditieren ging Anna ebenfalls duschen und zog sich dann ein luftiges Sommerkleid an. Fröhlich stieg sie die Treppe hinunter zum Mittagessen, wo Kenshin im Esszimmer bereits auf sie wartete.
„Wo sind alle anderen?", fragte Anna stirnrunzelnd, während sie sich setzte.
„Steven ist in der Stadt, er hat ein paar geschäftliche Termine und Rick begleitet ihn.", antwortete Kenshin lächelnd, dann seufzte er. „Daichi hat erfahren, dass du abreisen wirst, und schmollt in seiner Suite, weil er nicht will, dass du gehst."
„Wirklich?", sagte Anna verdutzt. Sie konnte nicht glauben, dass Daichi so ein Theater um sie veranstaltete.
„Er mag dich sehr.", erwiderte Kenshin und sah ihr tief in die Augen, sodass Anna mal wieder fast das Atmen vergass. „Wer könnte dich nicht mögen?"
„Da kenne ich einige!", sagte Anna prompt und nahm einen tiefen Atemzug. Kenshin lachte leise und schöpfte sich etwas Essen auf den Teller.
„Das kann ich mir nicht vorstellen! Nenn mir eine Person, die dich nicht mag!"
„Nun...", gab Anna an und schöpfte sich ebenfalls Essen auf den Teller. „Ich kann dir gleich mehrere Personen nennen, die mich nicht mögen."
„Wenn?", fragte Kenshin sofort, während er sich eine Gabel Reis in den Mund schob. Fasziniert sah Anna ihn zu, es wirkte sinnlich, wie er sich diese Gabel in den Mund schob. Da wurde Anna bewusst, dass sie zum ersten Mal ganz allein mit Kenshin ass und sie fing an unbewusst nervös auf ihre Unterlippen zu knabbern. Kenshins Blick wanderte zu ihren Lippen und seine Augen blitzten auf. Ihre Libido erwachte zum Leben und sie musste innerlich lächeln. Schnell riss sie sich zusammen und erinnerte sich an seine Frage.
„So ziemlich die ganze Schule."
„Mmh... das zählt nicht!", merkte Kenshin an, der sich ebenfalls zusammenriss, indem er sich wieder seinem vollen Teller widmete. „Mehr als die Hälfte kennt dich gar nicht richtig."
„Das ist ein gutes Argument.", erwiderte Anna nachdenklich und Kenshin lächelte sie an. Nachdem sie gegessen hatten, sprang Kenshin nicht wie üblich auf, um weiterzuarbeiten, sondern unterhielt sich weiter mit ihr. Bis sie von lauten Stimmen unterbrochen wurden. Stirnrunzelnd, aber mit festem Blick, sah Kenshin zum Eingang des Esszimmers.
„Lady Himiko ich darf doch sehr bitten, seine Majestät ist noch am Essen!", hörten sie Kanaye rufen.
„Seine Majestät ist sicher gleich fertig!", erwiderte eine Frauenstimme, welche Anna nicht kannte. Eine wunderschöne asiatische Frau tauchte im Esszimmer auf. Sie hatte dunkelbraunes, rötliches Haar, welches ihr bis zur Taille ging. Sie war gross und schlank mit üppigen Brüsten, ihr himmelblauer Jumpsuit betonte ihre Figur schmeichelhaft. Ihr Gesicht war makellos, ja geradezu perfekt.
„Sutekina.", rief sie freudig, als sie Kenshin erblickte und lief mit elegantem Schritt zu ihm hin.
„Himiko.", begrüsste Kenshin sie lächelnd und erhob sich. „Nante ureshī odorokideshou!"
Anna hatte kein einziges Wort verstanden, was Kenshin oder diese absolut hübsche Frau gesagt hatte. Anna erhob sich ebenfalls und sah zu wie Kenshin und die Frau sich herzlich umarmten, was ihr nicht behagte. Nein, es passte ihr ganz und gar nicht! Sofort merkte Anna, dass sie eifersüchtig war und sie erschrak vor diesem Gefühl. Das durfte nicht sein! Sie durfte nicht so werden wie Bors! Während Kenshin mit der Frau bereits ein paar Worte wechselte, Anna vermutete sie sprachen japanisch, sammelte sie sich und ging um den Tisch.
„Anna, darf ich dir Lady Himiko vorstellen, sie ist die Tochter des Dukes of Jukuji und eine Freundin von mir.", stellte Kenshin Anna die Frau vor, als sie neben ihm stand. „Himiko das ist Anna Turner."
„Eine Freude Sie kennen zu lernen Lady Himiko.", grüsste Anna und wrang um ein Lächeln.
„Ist mir ebenfalls eine Freude Anna und bitte, nennen Sie mich einfach nur Himiko.", grüsste Himiko mit einem strahlenden Lächeln und streckte ihr ihre Hand entgegen. Anna sah auf die Hand und für ein kurzer Moment hatte sie Angst vor der Berührung. Bevor jemand etwas bemerkte, schüttelte sie Himikos Hand, um sie gleich wieder loszulassen.
„Sie sind also der Grund, weshalb ich Kenshin solange nicht besuchen konnte.", gab Himiko an, dabei lächelte sie Anna immer noch an.
„Ich...", stammelte Anna und wusste nicht was sagen.
„Tut mir leid Himiko, dass ich keine Zeit für dich hatte.", warf Kenshin ein. „Jedoch kann Anna nichts dafür, dies war meine Entscheidung!"
„Das weiss ich doch. Meine Bemerkung war auch nicht an Sie gerichtet Anna", erwiderte Himiko lachend und wurde dann ernster. „Nein es war an dich gerichtet Kenshin. Lässt mich einfach zwei Monate lang links liegen."
Himiko machte einen Schmollmund und blickte dabei traurig drein. Anna musste zugeben, dass sie das richtig gut konnte. Kenshin lachte leise.
„Ich mache es wieder gut, versprochen! Wie wäre es zum Anfangen mit einer Tasse Tee im Salon?"
„Das wäre für den Anfang nicht schlecht!", antwortete Himiko und lächelte charmant. Kenshin machte ihr lächelnd Platz, damit Himiko vorausgehen konnte und endlich sah Kenshin sie wieder an. Sein Blick war warm und liebevoll, er schien als würde er warten, dass sie sich endlich in Bewegung setzte. Also ging sie Himiko hinterher, dabei legte er sanft seine Hand hinter ihrem Rücken. Kurz vor dem Salon blieb Anna stehen und Kenshin schaute sie verwundert an.
„Ich glaube, ich lasse euch lieber allein.", sagte sie leise zu Kenshin, obwohl sie ihn lieber nicht mit dieser schönen Frau allein lassen wollte.
„Bitte setzt dich zu uns.", bat Kenshin sie, er sprach ebenfalls leise. „Ich wollte eigentlich den Nachmittag mit dir allein verbringen. Aber ich kann Himiko nicht nochmals vertrösten ein anderes Mal zu kommen. Das würde sie sehr verletzen, also bitte, setzt dich wenigstens zu mir."
Kenshin streichelte sanft ihre Wange und Anna lächelte ihn an. Sie konnte ihm nicht widerstehen.
„In Ordnung.", gab sie sich geschlagen und sie gingen in den Salon, wo Himiko bereits auf sie wartete. Himiko musterte sie argwöhnisch als in den Salon eintrat, doch dann lächelte sie Anna an und setzte sich elegant auf einer der Sofas.
Anna hatte sich selbst noch nie als unattraktiv oder stillos betrachtet, doch neben dieser schönen Frau, fühlte sie sich verunsichert. Sie setzte sich auf das gegenüberliegende Sofa, wobei sie eher das Gefühl hatte, darauf zu plumpsen. Kenshin setzte sich neben ihr auf dem Sofa, natürlich wie immer mit angemessenem Abstand, trotzdem schossen Himikos Augenbrauen in die Höhe. Kenshin merkte nichts, er hatte seine Aufmerksamkeit einer Bediensteten gewidmet.
„Miss Vivian bitte bringen Sie uns eine Kanne Tee.", ordnete er sie an und blickte Himiko an. „Ist Jasmin Tee immer noch dein Lieblingstee?"
„Ja, das ist es immer noch.", bestätigte Himiko und lächelte ihn charmant an. Sobald sich Kenshin wieder zur Bediensteten umgedreht hatte, schenkte Himiko Anna ein süffisantes Lächeln. Anna runzelte verunsichert die Stirn. Was hatte diese Frau vor?
„Das ist sehr aufmerksam von dir Sutekina.", säuselte Himiko charmant und Anna fragte sich was dieses Wort bedeutete.
„Das mache ich doch gerne.", erwiderte Kenshin und lächelte zurück. „Jetzt erzähl mal, wie läuft dein Studium. Hast du gerade Ferien, dass du hier bist?"
„Es läuft gut, aber ich weiss nicht, ob ich das richtige Fach gewählt habe, also mache ich gerade eine Auszeit.", begann Himiko zu erzählen und lachte ein wenig gekünstelt. „Sehr zum Bedauern meiner Eltern!"
„Was studieren Sie?", fragte Anna sie interessiert, während Vivian den Tee brachte und jedem eine Tasse einschenkte.
„Ich studiere Kunst und Musik.", antwortete Himiko mit leichter hochnäsigen Stimme. „An der Oxford Universität."
Das Letzte sagte sie mit einer Selbstverständlichkeit, dass es Anna nur als Arroganz bezeichnen konnte. Wo denn sonst, dachte sich Anna verärgert. Sie spürte, dass Himiko etwas gegen sie hatte, sie wusste nur nicht was.
„Die Hauptfächer gefallen dir also nicht mehr? Was würdest du dann lieber studieren?", wollte Kenshin wissen.
„Ich würde viel lieber Wirtschaft und Politik studieren.", gab Himiko an und sah den jungen Kaiser plötzlich intensiv an. „Ich möchte etwas studieren, wobei ich meinen zukünftigen Ehemann unterstützen kann."
Anna meinte im Augenwinkel zu sehen wie Kenshin kurz beim Tee trinken stockte, jedoch so kurz, dass sie glaubte sich versehen zu haben.
„Ihr seid also verlobt?", fragte Anna freudig nach und wollte sogleich ihre Glückwünsche anbringen, obwohl ihrer Meinung nach Himiko zu jung für einen Ehemann wäre. Sie schätzte Himikos Alter auf etwa zwanzig Jahre.
„Oh nein, ich bin nicht verlobt.", erwiderte Himiko lachend. „Aber es ist ziemlich klar, dass ich nicht unter meinen Stand heiraten werde und deswegen bereite ich mich darauf schon vor!"
Dabei sah sie Kenshin wieder intensiv an und Anna spürte wieder, wie ihr die Eifersucht hochkam. Unsicher schielte sie zu Kenshin hinüber, doch er nippte ruhig an seiner Tasse Tee. Es konnte unmöglich sein, dass Kenshin diesen Blick nicht bemerkt hatte, jedoch schien er es zu übersehen oder er war sich das von Himiko einfach gewöhnt.
„Hast du deine Pläne deiner Eltern schon erzählt? Ich nehme nicht an, dass sie davon begeistert sein werden.", fragte Kenshin nur nach.
„Nein, aber das mach ich schon.", meinte Himiko und zwinkerte ihm schelmisch zu. Kenshin lachte leise auf ihre Antwort und Himiko stimmte mit ein. Anna lächelte nur und trank dann gleich einen grossen Schluck Tee aus ihrer Tasse.
„Aber jetzt genug von mir!", sagte Himiko plötzlich und winkte mit beiden Händen ab. „Ich habe gehört ich habe eine Wahnsinns Saison verpasst. Ich meine, es ist einiges passiert, seit ich nach England ging."
Während Kenshin Himiko alles erzählte, was in ihrer Abwesenheit alles geschehen ist, blieb Anna mehrheitlich still. Gelegentlich musste sie Kenshin zustimmen und jedes Mal, wenn Kenshin Anna ansah, konnte sie die Liebe in seinen Blick erkennen die er für sie empfand. Sodass sich Anna immer ein wenig mehr entspannen konnte. Sie erkannte ebenfalls, dass Kenshin Himiko zwar das meiste erzählte, aber nie ins Detail ging.
Kenshin erzählte gerade fertig, als Kanaye den Salon betrat. Anna wusste, dass mal wieder etwas dringendes Kenshins Aufmerksamkeit benötigte. Kanaye flüsterte Kenshin leise etwas zu, leise genug, dass Himiko nichts verstand, aber nicht leise genug das es Anna nicht verstanden hätte. Jedoch sprachen sie wie immer japanisch untereinander, sodass es keine Rolle spielte, dass Anna es hörte. Kenshin nickte ihm zu und Kanaye entfernte sich wieder. Wie befürchtet stand Kenshin auf.
„Ihr entschuldigt mich einen Moment?!"
„Aber natürlich Kenshin.", säuselte Himiko, bevor Anna was sagen konnte. Mit einem letzten Lächeln an Anna gewandt, ging Kenshin aus dem Salon und liess sie mit Himiko allein zurück. Noch bevor Anna richtig begriff, dass sie nur noch mit Himiko im Raum war, hatte diese bereits das Wort ergriffen.
„Er liebt Sie!"
„Wie bitte?"
Anna sah sie irritiert an, wie konnte sie das erkennen? Niemandem war vorher etwas aufgefallen. Wieso fiel es ihr auf?
„Kenshin! Er liebt Sie!", wiederholte Himiko sich und sah sie lächelnd an. Anna wählte ihre Worte bedacht, denn wenn es nur eine Vermutung war, wollte sie es nicht bestätigen.
„Wie kommen Sie darauf?", fragte Anna nach und Himiko lachte laut auf.
„Meine Liebe, ich kenne Kenshin nun schon sehr lange und wahrscheinlich besser als jede andere. Sein Verhalten gegenüber Ihnen spricht Bände und seine Blicke erst recht."
Anna dachte an die letzten Stunden, war es so offensichtlich? Wusste es jeder hier im Palast und nur Kenshin und sie dachten, dass es noch geheim wäre?
„Ich bewundere Ihren Mut Anna.", fuhr Himiko fort und Anna glaubte tatsächlich Bewunderung aus ihrer Stimme zu hören, jedoch auch Eifersucht. „Nachdem was ich alles gehört habe, was sie durchgemacht haben, erstaunt es mich, dass Sie sich noch dieses Leiden zufügen wollen. Aber wie schon gesagt ich bewundere Sie!"
„Ich glaube ich verstehe nicht ganz...", erwiderte Anna verwirrt.
„Damit meine ich, Ihre Zukunft mit dem Kaiser.", meinte Himiko ganz selbstverständlich, jedoch sah Anna sie immer noch verständnislos an. „Sie wissen schon, Kenshin wird eines Tages heiraten müssen, um die Linie seiner Familie fortzuführen! Als Kaiser muss er aber eine Frau seines Standes heiraten oder zumindest eine höhere Adlige, welche sich gewöhnt ist, sich in solchen Kreisen zu bewegen."
Anna konnte nicht glauben, was sie gerade gehört hatte und versuchte sich zusammenzureissen.
„Ach nein, Sie Armes! Sie haben das nicht gewusst, oder?"
Himikos Stimme triefte vor Bedauern, aber Anna spürte auch Himikos Schadenfreude. Also riss sie sich zusammen, lächelte Himiko mit einer ihren falschen Lächeln an und tat so, als würden Himikos Worte überhaupt nicht treffen.
„Nein, davon wusste ich nichts. Jedoch nichts Verwunderliches, da es meistens so üblich ist oder nicht?"
„Ja, in der Tat!", gab Himiko stirnrunzelnd an, wahrscheinlich hatte sie mit einer anderen Reaktion von Annas Seite her erwartet.
„Das alles spielt für mich keine Rolle, da ich in zwei Tagen in meine Heimat zurückkehre.", setzte Anna noch einen drauf. „Ich mag Kenshin sehr, aber ich will zurück nach Hause."
„Oh, dann habe ich, dass mit Ihnen wohl missverstanden.", meinte Himiko und nun war sie es, welche verwirrt dreinblickte.
„Das scheint wohl so.", sagte Anna und lächelte Himiko weiter an und trank einen Schluck Tee.
„Entschuldigt mich, ich dachte nur, ich müsste Sie warnen, bevor Ihnen das Herz gebrochen wird."
Anna lachte mit ihrem falschen Lachen, welches ihr Himiko abkaufte und winkte mit einer Hand ab. Sie merkte, wie einfach sie in ihre frühere Rolle schlüpfen konnte. Sowie früher, als sie Bors Verlobte gespielt hatte.
„Es gibt nichts, wofür Sie sich entschuldigen müssen Himiko.", meinte Anna mit gekünstelter Aufrichtigkeit und setzte somit ihrer gespielten Szene die Krönung auf. „Wie schon gesagt, ich mag Kenshin, aber mehr ist da auch nichts. Also keine gebrochenen Herzen."
„Ich bin froh, dass Sie das sagen. Das Ganze wäre sonst schon peinlich gewesen.", meinte Himiko dann und lächelte dann ein wenig peinlich berührt. Anna kaufte ihr dieses Verhalten nicht ab, trotzdem musste sie nachfragen.
„Was wäre denn peinlich gewesen?"
„Naja Kenshin und ich, wir stehen uns sehr nah. Das hat wohl damit zu tun, dass unsere Eltern früher wollten, dass wir heiraten. Gott sei Dank, ist Kenshins Vater verstorben, bevor alles beschlossen worden ist. Dies hat uns zwar nicht gehindert intim zu werden, aber wir sind froh immer noch selbst entscheiden zu können, wenn wir heiraten."
Anna konnte nicht verhindern, dass ihr die Gesichtszüge entglitten.
„Intim?"
„Naja, ich bin wohl Kenshins Zerstreuung.", seufzte Himiko mit gespielter Traurigkeit. „Wie hätte ich mich meinem Kaiser entziehen wollen?"
„Kenshins Zerstreuung?"
Die Wörter kamen aus Annas Mund ohne, dass sie es verhindern konnte. Eigentlich wollte sie das Ganze gar nicht hören und gleichzeitig wollte sie Gewissheit.
„Auch wenn Kenshin Kaiser ist, er ist auch nur ein Mann mit Bedürfnissen.", meinte Himiko achselzuckend, was so gar nicht damenhaft aussah. „Wir treffen uns so oft es geht. Ich weiss, dass ich ihm nicht würdig bin, trotzdem kann ich nicht anders als ihn mein Liebster zu nennen."
„Sie meinen dieses Wort auf Japanisch, heisst übersetzt Liebster?", wollte Anna wissen, sie war froh, dass ihre Stimme nicht zitterte, nach all diesen Informationen.
„Ja, das ist richtig.", bestätigte Himiko und lächelte dabei, für Anna war es ein gehässiges Lächeln. „Bitte erzählen Sie niemanden etwas davon. Es wäre nicht gut für Kenshins Ruf, wenn es öffentlich wird."
„Aber selbstverständlich.", brachte Anna mühsam hervor, begleitet von einem gequälten Lächeln. In ihren Ohren rauschte es, sie hatte das Gefühl geradezu betäubt worden sein, von Himikos Worten.
„Ich danke Ihnen vielmals!", bedankte sich Himiko und lächelte Anna schadenfreudig zu. Das reichte für Anna das Gefühl der Taubheit abzuschütteln, sie wusste, Himiko war nichts als eine gehässige Frau. So konnte sie Himiko einer ihr falsches Lächeln beschenken.
„Mache ich doch gerne und es schön, dass Sie sich mir anvertraut haben. Das gibt mir das Gefühl, das wir Freundinnen sind.", sagte Anna mit gefühlsvoller Stimme.
„Dieses Gefühl habe ich auch!", rief Himiko freudig aus. „Ist das nicht schön?"
„Absolut!"
Dieses Kapitel kommt bei der Lesenacht ein wenig früher. War schneller fertig, als gedacht. 🤗
Was für ein Gespräch... Ich glaube, Himiko wird hier keine Fans haben. 😅Aber ich hatte wahnsinnig viel Freude an der Entstehung dieses Gesprächs. 😁
Votes und Kommentare willkommen. :))
DU LIEST GERADE
Gefangen im Schatten der Angst - Wieso er?
Mystery / ThrillerDer Weg von Anna, einer sechzehnjährigen jungen Frau, ist von schrecklichem Missbrauch und Vergewaltigung geprägt. Trotz der schmerzhaften Erfahrungen, denen sie ausgesetzt ist, stellt sie sich mutig dieser Tortur, um ihre Freunde vor ihrem Entführe...