Kapitel 9:

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Die Jujutsu Schule war riesig.
Zumindest wenn man bedachte, dass kaum neun Schüler hier unterrichtet wurden. Und auch als Gojo mir erklärte, dass die Schule gleichzeitig als Stützpunkt diente für die Jujuzisten der oberen Ränge, so kam mir diese Schule immer noch zu groß vor. Sie bestand aus mehreren Häusern, einem großen Sportplatz, viel Natur und noch mehr freien Zimmern.
In einem etwas abgelegenen Gebäude öffnete Gojo mir eine der mindestens 10 Türen im Gang, hinter der sich ein gemütliches Zimmer befand im japanischen Stil mit Futon, einem kleinen Schrank und sogar einem Schreibtisch, wofür auch immer ich den brauchen würde.
»Die Toiletten sind hinter der letzten Tür. Wir haben unsere Zimmer in dem Haus gegenüber, falls du uns besuchen möchtest.«
Er zwinkerte mir zu und ich wäre sicherlich rot geworden, würden meine Gedanken sich gerade nicht nur um meinen unausweichlichen Tod drehen. Außerdem war das Letzte, was ich wollte diesen Tod durch Unachtsamkeit im Zuge einer aufkeimenden Romanze zu beschleunigen. Es war mir nur leider mehr als klar, dass ich mich unwiderruflich in ihn verlieben könnte, wenn ich ihm zu nahe kam. Verknallt war ich ohnehin schon, obwohl er so arrogant war und mich dieser Fakt selbst erstaunte. Das Verknalltsein meine ich.

Hübsch zu sein, reichte bei mir normalerweise höchstens für eine Schwärmerei, aber eine Zuneigung zu solchen Kerlen zu entwickeln, fiel mir immer schon sehr schwer. Daher schockte es mich schon ein wenig, dass es bei ihm so leicht ging. Fast, als wäre er ein wie eine Ergänzung zu meinem Leben, die vorher nicht war. Dieses Gefühl hatte ich auch bei dem Familienessen schon einmal, doch jetzt mit meinem Leben an einem seidenen Faden war es noch viel durchdringender.
Verlieb dich ja nicht! Am Ende geht es dann um Lieben oder Tod. Halt dich besser von ihm fern so gut du kannst!
»Du bist...« fing ich an, doch musste mich unterbrechen, weil ich vergessen hatte was ich sagen wollte.
»Gutaussehend, charmant, unwiderstehlich?« gab er mir ein paar Beispiele und bevor ich etwas dummes sagen könnte wie „Ja!" ergänzte ich mich lieber selbst.
»Ein Idiot!«
»Oh, wie gemein! Meine armen Gefühle!« dabei fasste er sich theatralisch ans Herz, obwohl er dabei nicht so aussah, als würde er mich wirklich ernst nehmen. Tat ich mich ja auch nicht, dennoch war ich ein bisschen beleidigt, weil er offensichtlich nicht so verwirrt von meiner Nähe war, wie ich von seiner.

»Gute Nacht.« zischte ich und funkelte ihn noch böse an, ehe ich die Tür vor seiner Nase schloss.
»Dir auch Furie! Dir auch.«
Furie... was für ein grässlicher Spitzname...
Warum nur wurde mir dann nur so kribbelig? Weil er überhaupt einen Spitznamen für mich hatte? Gott! Verknallte Mädchen waren ja sowasvon anstrengend! Der Tod klopfte schon und alles was ich hören wollte war ein bescheuerter Spitzname von einem unerreichbaren Typen. Vermutlich sollte ich mir für das nächste Jahr - falls ich es denn sehen würde - vornehmen weniger desillusionierende Bücher zu lesen und mich mehr mit echten Menschen und meinem Studium zu beschäftigen.
Dabei fiel mir ein: Was war eigentlich mit meiner Familie?

Mein Abgang mit Gojo nach Mamas Zusammenbruch war sicherlich nicht unbemerkt geblieben und obgleich es wohl nicht ungewöhnlich war mit seinem „festen Freund" zu verschwinden, so würden mehrere Tage an denen ich zudem auch noch nicht erreichbar war, definitiv für Gesprächsstoff sorgen. Nachher hieß es noch ich sei durchgebrannt! Ich konnte von Glück reden, dass die Semesterferien noch drei Wochen andauern würden.

Nichts desto trotz sollte ich zumindest meine Mutter anrufen. Zum Einen, um mich nach ihrem Befinden zu erkundigen und zum Anderen, um eben solchen Gerüchten Einhalt zu gebieten.
Nur ein Problem gab es dabei.
Mein Handy lag auf meinem Zimmer. Bei Onkel Ryu. Und ich wusste nichtmal, ob man hier Netz hatte, oder ob ich dafür den Wall verlassen musste.
Ich verzog das Gesicht. Sollte ich wirklich Gojo oder Geto fragen? Immerhin hatte Gojo es mir angeboten, auch wenn ich mir fast sicher war, dass er damit etwas anderes gemeint hatte.
Andererseits, was für eine Alternative hatte ich schon? Ich wollte jedenfalls nicht, dass meine Mutter vor Sorge noch eine Depression durchstehen musste.
Wenn du erstmal tot bist, wird das doch eh egal sein...
Das stimmte, aber man konnte sich ja zumindest bemühen.

Nur ein Mensch (Satoru GojoxOC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt