Mit erstarrten Gesichtszügen saß ich vor meinem Spiegel und bemerkte mit einigem Erschrecken, dass ich meiner Mutter wirklich ähnlich sah.
Ich befahl mir schon seit gut einer Viertelstunde ruhig zu sein, aber bis jetzt konnte ich weder darüber nachdenken, was ich tragen wollte, noch wie ich mich schminken sollte.
Mein großes Glück war, dass Koko genau in dem Moment ihren Kopf durch die Tür zum Bad steckte.
»Hey Mimi, Mama meinte du brauchst vielleicht etwas Hilfe.«
Sie verzog den Mund zu einem herzlichen Lächeln. Und genau jetzt liebte ich meine Mutter. Heiratswahn hin oder her, aber sie wusste immer genau, wenn man emotionale Unterstützung brauchte.»Danke.« sagte ich daher zu Koko und die Erleichterung in meinem Gesicht, konnte ich sogar noch im Spiegel sehen. »Ich brauche etwas zum Anziehen. Und deine Expertise dabei.«
Tatsächlich hatten wir einmal so ein ähnliches Gespräch, als sie das erste Mal auf ein Date mit Étienne gegangen war. Nur in vertauschten Rollen. Wahrscheinlich dachte Koko gerade dasselbe, denn sie kicherte leicht und schaute auf meinen Stapel an Klamotten, den ich mit ins Bad getragen hatte.
»Ein Kimono? Wirklich?« belustigt zog sie meinen blau geblümten Kimono in die Höhe und sah mich mit hochgezogenen Brauen an, »Wir gehen nicht zu einem Schrein und Sylvester ist noch ein bisschen hin.«
»Schon klar, aber vielleicht gibt es ja spontan ein Fest oder so etwas...« protestierte ich und und sie lachte auf.
»Aber natürlich Mimi!« sagte sie dann beschwichtigend, ehe sie weiter meine Klamotten durchwühlte. »Welche Farben mag dein Freund denn?«
Diese Frage klang sehr beiläufig mit einem kaum überhörbaren neugierigen Unterton.
Blau! Das war wohl die naheliegende Antwort, aber natürlich wusste ich es nicht. Er sah einfach aus, als würde er blau mögen. Aber andererseits wollte ich auch nicht, dass er direkt dachte, dass ich meine Klamotten seiner potenziellen Lieblingfarbe abgestimmt hätte.
»Er mag Blau denke ich, aber das will ich nicht tragen. Eher etwas mit mehr Kontrast.«
»Wie Rot?«
Koko zog das Kleid raus, dass Mama mir gestern gegeben hatte. Und ich war schon so weit zu sagen, dass ich doch nicht zweimal das gleiche Kleid tragen könne, da fiel mir ein, dass Gojo mich in diesem ja noch gar nicht gesehen hatte. Die anderen Gäste waren mir ziemlich egal.»Das ist perfekt.« bestätigte ich und endlich fühlte ich wie ein Teil meines Stresses abfiel, »Hilfst du mir gleich mit dem Make-up?«
»Sicher, aber jetzt zieh erstmal das Kleid an.« erwiderte sie.
Beim Schminken durchlöcherte sie mich dann - ganz die große Schwester - mit allen Fragen über meinen Freund und ich versuchte mit größter Anstrengung alle Fragen von mir abzuwerfen und sie stattdessen auf die anstehenden Flitterwochen der Beiden zu lenken (Sie wollten nach Bali nächste Woche).
Als wir schließlich endlich fertig waren stellte ich erstaunt fest, dass ich trotz meiner Panik vor diesem Essen etwas entspannter aussah und irgendwie auch ein bisschen hübsch.
Koko hatte meine Haare gelockt und hinten etwas zusammengesteckt, mein Make-up war im Grunde nicht spektakulär, aber mit den roten Lippen sah ich sicherlich viel erwachsener aus, als ich mich innerlich fühlte.»Du siehst aus wie eine japanische Elfe.« flüsterte mir Koko zu und reichte mir eine Hand.
»Wie sehen denn japanische Elfen aus?« lachte ich und ließ mir von ihr aufhelfen.
»So wie du, nur kleiner.« erwiderte sie und knuffte mir liebevoll in die Seite. »Und jetzt bloß runter es ist fünf vor sechs.«
Da war es wieder. Dieses flaue Gefühl im Magen.
Nur noch 5 Minuten...
Kaum waren wir unten klingelte die Tür bereits zum sechsten Mal und da ich quasi genau davor stand, riss ich sie auf und blickte in das von blonden Locken umrahmte Gesicht von Erika.
Normalerweise war ich der Meinung, dass alle Frauen, die Tomoki toll fanden definitiv in der Bar zu viel Sekt intus hatten, aber da ich heute Tomoki selbst ärgern durfte, schenkte ich ihr das breiteste Lächeln, dass ich erübrigen konnte und schloss sie kurz in meine Arme.»Erika-san! Wie schön das du da bist, wo ist denn Tomoki?«
Etwas perplex von meiner zugegeben etwas überschwänglichen Begrüßung, blinzelte sie mich nur mit großen Augen an.
»Die Freude ist... ganz meinerseits.« sagte sie dann und ich machte ihr etwas Platz um reinzukommen.
»Tomoki-kun kommt gleich. Er war eben noch hinter mir.« ergänzte sie noch, bevor meine Mutter aus der Küchentür trat uns sie ebenfalls einmal fest drückte.
»Erika-san! Fühl dich hier wie zuhause. Komm rein, komm rein.«
Mama lotste sie gleich in das Esszimmer, wo bereits Gäste wie Beilagen sehr dekorativ auf am Tisch verteilt waren und Koko und Étienne - als frisches Brautpaar - mindestens genauso dekorativ in der Mitte saßen und sich anschmachteten.
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Nur ein Mensch (Satoru GojoxOC)
Hayran Kurgu* Erster Teil abgeschlossen - Zweiter Teil wird in dieser Geschichte fortgeführt * Satoru Gojo ist der Stärkste. Er weiß das. Alle wissen das. Er verachtet die Schwachen, doch als Riko Amanai getötet wird und er Rache nimmt, stellt er zum ersten Mal...