Meine Mutter blickte zögernd zu Tooru-sama auf, dann sah sie zu mir. Noch nie in meinem Leben sah sie so verunsichert aus wie jetzt.
»Dräng sie nicht!« sprang ich ihr zur Seite, doch weder Mama noch Tooru-sama achteten auf mich.
»Nein, Schätzchen, ist schon in Ordnung.« wehrte Mama schließlich ab und schaute von Tooru-sama runter auf den Tisch. »Ich war nie bereit über ihn zu reden, aber irgendwann holt die Vergangenheit einen ja doch ein.« Sie faltete ihre Hände auf den Schoß und lehnte sich ein wenig in ihrem Stuhl zurück. »Alles begann damit, als ich Akito ... » sie atmete tief durch ohne den Blick zu heben. »... als ich Akito zum ersten Mal begegnete...«»Ich war 17 und um die Wahrheit zu sagen, ging es mir nicht sehr gut zu dieser Zeit. Meine Eltern waren zerstritten, weil mein Vater Mutter verdächtigte eine Affäre zu haben. Mori und Ryu waren schon ausgezogen und Yukiko schlich sich ständig heimlich davon, um Feiern ihrer Freunde zu besuchen. Zu diesen Dingen kamen auch noch die hohen schulischen Erwartungen in mich, denn eine Reihe von Prüfungen standen an.
All diese Dinge waren nichts Neues, allerdings setzten sie mir in dieser Zeit besonders zu. Ich schlief nicht gut und wenn ich es tat, hatte ich wirklich... grässliche Träume. In der Schule konnte ich mich nicht konzentrieren und manchmal bekam ich das Gefühl den Verstand zu verlieren.
An einem dieser Tage schickte mich ein Lehrer zurück nach Hause. Mir war sehr schwindelig und ich musste mir Mühe geben einen Fuß vor den anderen zu setzen. Die Menschen um mich herum wirkten, als würden sie mit den Gebäuden um mich herum verschwimmen.« Ihr Blick verklärte sich leicht, als würde sie das Gesehene erneut betrachten.»Ich hielt an einer Ampel, um mich kurz abzustützen und durchzuatmen, da hörte ich wie jemand entfernt etwas zu mir sagte. Ich hörte ihn, aber seine Worte fügten sich in meinem Kopf einfach nicht zusammen. Dann war da ein Junge - nicht viel älter, als ich selbst - der plötzlich eine Hand über meine Brust legte.
Vielleicht lag es an den Albträumen, oder daran dass sich auf einmal alles wieder klar anfühlte, jedenfalls brach ich in Panik aus.
„Fass mich nicht an, du Perversling!" schrie ich ihn an und trat ihm in den Bauch, sodass er vor mir zurück stolperte.
„Ich hab dir nur geholfen." ächzte er als Antwort. Immer noch verwirrt, weil mit einem Mal alles um mich herum wieder so klar und normal schien, rückte ich von ihm ab und stolperte an der Bordsteinkante, wodurch ich rücklings auf die Straße fiel. Der Junge schaute mich unter seinen eigenen Schmerzen kurz fassungslos an, ehe sich seine Augen weiteten, als er ein Auto auf mich zu rasen sah.«
Meine Mutter hob den Blick und sah an eine unbestimmte Stelle an der weißen Wand ihr gegenüber.»Ich folgte seinen Blick und wollte reagieren, aber vor Schreck fühlte ich mich wie gelähmt. Da schoss der Junge vor, packte mein Handgelenk und zog mich in der Sekunde auf den Bordstein zurück, als das Auto hinter uns über die Straße bretterte.
Durch den Ruck seiner Bewegung verloren wir das Gleichgewicht und so fiel ich auf ihn.
Mein Herz raste und mein Atem war flach und schnell, während ich zu dem Jungen herabsah.« Mamas Hände krampften sich zusammen, bis ihre Knöchel weiß hervortraten.
»Er war nett anzusehen und seine Augen hatten einen ungewöhnlichen Braunton. Als ich ihn so ansah, merkte ich auch langsam, dass er mir gerade das Leben gerettet hatte. Und dass ich ihm dafür auf ewig dankbar sein würde.
„Geht es dir gut?" fragte er und ich wollte gerade wieder von ihm aufstehen, da bemerkte ich eine Schürfwunde an seinem Unterarm.
„Du bist verletzt." antwortete ich ihm deshalb und tastete nach seiner Wunde, doch er packte meine Hand und hielt mich auf.
„Ist schon gut." sagte er. „Hauptsache ich konnte dich retten."Und in diesem Moment überkam mich etwas, was ich damals als tiefe Dankbarkeit bezeichnet hatte, doch eigentlich war ich wohl da schon ein klein wenig in ihn verliebt. Als wir uns wieder aufrichteten und er sich zum Abschied wandte, da wehrte sich alles in mir ihn jetzt gehen zu lassen.
Immerhin hatte er mein Leben gerettet.
Ich drängte also danach seinen Namen zu erfahren und was ich tun könne, um ihm das zurückzuzahlen.
„Akito Tooru." antwortete er mir und zupfte sich an seinem Ohr. „Und... du?"
Ich sagte ihm meinen Namen und er wiederholte ihn langsam und deutlich, als wolle er sich vergewissern, ob er mich verstanden hatte.
„Mei... Hashiwara."
Mir wurde klar, dass ich ihn auf jeden Fall wiedersehen wollte, also gab ich ihm meine Telefonnummer und sagte ihm, dass ich mich auf ewig bei ihm bedanken würde. Jeden Tag, wenn es nötig sei.
Ich rechnete nicht mit einem Anruf, aber ich hoffte es und noch am selben Tag rief er an und fragte mich, ob es mit gut ginge. „Danke." sagte ich.«
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Nur ein Mensch (Satoru GojoxOC)
Fanfiction* Erster Teil abgeschlossen - Zweiter Teil wird in dieser Geschichte fortgeführt * Satoru Gojo ist der Stärkste. Er weiß das. Alle wissen das. Er verachtet die Schwachen, doch als Riko Amanai getötet wird und er Rache nimmt, stellt er zum ersten Ma...