Kapitel 39:

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Etwas unbeholfen und definitiv zu spät wollte ich von ihm abweichen, doch kaum, dass ich mich bewegt hatte, hörte ich wie ein kratzendes Geräusch die Stille zeriss.
»Urgh-«
Meine Hose musste sich an einem der Kofferhaken verklemmt haben und war nun gerissen. Jedenfalls spürte ich einen kalten Luftzug über meinen rechten Oberschenkel ziehen. Der kleine Vorfall hinderte mich allerdings auch daran weiter von Satoru wegzurücken.
»Alles okay?«
Sein Blick ruhte auf mir und ich spürte wie mein gesamter Körper unter seiner Nähe immer stärker anfing sich zu erhitzen.
»Sicher!« Hörte sich meine Stimme immer schon so fiepsig an? »Ich hänge nur... äh fest. Meine Hose hat sich verhakt.«
Ich lachte entschuldigend und dachte, dass er jetzt sicherlich von mir ablassen würde, aber er rührte sich kein Stück, wenn überhaupt dann lehnte er sich noch ein wenig näher.

Ich starrte mit weit aufgerissenen Augen zu ihm auf und war mir nicht sicher, ob er wusste wie sehr er gerade mit meinen Hormonen spielte. Meine Augen wanderten über sein Gesicht und blieben an seinen Lippen hängen.
Oh nein...
Mein Wunsch, dass das passierte, kämpfte in einer herzzerreißenden Schlacht, um genau das zu verhindern. Da spürte ich auf einmal wie etwas warmes meine frisch entblößte Haut am Oberschenkel streifte und ich quiekte erschrocken auf.
»Satoru?!«
»Ja?«
»Was tust du da?«
»Ich kontrolliere, ob du dich verletzt hast.«
Seine Finger fuhren sanft über meine Haut und ich bekam augenblicklich eine Gänsehaut, während mein Gesicht anfing zu brennen.
»Ich... Ich bin nicht verletzt! Es ist nur die Hose.« wehrte ich ab und bewegte mich nun doch leicht, um mich aus seiner Nähe rauszukämpfen.
Vielleicht wäre es mir sogar gelungen, wenn ich auch nur einen Hauch mehr Willenskraft besessen hätte und nicht stattdessen diesen ganz anderen Gedanken verfiel.
»Hm...« entgegnete er nur und ich keuchte überrascht auf, als er an der höchsten Stelle des Schlitzes ankam. Seine Mundwinkel hoben sich zu einem wissenden Grinsen und mit einer quälenden Gelassenheit entzog er mir diese Wärme wieder.

»Hast recht, keine Verletzung.« bestätigte er.
»Sagte ich doch.« antwortete ich belegt und meine Augen zuckten erneut zu seinen Lippen.
»Und doch hast du mich nicht aufgehalten.« stellte er fest, was mich dazu brachte halb trotzig, halb verlegen zurück in seine Augen zu sehen.
Oh, diese Augen...
Sogar im Dunkeln strahlten sie in diesem unnatürlichen Blau.
Er war wirklich wunderschön...
»Meinst du nicht du genießt diese Situation hier ein wenig zu sehr, Misaki?« flüsterte er mit diesem leicht spöttischen Unterton und brachte mich gleichzeitig dazu auch noch Schamesröte in mein Gesicht zu zaubern.
Leider hatte er nur zu sehr recht.
Alles an das ich in diesem Moment dachte, waren seine Hände, die eben über meine Haut gefahren waren und der unkluge Wunsch, dass er es nochmal tat. Außerdem umhüllte mich sein hinreißender Duft nach Unerreichbarkeit und Sehnsucht wie ein Aphrodisiakum.

»Ich weiß nicht, was du meinst.« krächzte ich und widerstand dem Drang meine Hand nach ihm auszustrecken, um ihn noch näher zu mir ranzuziehen.
Gott! Was machte er nur mit mir?! Konnte er nicht einfach damit aufhören? Konnte ich nicht einfach damit aufhören?!
War das vielleicht mein Unterbewusstsein, dass sich nach wie vor haltlos daran klammerte seine Liebe zu erlangen?
Was auch immer es war, ich wollte es nicht wollen. Nicht, wenn er das nur als Zeitvertreib ansah, um mit meinen Gefühlen zu spielen.
Zum zweiten Mal.

»Lügen ist nicht deine Stärke.« flüsterte er zurück und jetzt griff ich doch nach ihm. Allerdings zog ich ihn in meiner kläglichen Unentschlossenheit weder näher zu mir ran, noch stieß ich ihn weg.
So hielt ich ihn also weit genug von mir entfernt, um nicht verletzt zu werden, aber doch noch nah genug, um seine Wärme nicht zu vermissen.
Dann atmete ich schwer aus und versuchte mich wieder einigermaßen zu fassen.
»Was willst du von mir, Satoru?«
Von meiner plötzlichen Geste einigermaßen überrascht, suchte er meinen Blick.
»Das ist eine wirklich schwierige Frage.« antwortete er dann und lehnte sich in meine Hand. »Eigentlich könnte ich dir sogar die Gleiche stellen. Immerhin gab es da doch etwas, was ich dir vor zwei Jahren sagen sollte. Du hast immer noch nicht gesagt was es war.«
»Und ich werde es auch jetzt nicht tun.« entgegnete ich bissig.

Nur ein Mensch (Satoru GojoxOC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt