~ Zwei Jahre zuvor... Drei Wochen nach den Ereignissen um Kyoto ~
Étienne stellte eine hinreißend duftende Miso Suppe vor mir ab, aber auch wenn der Hunger an mir nagte, konnte ich kaum einen Bissen runterwürgen. Das lag zu einem Teil an diesem wirklich drückenden Familienfrieden und weil ich genau wusste, dass wir in Wirklichkeit alle in Lebensgefahr schwebten.
Allen voran meine Schwester. Der Anker unserer verkorksten, kleinen Familie und die nie einer Fliege auch nur in die Quere kommen würde. Die Welt war einfach zu ungerecht.
Koko lächelte zuerst die Suppe an, die Étienne nun auch vor ihr abstellte und dann ihn. Früher (vor einer Woche) fand ich die wahnsinnige Verliebtheit der beiden noch irgendwie erfrischend, aber jetzt?Jetzt hatte sich herausgestellt, dass der ach so fürsorgliche, europäische Mann meiner Schwester ein mieser Verräter war, der für eine Yakuza-Jujutsu-sonst-wie Familie arbeitete und nicht auf die Idee gekommen war, dass das für uns alle eventuell mit kalten Särgen enden könnte.
Naja, ich konnte nicht behaupten dieses Gefühl wäre mir neu. In dem letzten Monat war ich quasi ständig an der Schwelle zum Tod gewesen (und technisch gesehen sogar zweimal wirklich gestorben), aber dann als ich alles von mir, was diese traumatische - wenn auch zugegeben etwas aufregende - Zeit hinterlassen hatte, abstreifen wollte, kam Étienne dazwischen.Ehrlich, als er jetzt Kokos Lächeln liebevoll erwiderte, spürte ich den unheimlichen Drang nach seinem blöden Rollkragenpulli zu greifen und ihm dann ganz langsam die Luft abzuschnüren.
Gott! Jetzt wurde ich auch noch gewalttätig!
Wahrscheinlich machte es etwas mit dem Gehirn, wenn bereits Blut an den Händen klebte.
Gut, wirklich persönlich getötet hatte ich noch niemanden, aber bereits zwei Leben waren auf meiner Rechnung vermerkt. Rimori Fudo und meine - nein, seine - Marionetten. Alle Tode durfte ich am eigenen Leib spüren, was ich in meiner nun erreichten grauen Moralität, als ausgeglichen betrachtete.Aber so wie es aussah, würde in nicht allzu ferner Zukunft noch ein weiterer Mord auf dieser Liste stehen. Und dabei redete ich nicht von Étienne auch wenn mir der Gedanke schon erschreckend oft gekommen war.
Nein.
Der letzte Mensch, der den Tod so sehr verdiente wie kein zweiter war Tsutoki Tooru. Mein Großvater väterlicherseits und zufälligerweise auch noch der Anführer oder „Kopf" - wie man so gerne nannte - einer Jujuzistenfamilie mit illegalem Steckenpferd.
Aber dafür reich.
Verdammt reicht.
Und verdammt grausam.Kaum hatte mir Étienne von unserem aktuellen Problem berichtet, genau wie von diesem unsagbaren Anruf: „Wir erwarten eine Antwort, Misaki. Du hast 24 Stunden." gingen mir sofort mehrere Lösungsansätze durch den Kopf:
Ich könnte Koko bitten nach Belgien auszuwandern.
- In mehrerer Hinsicht schwierig.
Der Plan würde schon an Kokos mangenden Französisch und Flämisch scheitern und wer wusste schon, ob Étiennes Familie nicht auch gebeten wurden sie zu bespitzeln, oder nicht vielleicht gleich ein Messer durch ihr Herz zu rammen.Ich könnte zur Polizei gehen.
- Wen das nur so einfach wäre... In Anbetracht der Tatsache, dass ich nicht den Hauch einer Ahnung hatte, wie schnell sie den Tod meiner Schwester in die Tat umsetzen würden, galt es unnötige Risiken zu vermeiden.Ich könnte den scheiß Spitzeln jedem einzeln in die Eier treten (vorausgesetzt sie haben welche) und sie zwingen sich nie wieder blicken zu lassen.
- Eine schöne Vorstellung, die in der Praxis nie funktionieren würde.Ich könnte herausfinden wie mein Vater es vor mir geschafft hatte.
- Aber darauf würde ich keine Antworten finden. Jedenfalls nicht, wenn ich weiterhin stur vor mich hingrübelte.Auch meine Auskundschaftung nach verdächtigen Personen ergab rein gar nichts.
Am Ende waren 24 Stunden vergangen ohne das mir etwas besseres eingefallen wäre, als genau das zu tun, was ich auf gar keinen Fall tun wollte.
Als mein Handy neben mir schließlich klingelte und eine unterdrückte Nummer auf dem Display aufleuchtete, schluckte ich Frust und Angst hinunter und drückte wie hypnotisiert auf die "Annehmen"- Taste.
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Nur ein Mensch (Satoru GojoxOC)
Fiksi Penggemar* Erster Teil abgeschlossen - Zweiter Teil wird in dieser Geschichte fortgeführt * Satoru Gojo ist der Stärkste. Er weiß das. Alle wissen das. Er verachtet die Schwachen, doch als Riko Amanai getötet wird und er Rache nimmt, stellt er zum ersten Mal...