Kapitel 17:

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Das Café befand sich etwa fünf Minuten Fußlauf vom Kimonogeschäft entfernt und zugegeben die Kuchen sahen großartig aus. Wäre die Gesellschaft nur ähnlich gut.
Im Eingangsbereich des Cafés befanden sich eine Bar und die Kuchentheke. Um eine Ecke, abgeschirmt vom stetigen Eintreten anderer Kunden, waren die Tische. Wir suchten uns einen Platz an den großen Fenstern und warteten bis einer der Kellner vorbeikäme, um uns zu bedienen.
»So, hier sind wir nun.« eröffnete Tomoki gekonnt das Gespräch, sobald wir alle unsere Sachen abgelegt hatten.
»Ja.« sagte ich nur und wandte mich auf der Suche nach einem besseren Gesprächspartner sofort an Erika. »Erika-san, wie habt ihr euch eigentlich kennengelernt?«
Diese Frage hatte mir schon länger auf der Zumge gebrannt.
»Oh, das war in der Bahn vor etwa drei Monaten.« erzählte sie und schenkte Tomoki einen warmen Blick. »Die Bahn war sehr voll, also hat Tomoki mir seinen Platz freigemacht. Anschließend haben wir uns unterhalten und uns so gut verstanden, dass wir Nummern ausgetauscht haben.«
Also hat er sie doch nicht aus einer Bar aufgegabelt. Interessant.

»Sehr romantisch. Glaubt ihr ein Kellner kommt noch?« warf Satoru ein, den das wohl weniger interessierte und lehnte sich ungeduldig zur Seite, um über die Ecke hinweg einen Kellner zu erspähen.  Ich packte ihn kurzerhand am Kragen und zog ihn wieder zurück.
»Es kommt schon noch jemand. Außerdem wolltest du mit, also beschwer dich ja nicht!« zischte ich.
Satoru sah mich einen Moment ungehalten an, dann entspannte er sich wieder und lehnte sich stattdessen an meine Schulter.
»Wenn du das sagst, Misaki.«
Die Art wie er meinen Namen  sagte, so sanft und natürlich wirkte auf mich wie ein Überschuss an Adrenalin und ich stieß ihn zurück, als hätte er mich verbrannt.
»Aua~« beschwerte sich Satoru auch wenn er nicht so aussah, als hätte ich ihn stark verletzt. Eher im Gegenteil.

Erika kicherte und musterte uns belustigt.
»Ihr geht wirklich noch nicht so lange aus, nicht wahr?«
»Nein tun wir nicht. Aber es wird jeden Tag ein wenig schöner.« antwortete Satoru und zwinkerte mir zu.
Wo bleibt nur der Kellner?!
Eine Ablenkung schadete mir jetzt jedenfalls nicht.
»Und wie habt ihr euch kennengelernt?« fuhr Erika fort und Tomokis Augen blitzten ebenfalls interessiert auf.
»Das würde ich auch gerne wissen!«
Da bin ich mir sicher...
Ich wechselte einen schnellen Blick mit Satoru.
»Nun ja, wir äh studieren an der selben Universität.« erklärte ich.
»Und wie habt ihr euch da dann kennengelernt?«
Er hat mich im Café belästigt und dann einen Exorzismus an mir ausgeübt.

Vielleicht sollte ich das nicht so sagen.
»Guten Tag. Kann ich euch etwas bringen?«
Der Kellner!
Ich atmete erleichtert auf.
»Einen Milchkaffee, bitte.« begann ich schnell, da mir absolut keine Geschichte einfallen würde, die nicht als Lügenlabyrinth endete. Überhaupt war ich eine schlechte Lügnerin und Tomoki kannte mich lange genug, um das zu wissen. Satoru hingegen schien das zu liegen, allerdings starrte der hungrig auf die Kuchenkarte und dann zum Kellner.
»Ich nehme eine Erdbeertorte, einen Brownie und einen von Ihren Zitronenmuffins.« zählte Satoru auf. Das ist mal eine Menge. Wann er wohl zuletzt gegessen hat?
Tatsächlich, als ich darüber nachdachte, hatte ich selbst auch seit bestimmt einem ganzen Tag - wenn nicht noch länger - Essen einbüßen müssen. Als Reaktion darauf knurrte mein Magen.
»Ich nehm auch einen Brownie!« fügte ich hinzu und der Kellner, der bei unserer Schnelligkeit wie wild auf seinen Zettel kritzelte warf mir einen angestrengten Blick zu.
»Wir teilen uns einen Chai, nicht wahr?« fragte Tomoki dann Erika, die nickend zustimmte.
»Eine Kanne Chai dann bitte noch dazu.« richtete er sich an den Kellner.
Dieser faltete seinen Zettel und war so schnell weg, wie er gekommen war.

»So zurück zum Th-«
»Wie wärs, wenn du deine Ausfragerei erstmal aufschiebst.« unterbrach ich Tomoki sofort.
»Ausfragerei?«
»Genau. Du bist nicht meine Mutter und mit der ist das schon schlimm genug.«
Außerdem habe ich dir nichts zu sagen, also hör auf dich dafür zu interessieren!
»Deine Mutter will auch nur das Beste für dich.« entgegnete Tomoki mit diesem Blick, als wäre ich ein trotziges Kleinkind, dass seinen Lolli nicht bekommen hat.
»Ach ja?« Ich verengte die Augen und lehnte mich auf meinem Stuhl zurück. »Indem sie mich quasi zwingt zu heiraten und ansonsten mit Nichtachtung straft? Ich denke ich kann darüber besser urteilen. Vielen Dank.«
»Natürlich, natürlich.« Tomoki hob abwehrend die Hände. »Aber es geht hier doch auch nicht um eine erzwungene Hochzeit, sondern dass du jemanden finden sollst, der gut zu dir passt. Sie will doch nur das du glücklich bist.«
Neben ihm zuckte Erikas Blick kurz zu Satoru, als wolle sie sich für die Worte ihres Freundes entschuldigen wollen. Satoru hingegen verfolgte das Gespräch mit unverhohlener Neugier, als wäre unser Dialog das Finale eines Actionfilms.

Nur ein Mensch (Satoru GojoxOC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt