Die Verantwortliche

244 7 1
                                    

Drei Wochen ohne Meldung. Mittlerweile sind schon drei Wochen vergangen ohne, dass ich irgendwas neues über Thomas erfahren konnte. Er bleibt für mich ein Mysterium.

In meinen Gedanken ist er stets anwesend. Seine Stimme schleicht stets durch meine Ohren. Er ist überall und nirgends. In jeden schwarzen Tiguan bilde ich mir ein, dass er da drin sitzt und mich anlächelt. Aber nein, er ist im Krankenhaus und niemand lässt mich zu ihm. So als wenn uns das Universum verbieten würde zusammen zu sein.

Die Fahrstunden mit Ingo sind zwar eine Abwechslung, aber wenn wir die alten Strecken abfahren, erinnert mich jedes Haus, jeder Baum, jedes Straßenschild, jede Kreuzung, jede Ampel und jede Shell Tankstelle an Thomas.

Das Schlimme daran ist, ich kann mit niemanden wirklich darüber reden. Es ist so, als wenn er wirklich nur ein Fahrlehrer gewesen wäre. Aber das war er nicht. Er war mehr.

Für mich ist es immer noch schwer aus dem Bett zu kommen, zu da ich jetzt keinen festen Tagesablauf mehr habe. Ich bin ja zum Glück mit der Schule fertig. Trotzdem macht es mich fertig, dass ich keine Ablenkung von Thomas habe. Somit verbringe ich fast jede Sekunde mit meinen Gedanken.

Saskia, die beste Freundin von Jennifer und auch Fahrlehrerin ist, hat ihren Job an den Nagel gehangen und ist jetzt nach Hamburg gezogen. Auf und davon. Dazu war sie auch gut mit Thomas befreundet. Sie sagte, sie könne es nicht ertragen die Fahrschule ohne Jennifer und Thomas, mit dem Wissen, dass den beiden das alles in einer Fahrstunde passiert ist.

Ich meine, dass kann halt fast jeden Fahrlehrer passieren. Nur Ingo hatte die Lage sofort als Erster durchschaut. Mit dem Alter kommt halt eben die Weisheit.

Ein lautes, hysterisches Schreien holt mich zurück in die Realität. Es kommt mir ziemlich bekannt vor.

Schnell laufe ich die Treppe runter. Ich sehe meinen Vater, Carl Dieter, Christin und meinen Vater. „Das ist alles nur deine Schuld! Du kleines Miststück!" Schreit meine Mutter und dabei zeigt sie mit ihren Finger auf mich.

Halt dich gefälligst im Zaum! Wegen dir, wäre sie fast tot." Hält mein Vater gegen. Ich verstehe nur Bahnhof. Doch dann sehe ich, dass Carl Dieter einen Briefumschlag von der Versicherung in der Hand hält.

Sie hätten einfach nur ihr Ferienhaus auf Madeira verkaufen müssen um die Schulden zu decken. Stattdessen zünden sie lieber ihr Haus mit ihrer Tochter drinnen an, damit es ihr Exmann nicht bekommt?" Erläutert Carl Dieter sachlich und etwas verstört, was man absolut verstehen kann. Ich meine, welche liebende Mutter würde sowas bitte tun? Ach ja richtig meine tut so etwas abscheuliches.

Wie kann nur über eine Million Schulden machen ? Und dann willst du unserer Tochter auch noch fast sterben lassen? Wie durchgeknallt kann man bitte sein?" Sagt mein Vater schockiert. „Ich hab das Haus nicht angezündet? Bestimmt hatte Chloe einfach ihren Lockenstab stecken lassen und dann ist es passiert. Ich wusste schon immer, dass sie etwas eingeschränkt ist. Aber man kann ja nicht alles haben?" Teilt meine Mutter eingebildet mit.

Ich gucke sie nur verletzt und verstört an. So als wenn sie ein tiefes Loch in meinem Herzen hinterlassen hätte. Ich wusste schon immer, dass mich meine Mutter nicht richtig liebt, aber das? Ihr war es einfach egal, ob ich sterbe oder nicht. Wie kann so kaltblütig sein?

Und das Benzin im Haus war dann reiner Zufall oder?" Fragt mein Vater sauer. Benzin im Haus? „Ich glaube, wir haben genug gehört." Sagt der eine Polizist, der aus dem Nebenraum kommt. Es ist Jennifers Exmann. Er nimmt meine Mutter und legt ihr Handschellen an.

Sie wollte Versicherungsbetrug begehen, in dem sie das Haus abbrennt, bevor es Gabriel Lefebre zugesprochen bekommen sollte. Dabei hätte sie fast ihre eigene Tochter umgebracht." Erklärt Carl Dieter der Polizei. „Für mich hört das nach zehn Jahren Gefängnis für sie an, wegen Fahrlässiger Tötung und Sachbeschädigung. Aber genaueres wird der Staatsanwalt mit ihnen klären." Erzählt der Polizist, bevor er dann meine Mutter schließlich endlich abführt.

Meine Mutter hätte mich fast umgebracht und ihr war es komplett egal. Sprachlos gehe ich in mein Zimmer zurück. Mein Vater geht mir nach. Er fühlt sich selbst wahrscheinlich auch schuldig, schließlich hatte er sie ja geheiratet und ihr vertraut. Aber sie ist halt ein durch geknalltes Biest. Dafür kann er ja nichts.

Den Rest des Tages verbringe ich im Bett. Es ist im Moment einfach alles zu viel für mich. Bedrückt schlafe ich ein.

Ich stehe an der Kirche und er fährt mit seinem schwarzen Tiguan vor. Mit einem freundlichen Lächeln steigt er aus. Ich kann sofort in seine wärmenden Armen fliehen. Der einzige Ort, wo ich mich wirklich sicher fühlen kann.

Danach gucke ich in seine wunderschönen Augen. Er muss gar nichts sagen, einfach nur da sein. Einfach nur hier sein an meiner Seite.

Was ist los?" Fragt er fürsorglich, während er mir durch meine Haare streicht. Seine Stimme durchdringt mich jedes Mal, aber auf eine gute Art. „Es ist alles so viel. Ich kann nicht mehr." Sage ich verletzt und zugleich erschöpft. Besorgt schaut mich Thomas an, so als wenn er genau wüsste, was in mir gerade vorgeht.

In den Moment bekomme ich ein schlechtes Gewissen und fange an zu weinen. Fürsorglich streicht mir Thomas über meinen Rücken. Seine Berührungen geben mir den Halt, den ich gerade brauche.

Ich wünschte, er könnte mich ewig im Arm haben. Dann ertönt seine tiefe, angenehme Stimme. „Chloe, es ist okay, wenn du mal verzweifelt bist und nicht weiter weißt. Zusammen schaffen wir das schon. Wenn was ist, dann kannst du immer zu mir kommen." Während Thomas spricht, schaue ich wieder in seine vertrauensvollen Augen.

Für einen kleinen Augenblick muss ich lächeln. Dann setzen unseren Lippen wieder zu einen Kuss an und wir küssen uns lange. In der Öffentlichkeit, so als wenn wir ein richtiges Paar wären, so als wenn alles gut wäre. Das ganze Drama einfach nicht existiert hätte.

Doch leider ist das nicht die Realität. Ein Traum von mir, der wahrscheinlich niemals in Erfüllung gehen wird. Ich werde Thomas nie wieder sehen können....

Wird es Chloe noch lange ohne Thomas aushalten können oder wird sie in Depressionen verfallen? Schreibt eure Meinung dazu mal gerne in die Kommentare☺️ Nächste Woche Donnerstag werden übrigens zwei Kapitel veröffentlicht.

Forbidden desireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt