Mein Vater steigt aus und er sieht besorgt aus. Ich gehe traurig auf ihn zu. Sofort nimmt er mich in die Arme. Ich fange wieder an zu weinen. Meine Tränen lassen sein dunkelblaues Shirt langsam nass werden. Aber ich kann nicht aufhören zu weinen.
„Tout va bien, ma chérie." Sagt mein Vater auf Französisch, was übersetzt bedeutet. Es ist alles gut mein Schatz.
Wenn er nur wüsste. Schließlich ist seine Schwägerin heute gestorben, was für Christin auch noch ein gewaltiger Schlag sein wird. An sie hatte ich noch gar nicht gedacht. Und was ist mit Jennifers Vater? Ihren Kinder? Andreas? Schließlich war sie ja seine Cousine.
Wenn man vom ihm spricht. Genau in den Moment fährt Andreas vor. Er wirkt noch glücklich. Doch das wird sich bestimmt gleich schlagartig ändern. Dazu war Thomas auch noch sein bester Freund. Sie kennen sich seit der Schule.
Nach der langen Umarmung steigen wir schließlich ins Auto ein. Fragend schaut mich mein Vater an, während er mir ein Taschentuch anbietet. Mein Mascara ist jetzt bestimmt ganz verschmiert. Aber das ist mir heute sowas von egal.
„Was ist passiert?" Fragt mein Vater ernst. Ich muss mich erst kurz beruhigen, bevor ich ihm antworten kann.
„Es war eine ganz normale Fahrstunde. Dann sind wir zu einem Bahnübergang gefahren. Dort ist es dann passiert. Ein Fahrschulauto fuhr auf die Schienen. Die Schranken schlossen sich. Das Auto konnte nicht mehr wegfahren. Also kam der Zug und das Auto...." An der Stelle muss ich hart schlucken, bevor ich weiter erzählen kann.
„Das Auto stoß mit dem Zug zusammen. Der Zug glitt dadurch aus den Schienen und die Waggons überrollten die drum herum stehenden Autos. Darunter war auch Jennifers Auto und jetzt ist sie tot..." Erzähle ich meinem Vater unter Tränen. Er hört mir aufmerksam zu.
„Ich habe sie noch gesehen. Sie hatte noch gelebt. Dann half sie noch anderen und kurz darauf kippte sie um und starb an inneren Blutungen. Aber sie war zuerst noch lebendig." Versichere ich meinem Vater, der mir dabei vorsichtig über den Rücken streichelt.
„Zum Glück ist dir nichts passiert. Ich weiß das es schlimm ist, was du gesehen hast. Aber du hast sie als tapfere Frau in deiner Erinnerung und das würde sie bestimmt sehr glücklich machen." Sagt mein Vater um mich zu beruhigen, was ihm ein bisschen auch gelingt. Aber ich weine nicht nur wegen Jennifer. Es ist Thomas? Einfach der Gedanke als er tot vor mir lag. Ich hatte ihn nur knapp eine Stunde davor noch lebendig gesehen.
Da wirkte er glücklich. Hätte ich gewusst, was ihm bevor steht, wenn er in dieses Auto einsteigt, hätte ich ihn gewarnt. Ich hätte ihn noch ein letztes Mal geküsst, umarmt. Ihn ein letztes Mal geliebt. Doch für all das ist schon längst zu spät. Wir wissen nie, wann es das letzte Mal sein könnte.
Ich höre meinem Vater stumm zu. Er hat keine Ahnung davon, was gerade in meinen Kopf vor sich geht. Ich liebe einfach meinen Fahrlehrer und wenn er das wüsste, würde das nur Probleme mit sich bringen.
„Danke Père. Du hast ja recht." Erwidere ich mit trauriger Stimme. Mein Vater entgegnet nur: „Ich weiß, was dich wieder aufmuntert."
Er macht französische Songs an. Doch heute muntern sie mich nicht auf. Gefühlt niemand kann mich aufmuntern heute außer Thomas. Aber jeder Gedanke an ihn bringt mich schon wieder zum Weinen.
Wenn ich daran denke, dass ich ihn bald wieder als Fahrlehrer gehabt hätte. Die Fahrstunden mit ihm. Sie wären lustig, erotisch und voller Liebe gewesen. Diese Gefühle werde ich ganz bestimmt mit Ingo nicht haben. Ach Thomas. Warum konnte mir dieser Mann so verdammt wichtig werden? Ich kann gefühlt gar nicht mehr ohne ihn und keiner wird mich verstehen können. Weil gefühlt niemand weiß, dass wir überhaupt zusammen waren.
Das einzige was ich noch von ihm habe ist die Kette, die er mir damals am See geschenkt hatte. Traurig schaue ich aus dem Fenster. Es fängt an zu regnen, dass passt wohl perfekt zu meiner Stimmung. So als wenn der Himmel mit mir weinen würde.
Endlich kommen wir zu Hause an. Christin rennt schon weinend auf uns zu. Ich habe inzwischen aufgehört zu weinen. Schließlich geht es hauptsächlich um ihre Schwester Jennifer.
„Ach, Chloe. Es tut mir leid, dass du dir das mit angucken musstest. Aber hat sie noch etwas zum Schluss gesagt oder wie ist sie gegangen?" Ihre Fragen überrumpeln mich etwas. Schließlich komme ich selber auch nicht drauf klar, was passiert ist.
„Sie hat Thomas und eine Fahrschülerin ehrenvoll gerettet. Jennifer ist in den Armen von Jake gestorben." Erzähle ich mitfühlend, dabei umarmen wir uns, um uns gegenseitig etwas Halt zu geben. Auch wenn dies schwer fällt. Nach all dem.Danach löst mich mein Vater ab. Zusammen gehen die zwei in den Park. Christin scheint echt sehr fertig zu sein. Ich wäre auch ziemlich fertig, wenn Tia nicht mehr da wäre.
Ich gehe unterdessen ins Haus. Bestimmt hilft mir jetzt ein Bad um etwas meine Nerven zu beruhigen.
In meinen großen Badezimmer lasse ich mir entspannt ein Schaumbad ein. Da vibriert mein Handy. Für einen Moment glaube ich, dass ich Thomas Namen auf den Bildschirm sehe. Aber die Nachricht ist von Jimmy.
Na? Wie is der Abend mit deinen Fahrlehrer?😉 Wart ihr zwei schon sportlich?🔥
Für einen Moment lässt mich die Nachricht etwas schmunzeln. Wenn ich noch daran denke, was ich auf dem TÜV Gelände für dreckige Fantasien hatte. Aber genau eine Sekunde später holt mich die bittere Realität schon wieder ein und wieder strömt die Traurigkeit durch meinen Körper. Tränen fließen aus meinen mittleren roten Augen. Aber ich muss Jimmy antworten, sonst spamt er mich noch zu.
Nein... Er hatte einen Unfall🖤
Dann lege ich mein Handy weg und schalte es aus. Ich brauche Ruhe. Schließlich muss ich immer noch realisieren, was passiert ist und dass ich nie wieder eine Fahrstunde mit Thomas habe werde. Und dass ich mit niemanden darüber reden kann. Allein. Und ich muss damit alleine fertig werden. Mit Thomas war ich nie alleine. Er war immer für mich da. Genauso, wie an dem einen Tag.
Bei den Gedanken steige ich in die Wanne und ich schweife an den Tag zurück.....
Denkt dran heute gibt es zwei Kapitel, also das hier war noch nicht das letzte😉

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Forbidden desire
RomanceEin verbotenes Verlangen nach dem Mann, den sie nicht lieben darf. Chloe ist 18 Jahre alt und steckt gerade mitten im Abiturstress. Sie ist schwer in ihren Freund Liam verliebt, aber ist er wirklich der, für den sie ihn hält ? Und dann ist da noch...