Forbidden desire

Der Abschluss

Die Sonne scheint mir ins Gesicht. Es ist ein schöner Sommertag. Heute bekommen wir endlich unsere Zeugnisse und ich habe mich immer noch nicht entschieden, was ich nach dem Abi mache.

Die Aussage von meiner Schwester letztens im Krankenhaus hat mich sehr zum Nachdenken gebracht. Dann noch danach die Fahrstunde mit Ingo. Er hatte mir erzählt, dass niemand in der Fahrschule mehr damit rechnet, dass Thomas wieder zurückkommt. Für mich ist das wie ein Schlag ins Gesicht, der lange danach noch zu spüren. Sein wird. Der Schmerz brennt sich langsam immer ein und hinterlässt dabei einen schmerzhaften, roten Abdruck, der nicht so schnell verschwindet.

Für alle anderen scheint das Leben einfach ganz normal weiterzugehen. Aber für mich ist das Leben in der Sekunde stehen geblieben, als ich Thomas da neben seinen Tiguan liegen sah. Diesen schrecklichen Anblick werde ich wohl niemals mehr vergessen.

Zu gern würde ich die ganze Zeit an seinem Krankenbett sitzen. Einfach bei ihm sein. Aber das wird wohl nie wieder passieren. Ich werde ein normale Fahrschülerin sein, die ihren ersten Fahrlehrer durch einen tragischen Unfall verloren hat. Aber mehr wird es nie wieder sein. Niemand wird wissen, dass ich ihn geliebt habe. Ich habe noch nie einen Mann so sehr geliebt wie ihn. Ich wäre für ihn ohne zu zögern gestorben.

Er ist der Mann von dem ich fast jede Nacht träume, mit der Gewissheit, dass es vorbei ist. Es waren zwar nur fünf Monate. Aber ich bereue nichts. Außer die Zeit, die mir mit Thomas geraubt wurde. Warum musste dieser Unfall passieren? Einfach nur warum? Und darauf gibt es keine Antwort. Keine Erklärung.

Für mich ist seitdem jeder Tag grau. Ich weine mich fast jede Nacht in den Schlaf und irgendwie fühlt es sich falsch an solche Gefühle für seinen Fahrlehrer zu haben. Ich meine für die meisten ist es doch nur ein Fahrlehrer. Warum musste ich mich nur in meinen Fahrlehrer verlieben? Hätte er nicht nur ein ganz normaler Fahrlehrer für mich sein können? Nein, denn ich musste ja dann auch noch mit ihm schlafen.

Aber jetzt heißt es Zähne zusammen beißen, denn the show must go on. Ungeduldig warten wir am anderen Ende der Halle darauf, dass unsere Namen aufgerufen werden.

„Hey, warum freust du dich nicht? Wir haben jetzt endlich unseren Abschluss." Sagt Linda, die meine Hand dabei fürsorglich nimmt. „Sie hat seit über einem Monat ganz schlimmen Liebeskummer." Teilt Jimmy ihr unsensibel mit. Manchmal ist er echt ein kaltes Arschloch und das nur weil er seit über zwei Jahren hoffnungslos Single ist.

„Was? Du hast echt Liebeskummer?" Fragt Linda besorgt. Wenn ich jetzt über Thomas reden würde, wäre alles gelaufen und ich würde einfach los heulen. Aber nicht heute und nicht hier! Also muss ich es jetzt wohl probieren perfekt zu überspielen. Ob ich das schaffe? „Ach, Jimmy übertreibt. Ich hatte etwas mit einem Typen am laufen. Aber so viel ist da auch nicht passiert." Gebe ich als Erklärung ab.

Linda scheint es mir abzunehmen, während Jim mich nur verdutzt anguckt. Ja auch ich kann pokern, auch wenn man es nicht immer unbedingt denkt. „Ach so, ja dann Kopf nach vorne und Korne richten. Dann geht es nur noch aufwärts. Du bist sowieso zu gut für die meisten Männern, außerdem wissen die meisten nicht was sie wollen." Erklärt Linda mitfühlend. Sie hat nämlich viel Erfahrungen, was Männer angeht.

Mit 13 Jahren war sie schon im Bett aktiv. Für mich wäre das viel zu früh gewesen. Aber Linda ist eben sehr experimentierfreudig, was Männer angeht. Manchmal hat sie fast jedes Wochenende einen One Night Stand. Für mich wäre das nichts. Ich brauche nur einen Mann mit dem ich intim werden kann und dieser Mann war Thomas definitiv.

Ich weiß noch als mein Kopf voller versauter Fantasien von Thomas war. In meinen Gedanken haben wir es schon überall getrieben. Aber in der Realität haben wir nur sieben Mal miteinander geschlafen. Dazu habe ich mich auch nie von ihm ausgenutzt gefühlt. Das hat er auch nie getan.

„Linda Lange." Ruft der Direktor, um sie auf die Bühne zu bitten. Sie hat gerade so ihr Abi geschafft mit einem Durchschnitt von 3,8. Aber sie ist damit vollstens zufrieden. Hauptsache bestanden. Außerdem will sie jetzt erstmal ein FSJ machen, bevor sie dann eine Ausbildung anfängt. Und ich? Ich weiß noch nicht, was ich mache. Manchmal wünschte ich, dass es einen gäbe, der mir die Richtung vorgibt. Aber das muss wohl leider selbst entscheiden.

„Chloe Lefebre." Als ich meinen Namen höre, spüre ich die Anspannung, die sich in mir aufgebaut hat. Aber erhobenen Hauptes schreite ich auf die Bühne zu. Mein violettes, enges Kleid schmeichelt meine Figur und ich probiere elegant voran zu schreiten.

Meine Familie sieht mich stolz an. Auch Carl Dieter sieht mich stolz an. Wir verstehen uns wirklich gut. Er hat mit mir das Parken geübt und ich glaube so langsam verstehe ich es. Dazu kann man mit ihm auch alte deutsche Serien schauen. Er ist wirklich echt nett.

Als ich auf der Bühne ankomme, gibt mir der Schulleiter seine Hand und dann bekomme ich endlich mein Abschlusszeugnis. Ich habe einen Durchschnitt von 1,8. Glücklicher könnte ich nicht sein.

Zum Schluss machen wir ein großes Gruppenfoto von allen Absolventen. Es ist einfach das letzte Mal, dass ich an diesem Ort sein werde.

Nach der Zeugnisvergabe gratulieren mir alle. Zwar fällt mir heute schon ein Stein vorm Herzen. Aber irgendwie hätte ich mir gewünscht, dass Thomas im Publikum sitzt. Mich anlächelt und mir alles gute wünscht, so wie er es immer getan hat.

Gerade als Carl Dieter mich beglückwünschen will, klingelt sein Handy. „Simone." Murmelt er beiläufig während er ran geht. Geht es um Thomas? Über was würde sie sonst mit ihm reden?

Neugierig gucke zu Carl Dieter, während sich mein Vater stolz mein Abschlusszeugnis anguckt. „Damit kannst fast alles studieren, was du willst." Stellt mein Vater zufrieden fest. Das ist zwar gut für mich, aber mir ist gerade alles egal. Ich will nur wissen über was Simone mit ihm spricht.

Endlich Carl Dieter legt neutral auf. „Und was wollte Simone?" Fragt Christin. Zum Glück ich muss nicht nach fragen. Dann wirke ich nicht zu sehr besessen von Thomas. „Es ging um Thomas. Er......."

Wir neigen uns langsam aber sicher dem Ende dieses Buches zu, also schreibt gerne noch letztes Mal eure Meinungen und Vermutungen zu diesen Kapitel nieder. Nächste Woche kommt das letzte Kapitel online❤️