Unfall

432 6 11
                                    

Der Schock durchfährt meine Glieder, als ich sehe, wie der Zug mit hoher Geschwindigkeit auf das Auto zu rast.

Die hintere Autotür öffnet sich und ein älterer Mann springt aus dem Auto und rettet sich hinter die Schienen. Er muss richtig dolle Angst, so unkoordiniert er läuft. Aber was ist mit den anderen im Auto? Warum steigen Sie nicht aus? Oh, bitte lass es nicht Thomas Auto sein. „Das ist der Prüfer Herr Ratsmann." Teilt Ingo mir etwas geschockt mit. Ein Prüfer? Ich bin immer gewisser, dass es Thomas Auto ist. Mein Herz fängt schneller an zu schlagen, sodass es mir fast gefühlt aus der Brust springt.

Panisch probieren die anderen Autofahrer weg zu fahren oder aus ihren Autos zu klettern und schnell wegzulaufen. Doch dafür ist schon längst zu spät. Der Zug kommt und trifft das Fahrschulauto mit einer wahnsinnig hohen Geschwindigkeit. Die Insassen im Auto haben keine Chance mehr ihrem Schicksal zu entkommen.

Das Auto wird für ein, zwei Sekunden mitgeschliefen vom Zug, bis sich dann überschlägt. Ein völlig kaputtes Auto wird zurückgelassen. Es ist so beschädigt, dass man nicht erkennen kann, wie es denn Menschen dadrin geht oder ob sie noch ganz geblieben sind. Vereinzelte Teile vom Auto fliegen durch die Luft, als wenn sie nur eine Feder wären, die vom Wind der Zerstörung getragen wird. Es ist einfach nur furchtbar.

Die Wagons vom Zug gleiten durch den Aufprall aus den Gleisen und kippen auf die umstehenden Autos. Das Geräusch, was dadurch entsteht brennt sich in mein Gehör blitzartig ein. Es ist ein Geräusch von Tod, Leid und Zerstörung. Ich sehe, wie Menschen von den Wagons überrollt werden, als wären sie nichts. Sie sind nichts im Vergleich mit den Tonnenschweren Wagons. Die Menschen aus den Wagons schreien um Hilfe. Manche Schreie verstummen schon sofort wieder, so als wenn sie nie existiert hätten. Einfach ausgelöscht mit einem Schlag.

Ein paar Autos fangen sofort Feuer. Zum Glück stehen wir weit genug weg, so dass wir nicht vom Zug erfasst werden. Dafür müssen wir uns dieses grausame Schauspiel tatenlos ansehen.

Ich bin wie gelähmt. Der Schock darüber, was gerade vor meinen Augen passiert ist, lässt mich nicht los. Schockiert schaue ich zu Ingo, der den Motor ausstellt und den Zündschlüssel zieht. Er scheint etwas gefasster als ich zu sein. „Du bleibst hier beim Auto. Ich schaue währenddessen, was passiert ist." Sagt er, dabei steigt er aus dem Auto und geht in Richtung der Unfallstelle.

Hier tatenlos rum sitzen und abwarten kann ich nicht. Da stand doch Jennifers Auto. Ich muss gucken, was passiert ist. Was ist wenn sie stark oder lebensgefährlich verletzt ist? Und dann ist keine Hilfe da.

Kurzerhand beschließe ich aus dem Auto auszusteigen. Die Luft ist verpestet mit all dem Rauch, dazu riecht es stark nach verbrannter Haut. Ich kann die einzelnen Schreie der Menschen hören, die in ihren Autos eingeklemmt sind oder vom Zug erfasst worden sind. Es ist schwer, es aus zu halten, ohne sich die Ohren zu zuhalten. Ingo sehe ich nicht.
Es sind auch noch keine Rettungskräfte vor Ort. Der Unfall wird bestimmt mehrere Tote mit sich tragen.

Vorsichtig klettere ich über die Schienen, um auf die andere Seite des Bahnübergangs zu gelangen, was zum Glück nicht all zu schwer ist. Auf der anderen Seite sieht es keineswegs besser aus. Es ist genauso schrecklich. Nur das sich hier schon ein paar aus ihren Autos befreien konnten. Manche sind fast voller Blut. Andere haben offene Frakturen, wo man schon die Knochen sehen kann. Einfach abartig schrecklich und angsteinflößend.

Dann sehe ich endlich Jennifers Auto. Ein Wagon hat bei ihren Wagen die Fahrerseite zerquetscht. Die Fahrschülerin, die auf dem Fahrersitz saß ist voller Blut und komplett bleich. Sie sieht beinah beängstigend aus.

Hilfe! Jennifer ! Bitte!" Schreit die Fahrschülerin von der Rückbank. Die Autotür klemmt wohl. Jennifer ist zum Glück bei Bewusstsein. Sie hat zwar eine Platzwunde am Kopf, die ihr Top langsam rot färbt. Aber ansonsten scheint es ihr den Umständen entsprechend gut zu gehen.

Leicht panisch schaut Jennifer zu der anderen Fahrschülerin, die gefahren ist. „Julia? Julia?!" Schreit Jennifer. Doch sie regt sich nicht. Sie bleibt totenstill. Dann fühlt Jennifer ihren Puls. Niedergeschlagen lässt sie dann von ihr wieder ab. Wahrscheinlich hat sie keinen Puls. Danach fällt der blasse Körper schwach zusammen, so als ob ihn nichts mehr hält.

Schnell renne ich zu Jennifers Auto. Doch als Jennifer mich sieht schreit sie: „Chloe bleib weg! Dieser Wagen verliert Benzin. Er könnte jederzeit anfangen zu brennen!" Erschrocken trete ich ein paar Schritte zurück. Aber dann könnten die zwei doch jede Sekunde sterben und ich soll einfach nur zu schauen ?

Jetzt fließen bei mir selbst die Tränen. Was wenn sie da nicht mehr rechtzeitig raus kommen? Was wenn sie sterben?

Doch Jennifer bleibt nicht tatenlos. Mit starken Tritten tritt sie gegen die etwas zerstörte Autotür, die zum Glück nach ein paar Minuten krachend nachgibt. Und Jennifer ist frei. Außer der Platzwunde am Kopf, scheint sie keine weiteren Verletzungen zu haben. Was für ein Glück.

Hinter mir kommen schon Sanitäter angerannt, um Jennifer da weg zu schaffen. Ich habe wohl gar nicht mitbekommen, wie sie angetroffen sind. „Jennifer! Bitte ich will noch nicht sterben!" Schreit die andere Fahrschülerin weiter von der Rückbank. Ihr Kopf ist jetzt schon voller Blut.

Doch die Sanitäter wollen ihr jetzt nicht helfen, da es zu riskant wäre die Autotür aufzukriegen, ohne das das Auto dabei Feuer fängt. Aber desto länger sie warten, desto mehr Blut verliert sie. Bestimmt ist sie schon in zehn Minuten tot, wenn ihr niemand hilft. Ihre Schreie sind so klangend und so voller Schmerz.

Plötzlich dreht sich Jennifer um. Sie rennt zurück zum Auto. Wie wild hämmert sie mit ihren Händen gegen die Autotür. Doch die Tür bleibt stand fest.

Jennifer steht nun komplett in einer Benzinpfütze. Jetzt würde nur ein kleiner Funke reichen und sie würde komplett in Flammen stehen. Doch Jennifer lässt nicht locker. Sie nimmt sich einen schweren Stein und schlägt damit gegen die Scheibe vom Auto.

Die Scheibe zerbricht. Mit einem Ruck stemmt Jennifer die Autotür auf. Ihre Fahrschülerin sitzt Blut überströmt da. Ihre Beine sind eingequetscht. „Ich spüre meine Beine nicht mehr." Teilt sie Jennifer unter Tränen mit.

Es wird alles wieder gut." Versichert ihr Jennifer, während sie vorsichtig probiert ihre Beine zu befreien, was ihr auch gelingt. Dann trägt Jennifer sie raus und übergibt sie an die Sanitäter. Genau in diesen Moment fängt das Auto Feuer und es fängt dann lichterloh zu brennen.

Zur Beruhigung nimmt mich Jennifer in den Arm. So als wenn das Gröbste schon hinter uns wäre. Ängstlich klammere ich mich an sie. Dann fange ich wieder an zu weinen. Das alles ist einfach zu viel für mich. Die Menschen, der Unfall, die Angst darum jemanden zu verlieren, den man liebt.

Von weitem kann ich sehen, wie zwei Sanitäter den Prüfer zum RTW tragen, der vorhin aus dem Fahrschulauto raus gesprungen ist. Jennifer hat es wohl auch gesehen, denn sie geht entschlossenen Schrittes auf die drei Herren zu. Ich gehe ihr natürlich hinterher.

Der Prüfer schreit vor Schmerzen, als ein Sanitäter die offene Fraktur behandelt. „Wer war noch mit ihnen im Wagen?" Fragt Jennifer angespannt. Doch der Prüfer ist so sehr in seinem Schmerzwahn, dass er es nicht mitbekommt.

Sie können ihn später fragen, wenn wir mit dem Versorgen fertig sind." Stellt der eine Sanitär klar. Doch Jennifer bleibt stur. „Sie können mich mal." Sagt sie sauer. Dann legt sie ihre Hand auf die offene Fraktur. Der Prüfer schreit vor Schmerz auf. Jetzt hat sie die komplette Aufmerksamkeit vom Prüfer. „Also nochmal, wer war mit ihnen noch im Auto? Ich will eine konkrete Beschreibung und Namen hören?" Fragt sie ernst.

Wahrscheinlich denkt sie das Gleiche, was ich auch denke. Aber das kann nicht sein.

Schwach antwortet der Prüfer. „Ein Fahrschüler mit einer Brille. Der Fahrlehrer hat braune Haare und.... Mehr fällt mir nicht ein. Er heißt glaube Timo Theo. Irgendwas mit T. Der Nachname war glaube ich Seidler. Jetzt nehmen sie aber ihre verfickten Finger daraus."

Jennifers Augen werden auf einmal riesengroß. „Sie meinen Thomas Seidler?" Fragt sie geschockt. Er nickt nur kalt.

Thomas war also in dem Wagen?...

Ein riesen, großes Sorry, dass ich erst heute das Kapitel hochlade. Habe es Gestern in all der Hektik vergessen. Ich hoffe euch gefällt dieses Kapitel. Stellt gerne mal Vermutungen für das nächste Kapitel auf☺️

Forbidden desireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt