Schweiß gebadet wache ich auf. Zum Glück war es nur ein Traum, obwohl ich hätte mir schon gewünscht mit ihm die Prüfung machen. Ihn wieder an meiner Seite zu haben. Seine Sicherheit wieder zu spüren. Ihm wieder in die Augen gucken zu können.
Es ist mittlerweile Ende Mai und ich habe ihn das letzte Mal gesehen, dass war der 16. April. Dieses Datum hat sich in meinem Verstand gebohrt. Der Tag, der so gut anfing und doch so grauenvoll endete und das ohne eine Vorwarnung. Genauso wie ein heftiger Sturm, manchmal kann man vermuten, dass er kommt. Doch man kann nie wissen wie heftig er sein wird.
Ich nehme einen Schluck aus meiner Flasche. Die Uhr zeigt 8 Uhr an. Es lohnt sich schlicht weg nicht mehr sich hinzulegen. Heute darf ich Thomas im Krankenhaus besuchen. Das, was mir fast jeder verwehrt hat. Leider habe ich danach direkt eine Fahrstunde. Ingo war ja nicht gerade begeistert von meiner Leistung in der Prüfung, aber jetzt kann ich es sowieso nicht mehr ändern also scheiß drauf.
Nachdem frühen Aufstehen, ziehe ich mir ein blaues Sommerkleid an. Anschließend gehe ich dann nach unten zum Frühstück. Mein Vater, Christin und Carl Dieter sitzen am Tisch. Die perfekte Gelegenheit um zu fragen. „Papa, kannst du mich ins Krankenhaus später fahren? Yannick wollte sich nochmal meinen Arm angucken."
Mein Vater wird safe nicht nein sagen. „Natürlich. Aber wie kommst du dann nach Hause?" Gibt mein Vater als Antwort zurück. „Ingo mein Fahrlehrer bringt mich dann nach der Fahrstunde nach Hause." Antworte ich. Carl Dieter hört uns dabei nur stumm zu. Ob er dass von meiner misslungenen Prüfung weiß? Bestimmt. Er ist der Chef.
Nachdem Frühstück schminke ich mich in Ruhe, bevor wir dann los fahren. Die Fahrt mit meinem Vater ist echt unterhaltsam.
Als wir am Krankenhaus ankommen, hält mein Vater mich kurz an meiner Hand fest, damit ich nicht sofort aussteige. „Chloe. Ich weiß in letzter Zeit ist viel passiert. Aber ich möchte, dass du weißt, dass du immer zu mir kommen kannst. Egal was ist." Sagt mein Vater ehrlich. Ich weiß, dass er sich ständig Sorgen um mich macht. Aber ich könnte ihm niemals von Thomas erzählen. Leider.
„Mach ich Papa. Aber in Moment ist alles in Ordnung." Antworte ich gefasst. Mein Vater lächelt mich an. „Du bist schon immer mein tapferes Mädchen gewesen. Und das mit der Fahrprüfung ist nicht schlimm. Ich bezahle die weiteren Fahrstunden." Entgegnet mir mein Vater fürsorglich. „Danke." Sage ich leise zum Abschied, bevor ich dann das Krankenhaus betrete.
Yannick ist zum Glück auch in der Empfangshalle und winkt mich zu sich rüber. „Geht es deinen Arm besser?" Fragt er nett, während wir uns auf den Weg zur Intensivstation machen. So als wäre es das normalste der Welt. „Ja, es tut nicht mehr weh." Antworte ich kurz und knapp.
Als wir dann endlich an einer Tür ankommen, die zu einem Patientenzimmer führt. Bleibt mein Herz kurz stehen. „Du hast fünf Minuten." Sagt Yannick, bevor mir dann die Tür öffnet.
Sofort als ich das Zimmer betrete, höre ich ein Piepen. Dann sehe ich ihn endlich. Er liegt im Bett und hängt an vielen Schläuchen. Dazu hat er einen fetten Verband um seinen Kopf. Da wurde er wohl mehrmals operiert. Geschockt halte ich mich an seinem Bett fest. Ich war für diesen Anblick definitiv nicht bereit.
Er zeigt keine Reaktion auf meine Anwesenheit. Es scheint so, als wäre er nicht hier. Vorsichtig streiche ich über seine Hand und wieder keine Reaktion. Was muss er nur für dolle Schmerzen haben? Ich weiß, dass er jetzt wahrscheinlich stark leiden muss. Und es bricht mir das Herz ihn da so liegen zu sehen und ich kann nichts tun, damit es ihm besser geht.
„Ich liebe dich. Bitte, du musst wieder gesund werden. Ich weiß nicht, wie ich das alles ohne dich schaffen soll. Ohne deinen Zuspruch. Ohne dein Lächeln. Ohne deine Wärme. Ohne dich. Bitte, du darfst nicht sterben. Du musst kämpfen. Ich will es allen erzählen, wie sehr ich dich brauche und liebe. Ich kann nicht ohne dich." Bei diesen emotionalen Sätzen fließen Tränen aus meinen glasigen Augen. Aber ich musste mir das alles von der Seele sprechen.
Für einen Moment fühlt es sich so an, als wenn Thomas meine Hand auch halten würde, so als wenn er sie nicht fallen lassen würde. Doch ein Geräusch richtet meine Aufmerksamkeit zur Tür. Tia steht da. „Hast du alles mit gehört?" Frage ich entsetzt. Tia nickt. Dann tritt sie etwas näher zu mir ran.
„Chloe. Ich weiß, dass du Gefühle für ihn hast. Aber egal, wie stark diese sein mögen. Du musst sie beiseite schieben können oder sie vergessen. Er wird nie wieder der Alte sein können. Sein Gehirn wurde zu stark verletzt. Niemand weiß, ob er jemals aus dem Koma erwachen wird und wenn er erwacht, wird er schwerbehindert sein. Er wird nicht mehr wissen, wer du bist." Erklärt mein Schwester mir, während sie mir dabei immer näher kommt. „Nein, das kann nicht wahr sein. Nein!" Erwidere ich ungläubig. Nein, ich weiß, dass er da noch drin ist. Er wird es bestimmt schaffen.
„Den Mann, denn du geliebt hast. Er ist tot. Er ist an dem Tag gestorben." Die Worte meiner Schwester lösen in mir einen stechenden nicht auszuhaltenden Schmerz aus. Es ist so, als wenn auf einmal all die Hoffnung in einem zerplatzt, so als wenn sie nur in deiner Fantasie existiert hätte. Du fragst dich, warum du? Warum wirst du so vom Universum bestraft? Was hast du denn so schlimmes getan? Nichts! Es ist einfach das grausame Schicksal, was auch Kinder sterben lässt.
Vorsichtig nimmt meine Schwester mich in den Arm und ich breche wortwörtlich in ihren Armen zusammen, so als wenn mich nichts mehr halten würde. „Hat er denn noch starke Schmerzen?" Frage ich traurig. Tia schüttelt ihren Kopf. „Nein, er spürt nichts. Sein Verstand und seine Nerven sind quasi tot." Antwortet meine Schwester. Nur noch Thomas Körper liegt da leblos, so wie eine Leiche. Und er hat mich alleine zurück gelassen......
Seht ihr auch schwarz für Thomas oder glaubt hinter Tias Meinung steckt noch etwas anderes dahinter?😉
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Forbidden desire
RomansaEin verbotenes Verlangen nach dem Mann, den sie nicht lieben darf. Chloe ist 18 Jahre alt und steckt gerade mitten im Abiturstress. Sie ist schwer in ihren Freund Liam verliebt, aber ist er wirklich der, für den sie ihn hält ? Und dann ist da noch...