Meine Schwester habe ich nicht gefragt. Sie würde nicht viel davon halten. Tia denkt ja immer noch, dass ich sauer auf ihn bin. Von der letzten Theoriestunde weiß sie nichts, wo Thomas und ich es im Büro getan haben. Ich würde ihn jetzt so gerne küssen oder in den Arm nehmen. Er war immer mein Fels in der Brandung.
Entschlossen steige ich aus dem Bus aus. Das Klinikum wirkt echt riesig. Aber das tun wohl die meisten Krankenhäuser.
Von weiten kann man schon einen Rettungswagen hören, der wahrscheinlich einen neuen Patienten bringt. Wie es wohl war, als Thomas hier hin gebracht wurde?
Jetzt muss ich erstmal zum Empfang. Eine ältere Dame sitzt da und starrt in den PC. Sie sieht ziemlich unfreundlich aus.
„Hallo, auf welchen Zimmer liegt Thomas Seidler?" Frage ich gefasst. Die Frau guckt mich genervt an. „Wer sind Sie?" Ertönt es unfreundlich aus ihrem Mund. „Ehm, ich bin Chloe Lefebre." Antworte ich.
Sie guckt mich sehr skeptisch an. „Verwandtschaftsgrad?" Fragt sie genervt. Was für Verwandtschaftsgrad? „Wie Verwandtschaftsgrad?" Frage ich leicht schockiert zurück. Die Frau verdreht nur ihre Augen. „Herr Thomas Seidler liegt auf der Intensivstation und Sie müssen mit ihm verwandt sein, um besuchen zu können. Sie sind wahrscheinlich nicht mit ihm verwandt?" Entgegnet sie gelangweilt.
„Nein, bin ich nicht." Stammle ich gefrustet. „Dann kann ich auch nichts weiter für sie tun. Einen schönen Tag wünsche ich noch." Sagt sie zufrieden, so als wenn es sie freuen würde, dass sie mich abweisen konnte. Aber immerhin weiß ich jetzt auf welcher Station Thomas liegt.
Schnell suche ich einen Plan vom Gebäude. Die Intensivstation ist im ersten Stock. Dann mal los.
In der Intensivstation angekommen, sehe ich zum Glück Namensschilder vor den Türen der Patientenzimmer. Ich gehe fast jede einzelne Tür durch. Doch nirgendwo steht Thomas Seidler.
Plötzlich höre ich zwei bekannte Stimmen. Schnell verstecke ich mich hinter einen Wäschewagen. Es sind Andreas und Simone, die gerade aus einem Patientenzimmer kommen.
„Nicht mal nach dem Unfall damals war er solange im Koma wie jetzt. Er hatte das viel besser weg gesteckt." Erzählt Andreas. Er wirkt sehr mitgenommen. Simone hat Tränen in den Augen. „Da war er auch bestimmt nicht so schwer verletzt, wie jetzt. Andreas er war tot und das nicht nur einmal. Und ich war nicht da. Ich bin seine Ehefrau." Sagt Simone traurig.
Andreas nimmt Simone freundschaftlich in den Arm. „Ich weiß." Murmelt er dabei verständnisvoll.
„Ich wünschte, ich hätte früher nicht so viel mit ihm gestritten. Er hatte früher immer so viel gearbeitet. Dann die Sache mit dem...." Simone schnieft in ein Taschentuch, bevor sie dann weiter redet. „Die Sache mit dem Baby. Ich wollte immer eins, doch er nicht. Das war der Anfang von allem. Ich wünschte ich hätte ihn nicht immer so viel angemeckert. Wir hätten uns nicht fast trennen müssen. Ich bereue es. Ich hätte bei ihm sein müssen. Das werde ich auch jetzt. Die Scheidung ist ja auch noch nicht durch. Ich bin seine Ehefrau und als die werde ich für ihn da sein und ihn unterstützen. Vielleicht vergisst er dann auch diese andere Frau." Der lange Vortrag von ihr ist schon bewegend, dennoch wird sie für mich immer eine Zimtzicke sein.
„Welche andere Frau?" Fragt Andreas stutzig. „Du weißt es nicht ? Ich habe vor ein paar Wochen einen Tanga in seinem Tiguan gefunden." Erzählt Simone unter Tränen. Ja, in dem Tiguan von dem nicht mehr viel übrig ist. Und jetzt sorgt sie auch noch dafür das Thomas gefeuert wird. „Das muss aber nichts bedeuten Simone. Thomas hätte mir das erzählt, wenn er eine andere Frau hätte. Ich denke vielleicht eine Fahrschülerin, wo einfach der Slip aus der Tasche gefallen ist. Oder war irgendwas dran?"
Zum Glück nimmt Andreas Thomas in Schutz. Sonst wäre es jetzt um ihn geschehen. „Nein. Ein schwarzer Tanga von der französischen Marke Channel. Ich meine er war schon hübsch." Erzählt Simone, die sich in der Zwischenzeit etwas wieder gefangen hat. Channel ist übrigens meine absolute Lieblingsmarke und ich möchte diesen Tanga wirklich gerne zurück.
„Ja, siehste. Das hat nichts zu bedeuten und jetzt sollten wir die restlichen Sachen von Thomas auf die Neurologie bringen." Mit den Worten von Andreas verschwinden die beiden schon im Fahrstuhl. Thomas liegt jetzt auf der Neurologie. Also hat er wohl was am Kopf? Aber wie schlimm ist es ? Was wenn er einen Tumor zusätzlich hat vom Rauchen? Was wenn er einen Schädelbasisbruch hat? Oder noch schlimmer, dass sein Gehirn nicht richtig durchblutet werden konnte und deswegen jetzt ein paar Teile davon absterben?
„Was machst du denn hier? Wolltest du mich etwa besuchen?" Tias Stimme bringt mich voll aus dem Konzept. Schnell drehe ich mich um und gucke meiner Schwester in die Augen. „Nein. Ja. Ich wollte...." Stottere ich. „Du wolltest zu einem gewissen Thomas Seidler, der jetzt auf der Neurologie liegt. Hab ich recht ?" Entgegnet meine Schwester mir. Da hat sie mal wieder voll ins Schwarze getroffen. Ob sie mir wohl hilft ?
Ich nicke still. „Bitte ich muss wissen, wie es ihm geht? Ich habe seine Hand gehalten und wir hatten uns wieder vertragen. Ich habe ihn das letzte Mal tot gesehen. Bitte, wenn du was weißt." Flehe ich Tia an. Sie nimmt mich zur Beruhigung in den Arm.
„Chloe. Er ist verheiratet und ich darf dich nicht zu ihm lassen. Thomas liegt im Koma und keiner weiß wie lange, dass noch sein wird. Es ist noch nicht klar, was er für Verletzungen am Gehirn erlitten hat. Du solltest damit abschließen. Ich weiß, dass hört sich hart an. Aber ich werde meine Augen und Ohren für dich offen halten." Nach dem Vortrag muss ich erstmal schlucken, bevor ich antworten kann. „Danke. Du sagst mir dann Bescheid, wenn es was neues gibt?" Entgegne ich hoffnungsvoll. Meine Schwester nickt.
„Aber jetzt geh bitte Nachhause. Ruh dich aus und konzentriere dich auf deine Abi Klausuren." Mit den Worten zieht meine Schwester auch schon weiter. Ja, meine Abschlussprüfungen hatte ich ganz verdrängt.
Ich wünschte, ich könnte sie einfach sausen lassen. Ich weiß, dass ich sie jetzt nicht packen werde. Aber wen kümmert das schon? Niemand weiß, wegen wen ich wirklich trauere....
Glaubt ihr die Beziehung zwischen Chloe und Thomas wird irgendwann noch ans Tageslicht kommen? Schreibt eure Vermutungen gerne in die Kommentare😁

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Forbidden desire
RomanceEin verbotenes Verlangen nach dem Mann, den sie nicht lieben darf. Chloe ist 18 Jahre alt und steckt gerade mitten im Abiturstress. Sie ist schwer in ihren Freund Liam verliebt, aber ist er wirklich der, für den sie ihn hält ? Und dann ist da noch...