Forbidden desire

Fahrprüfung

Mein Blick ist auf die Straße gerichtet, als wir vom Parkplatz runter fahren. Mittlerweile ist es schon 14:15 Uhr. Aber Ingo ist wie immer ganz entspannt. Zeitdruck hat er auch gefühlt nie.

Über die Schnellstraße oder beziehungsweise Kraftfahrtstraße fahren wir in den Stadtteil, wo das TÜV Gelände liegt.

„So, dann zeige ich dir kurz den Anfang der Strecke, die wir in der letzten Prüfung gefahren sind. Hier dann rechts." Sagt Ingo mir. Wir fahren in die Weststadt. Dann über eine schmale Brücke, bis wir in einer Wohnsiedlung ankommen, die voller Spielstraßen ist. „Dann mach mal die Grundfahraufgabe Umkehren Frau Lefebre." Fordert Ingo mit einem leichten, herausfordernden Lächeln. So nach dem Motto, mal gucken, was sie kann.

Und ich bewältige diese Aufgabe meisterhaft. Ingo ist sichtlich beeindruckt. „Jetzt kann der Fahrprüfung nichts mehr im Weg stehen." Stellt Ingo zufrieden fest und ich nicke darauf einfach nur zustimmend.

Also machen wir uns wieder auf dem Weg zum TÜV und kommen auch perfekt pünktlich an. Ich parke in einen der drei Fahrstreifen und genau in den Moment, wo das Auto zum Stehen kommt, merke ich wie sehr ich eigentlich aufgeregt bin. Dann sagt Ingo auch noch: „Ich gehe eben kurz noch schnell auf Toilette. Musst du auch noch?"

Ich schüttle nur meinen Kopf als Antwort. „Und was ist, wenn der Prüfer kommt, während du weg bist?" Frage ich leicht besorgt. Doch Ingo antwortet gelassen: „Wird schon nicht passieren. Ohne mich könnt ihr ja nicht fahren."

Dann verschwindet Ingo schon auf dem WC. Ich bin in der Zwischenzeit ausstiegen. Im Auto hätte ich aber auch nicht weiter still sitzen können. Zwar ist das Wetter heute für Ende Mai echt nicht das Beste, mit Regen und Temperaturen von nur 14 Grad. Aber alles ist besser als jetzt alleine im Auto zu sitzen und zu warten.

Und dann sehe ich ihn auch schon. Ein wirklich alter, grimmiger Mann mit einem Tablett in der Hand geht zu mir. Bitte lass es nicht mein Prüfer sein, bei seinem unfreundlichen Auftreten bekomme ich doch niemals meinen Führerschein.

„Sind Sie Chloe Lefebre?" Fragt er kalt und dabei schaut er mich nicht mal an. „Ja, das bin ich. Hier ist mein Personalausweis." Er nimmt kommentarlos meinen Ausweis entgegen, so als wenn ich für ihn nicht existieren würde.

Nervös und etwas ängstlich schlucke ich meine Spucke runter. „Gut, dann können wir ja mit der Prüfung anfangen. Öffnen Sie mal bitte ihre Motorhaube." Fordert er und ich weiß nicht mal seinen Namen. Was für ein Kerl.

Natürlich öffne ich ohne große Probleme die Motorhaube. Mittlerweile ist auch Ingo dazugekommen.

Dann soll ich erklären und zeigen, wo man das Motoröl wechselt. Zum Glück fällt mir alles auf Anhieb ein. Danach mache ich schnell die Motorhaube wieder zu, das mache ich wohl etwas zu unsanft, weil mich Ingo mit einem leichten Todesblick ansieht. So nach dem Motto, kein Gefühl fürs Auto.

Schnell steigen wir drei ins Auto, nachdem ich dem Prüfer noch die Reflektoren gezeigt habe. Auch das hat er kommentarlos zur Kenntnis genommen. Selbst Ingo ist auf einmal still. Das kenne ich gar nicht von ihm.

Dann fahren wir vom TÜV Gelände. Direkt vor dem Tor steht Andreas mit einem Motorradschüler. Die machen wohl gerade eine Fahrstunde. Jetzt ihn nicht umfahren Chloe.

Ingo grüßt die zwei und dann fahren wir auch weiter in Richtung Kreuzung. Die Ampel ist rot und wir müssen anhalten, dabei merke ich, wie sehr meine Beine zittern. Solange ich noch die Pedale treten kann, ist alles in Ordnung. Währenddessen schaut Ingo etwas gelangweilt auf den Verkehr.

„Denken Sie daran hier wollen wir links Abbiegen." Ertönt es unfreundlich von hinten. Ich hätte auch keinen schlimmeren Prüfer bekommen können. Wie kann man nur so kalt sein?