Wie stehst du zu ihm?

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Endlich wieder dieser Geruch in der Nase. Schnell sattle ich Ginni und steige anschließend auf. Dann machen wir uns auf den Weg für einen Ausritt durch den Wald.

Es hat geschneit. Alles ist bedeckt von einer weißen Schicht Schnee. Es dauert nicht lange bis wir beide los galoppieren. Quer übers Feld. Das ist der Moment, wo ich alles vergessen kann. All die Befragungen und Anhörungen wegen Liam. Er ist wahrscheinlich endlich für immer aus meinem Leben verschwunden. Es hängt alles nur noch von dem Urteil der Richterin ab. Aber mein Vater und unsere Anwältin scheinen wohl sehr zuversichtlich zu sein. Ich hoffe nur, dass ich ihn wieder sehen muss.

Zu den Verhandlungen gehe ich nicht. Ich möchte Liam einfach nur vergessen. Seitdem Vorfall in der Silvesternacht hat mich mein Vater beim Taekwondo angemeldet. Damit falls sowas nochmal passiert, ich mich wehren kann. In dem Kurs sind zum Glück auch nur Frauen und die Trainer Beate ist auch sehr nett. Das einzig negative daran ist, dass ich jetzt noch weniger Freizeit habe. Deswegen musste ich schon leider eine Fahrstunde mit Thomas verschieben. Das heißt ich habe ihn jetzt schon seit zwei Wochen nicht mehr gesehen.

Aber Jennifer schaut bei uns immer ab und zu vorbei mit ihrer achtjährigen Tochter Sandy und ihrem Baby Kira. Beide sind echt zum anbeißen süß. Vor allem Sandy. Sie steht sehr auf Pferde und alles was damit zu tun hat. So eine Cousine wollte ich schon immer Mal haben.

Kita ist schon 11 Monate alt. Tatsächlich ist Thomas auch der Patenonkel von ihr. Ich habe ihn leider noch nie mit Kindern erlebt. Aber was noch nicht ist kann ja auch noch werden. Jedenfalls steht bald Sandys neunter Geburtstag vor der Tür und ich bin auch eingeladen worden. Worüber ich mich natürlich sehr dolle drüber gefreut habe.

Nach einer Stunde reiten, kehren ich und Ginni wieder zurück zum Hof. Liam wurde hier zum Glück gekündigt, als die Chefin des Hofes erfahren hat, dass er gegen einer versuchten Vergewaltigung angeklagt wird.

Nachdem ich Ginni abgesattelt habe, gebe ich ihr noch Kelle Hafer und kraule sie danach ausgiebig. Während ich mit Ginni kuschele, schweifen meine Gedanken wieder zu Thomas ab. Als ich die letzte Stunde abgesagt habe, kam nur ein: Ok, denk bitte dran, dass du die Theoriestunde mit den Lektionen Geschwindigkeit, Umweltbewusstes fahren und Anhalteweg, noch nicht besucht hast. Mehr kam nicht. Danach habe ich bei Jennifer nachgehakt, ob etwas zurzeit bei Thomas los sei. Sie meinte darauf nur, dass er wahrscheinlich viel zu tun habe, da in drei Wochen gleich vier von seinen Fahrschülern Prüfung haben. Schön für ihn. Aber ich will nicht immer so beiseite geschoben werden, wenn es ihm mal nicht passt.

Bei der nächsten Fahrstunde werde ich mich nur auf den Verkehr konzentrieren. Natürlich meine ich den Straßenverkehr. Kein küssen. Kein anfassen. Kein Augenkontakt. Kein rum machen. Garnichts! Es wird nichts zwischen uns passieren. Vielleicht lernt er dann endlich, dass man mich nicht beiseite schiebt.

Ich bin so tief in Gedanken versunken, dass ich gar nicht höre, dass meine Schwester hupt. Beim zweiten Mal merke ich es erst. Schnell stelle ich Ginni wieder auf die Koppel. Dann laufe ich zu meiner Schwester Tia, die in ihrem Opel drin sitzt. Es ist ein kleiner roter Flitzer. Eben praktisch zum einparken. Außerdem liebt Tia ihr Auto, denn sie hat es zur ihrem Abitur von unserem Vater geschenkt bekommen. Auf ihr Abi kann man aber auch wirklich stolz sein. Mit ihrem Durchschnitt von 1,2 kann man sich schon sehen lassen und das alles nur damit sie Medizin im Ausland studieren kann.

Bestimmt will sie mir heute mitteilen, dass sie eine Stelle in Rom im Santo Spirito In Sassia Hospital bekommen hat oder in Berlin an der Charité.

Tia öffnet mir freundlich die Autotür und sie hat ein breites Grinsen in ihrem Gesicht. Na, dass kann gesagt nur heißen, dass sie wieder weg geht. Aber natürlich würde ich mich für sie freuen. „Na, weswegen grinst du bis über beide Ohren?" Frage ich sie. „Ich habe eine Stelle für meinen Facharzt in der Neurologie am Städtischen Klinikum Braunschweig bekommen." Teilt sie mir freudestrahlend mit. „Was? Wirklich? Das heißt ja dann dass du hier bleibst oder?" Frage ich Tia neugierig. Oh mein Gott. Es wäre echt voll cool, wenn sie hier wäre und nicht so weit weg.

Mir fangen vor Freude an, die Tränen aus den Augen zu schießen. Meine Schwester nimmt mich darauf ganz eng in den Arm. „Ja! Ich bleibe hier. Irgendwer muss ja auf dich aufpassen. Besonders in Moment." Was ? Warum muss jemand in Moment besonders auf mich aufpassen? Spielt ihre Aussage auf Thomas an? Ich wusste, dass sie etwas gegen ihn hat. Aber warum, dass hat sie mir bis jetzt noch nie gesagt.

Ernst frage ich sie. „Spielst du gerade auf meinen Fahrlehrer Thomas an?" Jetzt ist auch das Grinsen aus ihrem Gesicht verschwunden. War klar, dass sie ihn meint. „Du musst doch auch schon früher gemerkt haben, dass er kein schlechter Kerl ist, als du ihn als Fahrlehrer hattest." Sage ich etwas genervt. Doch Tia fährt kommentarlos los.

Wie muss Thomas wohl ausgesehen haben, als ihn Tia als Fahrlehrer hatte. Er war da bestimmt so ca. Mitte oder Anfang 20. Aber er konnte sich nicht an Tia erinnern, sie sich aber schon an ihn.

Du solltest dir lieber einen Typen in deinem Alter zu legen. Ja, er ist wohl ein wirklich netter und verständnisvoller Fahrlehrer. Und ja er sieht auch nicht schlecht aus. Aber er sollte nur der Fahrlehrer für dich sein." Sagt Tia strikt.

Tia wird leicht rot als sie über Thomas redet. Auch als sie Thomas damals an der Haustür gesehen hat. Hatte sie genau den gleichen Blick im Gesicht, wie jetzt. Stand sie etwa damals auf ihn ? Die Preisfrage ist aber steht sie jetzt auch noch auf ihn und probiert mir deswegen die Beziehung mit ihm auszureden?

Hattest du damals Gefühle für ihn?" Frage ich sie direkt gerade raus....

Forbidden desireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt