Nachdem sich meine Besucher verabschiedet haben, stehe ich auf und gehe durch die Gänge des Krankenhauses. Es ist alles leer. Und alles ist dunkel. Es ist so still, dass man einen Blutstropfen fallen hören könnte. Allein dieser Gedanke sorgt bei mir für eine Gänsehaut und ich fange an zu zittern. Es ist sehr kalt. Allerdings ist mein größtes Problem nicht die Temperatur, sondern das, was mir gesagt wurde.
Ich hatte einen Unfall.
Ich lag 3 Jahre lang im Koma.
Ich habe eine beste Freundin.
Ich erinnere mich an niemanden.
Mein Leben ist komplett auf den Kopf gestellt und ich weiß nicht, wie ich mich zurecht finden soll.
Hab ich überhaupt andere Freunde ?Ich weiß nicht was ich tun kann oder tun soll! Ich kann mich an nichts erinnern. Ich weiß nicht wer ich bin. Was meine Persönlichkeit ausmacht. Was mich ausmacht. Ich kenne niemanden. Ich weiß nur noch, dass meine Eltern tot sind, genauso wie meine kleine Schwester. Sie hat mich auch in meiner Narkose aufgefunden und mir gesagt, ich solle kämpfen und ich dachte, sie meinte das Aufwachen. Doch das tat sie nicht. Das weiß ich jetzt. Sie meinte ich sollte um meine Erinnerungen kämpfen, mich an mich erinnern. An all das was war. Doch wie soll ich das anstellen ?! Ja ok, ich habe jetzt Zayn, Henry und ihre kleine Tochter Emelie kennengelernt (wieder), doch ich weiß den Namen meiner angeblichen besten Freundin nicht. Was ist das bitte ?! Ich sollte mich doch wenigstens an den Namen der wichtigsten Person in meinem Leben erinnern. Aber ich kann es nicht und dafür könnte ich mein Gehirn erwürgen. Ich will mich doch erinnern. Ich will alles wissen, was war. Wer meine Freunde waren/ sind, was ich erlebt habe, wer ich bin. Wird mir das denn gelingen? Ich hoffe es so sehr.
Ein kleines Klatschen hallt an den Wänden wieder, immer wenn ich einen nackten Fuß nach dem andern auf den gefliesten Boden der Gänge setze. Bei dem Geräusch muss ich lächeln. In meinen Gedanken schwirren Bilder, Bilder die ich nicht richtig zuordnen kann. Dort bin ich als achtjähriges Mädchen und ich halte ein ganz kleines Mädchen an der Hand, welches aber eine kleine Perücke trägt. Wir gehen beide Barfuß auf den Treppen vor einem großen Dom. Eine Frau und ein Mann rennen lachend auf uns zu, wir sind glücklich. Doch dann kommt ein neues Bild. Ich bin in einem dunkeln Raum und sitze neben einem kleinen Krankenbett. Meine Augen sind mit Tränen gefüllt und das Mondlicht scheint auf einen leblosen Körper, dessen kleine Hand ich halte.
Ich schüttle den Kopf und wende mich von den Bildern ab. Was waren das für Bilder ? Ja dort war ich, aber das sind Fantasien, Träume, nichts was etwas mit der Realität zu tun hat, oder ? Ach keine Ahnung! Das ich nichts weiß macht mich echt aggressiv. Es kommt einem so vor als würde man ständig belogen werden. Jeder weiß etwas nur man selbst nicht. Und dieses Gefühl ist echt ätzend. Ich würde jedem ja gerne beschreiben können wie es mir geht, wie ich damit umgehe, doch das ist viel zu kompliziert und niemand würde mich verstehen.Ich schaue mich um und erblicke ein Fenster durch welches der Mond scheint. Dunkel und doch so schön. Ich mochte die Nacht schon immer mehr als den Tag. Die Sonne ist meines Erachtens nach schlecht. Sie verbrennt. Der Mond hingegen funkelt. Auf Wasser, durch die Fenster und in den Augen jeder, die von ihm verzaubert sind. So eine Person bin ich. Ich liebe den Mond. Er verzaubert einfach alles um sich. Alles sieht im Mondlicht viel friedlicher aus. So sind es auch die Tatsachen, welche meist im Mondlicht harmloser auftreten als im Sonnenlicht.... Doch das ist mir jetzt zu viel Philosophischer-Kram! Ich tapse zu dem Fenster und schaue ob man es öffnen kann. Nein. Es ist verschlossen. Man kann es nicht mal auf Kipp machen. Ich lehne meine Stirn gegen die kühle Fensterscheibe und atme tief ein und aus. Das ist mir alles zu viel. Ich brauche Hilfe! Ich brauche meine Familie! Ich brauche ihre Hilfe. "Luca.", flüstere ich und mein Atem wird flacher, da ich versuche meine Tränen zurückzuhalten. Wieso ist sie nicht hier? Wieso kann sie nicht bei mir sein? Wieso bin ich hier? Wieso bin ich allein? Wer kann mir helfen? Wann kann ich endlich Ruhe finden? Wann klärt sich alles auf?
Das sind so viele Fragen, die ich einfach nicht beantwortet kriege. Ich sehe mich um und frage mich wo ich hergekommen bin. Wo ist denn überhaupt mein Zimmer? Ich irre durch die Gänge und suche nach meinem Zimmer. Doch ich finde es nicht. Nirgends ist jemand, den man um Hilfe bitten könnte. Doch dann laufe ich an einem Raum vorbei, dessen Tür offen ist und eine Gestalt steht im Dunkeln davor. Ich erschrecke mich zu Tode als diese Gestalt meinen Namen sagt. Ich drehe mich um und schaue direkt und funkelnde braune Augen. Es ist ein Mann in einem weißen Arztkittel. Er kommt mir bekannt vor, aber vermutlich hat er auch nur ein Allerweltsgesicht. Seine Gesichtszüge kann ich aber kaum erkennen. Woher kenne ich ihn denn dann? "Kate, was bitte machst du hier auf dem Gang?", fragt mich der Arzt und alle meine Gesichtszüge entgleiten mir. Woher kennt er mich? Wieso duzt er mich? Und wieso sollte es für einen Patienten verboten sein, sich frei zu bewegen?! "Wer sind sie?", ist meine erste Frage. Sehr passend, denn sein Name kommt mir nicht in den Sinn. Jetzt entgleiten ihm alle Gesichtszüge. "Dann ist es also wirklich passiert. Ich hatte gehofft, das dem nicht so wäre. Ich dachte die Amnesie würde nicht einsetzen.", sprudelt er hervor und ich schaue ihn nur verdattert an. Amnesie? Was labert der ? "Ähm..Entschuldigung, aber kennen wir uns?"-" Ich bin Dean, also Dr. Philips. Ich bin dein behandelnder Arzt seit 3 Jahren. Ich habe dich auch operiert nach deinem Unfall. Wir beide sind eigentlich ziemlich gut miteinander ausgekommen.", meint er und legt seine Hand auf meine Schulter, als würde er etwas von mir verlangen. Er erzählt mir Dinge, doch mein Kopf kann sie nicht verarbeiten. Ich erkenne ihn nicht. Ich weiß nicht wer er ist. Wenn er angeblich mein Arzt ist, wieso war er dann nicht von Anfang an da? Wieso war er nicht da, als ich aufgewacht bin. Dem liegt ja viel an seinen Patienten. "Bitte fassen sie mich nicht an.", sage ich mit zitternder Stimme und sofort schaut er mich erschrocken an. Aber wenigstens lässt er mich los. "Ich bringe dich in dein Zimmer.", sagt er schließlich und nimmt meine Hand. Kann er mir mein Zimmer nicht auch zeigen ohne mich zu berühren? Ich kann das nicht ab. Ich mag es nicht berührt zu werden. Doch ich lasse es zu das er meine Hand nimmt. Sie drücken werde ich aber ganz sicher nicht.
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Around the Stars (Band 2)
Ficção AdolescenteDie Fortsetzung des ersten Teils 'To the Moon and back' Kate kann sich an nichts mehr erinnern, außer daran, was in ihrem Traum in der Narkose passiert ist. Sie erkennt niemanden mehr. Wie kann sie das alles wieder hinbiegen? Wird es ihr jemals gel...