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Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar.

-Paul Klee

Genervt, gelangweilt und gestresst trotte ich zu meinem demoliertem Wagen und schließe ihn auf. Meine Tasche pfeffere ich in den Kofferraum und knalle diesen mit voller Wucht zu. Die Uni ist so scheiße! Wieso studiere ich überhaupt Biologie?! Ach ja.. ich will ja unbedingt Lehrerin werden... Wenigstens sind es nur noch 2 Semester.. "Hey! Was hast du denn mit deinem Auto gemacht?", fragt eine Stimme hinter mir. Sofort drehe ich mich um und schaue in das schief lächelnde Gesicht Christian's. Ich hab ihn ja echt gern, aber im Moment sollte er lieber die Kommentare über meine Schrott-Karre lassen.. Ich garantiere für nichts. Abwehrend hebe ich die Hände und nuschle nur: "Chris, lass jetzt einfach. Ich bin nicht in der Stimmung für Scherze. Wir sehen uns morgen.". Nach diesen Worte steige ich ins Auto und mache mich auf den Weg zu Charlet.

Sie wartet schon an der Haustür und begrüßt mich mit einem herzlichen Lächeln und einer festen Umarmung. "Ich hab gebacken!", strahlt sie und sofort hat sie mich an der Angel. Ich trete ein und rutsche erstmal aus. "Oh! Ich hätte dich warnen sollen.. Ich hab gewischt..", murmelt sie entschuldigend, während ich mir den Hintern reibe. "Macht ja nichts.", presse ich zwischen zusammen gepressten Zähnen hervor und sofort bekommt Charlet einen Lachflash! "Du solltest dich mal sehen, Kate! Das ist echt genial! Bleib so liegen!", prustet sie und schnappt sich ihr Handy. Kurz darauf blendet mich das Blitzlicht und ich stöhne genervt auf. "So gehst du also mit Besuch um? Erstmal mit Backkram locken, dann ausrutschen lassen und anschließend demütigen, damit die Nachwelt das auch ja mitbekommt?!", frage ich und muss selbst grinsen! Das Ganze hier ist schon ziemlich absurd. Lächelnd und zu gleich kopfschüttelnd hilf Charlet mir auf und nimmt mir meine Jacke ab. "Nu komm erstmal rein. Magst du einen Kaffee oder doch schon Sekt?", fragt sie mich. Ich will erst Kaffee nehmen, sage dann aber doch Sekt. Doch was ist der Anlass zum feiern? "Jason kommt auch gleich nach Hause.", ruft sie aus der Küche. Ah.. der Lover, alias Vater von Emelie, alias Vergewaltiger von Charlet.. Man merkt, ich halte nicht sehr viel von ihm. Wirklich beliebt hat er sich ja auch nicht gemacht. Ich verstehe auch nicht, warum sie sich wieder mit diesem Idioten abgibt, aber wenn er sie glücklich macht... dann muss ich auch glücklich spielen. "Ist der nicht auf Geschäftsreise?", frage ich und setze mich auf die Couch. Meine Schuhe ziehe ich aus und lege die Füße auf dem Tisch ab. Ich darf mich wie zu Hause fühlen, sagt Charlet immer und besteht quasi schon darauf, dass ich meine Füße auf den Tisch lege. Also tue ich ihr den Gefallen. Macht mir auch nicht sonderlich viel aus.

Jemand schließt die Tür auf und tritt ein. Er zieht die Jacke und Schuhe aus und stellt seine Aktentasche ab. Er dreht sich zu mir um und zuckt kurz zusammen. "Kate! Du bist ja schon hier. Man hast du mich erschreckt. Schön dich zu sehen.", sagt er und geht auf mich zu um mich zu begrüßen. Ich erwidere die Umarmung, wenn auch nur zum Schein und lächle ihn falsch an. "Ach Schatz, da bist du ja.", meint Charlet, stellt die Kekse ab und küsst ihren Freund zur Begrüßung. Die beiden setzen sich gegenüber von mir hin und schauen mich unverwandt an. Okay.... was läuft hier? Das letzte Mal, als 2 Leute mir so gegenüber saßen waren das Beamte und die haben mich über meinen Bruder ausgequetscht.. "Leute, was ist los? Wieso schaut ihr mich so an? Hab ich was verbrochen?", stottere ich und merke wie unwohl ich mich hier plötzlich fühle. So unwillkommen. "Ich muss dir was sagen...", fängt Charlet an, doch sie wird sofort von Jason unterbrochen: "WIR müssen dir was sagen, nicht wahr Liebling?", säuselt er und ich bekomme fast das große Kotzen, als er ihr einen Schmatzer auf die Wange gibt. Sie kicher wie ein Schulmädchen und wird rot, eigentlich niedlich, wenn es nicht der Typ wäre. "Ja.. Also, wir .. wir...", stottert sie nur rum, doch sie wird abermals von dem Vergewaltiger unterbrochen: "Ich habe Charlet einen Antrag gemacht und sie hat 'Ja' gesagt!", sprudelt es aus ihm raus. Ich muss erst meine entgleisten Gesichtszüge retten und dann mein Fake-Lächeln aufsetzen um mich für die beiden freuen zu können. Sie will mit ihm für immer gebunden sein? Die Ehe ist ein krasser Pakt zwischen 2 Liebenden.. Wieso ausgerechnet der?! Oh man... "Ich freue mich ja so für euch! Das ist ja unglaublich!", lüge ich kreischend und falle den beiden um den Hals, wie man das halt so machen würde wenn man es ernst meinen würde.. aber das tue ich nicht. "Oh danke, ich hatte schon befürchtet du wärst dagegen oder so! Würdest du denn meine Trauzeugin werden?", fragt mich Charlet und ab da meine ich es ernst. "OMG ja!!! Ja natürlich! Wieso fragst du überhaupt noch! Lasst uns heiraten!!", rufe ich lachend und knuddle sie noch mal ganz fest. Dann gehe ich zu Jason und umarme ihn freundschaftlich. "Wehe du tust ihr auch nur ein einziges Mal weh.", zische ich in sein Ohr und grinse.

Around the Stars (Band 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt