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"Du hast dich an deinen Geburtstag erinnert?", fragt mich der Arzt und ich stöhne genervt auf und verdrehe die Augen. "Wie oft denn noch ?! Ja ich habe mich an meinen Geburtstag erinnert. Mein damaliger bester Freund hat mir eine Überraschung gemacht und ich habe mich unglaublich darüber gefreut. Es war in einem Park am Rhein in Köln in Deutschland. Habe ich mal in Deutschland gewohnt?", frage ich ihn interessiert und mustere ihn. Er trägt eine enge Jeans, welche seine Beine gut betont. Er trägt einen schiefergrauen Cashmere-Pulli und hat darüber seinen Arztkittel geworfen. Er sieht schon ziemlich scharf aus. Doch das werde ich ihm ganz sicher nicht sagen! Ich kann ihn nicht ausstehen.. obwohl man sein Sixpack erkennt! Dieser Mistkerl versucht doch nur mich zu irritieren! Und sein blödes Leuchten in den Augen, wenn er mich ansieht, kann er sich sonst wohin schieben!

Verdammt nochmal! Wie kann man so gut aussehen und trotzdem so ein Arsch sein ?! Was ist das überhaupt für ein Mensch? Ich kann mich kaum auf die Dinge konzertieren die ich sage oder die er mich fragt. Inzwischen habe ich mir tatsächlich seinen Namen gemerkt. Ja er ist mein behandelnder Arzt aber ich konnte mir seinen Namen einfach nicht merken, vermutlich auch deswegen, weil ich keine Lust dazu hatte. Aber jetzt! Er kam heute morgen in mein Zimmer rein und meinte er wäre auch staatlich anerkannter Therapeut und führt mit mir jetzt täglich Sitzungen durch um alle meine ganzen Probleme durch zu gehen und zu besprechen. Außerdem will er mich soweit auf Schwung bringen, das ich am Ende aller 1461 Sitzungen mein komplettes Gedächtnis zurück habe. Da habe ich ihn erstmal ganz schön blöd angeguckt. Schließlich sind das 4 Jahre. Das konnte ich mir nicht vorstellen, jeden Tag mit diesem Blödmann zusammen zu sitzen und alles zu besprechen. Aber jetzt, ja jetzt muss ich zugeben, dass das gar nicht so schlimm ist. Ich kann ihn die ganze Zeit ansehen und über meine Träume und Probleme zu reden ist an sich sogar richtig befreiend. Er zeigt sich die ganze Zeit sehr verständnisvoll. Dafür bin ich ihm auch sehr dankbar, denn das kann ich echt gebrauchen. Einen Menschen der mich versteht. Einer der für mich da ist. Und das tut Dean. Er ist für mich da, hört mir zu und unterstützt mich. Klar ich weiß, er ist mein Therapeut und muss das alles tun, aber ich glaube er macht das auch so. Er hat Spaß an seinem Job. Nach diesen 4 Jahren werde ich ihm aufjedenfall sagen das er gut arbeitet. Das hat er sich verdient, schließlich muss er sich ab heute jeden Tag, 4 Jahre lang meine Scheiße anhören. Da ist ein Lob von meiner Seite echt nicht zu viel verlangt.

"Deine Freundin wird übrigens auch in einigen Sitzungen bei uns teilnehmen. Sie kann dir helfen dich an Dinge zu erinnern. Sie wird dir eine gute Hilfe sein. Also, dann bis morgen Kate und versuch dich wirklich zu erinnern.", meint Dean zu mir steht auf und reicht mir lächelnd die Hand. Ich nehme sie entgegen und schüttle sie. Doch lächeln kann ich nicht. Meine Freundin? Er meint bestimmt diese rothaarige Frau. Ich weiß nicht was ich davon halten soll, schließlich nimmt sie es mir übel, dass ich mich nicht an sie erinnern kann. Aber das hätte ihr von Anfang an klar sein müssen. Das sagt sogar Dean. Er hatte ihr gesagt, dass es sein könnte, dass ich Amnesie aufweise und genau das ist passiert. Sie wurde gewarnt und dennoch trifft es sie so sehr. Wieso? Wäre ich auch so schwach wie sie in dieser Situation? Nein. Niemals! Ich bin nicht schwach. Auch wenn ich vielleicht zu dieser Frau mal eine enge Verbindung hatte.. Daran kann ich mich nicht erinnern. Sie soll damit klarkommen und mich in Ruhe lassen. Ich habe sie nicht darum gebeten mir irgendwie zu helfen oder das sie mich besuchen kommt. Ich kenne sie nicht. Wer geht schon zu fremden Leuten? Einfach so? So ein Unsinn. Ich will nicht das sie zu den Sitzungen kommt. Ich schaffe es auch ohne sie, mich an alles zu erinnern. Sie hat mir bis jetzt doch auch nicht geholfen, wieso sollte sie das denn jetzt auch tun? Ich komme alleine klar. Ich akzeptiere es das ich allein bin und damit sollen die Leute zufrieden sein!

Ich stehe im Bad vor dem Spiegel und schaue in mein Spiegelbild. Ich bin dünn. Viel zu dünn, schon fast abgemagert. Ich wirke wie ein Geist. Meine schwarzen Haare fallen mir glatt bis zu den Hüften runter. Meine Haut hat einen ziemlich ungesunden Weiß-Ton angenommen. Ich fühle mich zerbrechlich. Meine Wangenknochen stechen sehr hervor. Ich darf ab heute wieder meine eigenen Klamotten tragen und muss nicht mehr dieses ekelhafte weiße Nachthemd anziehen.
Ich gehe zu meiner Tasche und krame ein bisschen darin herum. Letztendlich entscheide ich mich dann für einen dunkelblauen Hoodie und eine weiße Jeans. Dazu schwarze Vans. Ich bürste mir noch die Haare, lasse sie aber glatt. Dann schminke ich mich noch ein wenig, da ich viel zu blass aussehe. Ich flechte mir zwei Fischgrätenzöpfe und dann bin ich fertig. Ich schnappe mir meine Jacke und Handschuhe. Meine Tasche mit Portemonnaie und Handy darin. Dann gehe ich aus meinem Zimmer ins Erdgeschoss und melde mich vorne ab. "Sie dürfen aber nur für eine Stunde raus, Ms. Blue.", meint die Empfangsdame, doch ich nicke nur. Als ob ich nur eine einzige Stunde draußen bleibe. Ich versauere doch in diesem Krankenhaus, dann werde ich natürlich länger draußen bleiben.
Ich gehe anfangs einfach los. Ich weiß nicht wohin ich gehe, doch es stört mich nicht, denn meine Füße scheinen zu wissen was sie tun. Nach etwa einer Dreiviertelstunde bleibe ich vor einem großen Haus stehen. Es kommt mir so bekannt vor. Ich schaue auf den Briefkasten. Darauf steht:
Blue
True
Ok da steht mein Name, aber wer ist True? Ich gehe langsam durch den Vorgarten zur Haustür. Dort betätige ich die Klingel und warte. 1...2...3... Die Tür wird geöffnet und mir gegenüber steht ein durchtrainierter, hübscher Mann. Er trägt eine Jeans bis einen Pulli. Durch den Pulli kann man dennoch Seine Muskelpartien sehen. Ich schaue ihm ins Gesicht und bemerke, dass er mich so ansieht als wäre ich ein Auto. "Kate.". haucht er und schließt mich sofort in seine Arme. Ich erwidere seine Umarmung und atme seinen Duft ein. Er riecht nach Minze und Mango. Und da weiß ich wie er heißt. Ich weiß woher ich ihn kenne und in welcher Verbindung ich mit ihm stehe. Sein Name passt wirklich zu ihm.
Mark True.

Around the Stars (Band 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt