Nimm an, was nützlich ist. Lass weg, was unnütz ist. Und füge das hinzu, was dein Eigenes ist.
-Bruce LeeImmernoch mit hochrotem Kopf, gehe ich in mein Zimmer, ziehe mir meine Sportsachen an und laufe raus in den Wald.
Die frische Waldluft in meinen Lungen, fühlt sich an, als würde ich endlich richtig atmen können. Die Sonne scheint durch die Blätter der Bäume und ihr Licht fällt auf den Boden. Die Büsche und Bäume rauschen und wehen ihm Wind hin und her. Bei jedem einzelnen Schritt knackt ein kleiner Ast unter dem Fuß und ich muss grinsen, als ich sehe, dass wenn ich ausatme kleine, weiße Wölkchen in die Luft steigen. Sogar ein paar Vögel zwitschern noch, bevor sie den langen Weg in den Süden antreten. Es ist einfach traumhaft.
Und doch bekomme ich den Kopf kaum frei. Ich muss heute wieder ins Krankenhaus, zur Therapie. Ich will dort aber nicht hin. Vor allem nicht, nachdem all das passiert ist! Ich kann Dean doch nie wieder unter die Augen treten! Ich bin einfach nach unserem Kuss abgehauen. Gestern hielt ich dieses Handeln noch für eine mehr als plausible und tolle Sache, doch nun sehe ich die Konsequenzen, welche es mit sich bringt. Es wird peinlich. Unglaublich peinlich.
Mals davon abgesehen, muss ich meinen Bruder finden! Diese Frau hat ihn und sie kennt mich. Woher ?! Sie hatte blonde Haare und sofort beginne ich meine Erinnerungen nach ihr zu durchforsten, doch ich finde nichts. Nur... Ein Bild. Es wirkt so klar vor meinen Augen, als könnte ich danach greifen. Sie in den Armen von Will. Ein strahlendes, aber auch gefaktes Lächeln im Gesicht, während Will echt grinst. Liebe, die nicht erwidert wird. Zu seinem Pech. Es war nur ein Spiel. Elliot hat es mir erzählt, dass sie dadurch versucht haben, mich von allen abzukapseln, was ja auch gelungen ist. Diese Frau.... Sie ist mit meinem Bruder zusammen gewesen oder nicht? Die beiden wollten mich tot sehen. Doch Elliot hat sich geändert. Oder ?"Ich danke euch echt für alles. Macht's gut, ich werde euch bestimmt mal wieder besuchen.", verabschiede ich mich zum gefühlten 10. mal, doch Luna will mich nicht gehen lassen. Jetzt endlich, löst sie sich doch von mir und ich jogge nach Hause. Meine Beine tun schon weh, von dem ganzen Gelaufe, weshalb ich mir nach 15 Minuten ein Taxi rufe. "Wo Solls denn hingehen, Miss?", fragt mich der etwas ältere Taxifahrer und schaut mich erwartungsvoll an. Ja.. Gute Frage, wohin jetzt? Sollte ich nachhause fahren und mich erstmal ordnen? Sollte ich zur Polizei und nach meinem Bruder suchen oder sollte ich ins Krankenhaus zur Therapie? All diese Dinge sind im Moment schon irgendwie wichtig. Gut, das erste nicht wirklich, aber es ist wichtig, dass ich meinen Bruder wieder finde! Er ist meine Familie! Der einzige den ich hab.. Doch das stimmt nicht. Ich habe Will und Luna. Sie sind da. Mal davon abgesehen, wer weiß schon, ob mein Bruder mich nicht einfach nur benutzt hat, um aus dem Knast raus zu kommen! Möglich wäre es, er hat schließlich auch schon öfters versucht mich umzubringen, mich zu benutzen ist dagegen nichts.
Andererseits muss ich zur Therapie! Ich muss mich selbst wieder finden! Ich will mich endlich finden! Komplett! Ich muss meine Persönlichkeit wiederbekommen, sonst bin ich doch nur eine billige Attrappe meiner selbst! So etwas will ich echt nicht. Dean will mir dabei helfen, meine Erinnerungen wieder zu bekommen, doch wird ihm das überhaupt gelingen? Trotz der Tatsache, dass es unglaublich egoistisch ist, jetzt an dich zu denken, wo doch der eigene Bruder verschwunden ist, sage ich: "Zum East Hospital, bitte.".
Ja, ich gehe zur Therapie. Mein Bruder hat mir schon mehr angetan als ich ihm, hiermit! Mal davon abgesehen, was ist das denn bitte für eine komische und miserable Entführung? Muss diese Frau nicht irgendwas fordern, damit ich Elliot wiederbekomme? Oder mir sagen, dass ich irgendwo an einem klischeehaften, zwielichtigen Ort gehen soll, um dort das Geld (oder was auch immer gefordert wurde) abzugeben. Doch all das wurde mir nicht mitgeteilt! Was für eine drittklassige Entführung !
Die Fahrt dauert nicht allzu lang, weshalb wir schon nach 10 Minuten ankommen. Dem Fahrer gebe ich sein Geld und steige dann aus. Es ist ein schöner Tag, die Sonne scheint mir ins Gesicht und die Vögel zwitschern überall. Fröhliche Menschen gehen umher und alles wirkt friedlich.
Mit schnellen Schritten gehe ich in das Innere des Gebäudes, direkt zum Empfang. "Ms. Blue. Ja. Sie werden bereits erwarten, also zackig!", blufft mich die dumme Kuh mal wieder an und ich mache mich auf den Weg, zu Deans Büro.
Erst jetzt fällt mir auf, dass das ganze Krankenhaus in so einem schrecklich, sterilem Weiß gestrichen ist! Ich glaube, dass den meisten Ärzten garnicht bewusst ist, dass dieses Weiß einen in den Wahnsinn treibt. Sie würden es ja sonst nicht so streichen lassen.
An Dean's Büro klopfe ich kurz und bei einem 'Herein' trete ich ein *(das hat sich gereimt ☺️). Mein Therapeut sitzt schon in seinem Sessel und hat auch bereits meine Akte in der Hand. "Morgen, Kate. Schön, dass du auch endlich mal kommst.", meint er nur und weist mich darauf an, mich zu setzen. Dabei schaut er mir nicht mal in die Augen. "Wir hatten nie einen Termin gemacht.", antworte ich unschuldig und muss leicht schmunzeln. Ich setze mich und warte darauf, dass er mit seinen üblichen Fragen beginnt. Das tut er auch, nur nicht mit seinen typischen Fragen, sondern mit einer einzigen:
"Wieso bist du gegangen?".
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Around the Stars (Band 2)
Teen FictionDie Fortsetzung des ersten Teils 'To the Moon and back' Kate kann sich an nichts mehr erinnern, außer daran, was in ihrem Traum in der Narkose passiert ist. Sie erkennt niemanden mehr. Wie kann sie das alles wieder hinbiegen? Wird es ihr jemals gel...