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Ihre Augen gleiten an mir herab und ich fühle mich sofort unwohl. Nicht, weil ich blöd aussehe, denn ich sehe ziemlich gut aus ;) Sondern, weil sie mich zu prüfen scheint. Sie mustert mich weiterhin, während ich nur sehr nervös auf der Fußmatte stehe und auf meiner Unterlippe herumkaue. "Du blutest.", meint die Frau knapp und zückt ein Taschentuch, mit dem sie mir meine Lippe abtupft. Okay.... Nett von ihr, aber deswegen bin ich nicht hier. "Ich will wissen, wie sie heißen.", erkläre ich meinen plötzlichen Aufenthalt und schaue nun sie prüfend an. "Charlet. Ich heiße Charlet Anna Fry.", meint sie und ihre Lippen fangen an zu beben. Sie versucht stark vor mir zu bleiben und nicht zu weinen, doch sie schafft es nicht. Einige Tränen laufen ihr Gesicht hinab und fallen in den Schnee. Sie schaut mich die ganze Zeit durch verweinte Augen an, so als erwarte sie etwas von mir, doch ich wusste beim besten Willen nicht was. Ja ich könnte sie jetzt trösten und sie in den Arm nehmen und vielleicht könnte ich ihr auch sagen, dass ich mich erinnere... Doch das wäre glatt gelogen. "Danke.", meine ich und gehe dann. Ich fühle mich sehr sehr unwohl hier, deswegen gehe ich schneller. Was ist hier gerade passiert ?! Was passiert mit mir?!
Ich erinnere mich an kaum etwas und es macht mich fertig, die Leute zu sehen, denen ich wichtig bin.. Denn sie wissen, dass ich mich nicht an sie erinnere und deswegen weinen sie. Sie weinen wegen mir. Sei weinen um mich. Um mein altes Ich. Sie wollen, dass ich mich wieder finde. Sie wünschen es sich so sehr, doch dazu bin ich nicht in der Lage. Ich kenne mich nicht. Ich kenne niemanden. Alle sind mir fremd. Natürlich spüre ich eine gewisse Vertrautheit, die er mir entgegen bringt, doch ich denke nicht, dass ich die erwidern kann. Ich lerne ihn zwar gerade wieder kennen, doch von dem Vertrauen, welches ich ihm früher schenkte ist nichts mehr übrig. Es muss neu erschaffen werden. Ich muss Vertrauen zu den Leuten haben, die mich umgeben, auch wenn es mir schwer fällt. Ich bin es Ihnen schuldig.
Geknickt komme ich an einer Bushaltestelle hinter dem Wald an und warte dort auf den Bus. Nach einer Weile kommt eine Frau, etwa in meinem Alter auf mich zu. "Mensch Kate ! Ich habe dich ja garnicht mehr wiedererkannt. Toll siehst du aus! Deine Haare gefallen mir in schwarz fiel besser. Mensch drei Jahre habe ich nichts von dir gehört. Ich dachte du wärst tot, als ich das mit deinem Unfall gehört habe, sind Alex und ich sofort zu dir ins Krankenhaus erfahren, aber du lagst schon im Koma und jetzt sehe ich dich hier 3 Jahre später an der Bushaltestelle, wo wir uns kennenlernten. Ich bin so froh dich wieder zusehen!!", brabbelt sie drauf los und beim letzen Satz umarmt sie mich stürmig. Sie ist total süß. Und ich kenne sie.
"Michelle!! Mensch, wir haben uns wirklich lang nicht mehr gesehen. Wie geht es dir und Alex?", frage ich sie lächelnd und erwidere die Umarmung. "Uns geht's gut. Aber ich werde umziehen, nach Deutschland um dort mein Studium fortzusetzen. Ich freue mich schon mega drauf!", erzählt sie mir und wir steigen beide in den Bus ein, der gerade gekommen ist. Während der Fahrt unterhalten wir uns noch ein bisschen und ich erzähle ihr auch von meiner Amnesie.
Ich umarme sie zum Schluss und steige dann aus. Ein kalter Windstoß wirft meine Haare um mich. Ich umklammere meinen Mantel und gehe zielstrebig auf mein Haus zu, schließlich bin ich ja noch mit Mark verabredet.
Die Lilien im Vorgarten sind mit Schnee bedeckt, gehen aber nicht ein. Ich klopfe an der Tür und einen Augenblick später öffnet mir eine kleine Frau, welche mir nur bis zu den Schultern geht. Ihre hellbraunen Haare sind zu einem Knoten hinten zusammengedreht. Sie trägt einen ähnlichen Pulli wie ich nur in lila und dazu eine graue Hose. Sie mustert mich scharf und schaut mich missbilligend an. "Hallo. Ich wollte zu Mark. Ach was frag ich, ist ja mein Haus.", meine ich und trete ein. "Sag mal, erkennst du mich nicht mehr?", fragt mich die Frau bissig und ich sehe ihr an, wie gerne sie mir an die Gurgel springen will. "Nein.", gebe ich knapp von mir und ziehe Schuhe und Mantel aus. Mark tritt in den Flur und nimmt mich in den Arm: "Hey Kate, schön dich zusehen. Das ist Claire, aber ihr kennt euch ja.", meint er zur Begrüßung und zeigt auf sie. Aha. Das ist Claire. Tja vielleicht klingt das einleuchtend, aber ich habe keine Ahnung wer sie ist. "Und in welcher Verbindung steht ihr?", frage ich ihn und er wird rot. Wieso auch immer! "Claire ist meine Freundin.", meint Mark, doch Claire räuspert sich und er korrigiert sich. "Äh... meine Verlobte.", erklärt er und ich fühle mich sofort blöd hier. "Wir haben uns gerade verlobt, also könntest du bitte wieder gehen? Wir wollen das feiern.", meint Claire und deutet auf die Tür. Sie will mich aus meinem eigenen Haus werfen? Für wen hält sie sich ?! Ok, Mark wohnt hier und sie ist seine Verlobte, aber wen kümmert das?! "Willst du mich gerade rausschmeißen? Aus meinem eigenen Haus?", frage ich sie spottend und blicke missbilligend auf sie herab. "Es ist ab jetzt auch mein Haus!", meint Claire und ich fange sofort an zu lachen. "Als ob!!", pruste ich hervor und kann mich kaum noch halten. Sie meint also, dass sie hier einfach einziehen kann, ohne mich zu fragen? Ich kenne sie nicht mal! "Claire hat recht. Sie wohnt jetzt auch hier.", erklärt mir Mark und ich höre auf zu lachen. Das ist doch ein Scherz! "Haha, nein.", meine ich nur und packe Claire und schiebe sie vor die Tür, dann mache ich die Tür hinter ihr zu. Sie randaliert zwar, doch sie kommt nicht rein. "Kate, was soll das?"-"Denkst du, du kannst sie einfach hier einziehen lassen? Weißt du, ich bezahle das ganze Haus. Wenigstens Fragen könntest du mich. Es ist ja schön und gut, dass du und sie jetzt verlobt seid, doch hier einziehen wird sie nicht. Sucht euch ein eigenes Haus. Mark ich habe dich echt gern und du bist ein toller Mitbewohner, aber eben nicht sie!", schreie ich ihn an und er wird bei jedem Wort immer kleiner. Doch dann bäumt er sich über mir auf und fragt: "Du stellst mich also vor die Wahl, ja? Entweder meine beste Freundin oder meine Verlobte ?! Das ist nicht fair!!", schreit er zurück doch es kümmert mich nicht. "Entscheide dich. Ich komme übermorgen wieder. Ach übrigens, wenn ich sie nochmal in meinem Haus sehe, werde ich sie verklagen!", meine ich und mache mich auf den Weg zum Krankenhaus.

Around the Stars (Band 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt