20.

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Ehe:
Eine Verbindung, zu der ein Mann nicht rechtzeitig sein Neinwort gab.
-Ron Kritzfeld

Wieso mache ich das?! Wieso??? Wieso, wieso, wieso?

Genau, weil ich eindeutig zu nett bin! Ich sollte dringend meine Einstellung ändern.
Aber das kann ich nicht! Er ist mein bester Freund. Mein neuer bester Freund. Ich kann ihn nicht einfach so gehen lassen. Er hat sich nicht für mich entschieden. Ja, dass tat weh, aber er bedeutet mir zu viel, als das ich ihn gehen lassen könnte.
Freunde bieten einem Halt. Mark hat mit mir geredet. Als ich mich von James trennte, war er an meiner Seite. Und als ich nach 3 Jahren vor unserer Tür stand, war er ebenfalls da.
Das ist der Grund.
Das ist der Grund für meine Dummheit.
Das ist der Grund dafür, dass ich jetzt vor einem Mehrfamilienhaus stehe und auf das Klingelschild meines besten Freundes starre.

True und Greenwood

Angespannt begutachte ich das kleine Schild vor mir, welches nur einen kleinen Stoß von mir benötigt um einen Laut von sich zu geben.
Ich muss schmunzeln bei meiner komischen Erklärung, der Funktion einer Klingel. Wie absurd.
Ich seufze und drücke auf das Objekt, das beim betätigen ein Geräusch ertönen lässt. Kurze Zeit später erklingt Mark's Stimme durch die Freisprechanlage. Er klingt genervt als er lustlos zu mir spricht: "Wer ist da?". "Kate, kann ich bitte rein kommen?", frage ich behutsam und sofort hört man dieses Surren, wenn man ins Haus eintreten kann. Ich öffne die Tür und gehe ins zweite Stockwerk. Mark wartet bereits an der Tür und mustert mich argwöhnisch. Ich lächle ihn an, doch er erwidert es nicht. "Komm rein.", fordert er nur und geht vor, in die Wohnung hinein.
Man erkennt deutlich, dass Mark hier nicht das sagen hat.
Alles ist ordentlich. Überall sind Blumen. Der Flur ist in einem hellem Rosa gestrichen. An den Wänden sind Bilder von Mark und Claire, es sind solche, die man einfach nur ankotzen will, weil darauf nur die beiden dabei sind sich abzulecken. Yey.
Das Wohnzimmer ist in einem Violett gestrichen mit weißen Blumengardinen an den Fenstern. Ekelhaft. Hat bestimmt was, aber die Frau ist 20, muss da wirklich alles so aussehen, wie im Schloss bei Barbie ?

"Schöne Wohnung.", lüge ich und beginne damit einen echt langweiligen Smalltalk. Er erzählt mir, dass er sein Studium abgeschlossen hat und ich davon, dass ich das noch nachholen muss. Er erzählt von Claire und ich versuche dabei zu lächeln. Das geht 2 Stunden lang so weiter bis er dann mit dem Thema anfängt, weshalb ich kam. "Ich wollte mich übrigens noch entschuldigen.", sagt er mit einer leiseren Stimme als zuvor zu mir. Als ich ihn fragend ansehe, seufzt er kurz und nimmt meine Hände, die augenblicklich zu kribbeln beginnen. Wieso genau passiert das?

"Claire hätte nicht über dir stehen sollen. Du bist doch meine beste Freundin, ich hätte mich nie gegen dich entscheiden sollen... Aber du musst verstehen, dass Claire mich glücklich macht. Ich liebe sie.", erklärt er mir fast flehend darum, dass ich ihm verzeihe. Doch die Aussage, dass er sie liebt tut weh. Sie tut nicht nur weh, sondern es fühlt sich so an, als hätte er mir mein Herz herausgerissen und würde es nun zertreten! Doch wieso fühlt es sich so an!? Es sollte sich nicht so anfühlen!
Ich schlucke die Tränen herunter und nicke langsam. Was soll ich groß darauf antworten, dass er sie liebt? Soll er doch... Ne eigentlich nicht. "Ich bin enttäuscht und verletzt Mark.", fange ich an und sehe wie die Hoffnung in seinen Augen langsam erlischt. "Du wusstest genau, dass Claire meine EHEMALIGE beste Freundin war. Man kommt nicht mit der EHEMALIGEN besten Freundin der neuen besten Freundin zusammen! Du wusstest genau, wie sehr ich sie verabscheue! Du wusstest es! Aber das war ja nicht das Schlimmste. Denn das Schlimmste an all dem war, dass du dich gegen mich entschieden hast! Freunde stehen vor allem, Mark! Das sollte dir bewusst sein! Es heißt doch 'Bros before Hoe's'! Mark, du bist doch mein Bro!!", sage ich und werde zum Ende hin immer leiser. Dieses ganze Anschimpfen erfordert viel zu viel Kraft. Ich stehe inzwischen über ihm und habe bei jedem Satz meinen Finger in seiner Brust gebohrt. Er reibt sich darüber und versucht den Schmerz zu überspielen, allerdings sehe ich sein schmerzerfülltes Gesicht. "Oh verdammt Mark, tut mir leid. Hab ich dir weh getan?", frage ich behutsam und kniee mich vor ihn. "Das könnte ich doch dich fragen! Du bist hier diejenige die leidet. Ich hab dir viel zu sehr weh getan! Es tut mir so leid, Kate! Ich hab dich einfach verlassen und hab es nicht bemerkt. Ich habe nicht bemerkt wie ich dich so verletze! Dabei sollte ich das bemerken! Ich bin so ein schlechter Freund.",meint er und senkt betrübt den Kopf. Das war jetzt nicht mein Ziel.. Er soll sich jetzt doch nicht schlecht fühlen! Das ist mein Part! Ach scheiße! Was ich doch für ein Trottel bin! Ich setze mich neben ihn und nehme ihn in den Arm. Ich schätze in solchen Momenten sagt man einfach nichts. Man braucht meist nur eine Umarmung. Das brauch ich jetzt zwar auch, aber das ist nebensächlich! Es geht hier jetzt um meinen besten Freund und er leidet! Ich hätte ihn nicht so anfahren sollen! Verdammte Kacke!

Around the Stars (Band 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt