Nicht auf das, was geistreich, sondern auf das, was wahr ist, kommt es an.
-Albert SchweizerIch liege mit einem Buch in der Hand auf der Couch und lese. Das Radio spielt beruhigende Relax-Musik und im Haus riecht es nach Plätzchen.
Jap! Weihnachten steht unmittelbar vor der Tür!
Ich höre die Tür zufallen und Mark trottet ins Wohnzimmer.
"Hey.", meine ich nur, schaue aber nicht von meinem Buch auf. Er zuckt erschrocken zusammen. "Du sollst doch bei Dr.Philips sein!", maßregelt er mich, weshalb ich entnervt mit den Augen rolle. Ich weiß, dass er sich nur um mein Wohlbefinden sorgt und möchte, dass es mir wieder gut geht... Aber mit dieser blöden Therapie ist keinem geholfen!
Ich habe Dean letztens erst klar gemacht, dass das mit uns beiden nichts wird. Deswegen verlaufen die Sitzungen meist in einem peinlichen Schweigen ab. Ab und zu wenn Charlet kommt, reden wir ein paar Wörter aber mehr auch nicht. Seit dem Gerichtstermin ist es nur noch schlimmer. Ich sage meist nur, dass ich gehe und das war es dann auch.
Ich verstehe auch nicht, warum ich überhaupt noch zu dieser Therapie gehen sollte! Mein Gedächtnis ist komplett wieder hergestellt und um kleine Erinnerungen die weg sind, schere ich mich nicht! "Du weißt warum ich nicht dort bin.", meine ich nur und widme mich weiterhin meinem Buch zu. Es ist immer das gleiche in solchen Dingern: Erst begegnen sich die beiden und hassen einander, dann erleben beide etwas erschütterndes, was sie aber doch zusammen schweißt und zum Schluss wohnen sie alle beide in einem Haus mit ihren 4 Kindern! Es ist IMMER so! Da macht Bücher lesen ja kaum noch Spaß!
"Um ehrlich zu sein, nein! Aus welchem Grund ist es diesmal?", fragt Mark und fährt sich durch sein zerwuscheltes Haar. Er sieht fertig aus, kaputt. Die letzen Nächte waren für Mark schwer. Die Arbeit ist hart und sein kleiner Bruder Christian (ich weiß inzwischen wieder, wer er ist) hat versucht sich umzubringen. 4 Tage lang war sein Zustand unklar und jetzt? Jetzt sagen die Ärzte immer noch nichts!
Es ist grausam die ganze Zeit auf etwas zu warten. Doch solangsam bin ich mir nicht mehr sicher, ob wir auf den Bericht über Christan's Zustand warten oder eher auf seinen Tod.
Mark macht sich die ganze Zeit Vorwürfe. Er denkt, dass er der Grund für Christian's Wunsch des Ablebens ist. Das ist natürlich völliger Unsinn, doch auch ich frage mich, wieso Christian nicht mehr will. Warum hat er keine Kraft mehr sein Leben zu leben? Er ist gesund! Ihm geht es gut!
Wenn Leute sich umbringen wollen... Da kann ich nur wütend werden! Meine Schwester hatte keine Wahl! Sie ist erkrankt und wir konnten nichts mehr für Sie tun! Sie wollte auch leben! Aber Leute die ein Leben führen und gesund sind, Leute denen das Leben nicht aus den Händen gerissen wird, die wollen sich ihr Leben nehmen?? Andere wünschen sich ihr Leben!! Es ist verdammt egoistisch so zu handeln, besonders wenn ein kleines Mädchen gerne ein Leben gehabt hätte, während irgendjemand sein eigenes einfach wegwirft! Das ist doch nicht fair!"Ist doch egal.", nuschle ich und weiche seinem Blick aus. Es ist mir unangenehm darüber zu reden. Über meine Schwächen. Über meine Ängste.
Mark schüttelt nur den Kopf und wirft sich neben mich auf die Couch. Er seufzt und schließt für einen Moment gestresst die Augen, als würde er auf Gnade hoffen. Oder die Augen einfach nur vor der Welt schließen. Beides verständlich. Ich lege das Buch weg und schaue ihn fordernd an. Er hat mir was zu sagen.. Ich merke das. "Jetzt guck nicht wieder so!", meint er, lächelt aber ein wenig. Ich hebe die linke Augenbraue und sofort weiß er, dass es vorbei ist. "Okay... Ich.. Ich wurde befördert..", sagt Mark dann endlich. Befördert? Was? OMG!!! Begeistert schreie ich auf, klatsche in die Hände, drücke ihn fest und gebe ihm einen Schmatzer auf die Wange! Ich bin so stolz auf ihn und freue mich für ihn. Er hat so hart gearbeitet, da gönnt man das doch jemandem. Ich selbst bin jetzt im 5. Semester meines Biologie-Studiums. Die letzten Klausuren habe ich mit Bravur gemeistert und hoffe, dass es dieses Jahr ähnlich wird. "Ich freu mich so für dich!!!", kreische ich, weshalb Mark sich seine Ohren zu hält. Ein leises, schüchternes 'Danke' kommt von seiner Seite und sofort stehe ich auf. "Das müssen wir feiern!", behaupte ich und sprinte in die Küche. "Wo bist du.. Wo bist du..?", nuschle ich während ich nach einem Whiskey suche. "DA!", rufe ich und schnappe mir die Flasche mit der bernsteinfarbenen Flüssigkeit. Wir werden jetzt Spaß haben, da wette ich drauf!--
Mein Schädel brummt wie verrückt als ich aufwache. Was ist hier los? Wieso ist es so hell? Bah.. Ich hasse es! Wieso hab ich so viel getrunken? Ich weiß doch selbst eigentlich, dass ich kaum was vertrage. Boah, da sieht man mal wieder wie hohl ich bin.
Ich zucke zusammen vor Schreck, als sich jemand an mich kuschelt und einen starken Arm um meine Taille legt.
Okay.. Wer liegt in meinem Bett ?!
Langsam drehe ich, unter Schmerzen, meinen Kopf und sehe etwas, was ich nicht gut finde!!!
Mark.
Was haben wir getan?!
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Around the Stars (Band 2)
Teen FictionDie Fortsetzung des ersten Teils 'To the Moon and back' Kate kann sich an nichts mehr erinnern, außer daran, was in ihrem Traum in der Narkose passiert ist. Sie erkennt niemanden mehr. Wie kann sie das alles wieder hinbiegen? Wird es ihr jemals gel...