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Im Leben kommt es darauf an, Hammer oder Amboss zu sein - aber niemals das Material dazwischen.
-Norman Mailer

Immer noch erschöpft von der Prüfung, steige ich in die S-Bahn ein. Sie ist vollgestopft mit lauter Menschen. Es riecht nach Schweiß und ein schrecklich beißender Geruch von billigem Deo kommt mir in die Nase. Ach Amerika, wie schön du bist und riechst. Es ist 18:30 oder so und ich bin erst vor kurzer Zeit mit der Prüfung fertig geworden. Wie soll denn dann die Dritte werden?! Immer noch schwer atmend, stecke ich mir die Kopfhörer in die Ohren und schatte mich mit 'Abspann' von den Geräuschen um mich herum ab. Die ersten Töne erklingen in meinen Ohren und sofort entspanne ich. Es war heute eindeutig zu stressig. Zu viel zu schreiben. Zu viele Gedanken, die ich mir über diese Prüfung gemacht habe. Ich bin echt alle.

Als würde mir der Kragen nicht schon fast platzen, quetscht sich jetzt ein echt ekelhafter und schmieriger Typ an mir vorbei um aus zu steigen. Dabei streift seine dreckige Hand meinen Hintern.
Streifen ist untertrieben.
Er gibt mir einen verdammten Klaps! "Sag mal, geht's noch?!", schreie ich ihn an und knalle ihm eine. Der Typ hält sich seine Wange und Flucht vor sich hin, ehe ich mir sein Gesicht betrachten kann. Das gibt's doch nicht. "Fred?!"-"Kathy?!", fragen wir beide ungläubig und erzürnt zugleich. "Ich heiße nicht Kathy, du Spaten!", gebe ich grimmig von mir und schaue ihn angewidert und missbilligend an. Den gleichen Blick bekomme ich von ihm zurück, als er meint: "Wie auch immer. Ordentlicher Schlag. Passt zum ordentlichen Hintern!". Das ist jetzt nicht sein Ernst! Mit weit aufgerissenen Augen starre ich ihn an. Sofort bekommt er von mir noch eine geklebt! "Du stehst also auf SM", gibt Fred nur von sich, grinst dreckig und steigt dann aus. Dieser Widerling!! Und Denise aus Scrubs zu zitieren: 'Ich gehe mich jetzt duschen und mich mit einer Stahlbürste solange schrubben, bis ich blute! Das kommt mir bei diesem ekelhaften Schmutzfink in den Sinn.

Zuhause schrubbe ich mich wirklich solang ab, bis ich überall puterrot bin und fühle mich jetzt irgendwie besser. Auch wenn's weh tut. Erschöpft lasse ich mich auf mein Bett fallen und schließe für einen kurzen Moment die Augen. Was für ein Tag. Dabei ist er noch nicht vorbei. Isaac und ich haben uns heute verabredet. Er kommt mich in einer halben Stunde abholen, um mit mir ein Auto auszusuchen. Ich bin ihm dafür echt dankbar, denn sonderlich viel verstehe ich von Autos nicht. Vorher hatte ich immer Hilfe bei der Auto-Suche von Will oder George. Die beiden gehören allerdings meiner Vergangenheit an, weshalb ich mehrmals blinzle um die Gedanken und die Erinnerung an beide, aus meinem Kopf zu verbannen. Nicht das ich jetzt noch weine!
Kopfschüttelnd ziehe ich mir eine hellblaue Jeans und ein dunkelgraues Shirt mit der Aufschrift 'Einbildung ist auch 'ne Bildung!' an und schlüpfe unten in meine grünen Chucks. Isaacs Truck wartet bereits tuckernd vor meiner Einfahrt, aus welchem der Besitzer grinsend den Kopf herausstreckt und mich anblickt. "Na komm, Kat! Wir gehen jetzt Autos shoppen!", spricht er freudig, während ich ebenfalls breit grinsend einsteige und er losfährt.

Im Radio laufen alte Lieder aus den Siebzigern, bei denen Isaac und ich laut und lachend mit grölen. "Come and get your looooooove!!!", schreien wir aus vollem Halse und lachen weiter. "Wo ist Holland eigentlich?", frage ich, als ich die Abwesenheit Hollands verdutzt bemerke. "Sie ist bei ihrer Tante.. Susanna. Die Schwester meiner Frau.", klärt er, nun ein wenig angespannter und das vorige noch so bezaubernde Lächeln ist nun ganz aus seinem müden, aber zugleich hübschen Gesicht geweicht. Hätte ich vielleicht nicht nach fragen sollen.. "Oh.. Okay... Ist sie denn nett?", möchte ich von ihm wissen und lächle ihn ein wenig aufmunternd an. "Ja! Sie ist brillant!", schwärmt er von ihr und sofort breitet sich wieder sein Lächeln im Gesicht aus.. Die Tatsache, dass Isaac von einer anderen Frau so sehr angetan ist, obwohl er erst vor kurzem seine Frau begraben hat ist irgendwie unheimlich. Und.. Ich gebe zu.. Ich finde es scheiße. "Schön.", gebe ich nur gepresst von mir. Meine eigene schöne Art ein Gespräch zum Ende zu bringen. Isaac bemerkt offensichtlich, dass ich von diesem Thema nicht sonderlich angetan bin und erzählt nicht weiter von ihr, wofür ich ihm sehr dankbar bin. Nun mäßig gelaunt, blicke ich aus dem Fenster und betrachte die Felder und Bäume, an welchen wir vorbei fahren. Die Sonne taucht den Himmel in ein warmes Abendrot während wir den Highway hinunter fahren.  Das Radio ist nun ausgeschaltet. Nur noch das Blubbern des Oldtimers ist zu hören. 

Etwa 20 Minuten später, fahren wir durch Oklahoma City, auf der Suche nach einem Autohaus. "Was für eins suchen wir überhaupt?", frage ich gegen den Fahrtwind rufend, Isaac. "Irgendein deutsches Autohaus. Die Deutschen bauen die sichersten Autos.", meint er und blickt sich weiterhin suchend um. Ich nicke nur langsam.. Hab keine Ahnung, was er meint. Isaac scheint mir mein Unwissen anzusehen, weshalb er mir ein paar deutsche Automarken nennt. Jetzt weiß ich was er meint! Das wird schwer. Ich hätte schon gerne einen Porsche oder einen BMW....

Around the Stars (Band 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt