"Jimin!" Jungkook nahm mich schnell in seinen Arm. Ich blieb steif stehen. "Ist alles okay?", fragte er besorgt. Wahrscheinlich, weil ich noch Spuren vom Weinen habe. Die Radio-Botschaft ist ein paar Minuten her... Yoongis Botschaft auch.
"Es ist alles..." Ich schluckte. "Ich weiß nicht."
Er löste sich von mir und hatte immer noch einen Blick voller Besorgnis. "Was ist passiert?"
"Wusstest du, dass der So Sunguk schwul ist?", fragte ich.
"Ah, das." Er sah nun auch betrübt aus, die Besorgnis wurde etwas weniger. "Ich habe es eben gehört. Willst du reden? Taehyung ist oben und wir versuchen gerade, alles so positiv wie möglich zu sehen."
"Ich... weiß nicht, ob ich hoch will. Ähm, ich bin gerade nämlich... überfordert."
Jungkook sah an meinem Kopf hinweg. "Deswegen liegt dein Fahrrad einfach auf dem Boden?" Dann sah er wieder zu mir. "Es wird Präsidenten geben, die werden bestimmt die Stimmung im Land lockern, damit wir akzeptiert werden."
Für einige Momente sah ich mir Jungkook an. Er wurde wieder besorgter und wollte wohl etwas sagen, doch als er seinen Mund öffnete, sprach ich schnell, damit es aus mir raus ist. "Yoongi hat gesagt, er liebt mich."
"...was?" Er trat einen Schritt nach hinten. "Was?" Er kam wieder zu mir und packte meine Arme. "Was?!"
"Yoongi hat-"
"Das ist toll!", unterbrach er mich und sah kurz froh aus, dann verschwand der Ausdruck wieder. "Was ist los? Warum siehst du nicht froh aus?"
"Ich... bin überfordert."
Jungkooks Mund fiel auf. "Jimin, wie hast du reagiert? Sag mir, du hast gut reagiert. Du bist doch schon seit Wochen in ihn verknallt!"
"Er... er hat es mir gesagt und ich habe ihn erstmal angestarrt... dann habe ich gesagt, ich muss kurz weg... ich habe mein Fahrrad genommen und bin zu dir, um... ich weiß nicht. Ich bin gerade etwas, ähm, ja, überfordert."
"Jimin, du steigst jetzt auf das Fahrrad, fährst zu Yoongi und sagst ihm, dass du ihn auch liebst."
"Was, wenn er es nicht so meint?"
"Denkst du, Yoongi würde so etwas tun?"
"...nein." Yoongi ist viel zu perfekt, toll und nett, als ob er mich so verletzten würde... oder? Was, wenn das eine Masche von ihm ist und er das lustig findet, mich zu verletzen-
"Eben." Er drücke mich nach hinten. "Geh zu Yoongi. Ich meine es ernst. Wenn ich das morgen bei dir vorbeikomme und ihr nicht zusammen seid, sorge ich persönlich dafür."
"Denkst du wirklich, er könnte mich lieben?", fragte ich und merkte nun, dass mein Herz endlich anfing, schneller zu schlagen. Das hat es nach Yoongis Geständnis nicht getan, weil es sich nicht wirklich real angefühlt hat, als er es sagte. Auch die Fahrradfahrt zu Jungkook hat sich angefühlt, als wäre ich in einem Traum. Nein, Yoongi würde mich doch niemals extra verletzen wollen!
"Du kennst die Antwort. Jetzt geh! Mach schnell!" Ich nickte und stellte schnell mein Fahrrad auf, setzte mich auf den Sattel und sah zu Jungkook. "Viel Glück", wünschte er mir.
Nun hoben sich meine Mundwinkel endlich. "Danke. Ich liebe dich."
"Wenn du das Yoongi in den nächsten Minuten nicht sagst, liebe ich dich nicht mehr. Also, fahr endlich!" Ich nickte und trat in die Pedale, wie ich noch nie getreten habe.
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Das Fahrrad ließ ich auf den Boden fallen und lief die letzten Meter zu meiner Schaukel, auf der Yoongi gerade, mit dem Rücken zu mir, sitzt. Ich lief vor ihn und atmete dann erstmal, unter seinem neutralen Blick, heftig ein und aus. "Wo warst du?", fragte er. Neutrale Stimme.
"Bei Jungkook."
"Okay." Jetzt schien sein Blick etwas trüber. "Hast es ihm sofort gesagt, was?" Traurig lächelte er, sah auf den Boden.
Ein letztes Mal atmete ich tief durch, dann versucht eich die Worte, die ich mir auf dem Fahrrad gemerkt habe, zu sagen. "Ich war bei Jungkook, weil ich etwas überfordert war. Ich, ähm, mir hat noch nie jemand- Also so etwas habe ich noch nie von jemanden bekommen. Also, das- die drei Wörter." Er sagte nichts. "Ich habe Jungkook also gesagt, ich bin überfordert und dann meinte er nur so; warum bist du hier und nicht bei Yoongi? Du liebst ihn doch schon seit Wochen, hau ab. Also bin ich jetzt hier, weil- also ja, ich bin immer noch überfordert."
Yoongi sah mich wieder an, mit leicht überraschtem Ausdruck. "Jungkook hat gesagt, du... liebst mich?"
Meine Wangen fingen augenblicklich an zu brennen. Ich nickte. "Weil ich es ihm gesagt habe", gestand ich fast in einem Flüstern. "Aber... meinst du das ernst? Was du gesagt hast."
"Denkst du, ich würde dich anlügen?"
Schnell schüttelte ich meinen Kopf. Meine Wangen brannten nur noch mehr. "Nein", piepste ich. "Aber ich verstehe es nicht. Du bist so... toll. Warum solltest du mich- Ich bin wirklich nicht toll."
Er nahm meine Hände und hielt sie sanft, sah mich mindestens genauso sanft an. "Ich finde dich sehr toll. Für die meiste Zeit habe ich gedacht, ich mag dich einfach als Freund, aber als du dann angedeutet hast, du bist schwul, als das mit der Hochzeit war, ist mir relativ schnell aufgefallen, meine Gefühle für dich sind es auch. Schwul."
Mein ganzes Gesicht fühlte sich so heiß an, ich hatte Angst, wie eine Tomate auszusehen. "Du l-liebst mich", stammelte ich. "Und-" Ich schluckte. "Ich liebe dich."
Der Händedruck verstärkte sich etwas und Yoongi stand auf, sah mich froh an. Meine Knie fühlten sich an wie Wackelpudding. Er schien, etwas zu sagen zu wollen, doch dann, ohne, dass ich es voraussehen hätte können, legte er seine Lippen auf meine.

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𝐋𝐞𝐭 𝐦𝐞 𝐛𝐞 𝐲𝐨𝐮𝐫 𝐦𝐮𝐬𝐞 | ʸᵒᵒⁿᵐⁱⁿ
Fanfiction»αϐgєѕϲнℓοѕѕєи« Es ist ein heißer Sommer und das Ende der 1970er in Korea. Jimins Eltern haben einen Freund der Familie für besagten Sommer aufgenommen, damit er wieder Inspiration für seine Bilder bekommt. Jimin will nichts lieber als diese Inspira...