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Peinlich berührt senkte ich meinen Blick, somit auch mein Gesicht. "Das ist doch..." Ich schüttelte meinen Kopf. Dann hörte ich Schritte, zu mir zukommen. Yoongi, der vor seiner Leinwand stand. "Was ist?", fragte er, mit leichter Besorgnis in seiner Stimme. "Geht es dir nicht gut?"

Mein Blick ließ ich nach unten gerichtet. "Doch. Nein. Keine Ahnung. Doch. Es ist nur komisch, wenn ich so lange angeschaut werde... und du so konzentriert bist, während du das tust. Mich anschaust, meine ich."

"Anders wird das mit dem Malen schwer." Er legte seine Hand auf meinen Kopf. "Jiminie, sei ein bisschen selbstsicher, okay?" Ich hob meinen Kopf und sah ihn an.

"Du machst dich aber nicht lustig über mich oder... wenn ich komisch aussehe, musst du mir das sagen, okay?"

"Komisch", wiederholte er. Sein Blick wanderte über mein Gesicht. "Komisch bedeutet doch, dass etwas nicht normal ist. Du, mit deinem äußert tollem Gesicht, bist definitiv nicht normal. Normalerweise hat man nicht so ein tolles Gesicht. Also bist du generell komisch, mach dir keine Gedanken darum."

Ich verzog mein Gesicht etwas. "Das hat absolut gar nicht geholfen."

Er lächelte. "Entspann dich einfach, okay? Ich weiß, es ist ungewohnt, wenn man starr dasitzen muss und dabei auch noch von meiner Wenigkeit angestarrt wird, aber ich muss mir dein Gesicht einprägen." Er hob seine Hand, in der er einen noch unbenutzten Pinsel hielt. "Denk einfach an etwas anderes, um die Zeit zu vertreiben, während ich dich male." Den Pinsel legte er mir ans Gesicht, die überraschend weichen Borsten streiften über meine Haut. Er hörte nicht auf, sondern fuhr an meiner Wange entlang, unter meinen Augen, mein Kinn, meine Stirn, meine Nase. In der Mitte des Prozesses hatte ich meine Augen geschlossen. Dann, leider, entfernte er den Pinsel, weshalb ich meine Augen wieder öffnete. Er sah mich leicht lächelnd an. "Einfach entspannen, okay?"

"Okay." Somit ging er wieder zu der Leinwand.

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"Es ist..." Ich sagte nicht mehr, sondern sah mir das Gemälde weiter an.

"Noch nicht fertig", beendete Yoongi den Satz. "Trotzdem, wie gefällt es dir bis jetzt? Willst du etwas Spezielles verändert haben?"

Mein Gesicht vielleicht, dachte ich bitter, doch schüttelte dann meinen Kopf. "Nein, du hast es besser gemacht, als ich es mir vorgestellt habe... mit dem, was du halt hast."

"Eine wunderschöne Muse, ja." Er streckte sich. "Aber nach diesen Stunden muss ich mich und meine Finger jetzt erstmal entspannen. Was denkst du, sollen wir schwimmen?" Ich stimmte sofort zu und freute mich schon auf die Zeit, die wir alleine, mehr als halbnackt, verbringen werden. Aber natürlich, wie es fast immer bei mir ist, hatte das Universum andere Pläne.

"Ach Jimin, gut, ihr seid fertig. Yoongi, ich muss mir meinen Sohn leider für den restlichen Tag schnappen", sagte meine Mutter, als wir ins Haus kamen.

"Mama", jammerte ich.

"Nein, kein Widerspruch. Du wirst mir und deinem Vater helfen, das Haus auf morgen vorzubereiten, verstanden?"

Yoongi wurde hellhörig. "Was ist morgen?", fragte er nach.

"Unser Familienfest", antwortete ich schlecht gelaunt. Dann sprach ich wieder zu meiner Mutter. "Was muss ich denn machen? Geht das schnell? Oder später? Yoongi und ich wollten eigentlich schwimmen gehen."

"Es wird jetzt gemacht und wie lange es dauert, hängt an dir ab. Das Grundstück muss von unten bis oben geputzt sein." Ich gab einen genervten Ton von mir. "Ja, ja, wein ruhig weiter. Du wohnst hier umsonst, Park Jimin. Ich erwarte, dass du beim Haushalt hilfst. Dein Vater und ich sind schon drinnen beschäftigt, ich will, dass du draußen aufräumst und den Grill vorbereitest. Okay?"

"Okay", murmelte ich genervt.

"Gut." Dann sah sie Yoongi an. "Heute musst du wohl ohne Jimin schwimmen gehen."

"Ach was, ich helfe ihm natürlich." Yoongi legte einen Arm um mich.

Meine Mutter lächelte. "Danke, das freut Jimin bestimmt. Gut, dann fangt mal an." Sie ging und ließ mich und Yoongi zurück.

"Du musst mir nicht helfen", sagte ich und sah zu ihm.

Er grinste mich nur an und drückte mich etwas näher zu ihm. "Was, wenn meiner Muse etwas passiert? Das kann ich nicht zulassen. Na, dann los." Er ließ von mir ab und machte sich auf den Weg nach draußen.

Ich sah ihm noch etwas, mit weichen Knien, hinterher, dann folgte ich ihm schnell.

Yoongi ist so toll.

𝐋𝐞𝐭 𝐦𝐞 𝐛𝐞 𝐲𝐨𝐮𝐫 𝐦𝐮𝐬𝐞 | ʸᵒᵒⁿᵐⁱⁿWo Geschichten leben. Entdecke jetzt