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"Oh, nein, nein, ich bleibe erstmal hier und helfe meinen Eltern beim Haushalt", erklärte ich meiner Tante, väterlicherseits, als sie fragte, ob ich denn jetzt, wo ich nicht mehr in die Schule gehe, woanders hinziehen werde.
Meine Mutter neben mir gab einen amüsierten Ton von sich. "So ist das also, du hilfst uns beim Haushalt?"

"Ich habe gestern draußen alles aufgeräumt", sagte ich unzufrieden.

"Stimmt, stimmt, mit Yoongi. Apropos, seine Eltern sollten hier sein. Hat jemand von euch die schon gesehen?", fragte meine Mutter mich und meine Tante. Wir verneinten und ich nutze meine Chance; "Ich werde schauen, ob ich sie finde!" Keiner der beiden Damen hatte etwas dagegen, weshalb ich mich schnell vom Acker machte. Endlich. Kurz sah ich nach rechts und links, doch sah Yoongis Eltern nicht, weshalb ich es aufgab und mir vornahm, Yoongi zu suchen. Draußen war er nicht, drinnen, bei den anderen Gästen, war er auch nicht, weshalb ich schließlich hoch zu seinem Zimmer ging.

Und Tatsache. Als ich die Tür aufmachte, hörte ich sofort Stimmen. Dann sah ich auch schon Yoongi, mit seinen Eltern am Reden. Als er zu mir sah, lächelte er mich nett an. Seine Eltern sahen mich auch an und begrüßten mich, was ich schnell erwiderte. "Ähm, meine Mutter hat nach euch gesucht", sagte ich seinen Eltern.

"Na dann sollten wir uns endlich mal ankündigen", sagte seine Mutter und legte ihre Hand auf Yoongis Schulter. "Kommst du?"

"Ich komme sofort nach", antwortete er, was mir ein Kribbeln gab. Will er noch kurz mit mir alleine sein? Hier oben? Während der Rest unten ist? Leichte Musik, die man von unten hören kann, würde spielen, Yoongi würde mir näher kommen, seine Hände an meine Wangen legen, mich küssen und mir sagen, er liebt-

"Jimin, alles gut?" Schnell fokussierte ich meinen Blick wieder und erkannte, dass Yoongi bei mir stand. Die Tür war geschlossen. Musik war im Hintergrund am Spielen.

"Ja, alles gut. Ähm, ich bin hier, also... Willst du mit mir reden?"

Er lächelte und fing an, von mir wegzugehen. "Du bist wirklich knuffig, weißt du das? Aber nein, ein bestimmtes Thema habe ich nicht. Ich... ich wollte nur kurz mit dir alleine sein, bevor wir die nächsten Studen unter so vielen Leuten sind. Ich dachte, es ist eine Familienfeier, aber irgendwie ist das halbe Dorf da."

"Ja, es eskaliert immer etwas..." Ich beobachtete Yoongi, wie er sich auf sein Bett setzte. Da fiel mir auf, dass sein Buch, sein kleines geheimes Buch für Träume, unter seinem Kissen herausschaute. Zögernd setzte ich mich neben ihn, denn er sah mich erwartend an. Das Buch ist nur wenige Zentimeter, nicht verdeckt, neben mir. Weiß er das? "Also, was machen wir, bevor wir heruntergehen?" Während ich das fragte, merkte ich, wie schnell mein Herz anfing zu schlagen. Wird meine Fantasie gleich vielleicht wahr werden?

"Nichts, am besten..." Er legte sich mit dem Rücken auf die Matratze. "Kurz die Augen schließen."

"Alter Mann", stichelte ich und grinste ihn an, doch er lächelte nur mit geschlossenen Augen. Ich sah zum Buch und schluckte. "Was ist das für ein Buch hier?", fragte ich.

"Hm? Welches?", fragte er mit geschlossenen Augen. Zögernd nahm ich es und hielt es ihm dann hin, woraufhin er seine Augen öffnete. "Ah, das ist ein Skizzenbuch", sagte er, als wäre das Buch wie jedes andere.

"Oh, okay. Skizzen. Darf ich... hineinschauen?"

Er schnaubte amüsiert auf. "Seit wann so formell? Natürlich darfst du das."

Zögernd und aufgeregt öffnete ich eine Seite. Blumen. Auf der nächsten mehr Natur. Schmetterlinge. "Schön", kommentierte ich und blätterte weiter, bis ich plötzlich bei Bildern sexueller Natur war. Bilder, die ich davor auch schon gesehen habe, geheim. Als hätte Yoongi supernatürliche Sinne und wüsste, dass ich gerade bei diesen Seiten angekommen ist, setzte er sich auf und sah aufs Buch und dann zu mir.

Er lächelte immer noch entspannt. "Vielleicht etwas unangemessen", kommentierte er das.

"Nein", widersprach ich sofort. "Es ist... okay. Ähm, ja..." Ich blätterte schnell weiter und achtete nicht mehr wirklich auf den Inhalt des Buches, da es mich nervös machte, dass Yoongi mich ansah. Ich blätterte weiter, bis ich bekannte Augen sah. Bei dieser Seite machte ich halt und starrte sie an.

"Ich?", fragte ich.

"Natürlich. Ich muss doch lernen, dich zu malen."

"Es... es sieht..." Ich stich vorsichtig über das gemalte Gesicht und merkte irgendwann, ich war am Lächeln. "Das sieht gut aus."

"Du siehst gut aus."

Ich bekam einen warmen Kopf und schlug Yoongi schmerzlos gegen seinen Arm. "Was malst du mich in ein Buch zusammen mit... mit... du weißt schon", scherzte ich, wobei mir etwas klarwurde. Das ist sein Traumbuch. Hat er etwa von mir geträumt? Wie ich so gut aussehe?

"Ach, das ist Zufall, in das Buch packe ich alles, woran ich mich aus meinen Träumen erinnern kann. Zu gewissen Zeiten war es mehr... der Natur der Sexualität, als ich mir immer mehr eingestanden habe, was ich bin. Jetzt kommst du natürlich auch in meinen Träumen vor."

Du auch in meinen.

"Und... was mache ich in deinen Träumen?"

Yoongi schien überrascht von der Frage. "Mal dies, mal das. Meistens aber schauen wir uns zusammen die Sterne an." Er lächelte. "Die zwei Male, an denen wir das gemacht haben, sind wohl tief in mein Unterbewusstsein gelangt, keine Ahnung, warum. Vielleicht sollten wir das noch mal machen." Er stand auf. "Aber genug über meine privatesten Gedanken, wir sollten wohl... sozial sein, oder so." Er hielt mir seine Hand hin, weshalb ich das Buch schnell zurücklegte und diese dann annahm.

𝐋𝐞𝐭 𝐦𝐞 𝐛𝐞 𝐲𝐨𝐮𝐫 𝐦𝐮𝐬𝐞 | ʸᵒᵒⁿᵐⁱⁿWo Geschichten leben. Entdecke jetzt