Verlorene Seelen:Ein Weg durch die Dunya

Kapitel 61

بقربه يتحول الخطيئة إلى وعد مغرٍ وشهيّ، أحلى من أي فضيلة.

[In seiner Nähe wird die Sünde zu einem verführerischen Versprechen, dass süßer ist als jede Tugend.]

Sicht Yunus El-Karam:

Es ist alles so schön hell, als ob ich nicht mehr auf der Dunya wäre.
Hier ist alles so ruhig und friedlich, im Gegensatz zur Hektik der Dunya, die ich kenne.
Plötzlich nähert sich mein Opa in einem schneeweißen Gewand.

„Gedo?" frage ich zögerlich, um sicherzugehen, dass er es wirklich ist.

„Mein kleiner Junge" antwortet er mit einem Lächeln, dass heller strahlt als das Noor selbst. „Wir haben nicht viel Zeit." fügt er nun hinzu, sein Gesicht ernst.

„Was ist los?" frage ich, und meine Stimme zittert, während Tränen in meine Augen steigen.

„Du bist so groß geworden, ein richtiger Mann. Du hast mir den Wunsch erfüllt, Yameena zu heiraten." sagt er stolz. Es war sein Wunsch?

„Yunus, tu mir den Gefallen und behandle sie immer gut, selbst wenn du im Unrecht bist." Seine Worte dringen tief in mein Herz.

Ich höre ihm aufmerksam zu, meine Augen fest auf ihn gerichtet.

„Und lass deine Oma an der Verlobung und Hochzeit teilnehmen. Sie wünscht es sich heimlich."
Seine Stimme wird schwächer, und ich merke, wie er immer mehr verblasst.

„Gedo, bitte geh nicht! Ich will noch mehr mit dir reden!" rufe ich verzweifelt, als ich sehe, wie er sich immer weiter von mir entfernt.

Ich renne und renne, doch je mehr ich mich bemühe, desto weiter scheint er weg zu sein. Die Distanz zwischen uns wächst, und mein Herz fühlt sich schwer an vor Sehnsucht und Schmerz.

Mit einem Ruck wache ich auf. Das grelle Licht verschwindet, und ich finde mich in meinem Bett wieder, umgeben von der vertrauten Dunkelheit meines Zimmers. Mein Herz schlägt wild in meiner Brust, und mein Atem geht schwer.

Ich setze mich auf und reibe mir die Augen, versuche die Tränen zu vertreiben, die sich dort gesammelt haben.
Ich bin ein Mann. Tränen sind eine Schwäche.
Der Traum war so lebendig, so real. Ich kann immer noch das strahlende Lächeln meines Opas vor mir sehen, seine weisen Worte hallen in meinem Kopf nach.

„Yameena" murmele ich vor mich hin und denke an meine zukünftige Frau. Die Erinnerung an den Wunsch meines Großvaters erfüllt mich mit Wärme und Verantwortung. Ich werde ihn ehren, indem ich sie stets mit Respekt und Liebe behandeln.

Ich blicke auf die Uhr. Es ist noch früh am Morgen, die ersten Strahlen der Sonne beginnen gerade erst, den Horizont zu erhellen. Ich stehe auf und gehe leise ins Wohnzimmer, um meine Gedanken zu ordnen.

Die Worte meines Großvaters klingen immer noch in meinen Ohren: „Und lass deine Oma an der Verlobung und Hochzeit teilnehmen."
Ein sanftes Lächeln breitet sich auf meinem Gesicht aus. Ich werde dafür sorgen, dass sie dabei sein kann, so wie er es sich gewünscht hat.

Der Traum mag vorbei sein, aber die Botschaft bleibt lebendig. Ich fühle mich gestärkt und entschlossen, die Wünsche meines Opas zu erfüllen und sein Andenken in Ehren zu halten.

...

Auf dem Weg in die Moschee halte ich vorher bei Nasim an.
Es ist noch früh am Morgen, die Luft ist frisch und kühl, und die Straßen sind menschenleer.