Kapitel 90

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في ظلال الحياة اليومية، تلمع الرغبات الخفية كالألماس غير المصقول.

[Im Schatten des Alltags verborgen, funkeln die geheimen Wünsche wie ungeschliffene Diamanten.]

Sicht Yameena El-Karam:

Ich öffne meine Augen langsam, als hätte mich ein sanfter Ruf geweckt, ein leises Bedürfnis nach Wasser.
Das Zimmer ist dunkel, nur das schwache Licht des Mondes schimmert durch die halb geöffneten Vorhänge.
Vorsichtig löse ich mich aus den warmen, schützenden Armen meines Mannes, die sich schwer um mich gelegt haben.
Ich schiebe die Decke zur Seite und greife nach meiner Abaya, die am Bettrand hängt.
Mit einer geübten Bewegung halte ich den Saum hoch, um nicht zu stolpern, und verlasse das Schlafzimmer leise, um ihn nicht zu wecken.

Die Treppe lässt meine nackten Füße leicht unter meinen Schritten erfrieren, als ich mich hinabbegebe, begleitet vom leisen Rascheln des Stoffes meiner Abaya.
Unten angekommen, spüre ich den kühlen Boden unter meinen Füßen und laufe langsam Richtung Küche.
Ein eigenartiges Gefühl der Schwere liegt auf meinem Körper, als würde die Stille der Nacht auf meinen Schultern ruhen.
Doch ich ignoriere es und gehe weiter.

In der Küche ist alles still, nur das leise Summen des Kühlschranks durchbricht die Ruhe.
Ich greife nach einem Glas und drehe den Wasserhahn auf.
Das klare Wasser füllt das Glas mit einem beruhigenden Geräusch, und ich fühle die Kühle des Glases, als ich es zum Mund führe.
Mit drei langen, erfrischenden Schlücken trinke ich das Wasser aus, spüre, wie es meine Kehle hinunterrinnt und meinen Durst stillt. Alhamdullillah, denke ich dankbar.

Ein Blick auf die Uhr am Backofen zeigt mir die Zeit: 3:00 Uhr.
Fajr-Zeit im Winter, wenn die Nacht noch in ihrem tiefsten Dunkel liegt.
Ich stelle das Glas vorsichtig ab und mache mich auf den Weg zurück nach oben.
Mein Herz schlägt ruhig und gleichmäßig, während ich die Treppen hinaufsteige.
Zurück im Schlafzimmer beuge ich mich über Yunus und lege grob eine Hand auf seine Schulter, um ihn für das Gebet zu wecken.
Er öffnet die Augen, und wir teilen einen kurzen, wortlosen Blick, bevor der neue Tag mit dem Gebet beginnt.

Doch tief in mir lodert noch ein Funken der Wut, der nicht ganz erloschen ist.
Wie ein Feuer, dass unter der Asche glimmt, bleibt sie verborgen, doch spürbar.
Sie drängt sich in meine Gedanken, leise, aber unaufhörlich, und hinterlässt einen Nachhall, der sich nicht so leicht vertreiben lässt.
Es ist, als ob die Hitze dieser Emotion sich in meinen Adern hält, warm und hartnäckig, und obwohl die Oberfläche ruhig erscheint, brodelt darunter noch eine Glut, die Zeit braucht, um endgültig zu erlöschen.
Ya Albi.

Sicht Yunus El-Karam:

Sie weckt mich grob, und wir erheben uns gemeinsam zum Gebet.
In der stillen Dunkelheit des frühen Morgens sprechen unsere Lippen die vertrauten Worte, doch etwas ist anders.
Nach dem letzten "Amin" treffen sich unsere Blicke, doch sie scheinen sich nicht zu berühren, wie zwei parallele Linien, die einander nah sind, aber nicht wirklich zusammenkommen.

Ihre Augen, sonst voller Wärme, wirken jetzt kühl und distanziert.
Da ist eine Härte, ein unausgesprochenes Leid, dass zwischen uns steht wie ein unsichtbarer Schleier.
Ich sehe es in der Art, wie sie den Blick schnell wieder abwendet, in dem leichten Zittern ihrer Hände, als sie den Gebetsteppich zusammenrollt.

Es ist offensichtlich, sie ist nicht nur still, sondern auch verletzt.
Eine Enttäuschung, die schwer auf ihren Schultern liegt, wie eine Last, die sie allein trägt. Die Stille zwischen uns ist nicht mehr die beruhigende Ruhe, die wir sonst teilen, sondern gefüllt mit unausgesprochenen Gefühlen, mit Wut und Traurigkeit, die in ihr schlummern und die ich nicht mehr übersehen kann.

Verlorene Seelen:Ein Weg durch die DunyaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt