Kapitel 86

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لماذا أبحث عن النجوم البعيدة، والقمر بكل جماله الهادئ يضيء لي؟
في نوره اللطيف أجد كل ما تتوق إليه روحي.

[Warum sollte ich in die Ferne nach Sternen suchen, wenn der Mond in all seiner stillen Pracht schon bei mir leuchtet? In seinem sanften Schein finde ich alles, wonach meine Seele verlangt.]

Sicht Yameena El-Karam:

,,Yameena, ist es okay für dich, wenn ich mit den Jungs rausgehe?" fragt Yunus mich sanft, während wir gerade bei seiner Mutter angekommen sind.
Seine Augen leuchten erwartungsvoll, aber ich kann die leichte Unsicherheit in seiner Stimme spüren.
,,Nein." antworte ich kühl und ohne Umschweife.

In meinem Inneren zieht sich alles zusammen.
Es ist spät, die Dunkelheit hat sich längst über die Stadt gelegt, und die Vorstellung, ihn draußen zu wissen, lässt mein Herz schneller schlagen.
Die Angst um ihn überkommt mich.

,,Güzelim, lass ihn gehen. Wir machen uns einen schönen Frauenabend." sagt seine Mutter mit einem liebevollen Lächeln und legt beruhigend eine Hand auf meinen Arm.
,,Ihr könnt euch gegenseitig die Haare machen oder irgendwas was Frauen so machen."
,,Ja? Komm schon, Qamari." fügt Yunus hinzu, ein Hauch von Flehen in seinem Ton.
Er weiß, wie sehr ich ihn beschützen will, aber auch, dass er etwas Freiheit braucht.

Ich seufze leise und lasse schließlich nach.
,,Okay, ausnahmsweise." sage ich, meine Augenbrauen noch immer skeptisch zusammengezogen.

Bevor er zur Tür geht, ziehe ich ihn sanft zu mir und flüstere: ,,Pass gut auf dich auf."
,,Und vergiss du deine Medikamente nicht." flüstert er mir noch zu.
Ich spüre seine Lippen sanft auf meiner Stirn, als er mir einen Kuss gibt, bevor er das Haus verlässt.

Als die Tür hinter ihm ins Schloss fällt, bleibt ein Gefühl der Unruhe in mir zurück, doch ich zwinge mich zu einem Lächeln und wende mich seiner Mutter zu. Es wird ein langer Abend.

„Komm mit, sollen wir uns eine Snackplatte machen und einfach ein Film schauen?" fragt sie mich mit einem warmen Lächeln, dass ihre Augen zum Leuchten bringt.
Es klingt nach einer einfachen, aber tröstlichen Idee, also nicke ich und folge ihr in die Küche.

Während sie eine Platte aus dem Schrank holt, dreht sie sich zu mir um und fragt: „Willst du dich vielleicht umziehen?"

„Ja, ich nehme mir gleich einfach was von Yunus." antworte ich mit einem beiläufigen Winken meiner Hand, als ob es keine große Sache wäre.

Sie lacht herzlich, ein Klang, der den Raum erfüllt und ihn ein wenig heller erscheinen lässt. „Ach, in seine Hosen passt du doch fünfmal rein! Komm, ich gebe dir was Passenderes."
Noch immer schmunzelnd, geht sie voran, und ich folge ihr erneut, dieses Mal in ihr Schlafzimmer.

Das Zimmer ist ein Kontrast zu Yunus' düsterer Höhle, es strahlt in warmen Beige- und Goldtönen, die das Licht einfangen und reflektieren, als wolle es jeden, der eintritt, umarmen.
Es fühlt sich friedlich an, als ob hier immer die Sonne scheint, selbst wenn die Nacht längst eingebrochen ist.

„Warum ist Yunus' Zimmer so dunkel und euers so hell?" frage ich, die Neugierde in meiner Stimme nicht verbergend.

Sie hält kurz inne, ihre Finger gleiten sanft über den Rand des Schranks, bevor sie antwortet.
„Als wir vor ein paar Jahren hierherzogen, war Yunus ein ganz anderer Mensch, als er es jetzt mit dir ist..."
Ihre Stimme trägt eine Schwere, als würde sie in Erinnerungen versinken, die sie lieber vergessen hätte.
„...er liebte die Dunkelheit, versteckte sich in ihr. Tagsüber war er kaum zu Hause, und wenn er da war, lebte er eher nachts. Sein Zimmer war früher hellgrau, aber er malte es selbst dunkel und gestaltete es auch so."

Verlorene Seelen:Ein Weg durch die DunyaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt