Kapitel 94

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من رماد الخيبة تنهض الغضب كعاصفة مشتعلة، تلتهم كل ما هو مألوف في رقصتها المدمرة.

[Aus der Asche der Enttäuschung erhebt sich die Wut, wie ein lodernder Sturm, der alles Vertraute in seinem zerstörerischen Tanz mit sich reißt.]

Sicht Yameena El-Karam:

Yunus will eine klare Antwort, doch ich bringe sie nicht über meine Lippen.
Stattdessen ziehe ich mir mein Oberteil wieder über, als ob ich damit all die unausgesprochenen Worte verstecken könnte.
Ich lenke ab, doch sein Blick brennt sich in mich hinein, und ich wage es nicht, ihm in die Augen zu sehen.
Ich will nicht sehen, wie wütend er ist.
Ich will den dunklen Sturm in seinem Wald nicht sehen...

„Weißt du was? Du brauchst mir das gar nicht zu sagen."
Seine Stimme ist giftig, ein Knurren, dass in der Luft hängt, bevor er wütend die Badezimmertür zuschlägt.
Der Knall durchdringt die Stille, als ob die ganze Dunya kurz erbebt.
Mein Herz rast, und Panik kriecht in meine Brust.
Sofort reiße ich die Tür auf und laufe ihm nach.

„Yunus!" rufe ich, meine Stimme zittert, doch er hört mich nicht. Zumindest tut er so.
Oder er will mich nicht hören.
„Yunus, bitte!" schreie ich ihm hinterher, aber es scheint in den leeren Flur zu verhallen.

Er kommt vor der Kellertür zum Stehen, und mein Herz setzt für einen Moment aus.
Das Schwindelgefühl überkommt mich, mein Magen dreht sich um, als ob mein Körper vor dem drohenden Unheil gewarnt wäre.
Yunus reißt die Tür auf und stürmt die Treppe hinunter, seine Schritte hallen bedrohlich im Keller wider. Es ist zu spät.

„Yameena!" brüllt er, seine Stimme dröhnt durch den Keller, schneidend und voller Zorn.
Es hallt in meinen Ohren, als ob er nicht nur den Raum, sondern auch meine Gedanken zerschlagen würde.
Mein Herz rast, und ich gehe ihm hinterher, zögernd, doch ich muss.

Unten steht er.
Neben dem Laufband.
In seiner Hand, ein Hammer.
Woher er den hat, ist mir egal.
Alles, was ich sehe, ist der Schmerz und die Wut in seinen Augen, die er nicht länger verbergen und ich nicht mehr ertragen kann.

„Wie lange geht das schon?" fragt er, und seine Stimme ist plötzlich ruhig, eine gefährliche Ruhe, die in der Luft hängt.
Doch die Ruhe ist trügerisch, ich kann die Wut unter der Oberfläche spüren.
Ich zucke mit den Schultern, als ob es keine Rolle spielt drei Tage oder drei Monate, beides fühlt sich wie ein Verrat an.

„Ich habe gefragt, wie lange?!" schreit er plötzlich, seine Stimme wie ein Donnerschlag. Ohne Vorwarnung schwingt er den Hammer mit all seiner Kraft gegen das Laufband.
Es kracht unter dem Aufprall, und die Teile fliegen durch den Raum, Scherben und Metallteile prallen auf den Boden und gegen unsere Beine.
Ich zucke zusammen, aber er lässt nicht nach. Der Hammer donnert wieder und wieder, bis nur noch ein zerbrochenes Chaos übrig ist.

Jeder Schlag schmerzt, als ob er mich direkt treffen würde.

Sicht Yunus El-Karam:

Als der Hammer auf das Laufband kracht und die Scherben durch den Keller fliegen, blitzt etwas in meinem Kopf auf.
Es ist wie ein Echo, ein Bild, dass ich längst verdrängt hatte, aber das jetzt zurückkommt, schmerzhaft und lebendig.
Meine Hand hält den Hammer fest, doch plötzlich fühlt sich das Gewicht nicht mehr wie das eines Werkzeugs an, sondern wie etwas viel Schwereres.

Ich schließe die Augen für einen Moment, aber die Bilder kommen trotzdem.
Ich bin wieder ein Kind, im Libanon.
Die Hitze des Tages, die staubigen Straßen.
Ich höre den Knall, den fernen Donner eines Einschlags, damals so oft gehört, dass es fast zur Normalität geworden war.
Doch die Zerstörung, die danach kam das konnte ich nie vergessen.
Die Gewalt, die ohne Vorwarnung alles zerschmetterte, was im Weg stand.

Verlorene Seelen:Ein Weg durch die DunyaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt