„Wir brauchen neue Ideen", sagte der Headliner von meinem Label und schlug dabei energisch auf den riesigen Tisch, an dem zwei weitere wichtige Personen, mein Manager und ich, saßen.
„Ein Liebessong, natürlich. Aber mit einem neuen Touch", mischte sich einer der mir unbekannten Männer ein, während ich gelangweilt auf meinem Kaugummi herumkaute.
„Wir kriegen das schon irgendwie hin, nicht wahr, Nova?", stupste mich Andreas, mein Manager, von der Seite an, während ihm schon eine Schweißperle über die Stirn lief.
„Hm?", murmelte ich. „Ach so... Ja, ja. Kriegen wir schon irgendwie hin", sagte ich zuversichtlich. Warum überhaupt neue Ideen? Ich bin zwar erst seit einem Jahr bei dem Label gesignt, aber jetzt schon verändern? Ich hörte oft von Künstlern, dass die Labels Druck machten, weil sie nur eine Schiene fahren würden und eine größere Reichweite bräuchten, um mehr Klicks zu bekommen. Aber wenn man dich als Künstler feiert, dann kommen die Klicks doch von selbst.
Der Headliner und Andreas tauschten noch ein paar Worte aus, bevor wir den Saal verließen und uns beide seufzend durch die Haare fuhren. Er durch seine kurzen, hellbraunen, und ich durch meine langen, dunkelrot gefärbten.
„Ich glaub, ich hab da was", fing Andreas an und tippte auf seinem Handy herum. „Schieß los."
Wir gingen beide aus dem Gebäude, während er erzählte. „Ich habe letztens einen alten Kollegen aus der Uni getroffen. Er arbeitet für Dope. Ich hoffe, du kennst Dope?"
Ich schnaufte lachend auf und zündete mir eine Zigarette an. „Natürlich. Dope gehört doch zu 385 Ideal und Sony", sagte ich selbstsicher und nahm einen Zug.
„Ja. Und dieser alte Kollege hat ebenfalls einen Künstler, der ganz gut zu deinem Image passen würde." Ich nickte langsam. Wahrscheinlich irgendein R&B-Rapper, der über Herzschmerz und Kummer rappt.
„Okay, wenn du meinst, dass es das Richtige ist", zuckte ich mit den Schultern und stieg in meine heiß geliebte S-Klasse.
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Ein Junge von der Straße | O.G.
RomanceNova, eine leidenschaftliche Künstlerin, die widerwillig zu einem Feature gezwungen wird, das ihr zutiefst widerstrebt. Der andere Künstler, ein mysteriöser hübscher Mann mit markanten Gesichtszügen, weckt in ihr gleichermaßen Angst und Faszination...