Kapitän der Schatten (Ace x Oc)

37. damit du den Weg zurück findest

Einige Zeit später knieten die beiden Schiffsjungen vor dem Vize mit gesenkten Köpfen und stur auf den Boden gerichteter Mine während er ihnen den zerknitterten Steckbrief entgegen hielt. "Was ist das?!", fauchte er. Keiner sagte etwas. "Wo ist die Zeitung mit der dieser Steckbrief geliefert wurde?!" Fate wollte gerade den Mund aufmachen da boxte ihm Koga in die Seite und schüttelte den Kopf. "Was verdammte Scheiße ist passiert!?! Wenn Kira wegen euch in Schwierigkeiten ist....." In ihm schäumte alles. Fate zog Koga am Saum und deutete in das Gesicht von Dracon. Es war nicht nur wütend sondern auch teils ängstlich und verzweifelt. Koga seufzte und holte ein kleines Messer aus seiner Schreibtischschublade womit er eine Diele im Boden aufhebbelte. Er zögerte noch kurz während er auf das zerknitterte Bündel Papiere sah bevor er es widerwillig dem Vize überließ. Als er das las knirschte er mit den Zähnen. "So ein Unfug...", brummte er und sah dann wieder die beiden Schiffsjungen an. Sie hatten es verheimlicht, weil es Kira aufgewühlt hätte und offensichtlich auch, weil sie wussten dass es einen Spitzel gab. Er seufzte. "Das habt ihr gut gemacht..." Beide sahen überrascht auf. "...Aber ihr hättet trotzdem zu mir kommen sollen! Wenn ihr schon nicht mit dem Captain darüber sprechen könnt hättet ihr wenigstens den Vize informieren sollen! Oder dachtet ihr wirklich ich würde drei Jahre mit Kira um die Welt segel nur um sie dann mirnichts dirnichts wegen irgendetwas belanglosem zu verraten...!" Beide schütteln synchron die Köpfe. "Wir wussten doch selber nicht so genau was wir machen sollten oder wem wir vertrauen konnten..." Koga zögerte. "Der einzige dem ich vertrauen konnte war die Idiot, weil der sowieso zu dumm zum Lügen ist." Fate nickte stolz als ob er gerade ein Lob bekommen hätte. Das es eigentlich eine Beleidigung durch die Blume war hatte er wohl nicht mitgekriegt. "Nagut, wir behalten das erstmal für uns. Ich werde nachsehen ob ich was herausfinden kann, aber das nächste Mal wenn so etwas passiert kommt ihr zu mir, ist das klar?!", knirscht er mit den Zähnen und nahm dann die Zeitung an sich, drehte sich jedoch bevor er den Raum verließ noch mal um. "Wisst ihr was, wir lassen sie hier. Es scheint sowieso keiner zu bemerken dass ihr euch schräg verhaltet... Bei euch ist sie mit Sicherheit sicherer." Koga nickte mit eingezogenem Kopf und schob die Zeitung wieder unter die Diele. "Allerdings beruhigt mich euer Handeln auch etwas.", meinte er und sah die beiden nun mit einem etwas sanfteren Blick an, was nicht bedeutet dass er gerade sehr vor Liebe trifte. "Dass ihr zwei unserem Captain so loyal seid bedeutet eine ziemlich gute Zukunft für unsere Crew. Ihr solltet dieses Denken zwar beibehalten, aber das bedeutet nicht dass ihr eurer Crew deswegen Misstrauen solltet. Es ist ein schmaler Grat zwischen Loyalität und Wahn und glaubt mir, Kira kann zwischen Spreu und Weizen unterscheiden... Vergesst nie an wessen Seite euer Platz ist und wohin ihr immer wieder zurückkehren könnt, egal wie viel Scheiße ihr anstellt..." Die beiden salutierten und nickten und mit leicht nach oben gezogenen Mundwinkeln verschwand der Dragoid wieder aus der Kajüte.

Als die Nacht hereinbrach stand nur eine Person an der Reling und sah über die Insel. Ace trat neben sie und musterte ihren ruhigen Gesichtsausdruck. Er schmunzelte. Vor wenigen Stunden, als der Sturm nachgelassen hatte, hatten sie die Höhle verlassen. Kira hatte mit roten, ausgeweinten Augen über die Insel geblickt und den Schnee angesehen als würde sie die Welt zum ersten Mal sehen. Nicht die Erinnerung hatte sie gequält sondern, dass sie sie die ganze Zeit alleine stemmen musste. Es wirkte als würde sie plötzlich die Welt mit anderen Augen sehen. Augen, in denen es nun funkelte wie noch nie zuvor. Ein Funkeln, das in Ace ein Kribbeln auslöste und sein Herz schneller schlagen ließ. Sie waren schweigend zurück zum Schiff gegangen, aber es war eine schöne, leichte Stille. Ace hatte aus dem Augenwinkel beobachtet wie ein sanftes, ruhiges Lächeln auf Kiras Lippen lag als hätte sie sich noch nie leichter oder freier gefühlt.
"Weißt du wo wir hier sind?", fragte Kira während sie immer noch über die in Mondlicht getauchte Insel sah dessen Schnee selbst in der Dunkelheit funkelte. Er schüttelte den Kopf. "Die Insel heißt Drum... Ich habe mich ein bisschen informiert und anscheinend war sie nicht immer eine Winterinsel. Tatsächlich war sie mal eine Frühlingsinsel auf der ganzjährig Kirschbäume geblüht haben. Damals hatte es die Geschichte gegeben, dass jedes Mal wenn jemand von dort aufbricht die Kirschblüten anfangen zu leuchten damit die Leute die von dort aufbrechen den Weg zurückfinden... Allerdings wurde das Klima durch eine Naturkatastrophe total verändert. Das war etwa vor 150 Jahren und es heißt, vor etwa einem Jahr sei hier wieder ein Kirschbaum erblüht um einen kleinen Jungen zu verabschieden der Pirat geworden ist. Naja, es war kein richtiger Kirschbaum... Jemand hat 100 Glitzerpulverkanonen auf dem höchsten Berg entzündet die ist so aussehen lassen haben als wäre der Berg ein riesengroßer Kirschbaum... Danach soll der ganze Schnee auf der Insel eine Woche lang rosa gefunkelt haben..." Ihr ruhiger, sanfter Blick der sich hinter ihrer Maske verbarg lag weiterhin auf der Insel während Ace seinerseits sie ansah. "Wenn wir hier losfahren und ein Baum für dich blühen würde, würdest du dann hierher zurückkommen?" Zum ersten Mal sah sie Ace an und ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. "Ich würde auch so hierher zurückkommen... Diese Insel beherbergt jetzt eine meiner wichtigsten Erinnerungen..." Ace grinste. "Verstehe...", meinte er und ging. Ihm war eine Idee gekommen und dafür brauchte er Sam und Baldo. Er wusste nun nämlich endlich wie er ihr gegenübertreten musste. Er hatte sich auf dem Weg zurück zum Schiff entschieden. Er hatte begriffen, egal wie es ausgehen würde einer der beiden würde am Ende dieses Abenteuers sterben. Das war unausweichlich, hauptsächlich wegen des Pakts mit dem Feuergott, aber der Grund war egal. Eine Zukunft war für sie unmöglich, also hatte er beschlossen seine Gefühle tief in seinem Inneren zu verschließen und ihr bis zum Ende ein guter Freund zu sein. Ein Freund der sie unterstützte... Aber das hieß nicht, dass er gute Ideen die ihr Freude bereiten würden nicht umsetzte!