27. inneres Chaos

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Der Wind wehte ein letztes Mal durch die schwarzen, struppigen Haare von Ace, bevor er sich die Kapuze über den Kopf zog. Der Hafen von Romatra war schon in Sicht und egal wie sicher er sich dessen war was er sagen wollte, das Treffen mit Salvo machte ihn dennoch nervös. Andere schien das auch bemerkt zu haben, denn er bekam ein paar aufmunternde Schulterklopfer von Sam, Koga, Siox und zu guter letzt sogar von Dracon. Unter der Kapuze warf er ihnen dankbare Blicke zu, aber sie lächelten ihn nur aufmunternd an. Naja, Dracon nicht wirklich, aber Ace konnte ein aufmunterndes Flimmern in seinen Augen ausmachen.

Einige aus der Crew versammelten sich an Deck und wieder machte sich Kira bereit für eine Ansprache. "Also, direkt nach dem Anlegen begeben wir uns auf die Suche nach Salvo! Ihr alle wisst wie er aussieht?" Alle nickten bestätigend. "Gut. Hakuro, Rulon, nach Osten. Fate, Siox, Dracon, nach Westen. Baldo, Helen, Koga, Süden. Nala, Jules, ihr übernimmt den Norden und ich nehme mir mit Ace das Zentrum der Stadt vor. Alle bereit? Kann's losgehen?" "Ai!", halte über das Schiff das in dem Moment vor Entschlossenheit überquoll. Kaum hatte die Lux angelegt stürmten alle von Bord, denn jeder wusste wie wichtig dieser Moment war. Ace folgte Kira nervös. Trotz dessen dass er sich die Worte einigermaßen zurechtgelegt hatte machte es ihn doch unruhig seinen alten Piratenkollegen zu treffen. Auch Kira bemerkte das und sie drosselte ihren Schritt etwas um neben ihm herzugehen. "Bist du sehr nervös?" Er grummelte und zog sich die Kapuze noch weiter ins Gesicht. "Natürlich! Wie würdest du dich an meiner Stelle fühlen?" Sie nahm sich bewusst viel Zeit zum nachdenken, weil sie trotz dessen, dass er das nicht gerade unruhig sagte verstand dass ihm das hier ernst war. "Also in der unwahrscheinlichen Situation, dass ich mich mit Albatros verhasster Marine zusammentue und er sich daraufhin jahrelang von mir abwendet wäre ich vermutlich auch nervös ihn wiederzusehen, aber gleichzeitig würde ich ihn auch erst aufsuchen wenn ich selber am Rande des Todes stehe und dann hätte er keine andere Wahl als mich zu behandeln, weil er viel zu großer Moralapostel ist als dass er einfach einen anderen Menschen vor seinen Augen sterben lassen kann der ihm einmal wichtig war. Viele Ärzte ticken so. Ungeachtet dessen wie sehr sie einen Menschen hassen, ein Menschenleben ist für sie dennoch wertvoll." Er lächelte. Es war als hätte sie in wenigen Sekunden seine ganzen Bedenken weggewischt und das obwohl er sich so etwas ähnliches erst vor kurzer Zeit gedacht hatte. Ärzte waren eben wirklich alles nur Ärzte und gerade bei Schiffsärzten schien es eine sehr starke Familienähnlichkeit zu geben. Aber kaum musste er daran denken diese Worte direkt an Salvo zu richten kamen in ihm wieder Nervosität auf. Kira seufzte neben ihm. Er selbst hatte seinen Blick auf den Boden gerichtet und sah so nichts, damit ihm niemand direkt ins Gesicht sehen konnte, aber plötzlich hielt Kira ihm die Hand vor die Nase und er blieb abrupt stehen. Auf ihrer Handfläche lag ein Karamellbonbon. Nun hob er den Blick doch und sah sie fragend an. "Darf ich wirklich?" "Ja klar, die besten Karamellbonbons der ganzen Welt. So schnell wirst du nicht wieder eins bekommen und sie sind ziemlich teuer also fühle dich geehrt." Er grinste, nickte und griff nach dem Karamellbonbon. Ein süßer, karamellisierender Geschmack füllte seinen ganzen Mund aus und es war wie auf Wolken. Sein ganzer Körper fühlte sich leichter an. "Du hast Recht, die sind wirklich gut."

Nach einer halben Stunde hatten sie immer noch nichts gefunden und gerade als sie zum Schiff zurückkehren wollten stolperten die beiden Meister der Kombüse durch die Straßen. "Kira...! Kira!", rief Jouls über eine ganze Straße, sodass sich einige fragend zu ihm umdrehten, aber ihn interessierte das nicht. Er rannte schnurstracks auf seinen Captain zu während seine Gehilfin ihm nervös hinterherstolperte. "Gefunden! Gefunden...! Wir haben ihn gefunden!", rief er laut aus obwohl er nun mehr keine zehn Meter von ihr entfernt war. Sie sah ihn kurz mit einem scharfen Blick an worauf er verstummte und sich umsah und die vielen Augenpaare bemerkte die auf ihn gerichtet waren. Verlegen lachte er auf, kratzte sich peinlich berührt im Nacken und ging dann mit schnellen Schritten zu seinem Captain. "Wir haben ihn gefunden, nun kommt schon. Nicht dass er gleich wieder weg ist!" Sie nickte und ließ sich von Jouls mitziehen während Nala zögerlich Ace' Hand ergriff und mit ihm hinterherdrottete. Sie drückte seine Hand noch etwas fester. Auch sie mochte ihn sehr gerne und wollte ihn etwas beruhigen. "Man kann anderen seine Gefühle und seinen Schmerz nur mitteilen solange sie noch leben. Das weiß er sicher, deshalb wird er dir helfen. Allein dein auftauchen wird ihm das sicher noch mal vor Augen führen und wenn es zum Äußersten kommt tue ich so als wäre ich schwer krank und er müsste mit aufs Schiff kommen damit ich nicht sterbe. Es kann also gar nichts schief gehen okay?" Ihr Blick war auf den Boden gerichtet und ihrer Pony verdeckte wieder ihre normalerweise saphirblauen Augen. Er lächelte. Die Unterstützung die er von allen Seiten bekam machte ihm noch einmal klar warum er hier war. Um Menschen zu retten die ihm schon so viel gegeben haben. "Danke, aber ich schaffe das schon. Keine Sorge..." Die Zweifel waren nun endgültig aus ihm verschwunden. Wenn selbst die kleine, schüchterne Nala ihm so mutig Unterstützung entgegenbrachte, dann braucht er keine Angst vor dem Scheitern zu haben.

Nach fünf weiteren Minuten erreichten sie ein kleines Café an dem im Außenbereich ein paar Tische standen und an einem von diesen Tischen saß eine ältere Dame, die sich lächelnd mit einem jungen Mann unterhielt, vielleicht gerade mal 18 oder 19, und mit einem im mittleren Alter. Der Jüngere hatte seine braunen Haare sehr kurz geschnitten eine dünne Narbe über seinem Auge und ansonsten war seine gesamte Garderobe auf die Farbe beige abgestimmt. Der Mann im mittleren Alter... Ace hielt den Atem an. Das war er... Das war Salvo. Er hatte sich kaum verändert. Er lief immer noch in hellblauen Hemden rum die eher vermuten ließen dass er selber Patient in einem Krankenhaus war und nicht dass er als Arzt praktizierte. Seine Haut war immer noch so leichenblass, dass man meinen könnte er wäre gerade von den Toten auferstanden und seine rechte Hand trug eine Brandnarbe. Die hatte er sich zugezogen als er das erste Mal auf Ace getroffen war und es unnötigerweise in einen Kampf ausartete. Dagegen war ihr Abschied recht milde gewesen. Ace hatte sich einfach nicht getraut Hand gegen seine eigene Crew zu erheben und so hatte er selber zwar eingesteckt, aber da Salvo mehr Arzt als wirklich Kämpfer war und auch selber wusste dass er Whitebeard niemals bezwingen könnte, der Grund warum er Ace unterstützt hatte, hatte er selber keine bleibenden Wunden davon getragen. Er hatte wie immer Augenringe, schienen die ganze Nacht durchgearbeitet zu haben, aber sein Lächeln wirkte befreiter und trotzdem trug er entgegen seines restlichen Gesamtbildes, nämlich dass er ein Kranker war der eigentlich in eine Klinik gehörte, eine Pistole am Gürtel. Die Pistole seines Vaters die ihn stets daran erinnerte dass er sich rechen musste. Er hatte also noch nicht aufgegeben selbst jetzt als Whitebeard für tot erklärt wurde.
Kira sagt zu Jouls und Nala: "Ihr beide geht die anderen einsammeln und macht danach ein Einkauf. Pip wird die Einkaufsliste bestimmt schon fertig haben. Wir regeln das." Der Smutje und sein Lehrling nickten und machten sich auf den Weg die anderen in der Stadt zu finden während Kira auf Salvo zuging. Ace schlurfte unruhig hinterher. Er war nicht mehr nervös... Er hatte keine Angst mehr, aber er war sich trotzdem nicht sicher ob es wirklich eine gute Idee war, dass er mit Salvo sprach. Deshalb war es vielleicht gut dass Kira den Anfang machte. Salvo seinerseits hatte sich schon zu ihnen gedreht als sie gerade mal fünf Meter entfernt waren, was Ace bewies das Sein Observationshaki in keinster Weise nachgelassen hatte. "Guten Tag. Du bist Salvo nehme ich an?" Angesprochener sah auf und nickte. Er musterte Kira. "Pirat?", fragte er. "Genau. Es gibt etwas wobei wir deine Hilfe benötigen. Privat. Wir würden das gerne in einem neutralen Umfeld besprechen wo nicht so viele Ohren mithören." Er nickte und stand auf. "Wir können in meine Praxis gehen.", meinte er. "Es tut mir leid Miss Miller. Wir sehen uns bei Ihrer nächsten standardisierten Behandlung." Nachdem er der alten Frau auf Wiedersehen gesagt hatte wandte er sich an den jungen Mann. "Du besorgst uns Sachen für das Abendessen Knirps." Der Junge nickte und sah dann Kira an, ungewöhnlich lange. Kira musterte ihn ebenfalls. Irgendwoher kam er ihr bekannt vor, aber es fiel ihr nicht ein woher. Naja, war ja auch egal.

Kira und Ace folgten Salvo in seine Praxis. "Also, ist der Verhüllte der den ich behandeln soll?" "Nein, wir sind es nicht die krank sind. Der Patient ist nicht in der Lage sich von dem Ort zu entfernen wo er gerade ist, deswegen wollten wir dich zu ihm bringen, allerdings müsstest du dafür die Insel verlassen." Kira sah ihn ernst an und er grinste belustigt. "Warum sollte ich das tun? Ich weiß nur zu gut dass Piraten nicht gerade die vertrauenswürdigsten der Welt sind. Mal ganz abgesehen davon dass dein Kollege mir nicht mal sein Gesicht zeigen will." "Wenn du auf mich nicht hören willst...", meinte sie und stupste Ace in die Seite der daraufhin seine Kapuze abzog und seinem ehemaligen Schiffsarzt nun endlich ins Gesicht sehen konnte. Die Augen von Salvo wurden groß wie Bullaugen und in seinem Inneren war er hin und hergerissen. Auf der einen Seite wollte er direkt auf Ace losgehen sobald er ihn erkannt hatte, denn dieser hatte sich in der Zeit in der sie sich nicht gesehen hatten kaum verändert. Er wollte ihn hassen! Er wollte ihn dafür hassen dass er seine Prinzipien und alles was dahinter stand verraten hatte, aber auf der anderen Seite war er über alle Maßen erleichtert. Er erinnerte sich noch an den Tag an dem er in der Zeitung gelesen hatte dass Puma D. Ace hingerichtet werden würde. Zuerst hatte er darüber gelacht. Er hatte gedacht dass jemand wie Ace nicht einfach sterben würde. Er hatte viel Zeit mit Ace verbracht und er konnte nicht glauben dass jemand wie Ace, jemand von seinem Format einfach von der Welt verschwinden würde. Dass dieser einfach den Löffel abgeben würde. Doch als das Foto mit seiner durchbohrten Brust in der Zeitung landete war es für ihn Realität geworden, dass sein alter Captain nicht mehr unter ihn weilte. Und ausgerechnet der den er vor mehreren Monaten aufgegeben hatte stand nun vor ihm. Er hatte also recht gehabt. Er hatte damit recht gehabt dass man Ace nicht so einfach unterkriegen konnte. Er wusste nicht wie er reagieren oder was er sagen sollte, aber Ace ließ ihm den Moment.

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Kapitän der Schatten (Ace x Oc)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt