23. ein schlechter/guter Vater

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Stillschweigend waren die beiden nachdem sie von Dracon abgeschoben wurden durch das kleine Städtchen gewandert, dass sich am Rande dieser Insel auftat. Beide hatten keine Ahnung was sie sagen sollten oder wo sie überhaupt hingehen und beide spürten diese geladene Stille in der Luft, die, obwohl beide eine recht ruhige Mimik und Gestik hatten, eher der Geladenheit eines Westernfilmes gelich. Eigentlich hatte Ace schon vor Ewigkeiten vorgehabt sich einfach aus dem Staub zu machen, aber dann war er doch zu neugierig gewesen was sie ihm denn mitteilen wollte. Soweit er das mitbekommen hatte konnte sie ihn sowieso nicht töten und so siegte seine kindliche, neugierige Seite, wie so oft, über seine logisch denkende. Und mittlerweile trottete er seit über einer halben Stunde neben diesem Mädchen her dass kein Ton raus brachte. Er war teils sogar schon etwas besorgt, immerhin war Kira sonst selbstbewusst und sprach offen aus was sie dachte ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Natürlich konnte er sich nicht sicher sein ob das wirklich die echte Kira war, nach dem was er alles gehört hatte, aber er hoffte zumindest, dass ein Teil von dem was er über sie wusste stimmt. Er hoffte von ganzem Herzen, dass er sich dieses liebenswerte, hilfsbereite, innerlich schüchterne Mädchen nicht nur selbst eingebildet hatte. Während seine Gedanken so schweiften verließen sie das Dorf und stapfen durch einen Wald. Kira wusste nicht wie sie anfangen sollte, sie wusste nicht was sie denken oder sagen sollte, sie wusste nicht was sie ihm alles sagen konnte oder wie weit er die Wahrheit verkraftet. Die letzten Tage hatte sie viel darüber nachgedacht und war noch zu keinem Ergebnis gekommen und jetzt erwartete Dracon von ihr dieses Ergebnis sofort irgendwo aus dem Ärmel zu zaubern. Es regte sie mehr als nur ein bisschen auf, aber sie hat in dem Moment ein größeres Problem, denn irgendwas musste sie ja schließlich sagen. Einerseits käme sie sich vor Ace sonst ganz schön dämlich vor und andererseits hatte Dracon unmissverständlich mitgeteilt, dass sie nicht weiterreisen würden ehe sie die Klappe aufgemacht hatte, aber in dem Tempo würde der Krieg bis dahin schon längst vorbei sein.
Man konnte nicht sagen ob zu ihrem Glück oder ihrem Pech, aber plötzlich blieb sie wie festgeklebt stehen. Ace drehte sich mit einem fragenden Blick zu ihr um und erwartete gleich etwas von ihr zu hören, aber ihr Blick der plötzlich nicht mehr unsicher sondern schneidend finster war glitt zur Seite und bohrte sich in das grüne Blattwerk. "Kein halbes Jahr Ruhe hat man vor denen!", fluchte sie und spannte ihren Bogen. Der Pfeil fing an zu leuchten und Ace wusste genau warum. Sie hatte ihm mal erklärt, dass sie ihre Teufelskraft auch auf Gegenstände wie Waffen anwenden konnte und so nur die Seele und nicht etwa der richtige Körper eines Menschen Schaden nahm. Der Pfeil zischte durchs Blattwerk und ein Schrei ertönte. "Hey, hey... Nicht noch mal schießen!" Eine schwarze Person stolperte aus dem Blattwerk. Hinter ihr torkelte eine weitere, die offensichtlich ziemlich orientierungslos schien, wohl die Person die mit dem Pfeil getroffen wurde und jetzt leichte Probleme mit der Übereinstimmung von Seele und Körper hatte. "Zu schade, dass ich euch diesmal nicht gehen lassen kann.", fauchte sie und die beiden Personen erstarren zu Eis oder eher ihre Seelen. Kira zog einen ihrer Dolche und schnitt beiden die Kehle durch. Sie fischte einen Tuch aus ihrer Tasche und wischte das klebrige Blut von ihrem Dolch ab. "Warum?", fragte er heiser. Mit einem traurigen Blick sah sie auf die beiden Leichen die nun vor ihr lagen. Sie hätte auch gerne eine andere Lösung gehabt. "Du trägst deine Kapuze nicht...", sagte sie. Ace Augen wurden groß als er an seinen Kopf fasste und merkte, das während des Wanderns durch den Wald seine Kapuze von seinem Kopf gerutscht war. "Wenn er erfährt, dass du noch lebst..." Sie sprach nicht weiter. Allein der Gedanke daran schien sie zu ängstigen. Während sie in ihrer dunklen Gedankenspirale verschwand sah Ace die beiden toten Körper an. Schwarz gekleidete Attentäter... Das waren also die Attentäter die Teach auf sie angesetzt hatte. Sie sahen genauso aus wie die Attentäter, die er gesehen hatte als sie auf der ersten Insel Proviant aufgefüllt hatten. Es war vor fast sechs Monaten gewesen... In seinem Kopf begann es zu rattern. Irgendetwas wollte ihm sagen dass er etwas ganz wichtigem ganz nah war. Er ging das Szenario noch mal durch, dass er damals erlebt hatte und versuchte sich an jeden noch so kleinen Fetzen zu erinnern und plötzlich machte es klick. Seine Kinnlade landete auf dem Waldboden und seine Augen wurden riesig. Dracon hatte sich an dem Tag darüber geäußert dass Kiras Vater Ihnen die Attentäter auf den Hals hetzte und diese Attentäter waren von Teach, ergo war Teach ihr Vater! Während seine Kinnlade immer noch im Unterholz verschimmelte musterte er sie genau. Schwarze Haare, leichte Locken... Ansonsten sah sie ihm aber absolut nicht ähnlich. Wie hätte er denn darauf kommen sollen?! Das einzige was er in diesem Moment herausbrachte war: "Das kann doch jetzt nicht wirklich wahr sein!?" Kira wurde in dem Moment darauf aufmerksam, dass Ace ja immer noch neben ihr stand und ihr Blick ging von den toten Leichen, durch die sie eigentlich nur hindurchgesehen hatte während sie in ihren Gedanken gefangen war, zu ihrem Begleiter und als sie das Licht der Erkenntnis in seinen Augen aufflackern sah wurde ihr klar, dass er es nun schon alleine herausgefunden hatte. Sie schluckte und während sie ihren Dolch wieder an ihren Gürtel heftete wartete sie nur darauf das Ace jetzt irgendeine negative oder angeekelte Reaktion zeigen würde, aber die blieb aus. Seine Augen waren einfach weiter vor Unglaube weit geöffnet während seinem Mund langsam wieder zugeklappt war. Da nichts passierte ergriff Kira die Initiative. "Sag doch irgendwas!" Wieder war es kurz still. "Du bist Blackbeards Tochter.", stellte er ruhig fest, zu ruhig. Sie presste ihre Lippen fest zusammen und nickte. "Und jetzt?" "Ich verstehe die Welt nicht mehr!", sagte Ace, warf die Arme in die Luft und ließ sich rücklings ins Gestrüpp fallen, ungeachtet dessen dass keine zehn Meter weiter von ihm gerade die Körper zweier Attentäter zu vergammeln begann. "Erklär mir mal jemand was hier los ist!", ersuchte er richtung Himmel und wartete dann ein paar Sekunden vergeblich auf ein göttliches Zeichen. "Also das ist so..." Kira setzte sich langsam und behutsam mit einigem Abstand neben ihn und selbst ohne das Ace Haki anwandte konnte er spüren wie nervös und unbehaglich Kira die Situation war. Diese Gefühle trug sie offen und unverblümt im Gesicht. "Ja, Marshall D. Teach ist mein Vater, aber er hat sich nie für mich oder meine Mutter interessiert und als er herausgefunden hat, dass ich eine Bedrohung für seine Pläne und Träume werden könnte hat er angefangen zu versuchen mich und meine Mutter umzubringen. Sie hat es nicht geschafft, aber ich bin zu meinem Onkel gekommen und habe dort den Schwertkampf erlernt. Auch jetzt noch gibt er nicht auf meinen toten Körper irgendwann zu sehen und er überwacht jeden meiner Schritte genauso wie ich seine überwache soweit es mir möglich ist. Alles was mit ihm in Verbindung steht habe ich in diesem Raum gesammelt den du letztens betreten hast. Tut mir leid, dass ich dir das nicht gesagt habe, aber ich bin nun mal nicht wirklich stolz drauf die Tochter eines Verräters und Mörders zu sein." Langsam fügten sich die Puzzleteile im Kopf des Schwarzhaarigen zu einem Bild zusammen. Jetzt war ihm auch endlich klar was sie damit gemeint hatte als sie sagte sie wolle die Fehler ihres Vaters ungeschehen machen. Er hatte ihn immerhin aufs Schafott gebracht und sie hatte ihn dann vor dem Tod in gewisser Weise gerettet. Natürlich war ihm auch klar warum sie nicht darüber geredet hatte. Vor einiger Zeit noch hätte er, wenn er die Info bekommen hätte, sofort das Schiff verlassen, egal wie sympathisch ihm alle gewesen wären. Die dunklen Vorahnungen, die Angst, der Gedanke zu fliehen, alles verpuffte mit einer einzigen Wahrheit und als dieser Riesendruck von seinem Herzen abfiel konnte er nicht anders als lauthals aufzulachen. Er war sich nicht sicher warum... Aus Erleichterung? Aus Freude darüber dass er sich bei Kira nicht geirrt hatte? Oder einfach, weil er wegen dieser dunklen Gedanken schon einige Zeit nicht mehr richtig Lächeln konnte? Aber es fühlte sich befreiend an!

Kurze Zeit später gingen sie zurück zum Schiff und ehe sich Kira wieder in ihr Arbeitszimmer verkrümeln konnte fragte Ace: "Liest du mir noch etwas vor?" Diese Frage, die sie gefühlte Jahrhunderte nicht gehört hatte, ließ ihr Herz kurz höher schlagen bevor ein Lächeln ihre Lippen umspielte und sie ihre Kurs von Arbeitszimmer zu Bibliothek enderte. Grinsend tabste Ace, wie ein treuer Hund, hinterher und genoss dieses Gefühl, dass alles wieder beim alten war. Nein, vielleicht war es sogar noch etwas besser, denn jetzt fühlte er sich zu Kira noch etwas verbundener, in dem Wissen, dass sie Familientechnisch etwas gemeinsam hatten. Vielleicht würde ihr Whitebeard ja erlauben ihn mit Pops anzureden, damit sie noch einmal richtig erfahren konnte was einen guten Vater ausmacht.

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1506 Wörter

Kapitän der Schatten (Ace x Oc)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt