52. ein hoffnungsvoller Blick in die Zukunft

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Braune Holzplanken... Gut instand gehalten ohne den geringsten Ansatz von Moos... Im dämmrigen Licht der Leselampe... Das war der erste Anblick den Kira erhaschte als sie erwacht war. Das Bett war auf einer Seite leicht runter gedrückt. Dort hatte sich nämlich der Kopf von Ace hingekuschelt der ein Buch wie ein Plüschkissen an sich drückte. Er hatte ihr wohl vorgelesen und das in einem Zustand in dem sie nicht mal zuhören konnte. Lächerlich, aber doch irgendwie süß... Ihr Blick ging zum Bullauge. Sie konnte Wellenschwappen sehen das immer mal wieder das kleine Fenster zu ihrer Kajüte unter Wasser tauchte. Sie waren also wieder an der Oberfläche und da sie Dracon weder für inkompetent hielt noch dachte, dass sie nur wenige Minuten geschlafen hatte tippte sie einmal ganz scharf darauf, dass sie bereits in der neuen Welt angekommen waren. Eigentlich schade... Sie hätte sich gerne mit Shirahoschi unterhalten... So oft wie sie bereits auf der Fischmenscheninsel war hatte sie dort natürlich Freundschaften geschlossen und eine der wichtigsten war die mit der Prinzessin. Wie traurig sie wohl gewesen war als sie von einem ihrer Crewmitglieder, vermutlich Dracon, zu hören bekommen hatte, dass sie nicht ansprechbar war...? Bestimmt hatte sie geweint... Ein tonloser Seufzer entwich der Kapitänin. Schleichend ging in ihre Gedanken zurück zu ihrem Traum den sie während der Bewusstlosigkeit gehabt hatte. Eigentlich war es eher eine Erinnerung gewesen... Als wollte ihr inneres Selbst sich sagen: 'Nur Mut! Gehe weiter! Den Weg zurück gibt es sowieso nicht mehr.' In der Zeit in der sie bewusstlos war hatte sie immer und immer wieder von dem Abend auf Whisky Peak geträumt als sie das Gespräch mit Dracon hatte. Immer und immer wieder hatten sich seine Worte und ihre folgenschwere und doch so erleichternde Bedeutung in ihrem Kopf wiederholt und auch jetzt im wachen Zustand waren diese Worte sowohl Fluch als auch Segen...

~Flashback~
Kira ging mit Dracon über die menschenleeren Straßen zum Stadtrand. Es war immerhin schon sehr spät. Das Gespräch mit den Kommandanten der Whitebeards hatte sich ganz schön gezogen auch wenn man es nicht direkt bemerkt hatte. "Du wolltest mit mir über etwas reden?", durchbrach schließlich der Dragoid die Stille und sah seinen Captain eindringlich an. "Ja. Eigentlich wollte ich dich etwas fragen. Ich wollte wissen: was denkst du ist der Unterschied zwischen Glauben und Vertrauen?" In ihrem Kopf hörte sich die Frage fast schon lächerlich an weshalb sie ziemlich lange gezögert hatte sie zu stellen, aber nun, da sie Dracons, doch recht ernsten Blick sah, hatte sie das Gefühl doch nicht so lächerlich zu sein. Ungeduldig wartete sie auf eine Antwort während die blauen Augen ihres Vize langsam in den Sternenhimmel wanderten. "Eine schwere Frage...", meinte er und da konnte sie wirklich nur zustimmen. Doch er war noch nicht fertig mit sprechen. "Tatsächlich hat mich dasselbe Thema erst vor wenigen Tagen beschäftigt. Du hast Glück. Ich kann dir genau sagen zu welchem Schluss ich gekommen bin. Vertrauen ist wenn man eine Person so gut kennt, dass man sich über Ihr nächstes Handeln sicher sein kann... Dass man nicht an ihnen zweifelt egal was passiert. Das ist das was viele dir gegenüber empfinden, auch wenn wir dich nicht ansatzweise so gut kennen wie wir glauben. Selbst ich, der dich schon Jahre kennt... Und Glauben ist der unbedingte Wunsch jemandem Vertrauen zu wollen... Es ist, wenn man Zweifel hegt, aber dennoch nicht wahrhaben möchte dass sich diese Person anders verhalten kann als man denkt. Dann geht man von Glauben aus. Man glaubt an die Worte des anderen man will es einfach, weil man der Person vertrauen möchte es aber im tiefsten Inneren einfach nicht kann." "Du kamst also zu derselben Schlussfolgerung?", fragte die Schwarzhaarige die ebenfalls in den Sternenhimmel aufgeblickt hatte. "Ja, nur frage ich mich: wie kommst du auf dieses Thema?" "Ich hatte ein Gespräch mit meinem Bruder. Er hat gesagt ich muss nur an mich glauben er würde in mich vertrauen oder so etwas..." Ein seltener glucksender Klang kam von dem Reptilienmensch und einen kurzen Moment konnte man im Licht des Mondes seine Zähne aufblitzen sehen. "Und warum hast du dir darüber Gedanken gemacht?", fragte sie ihren langjährigen Freund der daraufhin einige Momente lang gar nichts sagte. "Du hattest doch in letzter Zeit Zweifel oder?", fragte er wie um das Thema zu wechseln und sie war hart irritiert davon, denn er war eigentlich nicht jemand der ein Thema einfach fallen ließ... Der sich für irgendetwas schämte... Der irgendetwas verheimlichte... Nein, so jemand war Dracon nicht. Die Frage musste irgendetwas mit seinen Gedankengängen zu tun haben weshalb sie erst einmal zustimmend nickte. Auch wenn er diese Zweifel nicht konkret ausgeführt hatte, so gab es doch einiges an dass sie in letzter Zeit zweifeln konnte. Allen voran ihre eigene Entschlossenheit. "Du konnst dich nicht entscheiden ob du ein normales oder ein Piratenleben führen möchtest, richtig?" Ihr stockte der Atem. Das hatte er gemeint?! "Woher...?", fragte sie doch er lachte. "Ja... woher weiß ich das?", fragte er untypisch spitzbübisch. Eine Art die er, so weit bekannt, nur ihr gegenüber zeigte. "Eine der einzigen Sachen die du mir nicht erzählt hast. Echt gemein im übrigen, aber erstens bin ich nicht komplett dämlich wie etwa 90% der anderen Crewmitglieder, zweitens kenne ich dich seit du 8 Jahre alt bist und drittens habe ich keine Tomaten auf den Augen. Ich habe es dir einfach angesehen und eins und eins zusammengezählt und nun zu dem springenden Punkt. Glauben und Vertrauen. Jemand hat dir großzügigerweise die Entscheidung abgenommen.", meinte er und holte einen zerknülltes Blatt Papier aus seiner Tasche. Er hielt es ihr hin. Im fahlen Licht konnte sie nicht genau erkennen was es war also nahm sie ihm das Blatt aus der Hand, zog es etwas glatt und ihr Atem stockte. Das Bild auf dem Papier kannte sie. Es war immer auf ihrem Steckbrief gewesen, aber die Summe... Das war doch sicher ein Druckfehler! "Was... warum...?", stotterte sie. Ihre Summe war so exorbitant angestiegen? Das war mehr als 1000 Mal so hoch wie Ihr ursprünglicher Betrag! Das konnte doch nicht echt sein! Genau! Das war irgendein skurriler Scherz! "Jemand der uns nahe steht hat ein paar Informationen über dich an die Marine durchsickern lassen und die haben es dann so verdreht, dass man es auch vor der normalen Bevölkerung rechtfertigen kann dein Kopfgeld so stark anzuheben. Allerdings bin ich mir sicher es wird nicht lange so bleiben. Sie werden es sicher nun schrittweise weiter erhöhen, immerhin wissen sie sehr wohl zu was du in der Lage bist." Ihre Kehle wurde trocken. "Wer...? wer?" Mehr brachte sie nicht heraus. "Na ja, vor ein paar Tagen ist Jojo, einer der Schüler von Ranga, bei mir aufgetaucht und hat gebeichtet. Den Grund hat er mir allerdings nicht genannt. Er hat gesagt er müsse etwas beschützen und ihm sei kein anderer Weg eingefallen... Ich habe nicht nachgefragt. Jeder hat seinen Grund zu kämpfen und solange er einsieht, dass das was er gemacht hat absolut scheiße war ist mir eigentlich egal wofür er kämpft. Er hat geschworen unserer Mannschaft nie wieder Probleme zu bereiten und in gewissermaßen bin ich ihm sogar dankbar." Sie schluckte. Sie wusste genau was er meinte. In gleichem Maß wie Entsetzen darüber dass jemand dem sie vertraute sie verraten hatte war sie doch erleichtert... Erleichtert die schwere Entscheidung nicht mehr treffen zu müssen... Mit diesem Kopfgeld, das sicher noch erhöht werden würde, war es ihr ja unmöglich wieder ein normales Leben anzufangen! Sie würde für immer und ewig Pirat bleiben müssen! Allerdings war ihr der Gedanke in keinster Weise unangenehm... Nein! Sie musste sogar ein Lächeln unterdrücken! Wenn Jojo das ernst gemeint hatte und keine Probleme mehr machen würde würde sie ihm einfach verzeihen. Streng genommen wollte sie sich im tiefsten Inneren sogar dafür bedanken. Ihr war gar nicht bewusst gewesen wie gerne sie doch Piratin bleiben wollte... Sie würde einen Weg finden! Einen Weg Pirat zu bleiben ohne die Crew ins Unglück zu stürzen! Sie würde einen Weg finden, auf jeden Fall!
~Flashback Ende~

Während sie so darüber nachdachte wie sie weiter verfahren sollte wachte der lebende Tote langsam auf und grinste breit als er bemerkte, dass er nicht der Einzige war der wach war. "Kira! Dir geht's wieder gut! Du glaubst garnicht was ich mir für Sorgen gemacht habe! Weißt du wie lange du geschlafen hast?! Es waren Ewigkeiten!!!" Sie lächelte. "Tut mir leid. Erzählst du mir was passiert ist während ich geschlafen habe?" Er nickte und räusperte sich. "Najaaaa, zuerst mal ist Thatch natürlich wach geworden. Er versteht sich im übrigen suuuuper mit Jouls und ich glaube Nala mag ihn auch langsam. Dann sind wir selbstverständlich zur Fischmenscheninsel gefahren und ich sage dir, als die das Schiff gesehen haben haben die geguckt als wäre ein Gott auf der Insel angekommen! Du scheinst wirklich ihr Vertrauen geworden zu haben. So behandeln die nicht jeden! Der König persönlich hat uns alle zu sich gerufen und die Prinzessin war furchtbar traurig als sie gehört hat dass du schläfst und nicht wieder wach sein würdest bis wir von der Insel wieder abgelegt hätten, aber ganz ehrlich, manche Fischmenschen haben sich verhalten als würden sie den Boden anbeten auf dem ihr Neumond-Piraten lauft. Das war vollllll schräg, aber als ich gehört habe wie viele versklavte Fischmenschen ihr schon zurückgebracht habt konnte ich es auch irgendwie verstehen." Lächelnd erzählte er von den Erlebnissen während Kira viel mehr fasziniert von seinem mimischen Schauspiel war. Zu jeder Szene verzog er anders das Gesicht als würde sie den Ace in dem Moment sehen. In dem Moment... Fast als wäre sie dabei gewesen. Er war wie ein liebenswertes, kleines, chaotisches Kind das von seinem aufregenden Schultag berichtete und mit diesem Gedanken als Anlauf schweiften ihre von der Erzählung von Ace ab zu einer kleinen Version von Ace die lächelnd mit einem Schulranzen über das Deck läuft und freudestrahlend mit den Crewmitgliedern redet. Das würde sie zu gerne irgendwann mal sehen... Eine Mini-version von Ace wäre echt süß stellte sie bei diesen Gedanken fest und hatte den Endteil von der Zeit der Fischmenscheninsel bis hin in die neue Welt schon gar nicht mehr mitgehört, auch wenn ab dem Teil nur noch ein paar witzige Anekdoten kamen und keine wirklich wichtigen Basisinfos mehr. Mit dem Ende seiner Erzählung kam auch sie wieder in der Realität an und in diesem Moment fiel ihr etwas ein was sie sich während ihres, sagen wir, Spazierganges durch die Geisterwelt überlegt hatte. "Ace, könntest du mir einen Gefallen tun und Thatch herbringen. Ich würde gerne etwas probieren." Er nickte, stand auf und ging zur Tür. Er drehte sich noch einmal um, aber ihr Blick war nachdenklich auf ihre Bettdecke gerichtet und so huschte der Feuerfruchtnutzer in die Küche um seinen Bruder zu Kira zu bringen. Wenn er schon dabei war sagte er Nala auch dass Sie doch bitte Dracon Bescheid geben sollte, stibitzte sich ein paar Scheiben Schinken und schon waren die beiden Wiedererweckten in der Kajüte des Captains. "Freut mich dich wiederzusehen Kira, Captain der Neumond-Piraten.", meinte der Koch und verbeugte sich leicht. Sie nickte nur. Ich habe etwas nachgedacht. Falls ich sterben sollte ohne euch von euren Körpern zu lösen wäre das nicht gerade vorteilhaft. In die ewige Existenz verdammt ist nämlich kein sehr anstrebenswertes Ziel, deshalb habe ich mir überlegt, dass ich für euch eine Absicherung einrichte." "Eine was?", fragte Ace. "Ganz einfach. Ich werde eine Verbindung von euren Seelen zu meiner legen und wenn ich sterbe werdet ihr mit mir ins Totenreich gerissen." Ace Augen wurden groß und sein Herz macht ein Purzelbaum. Kira konnte gar nicht ahnen was diese Worte für ihn bedeuteten. Das bedeutete wenn der Kampf vorbei war musste sie ihn nicht ins Jenseits schicken! Sie würden entweder zusammen leben oder zusammen sterben! Das bedeutet doch er konnte für immer bei ihr bleiben wenn er das wollte! Der Tod war dann nichts mehr dass sie auseinanderreißen konnte, wie er bis vor wenigen Minuten noch gedacht hatte. Die Einrichtung einer seelischen Verbindung war für ihn wie der Hoffnungsschimmer, dass eine Zukunft vielleicht, nur ganz vielleicht, ja doch möglich wäre... Eine Zukunft in der er ihr vielleicht sogar mal seine Gefühle gestehen könnte... Doch davon waren sie noch weit entfernt... Im Moment war sowieso viel zu viel los. Allein die Chance darauf so etwas erreichen zu können war jedoch berauschend und so stimmte er ohne weiter nachzudenken zu. Die beiden Whitebeard-Piraten setzten sich an die Bettkante und Kira legte ihre Hand auf die Herzen der beiden. Sie murmelt etwas vor sich hin, aber man konnte es nicht richtig verstehen. Es wirkte wie eine andere Sprache, aber da konnte er sich nicht ganz so sicher sein. Er konnte eine waage Verbindungs zu ihr spüren als sie die Hand von der Brust entfernte. Es war als hätte sich ein Teil ihrer Gefühlswelt für ihn geöffnet. Er spürte etwas ihre Nervosität ob es geklappt hatte oder nicht, allerdings konnte man ihr das im Gesicht überhaupt nicht ansehen. Wie süß... Ein bisschen missbilligend sah er seinen Bruder an. Eigentlich wäre es ihm lieber gewesen er hätte diese Bindung ganz für sich alleine beansprucht, aber er war dennoch froh sie zu haben. Aus diesen Gedanken wurde er von der nachdenklichen Frage eben jenes Bruders herausgerissen die bei ihm ebenso ein paar Fragen aufwirbelte, denn darüber hatte er sich selbst noch keine Gedanken gemacht. "Sind wir die ersten Menschen die du wiederbelebt hast oder gibt es noch mehr mit denen so eine Verbindung durchaus nicht unvorteilhaft wäre?"

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2237 Wörter

Kapitän der Schatten (Ace x Oc)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt