40. Das Geständnis

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Jojo flog anmutig durch die Lüfte. Er hatte seine Schicht der Observierung an Kroque abgegeben und nun, während seine himmelblauen Flügel mit dem Ozean verschmolzen, hatte er Zeit etwas nachzudenken. Als er in den Wellen des Meeres eine kleine Insel entdeckte, von der man vom einen Ende den Strand auf der anderen Seite überblicken konnte, landete er und setzte sich in den Sand. Er ignorierte die kleinen Sandkörnchen die sich in seinen Federn verhedderten. Er dachte über Kroques Worte nach nachdem die beiden alleine gewesen waren. Er hatte sich die Haare gerauft und geflucht! Etwas, dass er sonst eigentlich nicht tat. Er hatte gesagt dass es zwar toll war das Felicia nun sicherer war, den Zero, der ihnen laut Ranga langsam auf die Schliche kam, konnte nun nicht mehr in der Gegend forschen da dort viele Marinebasen lagen, aber andererseits war es zum kotzen und unverzeihlich dass einer der Neumond-Piraten die Crew verraten haben sollte. Bei den Gedanken an Kroques Enttäuschung oder die seiner Familie wurde ihm übel, aber dasselbe Gefühl zeigte sich bei dem Gedanken dass Felicia gefunden werden könnte, egal von wem! Warum war er so dumm gewesen und hatte vor seinen Handlungen nicht erstmal alles mit Kroque besprochen?! Er war doch viel schlauer als Jojo! Allerdings erinnerte er sich noch zu gut daran... An das Kribbeln der Panik und Angst als Ranga beiläufig von Zeros Forschung gesprochen hatte... Er hatte unüberlegt gehandelt und mittlerweile war er sich auch nicht mehr sicher ob das richtig war und leider war er sich auch nicht sicher was nun zu tun war. Einfach weitermachen wie bisher? Aber wenn er nichts sagte und es doch rauskäme werden doch alle sicher enttäuscht sein... Einige Zeit haperte er mit sich selbst bis er einen Entschluss fasste. Er stand auf und klopfte den Sand aus seinen Flügeln. Er breitete sie aus und flog wieder los, allerdings in eine andere Richtung als die aus der er gekommen war. Solange es noch hell war fiel er im Himmel gar nicht auf, denn seine Flügel verschmolzen mit jenem...

Nach einigen Stunden Flugzeit landete er auf einer Insel nahe der Redline wo auf riesengroßen Hügeln mehrere Grabsteine aufgestellt waren, sodass sie aussahen wie Kakteen. Nach einiger Zeit fand er das richtige Zimmer nachdem er suchte und klopfte an das Fenster. Er hatte diese Entscheidung zwar selbst gefällt, aber um direkt an die Spitze, sozusagen die höchste Entscheidungsmacht, zu gehen war er dann doch zu feige.

Dracon ließ sich in dem Zimmer über dem Pub, dass er gemietet hatte, aufs Bett fallen. Der Tag war anstrengend gewesen. Erst hatte er fliegen müssen, und es gab schließlich für ihn nichts Schlimmeres als das, und dann hatte er in einem Hinterzimmer des Pups mit den Kommandanten die bereits eingetroffen waren so eine Art Gipfeltreffen gehalten und ihnen erstmal alles erklärt was vorgefallen war. Auch wenn er sich das nicht hatte anmerken lassen, diese Leute waren alle sehr stark, nicht so stark wie Kira, aber an ihre Gegenwart war er gewöhnt, an die der Kommandanten nicht. Es war ein erdrückendes Gefühl zwischen all diesen Ikonen zu sitzen und auch noch fast dauerhaft das Wort zu haben. Der Druck an diesem Tag hatte ihn fast erdrückt. Was man nicht alles tat um seiner Stellung als Vizecaptain der, aus seiner Sicht, besten Piratenbande der Welt gerecht zu werden... Er öffnete seine Seitentasche und fand darin einen kleinen Beutel. Es war einer der Lederbeutel wie ihn Kira oft trug und er zog an dem Seidenband das den Beutel verschlossen hielt. Er staunte nicht schlecht als im Inneren seine Lieblingskekse zum Vorschein kamen. Kira war oft kalt und distanziert, aber es gab eine Sache bei der sie eine herzerwärmende Niedlichkeit zeigte. Für den Fall dass ihre Crewmitglieder traurig waren kannte sie von jedem einzelnen dessen Lieblingssüßigkeit und irgendwo schien sie immer einen kleinen Vorrat davon zu haben. Er nahm eines der Zimtplätzchen raus und biss davon ab. Das hatte er jetzt gebraucht. Im Inneren lag auch noch ein Zettel mit der sauberen Handschrift seines Kapitäns. 'Gute Arbeit.' Mehr hatte sie nicht hingeschrieben, aber diese beiden Worte bauten ihn in Windeseile wieder auf. Sie war seine beste Freundin und sein strahlendes Licht am Horizont. Die Retterin seiner Seele... Er liebte sie nicht auf romantische Art, sondern mehr auf eine Art Anbetung, fast wie wenn man eine Gottheit verehrte. Sie war ein Engel der auf der Erde erschienen war um Menschen zu helfen... Gerade als er das dachte klopfte es am Fenster. Er öffnete es und vor ihm stand ein Junge mit blauen, kurzen, verstrubbelten Haaren und zu seinem überraschen himmelblauen Flügeln. "Wer bist du?", fragte Dracon während der Junge nervös an seinen Haaren zog, denn auf der rechten Seite gab es ein paar Strähnen die sogar bis über seine Schulter hingen. In die wenigen Strähnen hatte er sich Haarschmuck geflochten. Perlen und Federn. "Ich... ich bin Jojo...", meinte er unsicher und wickelte eine der blauen Haarsträhnen um seine Finger. "Du bist Jojo? Dieser eine Lehrling von Ranga?" Der Junge nickte und nun nahm Dracon die Kleidung des Jungen in Augenschein. Tatsächlich war es ein recht schlichter Ninjaanzug den auch Ranga in etwas abgewandelter Form auf seinen Spezialmissionen trug, allerdings musste er zugeben dass der Anzug diesem Jungen im Gegensatz zu Ranga irgendwie so gar nicht stand. "Und was möchtest du? Gab's irgendwelche Probleme? Warum kommst du damit zu mir, solltest du damit nicht gleich zum Captain?" Er biss sich unsicher auf die Lippe. "Eigentlich... wollte ich mit dir reden... ich..." Er brach ab. "Können wir erstmal rein...?" Dracon trat beiseite damit der Junge ins Zimmer kommen konnte und dann schwiegen sich die beiden erstmal eine Weile an. "Spuck's aus...!", brummte der Dragoid und der Jojo zuckte zusammen. "Ich war's.....", nuschelte er. "Du warst was?" "Ich... ich habe..." Er brach wieder ab. "Ich habe... die... die Informationen an... die Marine..." Wieder stockte er, aber das hatte Dracon anscheinend gereicht, denn er fuhr hoch. "Du warst das der der Marine die Infos gesteckt hat?!" Jojo zog den Kopf ein. "Ja...", meinte er leise. "Wegen dir ist die halbe Menschheit jetzt hinter unserer Kapitänin her?!" "Ja..." Jojo schaute schuldbewusst. "Was hast du dir dabei gedacht?!" "Ich..." Er brach abermals ab. "Ich bin in Panik geraten..." "Was meinst du damit?", fauchte der Vize. Der Blick den Jojo fast die ganze Zeit gesenkt gehalten hatte ging nun leicht nach oben und Dracons Wut verpuffte fast augenblicklich. In den Augen des Jungen lag Trauer, Verzweiflung und Reue. "Es... tut mir leid... ich... ich weiß es war... eine dumme Idee, aber ich wusste nicht was ich tun sollte, allerdings kann ich es dir nicht erklären.... Es geht nämlich... es geht um ein Geheimnis dass ich unbedingt schützen muss. Um jeden Preis! Aber mir ist klar geworden, dass ich nicht wirklich alles dafür aufs Spiel setzen will... Ich will nicht.... Ich will nicht die guten Leute der Neumond-Piraten dafür ans Messer liefern... Deshalb... obwohl es nichts mehr bringt mich zu entschuldigen... Weil der Schaden schon angerichtet ist....." Tränen liefen ihm mittlerweile in Bächen über die Wangen. "Ich wollte zumindest für meinen Fehler gerade stehen..." Dracon seufzte. Der Teenager war ja noch jung, fast ein Kind, und eigentlich gehörte er nicht in die Streitigkeiten der Piraten und der Marine und außerdem schien er auchnoch andere Probleme zu haben... Etwas, dass er beschützen musste hatte er gesagt... Etwas, für das er augenscheinlich alles tun würde... Jeder hatte seine eigenen Gründe in der Welt zu kämpfen und es war nur logisch, dass er diese über die stellte für die Dracon kämpfte. Es war logisch und er konnte ihm nicht böse sein. Er seufzte und reichte dem Jungen ein Taschentuch. Dieser putzte sich dann schnaubend die Nase, aber die Tränenspuren ließen sich nicht so leicht trocknen weil immer neue nachkamen. "Das heißt nicht dass ich dir verzeihe.", meinte Dracon. "Du wirst deine Strafe erhalten, allerdings nicht jetzt sondern erst wenn das ganze über die Bühne ist. Vielleicht also erst in ein paar Jahren. Jetzt gerade kannst du nur so gut wie möglich an unserer Seite kämpfen um deinen Schaden wieder gut zu machen. Du wirst doch weiter an unserer Seite kämpfen oder?" Er nickte. "Da du selber hergekommen bist um dich zu stellen gebe ich dir eine letzte Chance dich zu beweisen, zumal wir es uns momentan echt nicht leisten können einen unserer Späher zu verlieren. Mach deine Arbeit gut und wenn das ganze fertig ist wirst du vielleicht nicht mal mehr bestrafen werden müssen. Und solange sie es nicht anspricht werde ich dem Captain auch nichts davon sagen. Es lässt sich jetzt eh nicht mehr ändern und wir sind auch nicht so schwach als das uns die Marine ernsthafte Probleme machen könnte. Aber das nächste Mal wenn du so eine Schnapsidee hast kommst du erst zu mir." Jojo nickte wieder. Mit jedem Wort dass der Vize mit dieser strengen Stimme sagte die keinen Widerspruch zuließ wurde sein Herz leichter. Obwohl Ranga immer davon erzählte wie toll die Neumond-Piraten doch waren hatte er nie jemanden davon persönlich getroffen, aber nun da dieser, den Ranga immer als reserviertesten und strengsten von allen beschrieben hatte, ihm verziehen hatte oder zumindest fürs erste darüber hinweg sah hatte er Vertrauen dass sein Leben weitergehen konnte. Sobald er zurück war würde er es auch Kroque beichten. Das war er ihm einfach schuldig. Er ging zurück zum Fenster. "Ich werde wieder auf meinen Posten gehen um sie nicht zu enttäuschen Vizecaptain Dracon." Der Dragoid lächelte schwach und im flackernden Schein der Kerze die einzig den Raum erleuchtete glüten seine Augen. Für Jojo wirkte er wie ein Dämon, aber nicht so ein gruseliger, böser wie aus den Geschichtsbüchern, sondern eher wie eine der sich irgendwie auf die Seite der Götter geschlagen hatte. Ein seltsamer Gedanke den er sofort abschüttelte als er in die Lüfte über Whisky Peak entschwand. Dracon aß lediglich noch ein paar Kekse bevor er zu Bett ging. Der Tag war wirklich viel zu anstrengend für seine armen Nerven.

Kira saß im Behandlungszimmer im Inneren der Lux. Es war gerade abends und die meisten waren beim Abendbrot. Sie wollte nicht so viel Aufsehen erregen und das klappte momentan ganz gut wo vor wenigen Stunden die Nachricht verkündet wurde das Whitebeard bald das Bewusstsein wieder erlangen würde nach dem Salvo zwei Wochen hart dafür geschuftet hatte. Albatros betrat das Zimmer und legte ihre Krankenakte auf seinen Schreibtisch. "Also... Du hast gesagt du hast in letzter Zeit Probleme? Welcher Art Probleme sind sie?" "Nun..." Kira überlegte. "Ich habe oft das Gefühl, dass mein Gesicht ganz heiß ist als hätte ich Fieber und mein Bauch krampft sich so komisch zusammen." "Das klingt nicht gut... Und das sage ich nicht nur, weil du während der Zeit als ich dein Schiffsarzt war erst einmal krank geworden bist. Und diese Erkältung war nach einer Nacht ausgestanden. Beschreibe es genauer. Gibt's noch andere Symptome?" "Mir fällt es manchmal etwas schwer zu atmen und aufgrund des dadurch entstehenden Luftmangels wird auch das Denken in gewissem gerade eingeschränkt zu diesem Zeitpunkt." "Das klingt wirklich garnicht gut... Kommen diese Symptome in irgendwelchen Abständen oder sind die dauerhaft eintretend?" Albatros schrieb sich alles ganz genau auf einem Notizblock mit und sah seinen Captain sorgenvoll an. Jetzt, vor dem großen Showdown, konnten sie sich das eigentlich nicht leisten, aber das war gerade seine kleinste Sorge. Er, wie alle anderen Crewmitglieder, vergötterte den Captain ihres Schiffes geradezu und allein der Gedanke sie könnte krank sein ließ für ihn eine kleine Welt zusammenstürzen. Allein wenn er an die Panik bei ihrer leichten Erkältung vor über einem Jahr dachte wurde ihm ganz flau im Magen, gerade da Fate panisch über das ganze Schiff gebrüllt hatte dass ihr Captain sterben würde obwohl sie nur gehustet hatte. Man konnte sagen, wenn so jemand der wirkte wie ein Heiliger krank wurde bedeutet das für alle die sie kannten quasi das Ende der Welt. Sie lehnte sich etwas zurück. "Ich glaube ich reagiere auf irgendetwas in Ace Nähe...", meinte sie. "Was?" "Naja, diese Schübe kommen meistens wenn er in der Nähe ist, also der rote Kopf und das flaue Gefühl im Magen. Und diese Luftarmut meistens wenn ich mit ihm rede bzw. wenn er mir etwas näher ist." Albatros legte sein Notizblock beiseite und hielt den Kopf nach unten damit Kira nicht sah dass er sich ein Losprusten verkniff. Nach einer Minute des Sammelns schaute er sie wieder an und lächelte milde. "Dir geht's super.", meinte er, riss das Blatt raus auf dem er sich Notizen gemacht hatte und schmiss es in den Müll. "Was? Nein ich bin krank. Mir geht's nicht gut. Ich habe Symptome!", protestierte sie, aber er schüttelt den Kopf. "Dir geht's blendend." "Wie erklärst du dir sonst diese Gefühlsregungen? So krasse Stimmungsschwankungen habe ich nicht mal bei meiner Periode und das weißt du, weil niemand außer dir merkt wenn ich meine Periode habe und das auch nur, weil ich bei dir Einlagen holen muss!" Albatros setzte sich neben sie und strich beruhigend über ihren Rücken. "Hey, vertrau mir... Dir geht's gut. Ich bin bloß der falsche mit dem du darüber reden solltest." "Mit wem denn sonst? Du bist der Arzt." Er überlegte. "Eigentlich würde ich in diesem Fall Helen vorschlagen, aber du solltest sie vorher einer Schweigepflicht unterziehen! Sie würde es Siox erzählen und die beiden würden es auf dem ganzen Schiff herum tratschen. Allerdings halten Elfen ihr Wort wenn sie auf etwas schwören. Sprich mit ihr. Sie wird dir sicher bessere Ratschläge geben können als ich." Er stand auf und strich sich durch seine maronenfarbenen Haare als würde das etwas an seiner verstrubbelten Frisur ändern. "Und wenn sie dir sagt was dein Problem ist, dann streite es nicht ab sondern gestehe es dir selber ein. Wenn du es zu spät machst lässt du vielleicht einen wichtigen und einzigartigen Moment deines Lebens verstreichen... Einen der nicht wiederkommt und für den du keine zweite Chance bekommst... Und das nächste mal wenn du mit solchen Fragen zu mir kommst denk daran dass ich kein ausgebildeter Therapeut sondern tatsächlich Doktor bin." Er verließ, immernoch schmunzelnd, sein Praxiszimmer um Kira etwas Freiraum zu geben, denn er vertraute darauf, dass sie weder Medikamente entwenden noch irgendeinen anderen Unfug anstellen würde, obwohl normalerweise nur er Zutritt zu diesen heiligen Räumlichkeiten hatte. Aber sie brauchte in dem Moment einfach etwas Freiraum und Bedenkzeit.

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2379 Wörter

Kapitän der Schatten (Ace x Oc)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt