Kapitel 15

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Am nächsten Morgen erwachte ich, weil mich spitzige Bartstoppeln am Bauch kitzelten. Nach dem ersten Schreck merkte ich, dass es sich bei dem schweren Kopf auf meinem Magen um Jack handelte und ich brach in schallendes Gelächter aus. Durch das  Lachen und ruckartige heben und senken meines Bauches, wachte Jack aus seinem Tiefschlaf auf. Verschlafen musterte er mich von oben bis unten und brummte etwas vor sich hin, das ich nicht verstanden hatte.

"Was hast du gesagt Jack?" fragte ich ihn grinsend. 

"Ich wollte wissen, weshalb meine Prinzessin in dieser Früh schon so lachen musste" widerholte er seine Frage. Seine Stimme war noch rau und leicht heiser von der Nacht. Ich liebte seine Morgenstimme, sie war so sexy. 

"Ich habe mich vor deinem Bart gefürchtet als ich aufwachte, das fand ich witzig. Aber sag mal, was machst du noch in meiner Hängematte? Müsstest du nicht schon lange in deinem Bett liegen?" fragte ich ihn mit hochgezogenen Augenbrauen.

"Bei dir war es so schön warm und bequem! Da wollte ich nicht in mein kaltes Bett, ausserdem hätte ich dich dort zu sehr vermisst." Das fand ich ein gutes Argument. Zudem genoss ich es auch, wenn er noch einige Zeit länger bei mir blieb. So kuschelten wir noch einige Minuten und liessen die ersten Sonnenstrahlen auf uns wirken. Doch dann musste ich ihn wirklich aus meiner Hängematte schicken, denn sonst wäre es den anderen Crewmitgliedern bestimmt aufgefallen, dass Jack bei mir schlief. 

"Wenn du jetzt nicht sofort aufstehst und unbemerkt in deine Hängematte kletterst, bin ich gezwungen, dich mit hohem Bogen aus meiner Hängematte zu werfen. Lasses lieber nicht darauf ankommen, denn ich zögere keine Sekunde auch wenn du der Captain bist." Er lachte, gab mir einen Kuss und kämpfte sich mühsam aus meiner Hängematte. In solchen Momenten konnte man erkennen, dass er schon einige Jahre mehr auf dem Buckel hatte, aber das behielt ich lieber für mich. 

In diesem Moment konnte ich noch nicht wissen, dass heute die "Céline-Bombe" platzen würde. Am Spätnachmittag, als wir glaubten unbeobachtet zu sein, zog mich Jack in eine Nische und begann mich stürmisch zu küssen. So leidenschaftlich hatte ich ihn noch nie erlebt, doch es gefielt mir, welche Wirkung ich auf ihn hatte. 

"Jetzt kannst du nicht mal mehr bis am Abend warten?" fragte ich ihn neckisch zwischen den Küssen.

"Nee, du machst es mir auch unglaublich schwer!" sagt er atemlos.

"Du machst mich wahnsinnig mit diesen engen Lederhosen die du trägst. Ich weiss genau, du hast die extra angezogen um mich scharf zu machen. Aber dass du immer arschwackelnd an mir vorbeigehst, lässt bei mir alle Sicherungen durchbrennen. Da kann ich nicht anders, als dich in einen verborgenen Ort zu entführen und dir mit diesen Küssen zu zeigen, wie sehr ich dich liebe." Für diesen rührenden letzten Satz bekam er gleich nochmals einen dicken Schmatzer von mir. Doch wovon der sonst geredet hatte, wusste ich nichts. Heute morgen hatte ich die oberste und erstbeste Hose angezogen die ich finden konnte. Keinesfalls hatte ich mir Gedanken gemacht, ob sie mir besonders gut standen oder meinen Hintern betonten.

"Das mache ich nicht extra, aber es freut mich, dass dir diese Hosen so gut an mir gefallen." erwiderte ich stattessen. Doch er hörte gar nicht hin und begann mich erneut zu küssen.

Am Abend, als sich die ersten Sterne zeigten, stand ich an der vorderste Spitze des Bugs und sah in den klaren Nachthimmel. Plötzlich sagte jemand hinter mir:

"Na Milena, läuft da wieder was zwischen dir und Jack?" erschrocken drehte ich mich um und erblickte Céline, die lässig an einen Masten lehnte. Es war das erste Mal seit unserem Streit, dass sie wieder mit mir sprach. Doch in ihren Augen konnte ich nicht die freundliche und hilfsbereite Céline erkennen, die ich als meine Freundin kannte. Vor mir stand eine Frau, deren Augen vor Zorn und Hass sogar im Dunkeln funkelten. Sie kam langsam auf mich zu und ich wich einen Schritt zurück. Schritt für Schritt kam sie auf mich zu doch ich konnte nicht noch mehr zurückweichen. Ich stiess mit dem Rücken am Holzgeländer an. Also blieb mir nichts anderes übrig als sie zu konfrontieren.

"Céline, was willst du?" fragte ich sie und gab mir Mühe nicht ängstlich zu wirken. Das war definitiv nicht meine beste Freundin, die ich von Früher kannte.

"Jack!" sagte sie ruhig und gelassen. Fast so ruhig, dass es unheimlich war. Doch langsam ging mir ein Licht auf und ich begann zu begreifen...

"Uns wurde als Kind immer vom grossen und berühmten Captain Jack Sparrow erzählt. SO habe ich mich als kleines Mädchen schon in ihn verliebt. Zwar kannte ich ihn nicht und wusste nicht, ob er mir gefiel, doch diese Geschichten von ihm faszinierten mich. Also habe ich mich auf die Suche nach ihm begeben. Mehrere Jahre habe ich vergebens nach ihm gesucht. Kurz vor diesem schrecklichen Kampf, war ich sehr nahe an ihm dran. Doch wir verloren den Kampf und das Schiff ging unter. Natürlich hatte ich so Jack wieder völlig aus den Augen verloren, aus den Augen, jedoch nicht aus dem Sinn. Ich bin auf eine Insel gestrandet, keine Ahnung was zwischen dem Untergang des Schiffes und der Strandung geschehen war, aber ich war weiterhin fest entschlossen Jack zu finden. Glücklicherweise kam ein Schiff namens Hell of Angels an der Insel vorbei und war bereit mich aufzunehmen. Ich verstand mich sehr gut mit dem Captain und erzählte ihm von meinem Wunsch Jack zu finden. Er versprach sich Mühe zu geben, sodass wir Jack und die Black Pearl fanden. Es vergingen einige Tage, doch dann hatten wir die Pearl im Visier und als ich dann endlich vor Jack stand, war ich zu feige, ihm meine Liebe zu gestehen. Da ich die Pearl einige Zeit beobachtet hatte, bevor ich euch überfiel, wusste ich, dass du ebenfalls auf diesem Schiff wohnst. So erfand ich die Geschichte, dass ich dich überall gesucht hatte und nun so glücklich war, dich wieder zu haben. In Wahrheit musste ich herausfinden, ob zwischen dir und Jack etwas lief. Ich glaubte Jacks Lügen nicht, auch wenn es wirklich so aussah, als hättet ihr bei meiner Ankunft und danach Streit gehabt. Doch jetzt hat sich das ganze gelegt und schläft jede Nacht beieinander wie zwei Turteltauben. Ist es nicht so? Jack kommt in der Nacht in deine Hängematte und am Morgen bevor es alle merken, schleicht er sich wieder in sein Zimmer, in der Hoffnung niemand hätte es bemerkt. Aber ich habe es genau gesehen und daher muss ich leider davon ausgehen, dass bei euch wieder alles im Lot ist und ihr euch anhimmelt wie zwei Frischverliebte. Ach Milena, warum musst du es immer so schwierig machen? Es hätte genug andere Piraten gegeben, die du dir hättest angeln können. Da musst du nicht ausgerechnet meinen Jack nehmen." Ich wollte etwas erwidern. Mich entschuldigen, für was auch immer. Aber sie hob einfach die Hand, um mich zum Schweigen zu bringen. Und ehe ich mich versah, zog sie ein Messer aus ihrer Tasche und hielt es mir an die Kehle. Dann rief sie lautstark nach Jack.


The Curse of Love || Captain Jack Sparrow FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt