Ich blieb wie angewurzelt stehen. Hatte ich mich gerade verhört, oder hat da wirklich gerade Jemand Land in Sicht geschrien? Das konnte doch nicht sein. Wir können unmöglich schon in Frankreich angekommen sein. Bevor ich mir noch mehr Gedanken darüber machen konnte, trat Jack hinter mich und sah mich fragend an.
"Hab ich das falsch verstanden, oder hat ein Pirat meiner Crew Land in Sicht gerufen?" Ich konnte mir das Lachen nicht verkneifen. Er hat gerade meine Gedanken laut ausgesprochen. Bevor ich ihm antworten konnte, rief ein Pirat aus voller Kehle:
"Captain, vor uns liegen mehrere Insel. Sollen wir sie ansteuern?"
"Pirat, du musst nicht so laut schreibe. Ich stehe genau vor dir und habe noch gute Ohren. Aber bitte lass mir einige Minuten Zeit. In meiner Kajüte befindet sich eine Karte. Wir können unmöglich schon in Frankreich sein. Lasst mich nachschauen, wo wir sind und dann werde ich weiterentscheiden. Bis dahin bleiben wir an Ort und Stelle.", befahl er der Crew. "Milena, würdest du mich in die Kajüte begleiten?" fragte er dann an mich gewandt. Ich sah auf die nassen Kleider in meinen Armen. Dann sagte ich zu Jack:
"Ich komme gleich nach. Die nassen Kleider müssen in die Sonne gehängt werden. Aber danach bin ich sofort bei dir." Er nickte, drehte sich um und ging wieder in die Kajüte. Ich aber ging an Deck und suchte nach einem geeigneten Seil. Über meinem Kopf hing ein dickes Seil, welches quer über das ganze Deck gespannt war. Es diente sowohl als Wäscheleine, an denen die Piraten ihre Unterhosen aufhingen, als auch als Dörrleine, an welcher wir Fische und Früchte trockneten. Über dieses Seil hängte ich meine klitschnassen Kleider und achtete darauf, dass sie sich in der Sonne befanden. Ich drehte mich um und ging schnurstracks auf die Kajüte des Captains zu. Plötzlich trat ein riesiger Pirat vor mich und mir wurde die Sicht versperrt. Sofort wusste ich, dass es sich um Roberto handelte. Seine Körpergrösse und Körpermasse war beachtlich. Auf meiner Augenhöhe war sein Bauchnabel, also musste ich den Kopf in den Nacken legen, um ihm ins Gesicht zu sehen. Roberto war ein guter Kerl. Er hat Jack damals geholfen, mich aus Gibbs Fängen zu befreien. Seither war er mein zweiter Beschützer. Er schwor mir, immer auf mich aufzupassen, besonder wenn Jack nicht da war. Ich wusste, dass ich ihm vertrauen konnte und keine Angst zu haben brauchte. Obwohl er gefährlich aussah, würde er mir nie etwas antun.
"Ahoi Roberto, was gibt's? Was liegt dir auf dem Herzen?" fragte ich lächelnd.
"Aye Milena, ich wurde von der Crew geschickt, wir hätten da ein Anliegen." Er traute sich fast nicht weiter zu reden. Ich ermutigte ihn. "Nun, wir haben schon seit Längerem keine einzige Flasche Rum mehr und wir alle wissen doch, dass Jack in seiner Kajüte noch einige Fässer lagert. Jack reagiert immer so heikel auf dieses Thema, jetzt wollte ich dich fragen...".
"...ob ich Jack bitten könnte, euch ein paar Fässer Rum abzugeben? Roberto, aber natürlich werde ich ihn fragen. Ich werde mir Mühe geben, versprochen. Bitte freut euch einfach noch nicht zu früh, sein Rum ist ihm heilig. Ich weiss nicht, wie viel davon ich ihm abschwatzen kann." Er nickte und bedankte sich. Zum Abschied boxe ich ihm ihn den Bauch, was ihn nur zum Lachen brachte. Nie hätte ich genug Kraft, um ihm weh zu tun. Ich ging noch einige Schritte auf die Kajüte von Jack zu und trat schliesslich ein.
Als ich rein kam, sah mich Jack stinkwütend an. Was habe ich denn jetzt wieder falsch gemacht? Als könnte er meine Gedanken lesen, richtete er sich auf und stemmte die Hände in die Hüften. Das sah ziemlich unsexy aus. Aber ich hielt meinen Mund. Stattdessen fragt er mit belegter Stimme:
"Milena Smith, meist du ich sehe es nicht, wenn du mit Roberto flirtest?" Ist das sein Ernst? Er hat mich durchs Kabinenfenster beobachtet, obwohl ich nur meine nassen Kleider aufhängen wollte.
"Wieso beobachtest du mich überhaupt?" fragte ich zurück. Da hätte ich ihn besser nicht fragen sollen.
"Um dich zu beschützen, verdammt!", schrie er mich an,"und jetzt antworte mir endlich!" rief er immer noch viel zu laut. Solch eine Reaktion hätte ich von ihm nicht erwartet. Er hat mich noch nie aus Wut angeschrien.
"Nein Jack, ich habe nicht mit Roberto geflirtet. Ich stehe doch überhaupt nicht auf ihn! Er ist wie ein Bruder für mich und hat mich nur um einen Gefallen gebeten." sagte ich möglichst ruhig, um ihn nicht noch mehr aufzuregen.
"Um was bat er dich?" fragte er monoton. Er glaubte mir nicht. Leicht genervt gabe ich zurück:
"Seine Crew hat keinen Rum mehr, keine einzige Flasche. Da du heikel auf dieses Thema reagierst, haben sie mich gebeten, dich nach einigen Fässern Rum zu fragen. Bist du jetzt zufrieden?"
"Ich reagiere doch nicht heikel auf das Thema..." Ich sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. Er gab nach. " Ach auch egal. Komm her zu mir. Ich habe etwas gefunden." Er drehte mir den Rücken zu, um sich wieder der Weltkarte zu widmen. Für ihn war dieses Thema wohl gegessen, doch für mich war es noch lange nicht abgeschlossen.
"Und?" fragte ich und blieb an meinem Platz an der Kajütentür. Er drehte sich wieder zu mir um und sah mich fragend an. "Was und?" Er schien wohl nicht zu verstehen, auf was ich hinauswollte. "Wie ist deine Antwort? Wirst du deiner Crew etwas von deinem Rum abgeben?" Er sah mich mit zusammengekniffenen Augen an. Ja, mich konnte man nicht so schnell abschütteln. "Na gut, aber nur ein Fass." räumte er ein. "Und nur, weil du mich gefragt hast. Bitte komm jetzt endlich her und schau dir an, was ich herausgefunden habe."
Ich gab nach und trat neben ihn. Doch bevor ich einen Blick auf die Karte werfen konnte, zog er mich in eine feste Umarmung.
"Wie wäre es mit einer Entschuldigung? Ich hasse es, angeschrien zu werden, obwohl ich nichts gemacht habe." nuschelte ich ihn seine Schulter.
"Ach Prinzessin, ich habe einfach solche Angst dich zu verlieren. Du bemerkst gar nicht, wie dich die anderen Männer auf dem Deck anschauen, aber ich merke es und es gefällt mir gar nicht. Wenn du wollen würdest, könntest du jeden dieser Männer da draussen haben. Es tut mir sehr leid, dass ich dich beschuldigt und angeschrien habe. Ich wollte dich nicht erschrecken." Diese Entschuldigung konnte ich sehr gut annehmen. Mir war wirklich noch nie aufgefallen, dass die Piraten da draussen, mich anstarrten, aber ich glaubte Jack. Wahrscheinlich werde ich mich in nächster Zeit in Acht nehmen müssen und Kleidung anziehen, die weniger Figurbetont war.
"Verzeihst du mir?" fragte er mich
"Ich verzeihe dir." antwortete ich
Er löste unsere Umarmung und gab mir einen Kuss auf die Stirn. "Schau dir an wo wir sind. Nur noch etwa zwei Tag, bis wir am französischen Festland ankommen." Mein Herz schlug höher. Bald konnte ich meinen Vater in die Arme schliessen. Und bald wird mein Vater Jack kennenlernen, doch diesen Gedanken schob ich lieber schnell zur Seite. Wir steuerten direkt auf die Inseln Açores zu.
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The Curse of Love || Captain Jack Sparrow FF
FanfictionStell dir vor du bist gerade daran dein Leben auf hoher See irgendwie in den Griff zu bekommen, und plötzlich verirrt sich das Mädchen deiner Träume auf dein Schiff. Genau das passiert dem berühmten Captain Jack Sparrow! Er verliebt sich in eine Fra...