Kapitel 20

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Kleine Wellen schlugen im Gleichtakt an das Holz, dass die Black Pearl kleidete. Das Schiff schauckelte ruhig auf dem Wasser, dennoch strich ein feiner Wind um meinen Körper und spielte mit meinen Haaren. Ich stand am Bug des Schiffes und schaute gerade zu, wie die Sonne unterging. Ich war Jacks Freundin. Das konnte ich immer noch nicht ganz fassen. Hätte mir jemand vor einem halben Jahr gesagt, ich würde später mit dem berüchtigten Captain Jack Sparrow in einer Hängematte kuscheln, hätte ich ihm den Vogel gezeigt. Mein Vater hatte mich immer ausdrücklich vor ihm gewarnt. Die Gute-Nacht-Geschichten, die er mir früher immer erzählte, handelten von Jack in der Rolle des Bösewichts. Jedermann wollte mir klar machen, welch ein schlechter Mensch er war. Er sollte erbarmungslos Rauben, ohne Gnade die Frauenherzen zum brechen bringen und als wäre es ihm ein leichtes, die Kehlen unschuldiger Männer und Kinder durchschlitzen. Alle warnten mich von diesem Jack. Doch niemand warte mich von dem Jack, den ich kannte.

Nie hatte mir jemand gesagt wie unglaublich hilfsbereit und fürsorglich er sein konnte. Ich war sehr froh drüber, dass Jack mich so toll behandelte, denn ich hatte gehört, dass es Piraten gab, die sich überhaupt nicht mehr im Griff hatten. Diese äusserten selber, dass sie nichts mehr fühlen, so abgestumpft waren. Das fand ich dann bedenklich, denn für mich machten die Gefühle den grössten Teil meines Alltages aus. Ein Leben ohne Gefühle wäre für mich undenkbar und definitiv nicht lebenswert. Vielleicht offenbarte Jack sein lobenswertes Verhalten nicht vielen Menschen, oder die Gerüchte über ihn waren einfach masslos übertrieben, aber in beiden Fäll war ich sehr beunruhigt. Vor der Reaktion meines Vaters fürchtete ich mich am meisten. Wie sah das aus, wenn ich nach der langen Zeit, in der wir uns nicht sahen ausgerechnet Jack Sparrow als meinen Freund vorstellen würde? Mein Vater wird sich wie ein Versager vorkommen müssen. Ich schämte mich dafür, die einzige Warnung, die mein Vater mir auf den Weg gegeben hatte, missachtet zu haben. Es war wie ein unausgesprochenes Verbot, mit Jack zu gehen, doch ich tat es. Ich hatte mich Hals über Kopf in Jack verliebt und wie es aussah er sich auch in mich. Das konnte kein Zufall gewesen sein, dass ich ausgerechnet auf die Pearl geschwemmt wurde. 

Dieses monatelange Segeln führte einfach dazu, dass ich zu viel Zeit hatte. Ich hatte den ganzen Tag Zeit um nachzudenken. All diese Probleme, die Jack verursachen wird, wenn mein Vater ihn kennenlernen wird, schwirrten mir durch den Kopf. Und dort blieben sie, ohne auch den Anschein zu machen, irgendwann zu verschwinden. Mit Jack konnte ich leider auch nicht darüber sprechen. Da er sich vor einiger Zeit auch sehr über die Reaktion meines Vater Gedanken gemacht hatte, musste ich ihn beruhigen und sagte, er sei ein netter Vater, der jeden Piraten willkommen hiess, der seine Tochter, als mich, glücklich machte. Das stimmte ja eigentlich auch. Er war ausgesprochen freundlich und hätte auch fast jeden Piraten aufgenommen, ausser Jack. Doch Jack schien diese Antwort zu genügen und seine Sorgen waren wieder fort. Meine jedoch umso grösser.

Die Sorgen waren schon so gross, dass ich Mühe hatte überhaupt zu schlafen. Frustriert atmete ich auf und wälzte mich noch einige Male in der Hängematte. Jetzt half nur noch etwas. So summte ich mir leise eine beruhigende Melodie vor. Als ich dann endlich in einen unruhigen Schlaf fiel, wurde ich durch Jacks Schnarchen, nach viel zu kurzer Zeit wieder geweckt. Es kam mir vor als hätte ich meine Augen nur kurz geschlossen, doch in Wirklichkeit musste ich bestimmt vier Stunden geschlafen haben.

Genervt stand ich auf und ging wieder an Deck. Die Sonne war mittlerweile aufgegangen und schwebte als orange Kugel ein wenig über dem Wasser. Es sah wunderschön aus, wie sich die Sonne im Wasser spieglte und das Meer zum Glitzern brachte, als bestünde es tausenden Diamanten. Die Sonnenstahlen schienen mir ins Gesicht und wärmten meinen ganzen Körper. Ich liebte dieses Gefühl und endlich, nach langer Zeit wieder einmal, begann ich mich zu entspannen. Diese Entspannung hielt aber nicht lange an, denn plötzlich sah ich einen bedrohlichenn Schatten im Wasser. Er war nur etwa zwanzig Meter von mir entfernt und war riesig. Wahrscheinlich irgend ein Tier, doch ich bekam es etwas mit der Angst zu tun. Ich überlegte, ob ich nach Jack rufen sollte, liess es dann aber, da sich das Tier sehr ruhig verhielt. Es glitt quasi lautlos durchs Wasser. Doch dann, ganz plötzlich, stiess das Tier einen Laut aus, den ich noch nie gehört hatte. Es war ein sehr tiefer Ton oder besser gesagt, mehrere tiefe Tonfolgen hintereinander. So etwas wie Schreie, einfach nicht so hoch. Doch das war noch nicht genug. Wie aus einen Kanonenrohr schoss eine Fontäne aus Wasser aus dem Meer. Ich schrie auf und wurde gleich darauf klitschnass. Nochmals schrie ich nach Jack und dann ging endlich seine Kajütentür auf, er kam hinaus getorkelt. Wahrscheinlich war er noch nicht ganz wach, bis dass Schiff stark erzitterte, als wäre es irgendwo hängen geblieben. Doch ich wusste genau, dass dieses Ungetüm gerade unter uns durchgeschwommen war. Ich war kreidebleich und auch Jack schien jetzt sichtlich wacher zu sein als noch Momente zuvor, denn er sah sich alarmiert um.


The Curse of Love || Captain Jack Sparrow FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt