Kapitel 19

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Der Tag der Abreise war gekommen. Nach der Geschichte mit Céline und der Pink Butterfly hatten wir uns darauf geeinigt, uns eine Auszeit zu nehmen. Wir hielten Ausschau nach einer kleinen verlassenen Insel und wurden in Südamerika fündig. Nun verweilten wir schon mehrere Tage hier und es war wunderschön. Milena und ich lagen auf der faulen Haut und liessen uns von der Sonne bräunen. Wir genossen die Zeit für uns sehr. Auch die anderen Crewmitglieder konnten sich wieder einmal entspannen und schienen sehr dankbar darüber zu sein. Ich bemerkte sogar, wie sich Angelica mit einigen Piraten der Crew einliess. Das erstaunte mich, aber störte mich nicht weiter. Soll sie doch, solange diese Männer meine Milena nicht anfassten. 

Doch jetzt galt es wieder ernst. Die lange Reise von unserer Insel in Südamerika nach Frankreich würde anstrengend und gefährlich werden. Ich wusste nicht genau wo die Bucht lag, in der Captain Smith sich versteckt hatte, aber ich wusste wo Frankreich lag. Frankreich war ein Land in Europa, und da Europa sehr weit von Südamerika entfernt war, würde diese Reise kein Zuckerschlecken werden. Ich war schon in Europa und es gefiel mir sehr. Eine völlig andere Kultur als in Amerika oder Afrika, jedoch wussten sie, wie man guten Wein machte. Leider mangelte es an Wissen, wie man stärkere Alkoholsorten, in meinem Fall Rum, braute. Doch ich würde mich mit dem guten Wein begnügen, vielleicht gab mir Milenas Vater noch einen Tipp, wo ich den Besten erwerben konnte.

Ich freute mich schon ausserordentlich darauf, Mr. Smith kennenzulernen. Immerzu fragte ich mich, ob seiner Tochter ähnlich sah oder ob er mit der gleichen Herzensgüte sprach wie Milena. Ich hoffte es. Trotzdem machte ich mir immer Sorgen, er würde mich nicht akzeptieren und Milena raten, den Kontakt mit mir abzubrechen. Diese Sorge hatte ich Milena auch schon mitgeteilt, aber sie lachte mich nur aus und sagte, dass ihr Vater nicht so war. Er wollte immer nur das Beste für sie und wenn sie glücklich war, dann war er es auch. Das klang für mich nach einem Vater, den sich jeder wünschte. So stellte ich mir ab jetzt vor, dass wir zu dritt am Abend auf einer Terrasse oder am Strand sitzen, und edlen Wein trinken würden, während jeder von seinen Abenteuern erzählte. Sobald ich Milena über ihren Vater ausfragen wollte, schwieg sie nur geheimnisvoll und erwiderte gelassen:

"Du wirst ihn noch genug früh kennenlernen. Ich will dir nicht zu viel von ihm erzählen, schliesslich sollst du dir ein eigenes Bild von ihm machen. Aber so viel verrate ich dir, seit ich ein kleines Mädchen bin, ist es mein Held. Das wird er immer sein."

Sie hatte bestimmt wieder Recht. Jetzt hatte ich noch mehr Ansporn so schnell wie möglich nach Frankreich zu segeln. Das wusste Milena sicher auch, denn wie sie, liebte ich Überraschungen. Das sollte jetzt nicht heissen, dass es nicht genug antreibend wäre, Milena und ihren Vater wieder zu vereinen, aber ich konnte mich schon immer besser motivieren, wenn auch etwas für mich dabei rausspring. Manchmal war ich ein echt fauler und geiziger Kerl. Aber zu meiner Verteidigung, das war mein Beruf. Ich war Piratencaptain. Wir taten den ganzen Tag nichts anderes als auf der faulen Haut zu sitzen, zu befehlen und reiche Menschen zu beklauen. 

Aber der grosser Aufwand nach Frankreich zu reisen, war es mir wert. Seit Milena wusste, dass ihr Vater noch lebte, war sie an keinem Tag mehr unglücklich. Keine Träne hatte sie mehr vergossen und auch keinen Nervenzusammenbruch mehr erleiden müssen. Sogar im Gegenteil. Sie war immer bestens gelaunt und sorgte dafür, dass ich nicht zu viel motzte oder fluchte. Doch jetzt war die Ferienzeit vorbei und wir mussten wieder hart arbeiten. 

So standen wir heute morgen kurz vor Sonnenaufgang auf und packten alles zusammen. Meine Crew war auf meinen Befehl hin schon etwas früher aufgestanden, um alle verdächtigen Spuren und alle Rumflaschen aufzusammeln. Nichts sollte darauf hindeuten, dass wir hier waren. Schliesslich wusste man nie, wer alles hinter einem her war. Das hatte ich von Céline gelernt. Uns liessen die Piraten noch schlafen und mittlerweile hatten sie auch begriffen, dass zwischen Milena und mir lief als nur eine kurze Affäre. Ich gab ihnen zu verstehen, dass wenn sich jemand an Milena vergriff oder ihr auch nur einen Moment zu lange hinterherschaute, er mit einer Kugel im Kopf auf dem Meeresgrund laden würde. Das hatte jeder verstanden und bis jetzt hielten sich alle gut daran. Aber man wusste nie, was noch kommen würde.

Nachdem wir das Feuer gelöscht hatten, betraten wir die Black Pearl und bereiteten uns für den Aufbruch vor. Es war ein wundervolles Gefühl wieder hinter dem Steuer zu stehen und die Kontrolle über das ganze Schiff zu haben. Es war einfach meine Bestimmung Captain zu sein. Milena hatte wohl mein sanftes Lächeln auf den Lippen bemerkt, denn sie schlich sich an mich und begann mich von hinten zu knuddeln. Sie konnte eine solch süsse Maus sein.

"Du liebst dieses Gefühl, nicht wahr?" Ich nickte.

"Weisst du was das Beste ist Jack? Wir sind jetzt Wochen,- nein sogar Monate lang auf dem Meer. Nur wir zwei. Du kannst mit deiner geliebten Pearl segeln und während du das tust, kommen wir meinem Vater mit jedem Meter ein Stückchen näher. Ist das nicht wunderbar?" flüsterte sie mir ins Ohr. Ich bekam Gänsehaut von ihrer Stimme. Es war wunderbar, jedoch vergass sie einen grossen Punkt. Wir waren keines falls alleine. Auf dem Schiff lebte noch eine ganze Crew, die Milena aber nicht mehr wirklich wahrnahm. Doch ich tat es und bemerkte jeden Tag die Blicke der Männer auf ihr. Neben Angelica war sie die einzige Frau auf dem Schiff und da Angelica sicherlich nicht alle Männer im Griff hatte, konnte das gefährlich werden. Doch sie sah das nicht. Sie sah nur mich. Nur war ich nicht so wie all diese anderen grausamen Piraten, die Frauen als ein Objekt sahen. Ich würde Frauen nie zu etwas zwingen, dass sie nicht wollten, doch andere taten genau das. Doch Milena konnte das nicht wissen, woher auch? Sie wuchs ausschliesslich mit Frauen auf und seit dem ich sie kannte, hatte ich versucht, sie so gut es ging zu beschützen. Aber ich wusste nicht, ob ich das immer konnte. Ich bezweifelte es. Daher hoffte ich, dass sie genug früh merken wird, dass nicht alle Männer so gut auf die schauen werden, wie ich es tue. Denn ich befürchtete, dass diese Reise nicht ohne gefährlich Zwischenfälle ablaufen wird.

The Curse of Love || Captain Jack Sparrow FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt