Kapitel 3

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Oh du meine Güte! Warum habe ich solche Kopfschmerzen?, dachte ich mir. Doch als die Erinnerungen an den gestrigen Abend langsam wieder in mein Hirn träufelten, wusste ich weswegen. Gestern Abend war wieder etwas aus den Rudern gelaufen. Gut, normalerweise war ich dauerbetrunken, so wie alle anderen Piraten auch. Doch sobald man zwei Flaschen mehr als üblich trank, konnte es problematisch werden. Diese höllischen Kopfschmerzen waren jetzt meine Strafe. Ich richtete mich langsam auf. Das stellte sich als Fehler heraus, denn mein Kopf fing an, noch heftiger zu pochen. Ich kniff meine Augen zusammen und plötzlich wurde mir bewusst, dass ich gar nicht wusste, wo ich mich befand.

Ich sah mich um. Dieser Ort erinnerte mich stark an meine Kajüte. Aber es könnte auch noch auf der Empress oder der Dutchman sein. Hauptsache auf einem Schiff, würde ich sagen. Trotzdem musste ich zugeben, dass das alles meiner geliebten Black Pearl aufs Haar glich. Eigentlich gab es eine ganz einfach Lösung, um herauszufinden, auf welchem Schiff ich mich befand. Ich musste einfach am Bug nachsehen, welche hölzerne Dame dort hängt. 

Als ich aufstand, meldeten sich die Kopfschmerzen wieder und einen Augenblick schwankte ich sehr stark. Dann fing ich mich wieder, trat aus der Kajüte, um auf direktem Weg übers Deck bis zum Bug zu torkeln. Ich war froh, heil und ohne mich übergeben zu müssen, am Bug angekommen zu sein. Ich hatte wirklich einen richtigen Kater. Sogleich lehnte ich mich über das Geländer und war erleichtert, als ich die Frau aus Holz, starr wie immer, an der Black Pearl befestigt sah.

Ich hob meinen Blick und schaute mich um. Tortuga, dass direkt vor mir lag, war ruhig. Es torkelten nur noch ein einige sturzbesoffene Piraten herum. Das übliche halt. Ich überlegte mir, ob ich auch wieder an Land gehen sollte. Da kam mir Elizabeth, Will und Justin erneut in den Sinn. Da ich auf meiner Pearl war, trieben ihre Schiffe vielleicht noch neben meinem. Doch sobald ich herumwirbelte, sah ich nur Meer. Enttäuschung machte sich in mir breit. Die aufgehende Sonne spiegelte sich im Wasser, doch Nirgendwo war ein Schiff zu sehen. Sie waren fort, und niemand wusste, wann wir uns wieder sahen. Gleichzeitig war ich wütend auf mich. Ich war immer so ein stolzer und angesehener Pirat und was war jetzt aus mir geworden? So konnte es nicht weitergehen mit mir. Ich musste dringend etwas ändern. 

"Ich brauche einfach eine Mannschaft!" rief ich aus. Ich war voller Tatendrang. Also verliess ich das Schiff und lief ziellos durch Tortuga.

Schlussendlich landete ich in einer Bar. Dort sass ich an einen Tisch, von dem aus man alles gut im Blick hatte. Das war reine Gewohnheit, eines vorsichtigen Piraten. Das Lokal war schon gut besucht für einen Morgen. Aber ich wusste aus eigener Erfahrung: Piraten konnten nie genug vom Alkohol bekommen. Plötzlich kam ein kleiner, runder Mann auf mich zu und sagte:

"Wenn ich mich nicht irre, sind Sie Captain Jack Sparrow! Ich bin Joshamee Gipps. Sie sehen so bedrückt aus. Was liegt ihnen auf der Seele, Captain?"

"Ahoi Mr.Gipps! Wie wundervoll, dass du mich mit Captain ansprichst. Sollte ich dich kennen? Ich bin momentan tatsächlich nicht zufrieden mit mir und meinem Leben. Ich brauche eine tüchtige und starke Mannschaft, die mit mir so einige spannende und nicht immer ungefährliche Abenteuer erleben will. Kannst du mir dabei helfen?"

"Das ist kein Problem, Captain! Ich werde im Schweinsgalopp eine tüchtige Mannschaft auf den Beinen haben. Bleiben Sie am Besten gleich hier sitzen." Mit diesen Worten verschwand er.

Eine Weile später kam er mit einem halben dutzend stark gebauten Männer wieder. "Captain, ich habe hier mehrere Männer. Alle wären bereit, Dienst an Bord der Black Pearl anzutreten. Schauen Sie sich die Männer mal an. Ich gehe zwischenzeitlich noch einige Freiwillige ausfindig machen, und dann treffen wir uns gleich am Schiffssteg vor der Black Pearl wieder." erklärte er mir, als wäre er der Chef.  Aber ich konnte ihm nichts freches erwidern, da ich auf seine Hilfe angewiesen war. Also nickte ich. Dann erhob ich mich von meinem Stuhl und lief seelenruhig in Richtung Black Pearl. Die Männer taten es mir gleich.

Am Steg musste ich nicht lange warten, bis Mr. Gibbs mit drei weiteren Männern und einer Frau aufkreuzte. Es war relativ verwunderlich, dass eine Frau mit auf die Black Pearl wollte. Ich hatte bis jetzt noch keine schlechten Erfahrungen mit Frauen auf meinem Schiff gemacht, jedoch war immer Vorsicht geboten. Die meisten Frauen waren den Verhältnissen auf hoher See nicht gewachsen und sollten es sich daher zwei Mal überlegen, ob sie aus ein Piratenabenteuer mitkommen wollten. Bei Piratinnen, die auf dem Schiff gross wurden, sah das ganz anders aus. Sie wussten was es hiess in einen Sturm zu geraten oder in einem Kampf um das Leben kämpfen zu müssen. Sie kannten es nicht nur aus Erzählungen. Das war der Unterschied. Darum musste ich mir gut überlegen, ob ich diese Frau mitnahm.

 "Alle in einer Reihe aufstellen!", rief ich. Alle gehorchen sofort. Gehorsame Truppe, dachte ich mir und ging durch die Reihe, um jeden Einzelnen mustern zu können. Bei der Frau blieb ich stehen.

"Kleine, kennen wir uns? Du kommst mir so bekannt vor."

"Ich heisse Angelica und wir sind uns schon einige Male über den Weg gelaufen, Jack. Nenn mich ja nie wieder Kleine, ist das klar?" Ich wich ein wenig zurück, da sie mir die Worte fast ins Gesicht spuckte.

"Alle an Bord der Black Pearl! Ich will noch vor dem Mittag los. Doch die Kleine bleibt hier. Ihre Art, wie sie mit mir redet, gefällt mir nicht."

Wasch . Die war wohl von Angelica. Ich drehte meinen Kopf in die Richtung, aus der die Ohrfeige kam. Sie stand direkt vor mir, doch anstatt sich zu Entschuldigen, spuckte sie mir einfach vor die Füsse. Danach warf sie mir noch einen eiskalten Blick zu und stolziert mit erhobenem Kinn auf mein Schiff. Ich bereute es jetzt schon, sie auf meine Reise mitgenommen zu haben. 




The Curse of Love || Captain Jack Sparrow FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt