Jacks Sicht
Der Mann, der uns am Hafen über die Hütte auf dem Hügel informiert hatte, liess uns in seinem Fischerhäuschen übernachten. Es war klein, vielleicht zehn Quadratmeter gross, doch alle hatten darin platz. Ich liess drei meiner Männer draussen Wache stehen und der Rest konnte sich ausruhen. Die Crew lag dicht aneinander gedrängt auf dem harten Boden, doch kalt hatten wir nicht. Jeder gab seine Körperwärme ab und so ging es nicht lange, bis es gemütlich warm wurde. Weniger gemütlich war die stickige Luft, die im Häuschen herrschte. Es stank schon vor unserer Ankunft nach Fisch, doch jetzt lagen noch mindestens zehn Mann darin, die schwitzen und furtzen, wie es ihnen gerade recht war. Ich achtete darauf, dass Milena ganz an der Wand schlief und ich gleich neben ihr. So konnte sie kein Pirat auch nur Ausversehen berühren. Milena schlief tief und fest und auch keiner der anderen Piraten schien wach zu sein. Ich jedoch war schon seit gut einer Stunde wach. In dieser Hitze und dem Gestank konnte ich einfach nicht weiterschlafen. Es war zwecklos, also beschloss ich aufzustehen. Langsam erhob ich mich und achtete darauf, niemand zu wecken. Als ich unter freiem Himmel war, streckte ich mich und atmete tief ein. Diese frische Luft roch einfach herrlich. Nur, was sollte ich jetzt tun? Vielleicht würde ein kleiner Spaziergang nicht schaden. Dann konnte ich nur hoffen, dass keiner der Piraten erwachte und sich an Milena vergriff. Andererseits, konnte sie sich auch wehren und ich hatte einige Piraten in der Crew, von denen ich wusste, dass sie Milena beschützen würden. Roberto war so ein Kandidat. Ich beschloss, mir keine weiteren Gedanken darüber zu machen und lief einfach los.
Meine Exkursion war schneller zu Ende, als ich dachte. Dieses Dorf bestand wirklich nur aus etwa zehn kleinen Hütten, einem Hafen, einer Koppel mit Kühen und Schafen, einem Brunnen und einigen Feldern mit Getreide. Doch das war alles, was diese Menschen zum Leben brauchten. Wenn man es genau nahm, lebten wir Piraten mit noch weniger, als diese Menschen. Jedoch konnte wir ab und zu wieder ans Festland und liessen uns dort, mit dem erbeuteten Schatz, von vorne bis hinten verwöhnen.
Bei meiner Entdeckungstour konnte ich einen kleinen Pfad ausmachen, der mit grösster Wahrscheinlichkeit auf den Hügel mit der Hütte führte. Ausserdem fand ich ein perfektes Transportmittel für Milena und mich. Sie erzählte mir einst, dass sie früher gerne geritten ist, als sie mit der Black Butterfly am Festland einen Halt einlegten. Auf der Koppel mit den Kühen und Schafen stand auch ein wunderschöner weisser Hengst. Mit seiner langen Mähne sah er majestätisch aus. Ich werde ihn für Milena klauen und mit ihr auf den Hügel reiten. Keine Ahnung, ob ich so ein Vieh überhaupt reiten konnte, aber wir würden es sehen. Sonst würde Milena die Zügel in die Hand nehmen müssen. In diesem Moment trat die gähnende Milena aus dem Fischerhäuschen. Ich beobachtete sie schmunzelnd. Sie sah sich suchend um und als sie mich erblickte, entspannte sie sich und lächelte mir zu. Ich lächelte zurück, während sie auf mich zugelaufen kam. Dann gab sie mir einen dicken Kuss auf den Mund.
"Na Prinzessin, gut geschlafen? Ich konnte nicht mehr schlafen und hab mich aus dem Staub gemacht. Dieses Dorf ist echt hübsch. Wenn wir uns mal überlegen sesshaft zu werden, wäre dies bestimmt eine Option." Ich merkte, wie mich Milena schockiert ansah. Jack Sparrow und Sesshaftigkeit waren zwei paar Schuhe. Ich zwinkerte ihr zu und sie schien zu begreifen, dass ich nur einen Scherz gemacht habe. "Was ich eigentlich sagen wollte. Mit hoher Wahrscheinlichkeit habe ich den Weg zur Hütte gefunden. Wenn es für dich okay ist, würde ich gerne gleich aufbrechen, denn ich habe noch eine kleine Überraschung für dich. Lass mich nur noch schnell meiner Crew Bescheid sagen, dass wir alleine aufbrechen wollen." Sie nickte nur verdutzt, wahrscheinlich war sie noch gar nicht richtig wach und ich überrumpelte sie mit allem. Jedoch wurde es bereits hell und wenn wir das Pferd stehlen wollten, musste wir uns beeilen.
Ich rief nach Roberto, den ich gerade aus dem Häuschen gehen sah und bat ihm, der Crew auszurichten, dass sie sich einen freien Tag machen konnten. Milena und ich würden alleine nach ihrem Vater suchen und würden klarkommen. Roberto nickte und versprach mir, die Crew gleich zu informieren. Dann konnte das Abenteuer von Milena und mir beginnen.
Ich führte sie bis zu Koppel, hielt ihr dort aber die Augen zu. Der Vollblüter graste friedlich neben der Kühen. Als ich meine Hände von Milenas Augen nahm und sie das Pferd erblickte, leuchteten ihre Augen, wie die eines kleinen Mädchens.
"Der ist wunderschön! Aber was willst du mit ihm? Er gehört doch jemandem." sagte sie viel zu laut.
"Psssst nicht so laut! Niemand soll mitbekommen, das wir dieses Prachttier mitnehmen. Wir werden auf diesem Hengst zu deinem Vater reiten." erklärte ich ihr. Darauf schlug sie sich erschrocken die Hand vor ihren Mund. "Wir klauen es?", fragte sie geschockt," du kannst doch überhaupt nicht reiten?"
Ich schmunzelte und antwortete nicht. Stattdessen kletterte ich über den Zaun und griff nach dem Halfter, das am Zaun hing. Dann schlich ich zu dem Pferd, das mittlerweile aufgehört hatte zu fressen und mich gespannt beobachtete. Ich redete im Flüsterton mit ihm, wobei ich mir ziemlich bescheuert vorkam. Doch es funktionierte, denn es liess sich von mir das Halfter anlegen und zu Milena führen. Ich war sehr stolz auf mich und auch Milena schien überrascht zu sein. Aber ihre Bewunderung hielt nicht lange. Sie nahm mir den Strick aus der Hand und kletterte flink auf den Rücken des Pferdes. Das Pferd stand seelenruhig da und lies alles über sich ergehen. Nun war ich an der Reihe. Ich hatte wesentlich mehr Mühe auf den Rücken des Pferdes zu kommen. Mit Hilfe des Zaunes sass ich dann, nach einigen Fehlersuchen, ziemlich verkrampft hinter Milena. Kaum sass ich waagrecht, setzte sich das Pferd auch schon in Bewegung. Instinktiv klammerte ich mich an Milena, um nicht runterzufallen. Um ehrlich zu sein, hatte ich mir das anders vorgestellt. Irgendwie weniger peinlich. Doch mit der Zeit gewöhnte ich mich an den Rhythmus des Pferdes und ich konnte mich ein wenig entspannen.
Nach einer gefühlten Ewigkeit, die aber in Wirklichkeit nur etwa eine halbe Stunde betrug, erreichten wir den Gipfel des Hügels. Milena rutschte vom Pferderücken und ich tat es ihr gleich. Als ich wieder festen Boden unter den Füssen hatte, war ich umso erleichterter. Ich schwor mir, nicht so schnell wieder auf einen Pferderücken zu steigen. Geschickt band Milena den Strick um einen Pfahl und das Pferd begann wieder zu grasen. Wir hatten nun Zeit, uns auf dem Hügel umzusehen.
Der Ausblick von hier oben war einfach fantastisch. Man sah den Hafen, das Dörfchen und die freien Felder. Das Meer erstreckte sich endlos und die Sonne erwachte am Horizont. Der Platz auf diesem Hügel war nicht gross, es gab viele Tannen und einige Obstbäume, einen Bach und eine Ruine. Wenn man dieses Gebilde als Hütte bezeichnete, übertrieb man masslos. Doch so wie es aussah, war diese Ruine bewohnt. Ich sah Milena neben mir an.
"Wollen wir?" fragte ich sie und nahm ihre Hand. Sie nickte und machte den ersten Schritt auf die Überreste dieses Hauses zu. Als wir der Ruine näher kamen, sahen wir eine Gestalt, die am Boden kauerte. Der Mann hatte den Kopf gesenkt und sass mit dem Rücken zu uns. Er hatte uns noch nicht bemerkt, doch Milena schien schon lange zu wissen, wer da vor ihr sass. Sie zitterte und ich drückte ihre Hand.
"Dad?" fragt sie mit bebender Stimme. Der Mann drehte sich langsam um.
"Das kann nicht wahr sein? Schätzchen, bist es du?"
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The Curse of Love || Captain Jack Sparrow FF
FanfictionStell dir vor du bist gerade daran dein Leben auf hoher See irgendwie in den Griff zu bekommen, und plötzlich verirrt sich das Mädchen deiner Träume auf dein Schiff. Genau das passiert dem berühmten Captain Jack Sparrow! Er verliebt sich in eine Fra...