Kapitel 28

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Verträumt sah ich auf meinen leicht gewölbten Bauch. Nun sind wieder zwei Wochen vergangen und ich wunderte mich, warum mein Vater die Veränderung noch nicht bemerkte hatte. Doch er war die meiste Zeit sowieso völlig weggetreten, denn seit mehreren Tag nahm er fast nur noch Alkohol zu sich. Es war grauenhaft mit ansehen zu müssen, wie mein Vater langsam zur wandelnder Leiche wurde. Mittlerweile bereute ich sogar, mich auf die Suche nach ihm gemacht zu haben. Deswegen hatte ich mich dazu entschlossen, mich von ihm zu verabschieden und auf die Suche nach Jack zu machen. Natürlich werde ich meinem Vater das mit dem Kind vorher sagen, so fair war ich nun mal. Ich war gespannt, wie mein Vater reagieren wird. Ich hatte mich innerlich schon auf jede  mögliche Art vorbereitet, wie ich reagieren könnte, wenn er ausrasteten würde. Ich hatte mich wirklich gut vorbereitet und hatte alles gefühlte hundertmal durchdacht und mir mehrere Male überlegt, ob ich das wirklich machen sollte. Doch ich hatte mich dafür entschieden und werde das ganze jetzt auch durchziehen.

Beim Abendessen sass ich neben meinen Vater, der aber nur Löcher in die Luft starrte. Er war wohl wieder mal sturzbesoffen, aber das war mir egal. Ich werde es ihm trotzdem sagen und mich nachher auf den Weg machen. Ich nahm eines der letzten Brötchen und fragte meinen Dad, ob er auch eins wolle. Er schüttelte den Kopf und deutete auf seine Flasche, die war halbvoll mit Alkohol. Ich nickte und bestrich mein Brötchen mit Anke, dabei schwieg ich. Dann wurde mir die Ruhe zu viel und ich begann zu reden:

"Dad, ich muss dir was sagen. Es wird für dich unverständlich sein und du wirst wahrscheinlich sehr enttäuscht von mir sein, aber so kann es nicht mehr weiter gehen. Du kümmerst dich überhaupt nicht um mich, es scheint sogar so, als wäre es dir sch*** egal ob ich hier bin oder nicht. Ist dir eigentlich bewusst wie viel Risiken und Gefahren ich auf mich genommen haben, um dich zu finden? Ich glaube nicht, aber es geht mir auch nicht um das. Ich verstehe nicht was du willst, Vater. Jack ist wegen dir gegangen, du hast deine Tochter gesund und lebendig bei dir und doch schüttest du denn Rum nur so in dich rein. Was ist dein Problem? Was macht dich so unglücklich, dass du das Teufelszeug wie Wasser in dich rein leerst? Sag mir bitte nur einen Grund, nur einen einzigen. Hast du denn nicht einmal bemerkt, dass ich immer dicker werde und aufgehe wie ein Ofenküchlein? Ehrlich gesagt, finde ich das fast peinlich!" Ich wurde immer lauter und hatte ihn fast angeschrien, doch jetzt wurde ich immer leiser. Ich hatte einfach keine Kraft mehr. Doch anstatt das mein Vater antwortete, blickte er mich einfach mit grossen Augen an. In seinem Hirn musste es wohl auch langsam Klick gemacht haben, denn er öffnete einmal leicht seinen Mund, schloss ihn dann sofort wieder. Beim zweiten Versuch, gelang es ihm dann, die Frage zu stellen:

"Du bist doch nicht etwa schwanger? Milena sag mir dass du nicht schwanger bist!" Er ist aufgesprungen und hatte mich an den Schultern gepackt. Ich wollte ihn eigentlich nicht noch mehr provozieren, aber das wollte ich einfach mal sagen:

"Doch Vater ich bin schwanger und zwar von Jack!"

"Das kann doch nicht dein Ernst sein. Du willst mich auf den Arm nehmen, habe ich recht? Du kannst nicht schwanger sein... nicht von diesem Schwein!" Nun merkte man nichts mehr von seiner Betrunkenheit, denn es schien als könnte er wieder Glasklar denken.

"Dad, das reicht verdammt noch mal. Doch ich bin schwanger, wie viele Male soll ich dir das noch sagen? Der Vater vom Kind ist Jack und das musst du akzeptieren, denn ich liebe ihn. Ich liebe ihn und mein Kind mehr als ich dich liebe und darum habe ich beschlossen, dass ich mich auf die Suche nach Jack machen werde. Nur schon im vornherein, dagegen kannst du nichts unternehmen. Ich werde so oder so gehen, ob du es willst oder nicht." Nun war es raus und ich musste nur noch auf seine Reaktion warten, doch die war überhaupt nicht, wie ich erwartet hatte. Ich hatte angenommen, er würde vollkommen ausflippen und um sich schlagen, doch das war überhaupt nicht der Fall. Fast im Gegenteil. Er sass zusammengekauert da und schlang seine Arme um seine angezogenen Beine. Ich trat ein wenig näher und sah wie meinem Vater wahrhaftig eine Träne seine Wange runter lief. Ich war so erstaunt und gerührt, dass ich mich setzen musste. Als schwanger Frau war man so eine Emotionsbombe. In einem Augenblick noch stinkwütend und im Nächsten extrem traurig.

"Dad, alles ok?" fragte ich ein wenig verunsichert, dabei strich ich über seinen Rücken.

"Deine Worte tun weh, vor allem, weil ich dich so lange fast alleine grossgezogen habe. Ich habe alles für dich gegeben und dann warst du plötzlich weg. Und du hast wahrscheinlich keine Ahnung, wie sehr ich dich vermisst habe. Dann wolltest du mich wirklich suchen und du hast mich dann auch gefunden, aber du kamst nicht allein. Der Mörder meiner Frau begleitete dich! Normalerweise hätte ich mich riesig gefreut, wenn du in Begleitung gekommen wärst. Auch gegen deine Schwangerschaft hätte ich nichts einzuwenden gehabt, aber das dieser Begleiter ausgerechnet Jack Sparrow war, schockte mich. Kannst du das verstehen, Prinzessin?" Ich nickte nur, doch er fuhr fort:

"Du hast gesagt, ich soll dir noch einen Grund nennen, warum ich trinke. Das kann ich tun. Meinst du, ich habe nicht längst realisiert, das du Jack liebst? Ich muss ehrlich sagen, es gefällt mir nicht und ich hätte lieber einen anderen Piraten als deinen Partner. Aber ich sehe, wie glücklich er dich macht und wie du strahlst, wenn du ihn siehst. Aber auch er ist wie ausgewechselt. Ich habe ihn noch nie so erlebt, auch wenn ich ihn nicht wirklich gut kenne. Man sieht, wie ihr einander gut tut und das merke sogar ich. Als ich mir dessen bewusst wurde, hatte ich das Gefühl, einen riesen grossen Fehler gemacht zu haben. Und durch diesen Fehler, musste ich zusehen, wie du leidest. Das ist der Grund warum ich mit trinken begonnen habe. Ich kann damit nicht leben, da ich genau weiss, dass ich nichts unternehmen kann, um euch wieder zu vereinen. Das einzige was ich tun kann, ist dich gehen zu lassen. Das werde ich auch tun, Milena. Aber würdest du bitte Jack ganz herzlich von mir grüssen? Bitte sage ihm, dass ich nicht mehr wütend auf ihn bin und das es mir unendlich leid tut. Er soll aber gut auf dich und das Kind aufpassen und wenn er irgendwann etwas braucht, soll er zu mir kommen. Kannst du das für mich tun, Kind?" Ich nickte erneut, da ich einfach kein Wort raus brachte. Nun waren es meine Tränen, die wie Wasserfälle meine Wangen runter rollten. Das war mein Vater, wie ich ihn kannte. So machte er es mir verdammt schwer zu gehen. Aber ich werde es tun, vor allem da wir jetzt alles geklärt haben und er mir sogar die Erlaubnis gegeben hatte.

"Ja das werde ich tun Dad. Entschuldige für alles, was ich dir an den Kopf geworden habe. Ich habe nur meinen normaler Dad vermisst. Der supertolle Vater, der du immer warst. Danke für alles Dad. Aber bitte mach mir auch einen Gefallen: hör auf zu trinken und ernähre dich gesund. Gehe mal runter zu den Dorfbewohner, die sind richtig nett und machen sich Sorgen um dich. Dir würde es bei denen gut gefallen. Wenn du eine Ermutigung brauchst, denke an das Kind. Du wirst bald Grossvater! So, ich muss jetzt aber gehen, es wird schon bald dunkel und ich will noch vor dem eindunkeln auf dem Schiff sein."

"Das werde ich tun mein Kleines. Aber welches Schiff meinst du? Und wie willst du überhaupt Jack suchen?" fragte er mich ein wenig verwirrt.

"Ich habe da schon einen ziemlich guten Plan. Aber lass dass meine Sorge sein" Ich hielt im den Kompass von Jack unter die Nasen und er schien es begriffen zu haben. Jetzt kam die Verabschiedung. Ach wie ich Abschied nehmen hasse.

Ich rappelte mich auf und auch er stand auf. Ich umarmte ihn einmal lang und er hielt mich fest. Es schien fast so, als wollte er mich nicht mehr loslassen. Doch nach einer Zeit lösten wir uns von einander und ich wünschte ihm alles Gute, das er auf sich aufpassen soll und bat ihn noch einmal, dass er runter ins Dorf gehen soll. Da umarmten wir uns noch ein letztes Mal, bevor ich mich umdrehte und einige Schritte in Richtung Dorf machte.

"Milena?" Ich drehte mich um.

"Ja, Vater?"

"Kommst du mich mal mit dem Kind und Jack besuchen?"

"Auf jeden Fall." Ich lächelte in mich hinein und machte mich endgültig auf den Weg zum Hafen.

 






The Curse of Love || Captain Jack Sparrow FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt