12. Kapitel

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Nachdem Lasse mich zuhause abgesetzt hatte und mit dem Auto um die nächste Kurve verschwunden war, lief ich auf die Wohnung zu, in der ich noch mit meinen Eltern und meiner jüngeren Schwester wohnte

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Nachdem Lasse mich zuhause abgesetzt hatte und mit dem Auto um die nächste Kurve verschwunden war, lief ich auf die Wohnung zu, in der ich noch mit meinen Eltern und meiner jüngeren Schwester wohnte.

Vor zwei Monaten hatten meine Freunde und ich unser Abitur gemacht und es würde noch weitere Monate dauern, bis bei uns allen ein neuer Abschnitt begann. Solange genossen wir gerade alle unsere freie Zeit.

Janus und Rick studierten danach an der selben Universität hier in Köln Jura und Medizin. Ich hatte mich für eine Ausbildung zum Physiotherapeuten nicht weit von hier beworben, aber Lasse wusste noch nicht, wie es weitergehen sollte.

Muriel, seine Freundin seit bald zwei Jahren, war wegen des Studiums weggezogen und sie telefonierten oft, auch um zu planen, wie es weiterging. Ich mochte Muriel als Person. Ich wusste, dass sie Lasse unglaublich liebte und dass sie gut zu ihm war.

Aber die Eifersucht war so groß, dass ich mir wünschte, dass Muriel verschwand und nie wiederkam. Sie sollte einfach aus Lasses Leben verschwinden. Sie sollte gehen und mir Lasse zurückgeben.

Als ich die Haustür leise hinter mir zuzog, war das Haus totenstill und ich gab mir Mühe ganz leise nach oben in mein Zimmer zu gehen, um ja keine Person zu wecken. Lasses Reaktion auf die Briefe hin, hatte mich noch mehr angestachelt, wirklich diese kleine Schachtel zu finden. Und wir hatten es geschafft. Lasses Brief an mich war tatsächlich in meiner Jackentasche.

Ich zog mich bis auf die Boxershorts aus und kuschelte mich in mein Bett, ehe ich den Brief aus der Plastiktüte nahm und auf meinen Namen darauf schaute. Sogar mein von ihm geschriebener Name ließ meinen Bauch erhitzen. Ich mochte, wie er meinen Namen schrieb. Eigentlich mochte ich alles, was er tat.

Bei dem Blick seiner unordentlichen Schrift grinste ich, bevor ich anfing zu lesen.

An meinen besten Freund: Ruben Kaito Kobayashi

Ich finde es komisch dir zu schreiben, während du mir gerade gegenübersitzt und das gleiche tust. Vor allem, weil du mir dabei immer wieder kurze Blicke zuwirfst. Ich habe irgendwie das Gefühl, dass du schlechte Witze auf meine Kosten aufschreibst und mich deshalb so ansiehst.

Ich weiß außerdem nicht wirklich, was ich dir schreiben soll.

Deshalb fange ich jetzt einfach damit an, dir zu schreiben, dass ich froh bin, dass du mein bester Freund bist. Ich mag Janus und Rick. Und ich mag Smilla. Und dann mag ich noch dich. Ich glaube, solange ich euch vier in meinem Leben habe, bin ich glücklich. Mehr Leute als euch brauche ich überhaupt nicht an meiner Seite.

Es fällt mir schwer solche Dinge laut auszusprechen. Ich bin besser darin, dich als Wichser und Idiot zu beleidigen, als dir zu sagen, wie wichtig du mir bist. Aber ich kann es dir aufschreiben.

Ich kann dir schreiben, wie viel du mir bedeutest. Du bedeutest mir alles. Du bist der wichtigste Mensch in meinem Leben. Du hast alle vierundsechzig meiner selbstgemalten Comics gelesen, obwohl sie wirklich schlecht waren. Du hast angefangen mit mir Basketball zu spielen, weil ich mich allein nicht getraut hatte anzufangen.

Und im letzten Jahr haben wir uns nur an fünf der dreihundertfünfundsechzig Tage nicht gesehen. Ich habe einen Kalender, in dem ich Kreuze mache, wenn der Tag schlecht war. Stell dir vor, im letzten Jahr waren es fünf.

Falls du nicht schlau genug bist, um den Zusammenhang selbst zu verstehen: Die schlechten Tage waren die fünf, an denen wir uns nicht gesehen haben. Jeder Tag mit dir ist großartig.

Kurz legte ich den Brief beiseite und mein Mund war seltsam trocken. Lasse war in Wahrheit wirklich sehr viel besser darin mir zu sagen, dass ich ein Wichser war und mir andere liebevolle Beleidigungen an den Kopf zu werfen.

Diese Worte zu lesen, ließen mein Herz schneller schlagen und meine Handflächen waren feucht und eine Minute lang konzentrierte ich mich einfach nur auf meine Atmung. Darauf regelmäßig weiter zu atmen. Der Brief war noch nicht vorbei. Es kam noch ein gutes Stück.

Und er war jetzt schon unglaublich. Ich war mir sicher, dass es von nun an keinen Tag geben würde, an dem ich diesen Brief nicht lesen würde.

Schließlich trank ich die Flasche, die neben meinem Bett stand, ganz aus und rollte mich auf den Bauch, um weiterzulesen.

Außer der Tag, an dem du aus Versehen meinen Goldfisch mit Strom ermordet hast. Ich habe ihn wirklich lange vermisst. Aber du hast mir von deinem Taschengeld einen neuen gekauft. Und dich entschuldigt. Also auch egal. Das ist jetzt nicht mehr wichtig.

Ich hoffe irgendwie, dass wir diese Briefe nie holen, weil es eine schöne Vorstellung ist, dass die Worte vielleicht länger auf der Erde sind als wir. Obwohl ich unsicher bin, ob Papier so lange hält. Auf jeden Fall gefällt mir die Vorstellung, dass meine Gefühle für dich noch länger bestehen als wir selbst.

Ruben du hast mich vor ein paar Monaten geküsst und seitdem denke ich da viel zu oft dran.

Weil es bei unserem Platz am See gewesen ist und unser erster Kuss. Und weil du es warst. Ich weiß nicht wie du es fandest, weil wir danach nie wieder darüber gesprochen haben, aber für mich war es unglaublich.

Obwohl wir nicht wussten, was wir tun mussten und ich mir sicher bin, dass wir das noch besser hinbekommen würden. Obwohl deine Lippen eigentlich nur an meinen gelegen haben. Es hat gereicht, um jeden Tag daran zu denken.

Ich träume sogar manchmal von dir und das ist der wirklich beängstigende Teil, weil es bedeutet, dass du selbst in meinem Unterbewusstsein der Mittelpunkt meines Lebens bist.

Ich vermisse dich jeden Morgen, jeden Abend und auch dann, wenn du eigentlich gar nicht weg bist. Solange, bis du mich aus deinen dunklen Augen ansiehst und dann habe ich das Gefühl, ich kann wieder atmen.

Danke, dass du mein bester Freund bist.

Lasse.

Lasse und Ruben - boy×boy - bestfriendstoloversWo Geschichten leben. Entdecke jetzt