51. Kapitel

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Ich schaute hoch in Rubens schwarze Augen und fragte mich, wieso ich ihm überhaupt hinterhergelaufen war

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Ich schaute hoch in Rubens schwarze Augen und fragte mich, wieso ich ihm überhaupt hinterhergelaufen war. Als würde ich mich nicht sowieso schon schlecht fühlen, weil ich Muriel betrogen hatte. Und anstatt Ruben daraufhin zu meiden, lief ich ihm hinterher und zerrte ihn in eine dunkle Ecke.

Er sah wütend aus, frustriert. Ich kannte diesen Gesichtsausdruck von ihm. Ich kannte ganz einfach ihn. Ich kannte den ruhigen Ruben, den fröhlichen und unbeschwerten Ruben. Den wütenden Ruben. Ich konnte gar nicht mitzählen, wie oft ich ihn schon beruhigt hatte, weil er viel zu schnell wütend wurde.

Weil ich wusste, dass er es hasste, sich so zu fühlen. Und oft bereute er danach, was er gesagt hatte. Und auch, wenn ich mir immer Mühe gab, ihn wieder runterzubringen, musste ich zugeben, dass Ruben verdammt heiß aussah, wenn er wütend war.

Mein bester Freund war einen Meter und neunzig groß und wenn er wütend war, verschränkte er die Arme so vor der Brust, wie er es auch jetzt tat und man konnte seine Armmuskeln besonders gut sehen.

Gott, es machte mich verrückt. Seine Haut zusammen mit der schwarzen Tinte, dem engen schwarzen T-Shirt, der blassen Haut. Ich wollte mit meinen Lippen die schwarze Farbe nachfahren und mit den Zähnen neue Makierungen schaffen.

>> Du wolltest reden. Also rede <<, fuhr er mich an und half mir dabei, mich wieder auf unser Gespräch zu konzentrieren.

Ich verzog das Gesicht, weil ich es hasste, wie es aktuell zwischen uns war. Ruben war der wichtigste Mensch in meinem Leben. Das war er immer schon gewesen. Aber das musste enden. Diese kranke Besessenheit mit ihm. Weil ich nicht so weitermachen konnte.

Ich konnte nicht weiter meinem besten heterosexuellen Freund nachtrauern, der in mir nur einen Freund sah. Meinem heterosexuellen Freund, der mich geküsst hatte. Der mit seinen Lippen meinen ganzen Körper markiert hatte. Er hatte mir einen geblasen, als hätte er sich das schon unzählige Male vorgestellt. Und er hatte mit mir geschlafen. So sanft und vorsichtig und gefühlvoll, dass ich heulen wollte.

Heulen und es wiederholen.

Ich hatte in diesem Augenblick wirklich Kopfschmerzen und ich fühlte mich schrecklich. Meine Geburtstagsparty war nun ziemlich genau achtundvierzig Stunden her und ich hatte in der Zeit meine jetzt Ex-Freundin mit meinem besten Freund betrogen, hatte endlich mit der bescheuerten Liebe meines traurigen Lebens geschlafen, mich von meiner Freundin getrennt und war dann mit meinen Freunden ausgegangen, als wäre nie etwas passiert.

Nur, um jetzt um fünf Uhr morgens zwischen Versorgungshäusern des Krankenhauses vor Ruben zu stehen, während die Ärzte Rick das Messer aus der Seite entfernten. Überfordert war gar kein Ausdruck mehr für das, was ich fühlte.

>> Ich wollte mit dir reden, weil du heulend aus dem Wartezimmer geflohen bist. Was ist dein Problem? <<, fragte ich genauso wütend zurück, weil ich selbst keine Ahnung hatte, was ich Ruben überhaupt sagen wollte.

Ich liebe dich seit ich denken kann und habe deinetwegen mit meiner Freundin Schluss gemacht. Fühlst du vielleicht das gleiche wie ich?, wäre vermutlich eher unangebracht.

>> Ich habe nicht geheult. Ich hatte einfach nur keine Lust mehr auf deine Gesellschaft. Danke also fürs Hinterherlaufen, aber du bist wirklich der letzte Mensch, den ich gerade sehen möchte Lasse. <<

Ich fragte mich, wie es passieren konnte, dass wir beide jetzt so miteinander sprachen. Wir, die seit der ersten Klasse jeden Tag nebeneinander gesessen hatten. Die jedes Hobbie gemeinsam ausprobiert hatten. Die früher geweint hatten, sobald einer sauer auf den anderen war. Und es wie es aussah selbst jetzt noch taten.

Was war bitte passiert? Wie war es möglich, dass er mir jetzt so einfach sagen konnte, dass ich der letzte Mensch war, den er sehen wollte?

>> Schon lustig. Der Mund, mit dem du mir das jetzt gerade sagst, war nämlich vor zwei Tagen noch um meinen Schwanz. << Ich merkte, dass ich ihm damit wehtat. Aber ich war auch so verletzt. Stumm und aus großen Augen sah Ruben mich an. Ich wollte seinen dummen Mund küssen. >> Und du hast mir gesagt wie gut ich mich anfühle und wie- <<

>> Hör auf <<, unterbrach er mich mit einem Keuchen und sah mich an, als würde er mich gar nicht kennen.

>> Anstatt meinen Geburtstag mit meinen Freunden zu feiern, wie es geplant war, betrüge ich meine Freundin mit meinem heterosexuellen besten Freund. <<

Rubens Finger zitterten, als er seine Hände auf seinen Bauch presste. Sein Mund war geöffnet und die Wangen vor Scharm gerötet. Er sah so aus, wie ich mich mit achtzehn gefühlt hatte, nachdem er mich zurückgewiesen hatte. Aber ich fühlte keine Genugtuung, wie ich gedacht hatte. Stattdessen hatte ich den Drang ihn fest in die Arme zu nehmen, bis er wieder lächelte.

>> Aber sag, war es die Neugier wie sich ein anderer Mann anfühlt wert unsere Freundschaft zu riskieren? War es wenigstens gut? <<

>> Fick dich Lasse. << Ruben machte einen Schritt von mir weg und ich wollte ihm folgen, blieb aber stehen. Sah gelassen in seine dunklen Augen. Innerlich drehte ich durch. Ich wollte ihn nicht verletzten. Wollte ich wirklich nicht. Aber ich wollte wissen, was er wirklich gerade dachte. Dass er aussprach, was er fühlte. Weil mich diese Unsicherheit umbrachte.

Und das würde er nur tun, wenn ich ihn dazu drängte. Er sollte mir wieder sagen, dass es nichts bedeutete, damit ich aufhören konnte, mir diese dämliche Hoffnung zu machen. Damit ich jetzt endlich, endlich damit abschließen konnte. Mit uns.

>> Fick dich. Ganz ehrlich, Lasse. Fick dich und lass mich einfach in Ruhe. Fick dich, weil du ganz genau weißt, dass ich unsere Freundschaft niemals einfach so riskieren würde. Du bist der wichtigste Mensch in meinem Leben und ich würde das, was wir haben, niemals einfach so wegwerfen für irgendeine scheiß sexuelle Fantasie. Also fick dich. Und denk mal ganz scharf darüber nach, was das dann wohl bedeutet, du Arschloch. <<

Und damit drehte er sich einfach um, um mich stehen zu lassen. Und ich verstand es nicht. Ich dachte über seine Worte nach. Versuchte sie zu verarbeiten. Und Ruben ging weiter. Ich war der wichtigste Mensch in seinem Leben. Und er ging weg von mir. Ich schaute runter auf meine Hände, blinzelte.

Er würde niemals unsere Freundschaft riskieren, nur für sexuelle Erfahrungen.

Ruben verschwand um die nächste Hausecke und ich starrte auf die Stelle. Stand still da, während mein Herz kräftig in meiner Brust schlug und jede Faser meines Körpers nach Ruben schrie. Er würde das niemals einfach so riskieren. Würde er nicht tun. Ich sollte darüber nachdenken, was das bedeutete.

Und dann machte es klick und meine Beine fühlten sich weich an und mir war übel und ich hatte Angst und meine Finger zitterten so stark, dass sie vor meinen Augen verschwammen. Bitte lass mich nicht falsch liegen. Bitte, bitte nicht.

Ich wusste nicht, ob ich noch atmete, ob mein Körper noch so funktionierte, wie er sollte. In diesem Moment fühlte sich alles so surreal an.

Und wissend, dass ich eine weitere Zurückweisung seinerseits wirklich nicht überleben würde, lief ich Ruben mit zittrigen Beinen nach.

Lasse und Ruben - boy×boy - bestfriendstoloversWo Geschichten leben. Entdecke jetzt